Gisela Sachs

Hans im Glück


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die es sich mit ein paar Modezeitschriften in einer orangefarbenen Liege bequem gemacht hat. Felix rekelt sich auf ihrem Bauch.

      »Regelmäßig einmal im Monat.«

      »Nee?«

      »Doch!«

      »Bei ihnen gibt es noch viel zu tun, wir müssen einen Folgetermin ausmachen«, sagt die junge Kosmetikerin zu mir. Ich schäme mich.

      »Mein Geschenk für dich«, sagt Ulla. »Hansimglücknimmerwiederkommgeschenk«, nennt sie es.

      »Hier wirst du Power Aerobic machen. Bleib im Auto sitzen, ich checke das ab, du siehst noch aus wie ein geklopfter Stallhase.«

      Abends muss ich dann Klamotten vorführen, kombinieren, mich mit Accessoires behängen, Schminktechniken ausprobieren und mich immer wieder vor Ulla im Catwalk drehen. Laufen.

      Wenden. Laufen.

      Wir trinken Rotwein bei der Modenschau. Viel!

      »Du hast seit langer Zeit zum ersten Mal wieder gelacht«, sagt Ulla am nächsten Morgen beim Frühstück.

      »Mensch, Ulla. Er hat viele Marotten, pinkelt auch im Stehen, aber ich liebe ihn doch so«.

      Und weine.

      »Ich möchte wieder nach Hause«, mache ich meiner Freundin klar.

      »Das bin doch gar nicht ich, mit den eingefärbten Haaren, ausgeflippten Klamotten und dem ganzen unnützen Zeug. Auf Power-Aerobic stehe ich nicht und zu den feinen Damen in diesem Promiclub passe ich nicht.«

      Ich muss nachdenken. Mein erregter Geist braucht Konzentration, die finde ich am besten daheim. Ich bestelle ein Taxi.

      »Hoffentlich ist die Mieze autorein«, sagt der Taxifahrer.

      »Keine Sorge, Felix ist Langstrecken getestet«, erwidere ich. Im Rückspiegel sehe ich, wie der Wind den Vorhang an Ullas Wohnzimmerfenster aufbläht und dieser die Form eines Heißluftballons annimmt.

      Zuhause begrüßt mich stickige Luft und ich reiße alle Fenster des Hauses weit auf. Ich brauche Sauerstoff für mein Gehirn.

      Felix schaut irritiert in seinen stinkenden Katzenkorb und miaut zum Gotterbarmen. Der Anrufbeantworter blinkt, der Briefkasten ist mit Werbung übergequollen, der Kühlschrank gähnend leer, der Wäschekorb übervoll, Spinnen haben sich kunstvolle Schlösser gebaut. Ich habe schon lange nicht mehr geputzt, nicht mehr eingekauft und meine Zeit mit Grübeln verbracht.

      Ich packe das nicht. Ich will meinen normalen Alltag wieder haben. Ich will meinen Mann zurück!

      Morgen werde ich das Haus in Ordnung bringen. Morgen werde ich den Kühlschrank auffüllen.

      Morgen werde ich den Wäscheberg in Ordnung bringen.

      Morgen werde ich zum Recyclinghof fahren, Grünglas, Braunglas, Weißglas, Kartonage, Papier, Biomüll und Altmetall entsorgen. Ich lege eine Platte auf.

      »Yesterday«, singen die Beatles mit samtweicher Stimme, und ich heule zusammen mit meinem Kater zum Gotterbarmen.

      »Yesterday, all my trouble seemed so far away. Now it looks as though they are here to stay, oh I believe in yesterday …«

      Ein letzter Blick aus dem Fenster vor dem Zubettgehen. Der Mond so rund wie ein Apfel, zwei Sterne, einer für dich und einer für mich. Ich sehe die Waage, den Bären, nein keinen Fisch, keinen großen und keinen kleinen, ich sehe dich und ich sehe mich. Was ist nur passiert?

      Schlaflos die Nacht, wie so oft in letzter Zeit. Ich stelle mir vor, was du gerade machst.

      Schläfst du schon? Wahrscheinlich nicht! Liegt sie neben dir? Wahrscheinlich schon!

      Was habt ihr zu Abend gegessen? Sie versorgt dich doch gut, oder?

      Felix, unser Kater, liegt wie so oft zu meinen Füßen.

      Vermisst du ihn nicht?«

      Ich habe mir neue Klamotten gekauft. Sie werden dir nicht gefallen, sie gefallen mir auch nicht.

      Ich habe eine neue Frisur. Sie wird dir nicht gefallen, sie gefällt mir auch nicht.

      Es wird dich nicht interessieren, aber ich vermisse dich. Ich vermisse dich so sehr!

      Yesterday …

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