Krönchen mit blutroten Diamanten. Die kleinen Eiskristallprinzessinnen und Eiskristallprinzen staunten nicht schlecht. Sie sperrten die Münder auf, riefen »aaah« und »oooh.«
Und dann erschien der Himmelengelkinderchor. 1001 kleine, blond gelockte Engelchen standen plötzlich um das Christkind herum. Sie alle trugen weiße Kleidchen mit goldenen Sternen darauf, weiße Stiefelchen, schneeweiße Mützchen und schneeweiße Schals. Sie hielten Harfen in den Händen und sangen
‚Großer Gott, wir loben Dich.’
Und die kleinen Eiskristallprinzessinnen und Eiskristallprinzen rissen die Augen noch mehr auf, sagten wiederum nur »aaah« und »oooh.«
David stimmte das Lied ‚Stille Nacht, Heilige Nacht’ an. Erst stimmte das Christkind in den Gesang mit ein, dann der Himmelengelkinderchor, dann die kleinen Eiskristallprinzessinnen und kleinen Eiskristallprinzen und, zum Schluss, Gloria. Sie sangen voller Freude und Inbrunst »Stille Nacht, Heilige Nacht. Hirten erst kund gemacht durch der Engel Halleluja, tönt es laut von fern und nah. Christ der Retter ist da! Christ der Retter ist da!«
Es war ein Jubeln und ein Jauchzen in den Weihnachtswunschräumen, wie man es sich nicht vorstellen kann. Und David sang das schönste aller Weihnachtslieder in 142 Sprachen. Er sang es auf: englisch, französisch, spanisch, italienisch, japanisch, arabisch, chinesisch …
Glorias Augen funkelten, sie lachte, raffte den Rock und rannte zu den Gewächshäusern. Sie stieß die Glastür des Blumenzuchthauses für Eiswunderschneeglöckchen auf, lief die Reihe mit den Stecklingen entlang. Sie wusste genau, wo die Vase mit den Blumen des Zauberers aus Deutschland stand. Ihr Herz klopfte wild, als sie Davids Eiswunderschneeglöckchen betrachtete. Sie hatten unzählige Wurzeln gebildet, starke, gesunde Wurzeln.
Gloria lachte wiederum laut auf vor Freude und Glück. Dann lief sie so schnell sie konnte zum weihnachtlich geschmückten See. Sie streckte die Hände zum Himmel hoch und rief: »Er ist der Richtige, Papa!« Und kurze Zeit später erklang das zarte Spiel einer Harfe. Der Vater winkte der Tochter von der Wolke aus zu. Und Gloria winkte freudig zurück.
Gloria wurde an ihrem 18. Geburtstag nicht nur zur Königin gekrönt, sie wurde auch Ehefrau. Ihre Königliche Hoheit, Königin Alina vom Eiskristallwunderland, übergab das hohe Amt ihrer Tochter. Sie nahm die feierlichen Zeremonien der Krönung und Trauung höchstpersönlich vor. Es war das rauschendste Fest, das man je im Eiskristallwunderland gefeiert hatte. Und die Menschen von dort erzählen bis zum heutigen Tage davon. Die Kronprinzessin trug bei der Amtseinführung ein elegantes mondscheingelbes Abendkleid, die gleichfarbenen Schuhe dazu. Sternengelbe Diamantenohrringe waren der einzige Schmuck, den sie trug. Nach der Amtseinführung zog sie sich rasch für die Trauung um.
Ihre Königliche Hoheit, Königin Gloria vom Eiskristallwunderland, war allerliebst anzusehen. Sie trug ein atemberaubendes schulterfreies Kleid. Der schneeweiße Stoff war mit Pailletten in Eiskristallform bestickt, ebenso die Schuhe, das Handtäschchen und das Cape. In der rotgoldblonden Haarpracht steckte das Sternendiadem, das ihr Vater der Mutter zur Hochzeit geschenkt hatte. Um den Hals schmiegte sich das Hochzeitsgeschenk ihres Gemahls, Prinz David. Das Geschmeide war aus tausendundeinem Diamanten in der Form von Eiswunderschneeglöckchen angefertigt worden. Ein hauchzarter Schleier bedeckte das liebliche Gesicht. Die überglückliche Königin hielt einen Strauß mit Eiswunderschneeglöckchen in den Händen. Die Eiswunderschneeglöckchen des Brautstraußes waren weißer und kräftiger als die Eiswunderschneeglöckchen, die rund um Sternstaubglitzerhausen wuchsen. Es waren die Blumen von David, die Wurzeln gezogen hatten. Glorias Augen funkelten, ihr Mund lachte. Und Prinz David konnte sich an seiner bezaubernden Braut nicht sattsehen. Er schob den Schleier vom Gesicht seiner Braut und küsste sie.
Prinz David trug eine Jacke aus dreierlei Stoff. Die hochgeschlagenen Ärmel waren mit schwarzem Samt verziert. Er trug eine königsblaue Hose und ein mondscheinfarbenes Hemd. Um den Hals hatte er eine weiße Schleife gebunden. Weiß waren auch sein Einstecktuch, seine Schuhe und Handschuhe. Er trug einen mondscheinfarbenen Orden mit Glitzersternen quer über der Brust, den Hausorden der königlichen Familie vom Eiskristallwunderland.
Tausende von Menschen säumten den Weg in Sternstaubglitzerhausen, als die schneeweiße Kutsche, gezogen von acht Schneeschimmeln, den Weg zur Kirche einschlug. Kinder und Erwachsene schwenkten unter Hurra Rufen gelbweiße Fähnchen. Auch die Kutsche war mit Blumen in der Landesfarbe mondscheingelbweiß geschmückt. Viele kleine Eiskristallprinzessinnennichten und Eiskristallprinzenneffen streuten Blumen aus goldenen Körbchen, als das Brautpaar den Weg in die Kirche schritt. Die Prinzessinnen hatten bodenlange weiße Kleidchen an, weißgelbe Blütenkränze schmückten die gelockten Haare. Die Prinzen trugen dreiviertellange weiße Hosen, weiße Hemden mit Rüschen, weiße Strümpfe, schwarze Schnallenschuhe und Mondscheingelbe Anzugsjacken.
Und als der Brautzug das Kirchenportal erreichte, tat sich der Himmel auf und ein liebliches Harfenspiel erklang. Es war so lieblich, so leicht, so zart wie nie zuvor. So, dass selbst der Wind die Luft anhielt, kein einziger Laut war mehr zu hören, alles lauschte, selbst die Schneeflocken hielten im Tanz inne. Der Vater winkte der Tochter von der Wolke aus zu. Und Gloria winkte freudig zurück. Da zauberte Prinz David kurzerhand seine Gitarre her und fing zu singen an: »Lass’ uns Kinder sein all die Tage. So froh und frei ohne Klage. All die Träume bündeln sich in einem Satz: Ich liebe dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich!«
David sang das Liebeslied in 142 Sprachen: in englischer Sprache, in französischer, spanischer, italienischer, japanischer, arabischer, chinesischer, russischer, schwedischer, kroatischer usw.
Ein Jubeln und Jauchzen ging durch die Menge. Glorias Augen funkelten, sie lachte, als sie an der Hand ihres Herzenskönigs zur Trauung schritt. Und das Lachen der jungen Königin und Ehefrau klang heller noch als die Kirchenglocken.
Und die Geschichte der Eltern wiederholte sich. Das Leben wiederholt sich immer. Es ist Weihnachtszeit im Eiskristallwunderschloss Nummer eins, im Eiskristallwunderland, im Stadtteil Sternstaubglitzerhausen. David und Gloria stehen vor der Wiege ihres ersten Kindes. Die kleine Eiskristallprinzessin ist zartgliedrig wie eine Puppe, hat eine Haut wie Samt und Seide und ebensolche Haare. Die Locken fallen wie Wasserwellen bis auf ihre Schultern herab und rotgoldene Lockenkringel umrahmen das liebliche Gesicht mit der kleinen Stupsnase und den übergroßen blauen Augen. Das Mädchen hat lustige Sommersprossen auf der Nase, obwohl sie noch nie die Sonne gesehen hat. Die kleine Eiskristallprinzessin trägt den Namen Tirza. Tirza, die Schöne, das Wunschkind, ist das erste Kind des Königspaares. Die kleine Familie wohnt im Eiskristallwunderschloss Nummer eins im Eiskristallwunderland, im Stadtteil Sternstaubglitzerhausen. Und die Weihnachtszeit ist die schönste Zeit im Eiskristallwunderland. Da laufen die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren. Es riecht nach Lebkuchen, Glühwein, Zimt, Nelken, Piment, Anis, Mandarinen, Bratäpfeln, Vanille, Tannenzweigen …
Zauberer reisen an. In Hubschraubern. Auf fliegenden Teppichen, auf Reismatten, in unbekannten Flugobjekten. Und zum Fest der Feste werden Verwandte, Freunde und Bekannte aus allen Ländern der Welt anreisen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. In Sternstaubglitzerhausen ist das Glück zuhause.
Kerzenschein und Plätzchenduft, Weihnachtsfreude liegt in der Luft.
Die Zwillingsgespensterkinder Minkie und Pinkie
Es war einmal ein bezauberndes, schönes, junges Gespensterehepaar, das wünschte sich von Herzen ein Kind ...
Minka und Jakob Geist wohnten in einem kleinen Holzhaus inmitten eines wunderbaren Mischwaldes. Die Luft war klar und rein und es wuchsen dort viele kräftige, gesunde Ahorn-, Birken-, Buchen-, Erlen-, Linden-, Tannen-, Eiben-, Eichen-, Kiefern-, Lindenund Kastanienbäume. Und von jedem der Bäume wurde mindestens ein Ast zum Bau des Hauses verwendet. Der Rest wurde aus dem Holz der 1001-jährigen Eiche gezimmert, der Königin der Bäume. Das würde Glück bringen, meinte der Bauherr, der gleichzeitig auch der Architekt und Baumeister des kleinen Holzhauses war. Und Jakob Geist sollte recht bekommen.
Der Wald war umgeben von Streuobstwiesen, Feldern und Weinbergen und es gab sogar einen See. Um den See herum standen 22 uralte Pappeln, die waren mindestens 303 Meter hoch, vielleicht sogar noch höher. Sie wiegten sich des Abends