Als sich im 5. Jahrhundert v. Chr. ein Bund um das Heiligtum der Diana von Aricia (das moderne Ariccia) ausbildete, war Rom kein Mitglied. In dem um 460 v. Chr. geschlossenen Foedus Cassianum war Rom zeitweise beteiligt, und zu anderen Zeiten (so zwischen 386 und 358 v. Chr.) gehörte die Stadt nicht dazu. Ab 338 v. Chr. dominierte Rom die Politik der latinischen Städte. Es sollte noch lange dauern, und zwar bis zum Jahre 89 v. Chr., bis den latinischen Nicht-Römern das römische Bürgerrecht zuerkannt wurde.
Diese Gruppierung – auch als sabellische Gruppe der italischen Sprachen benannt – umfasst zwei Verbreitungsgebiete, einmal das Umbrische und verwandte Sprachen im nördlichen Mittelitalien und zum anderen das Oskische in Süditalien. Bislang ist umstritten, ob auch das Sikulische (verbreitet im Südosten Siziliens) eine Sprache des italischen Zweigs ist. Außer dem Umbrischen und Oskischen gehören zur sabellischen Gruppe die folgenden Sprachkulturen: Äquisch, Marrukinisch, Marsisch, Pälignisch, Prä-Samnitisch, Sabinisch, Nord-Picenisch, Süd-Picenisch, Vestinisch und Volskisch.
Indoeuropäische Außenlieger in Italien (Nicht-Italiker)
Das Mosaik der vorrömischen Sprachkulturen in Italien setzt sich zwar in der Hauptsache aus solchen des italischen Zweigs des Indoeuropäischen zusammen, aber in Randgebieten waren darüber hinaus auch andere indoeuropäische Regionalkulturen und Sprachen verbreitet, die nicht näher mit dem italischen Zweig verwandt sind.
Namengeber für die Region Venetien (ital. Veneto) im Nordosten Italiens sind die Veneter (griech. Evetoi, latein. Veneti). Das Verbreitungsgebiet dieser vorrömischen Population reichte bis ins Podelta und erstreckte sich im Inland bis in die Region von Padua. Die venetische Regionalkultur nimmt ihr typisches Gepräge im Laufe des 9. Jahrhunderts v. Chr. an, u. zw. im Milieu der früheisenzeitlichen Villanova-Kultur. Hauptorte der venetischen Stadtkultur, deren Namen in ihrer römischen Form bekannt sind, waren Ateste (Este) – von dort stammen auch die meisten der venetischen Inschriften (s. Kap. 3) –, Bellunum (Belluno), Tarvisium (Treviso) und Patavium (Padua).
Einfluss auf die Veneter nahmen die Etrusker und auch keltische Völkerschaften wie die Gallier in Norditalien. Im ausgehenden 3. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Römer die politische Kontrolle im Gebiet der Veneter. Als den Venetern im Jahre 89 v. Chr. das römische Bürgerrecht zugesprochen wurde, hatten viele bereits römische Lebensweisen angenommen und bevorzugten das Lateinische.
Die venetische Sprachkultur zeigt indoeuropäisches Gepräge (Marchesini 2009: 60 ff.). Mit dem Venetischen entfernt verwandt sind das Illyrische in der Balkanregion und das Messapische in Süditalien (s. u.).
Kulturelle und sprachliche Eigenheiten der Messapier bildeten sich im Verlauf des 9. Jahrhunderts v. Chr. aus, nachdem illyrische Kolonisten aus der westlichen Balkanregion die Adria überquerten und sich in der historischen Landschaft Apulien niederließen. Dies waren die aus antiken Quellen bekannten Iapyges, die sich in mehrere regionale Gruppen ausgliederten: die Messapier (griech. Messapioi, lat. Messapii) im Süden, die Peucetier im mittleren Teil Apuliens und die Daunier im Norden. Zwar entwickelten die drei Stämme im 7. Jahrhundert v. Chr. ein eigenes kulturelles Gepräge, aber sprachlich dominierte die messapische Variante (Carpenter et al. 2014).
Nach der Eroberung von Salento durch die Römer (266 v. Chr.) wurden für die Region mit messapischer Bevölkerung unterschiedliche Namen verwendet, u. zw. Messapia, Iapygia, Calabria und Salentina. Der griechische Geograph Strabon teilte im 1. Jahrhundert v. Chr. die Bevölkerung Apuliens in zwei Gruppen auf: die Salentinoi (Sallentini) im Süden und die Kalabroi (Calabri) im nördlichen Teil. Aufgrund einer Verwaltungsreform unter Kaiser Augustus wurde der Name Regio II Apulia et Calabria verwendet. Die Namenkomponenten (Puglia, Calabria) sind bis heute gebräuchlich.
Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. wurde das Messapische geschrieben, u. zw. in einer Variante des griechischen Alphabets (s. Kap. 3).
Die Regionalkultur der Lepontier gehört zu den ältesten Gruppierungen der Festlandkelten mit Eigengepräge. Ihre formative Periode steht im Zusammenhang mit der eisenzeitlichen Golasecca-Kultur des 7. Jahrhunderts v. Chr. Vermutlich zeitlich vor der Ausgliederung der keltischen Sprachen bildete sich in der lepontischen Kultur ein goidelischer (gälischer) und ein britannischer Zweig aus (Cunliffe 1997: 23).
Kelten aus der Region nördlich der Alpen sind um 400 v. Chr. in einer Migrationswelle nach Norditalien vorgedrungen und haben sich im Tal des Po niedergelassen (Galli cisalpini). Damals existierte die Regionalkultur der sprachlich verwandten Lepontier bereits im Alpenvorland (im Gebiet des Lago Maggiore, des Luganer Sees und des Comer Sees). Der Name dieser Region – Alpi Lepontine (»Lepontiner Alpen«) – erinnert bis heute an die vorrömische Bevölkerung.
Schon früh standen die Lepontier im Kontakt mit den anderen Populationen in Norditalien. Die Kontakte mit den Etruskern, die ihren Einflussbereich militärisch, wirtschaftlich wie auch kulturell über Etrurien hinaus nach Norden erweiterten, waren zunächst konfliktbeladen. Hinweise darauf findet man in einer Grabstele aus Bologna, auf der ein etruskischer Reiter im Kampf mit einem keltischen Krieger abgebildet ist.
Langfristig jedoch waren die Beziehungen zwischen Etruskern und Lepontiern friedlicher Natur und sie betrieben Handel miteinander. Die Schriftlichkeit gelangte zu den Lepontiern über etruskische Vermittlung (s. Kap. 3). Das Lepontische ist als Schriftsprache fast ebenso alt wie das Lateinische. Frühe Inschriften werden ins 6. Jahrhundert v. Chr. datiert.
Die Römer wurden auf die Lepontier im Zusammenhang mit der Ausdehnung des römischen Machtbereichs in das keltische Siedlungsgebiet (im Alpenvorland und in Gallien) aufmerksam. Erste Erwähnung finden die Lepontier in Julius Caesars De bello gallico (IV, 10, 3). Im letzten Jahrhundert vor der Zeitenwende haben sich die Lepontier verstärkt akkulturiert, haben römische Lebensweise angenommen und sich ans Lateinische assimiliert.
Als im ausgehenden 8. Jahrhundert v. Chr. die griechische Kolonisation in Sizilien begann, trafen die Griechen dort auf eine vorgriechische Bevölkerung, die sie Elymoi (Elymer) nannten. Die Elymer siedelten im Nordwesten der Insel. Griechische Historiographen wie Thukydides (5. Jahrhundert v. Chr.) nahmen an, die Elymer seien trojanischer Abstammung, und sie wären als Gefolgsleute von Aeneas nach Westen gezogen, auf der Suche nach neuen Wohnsitzen. Die Griechen in den Kolonien an der Ostküste Siziliens trieben seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. Handel mit den Elymern. In jener Zeit übernahmen die Elymer auch die griechische Schrift zur Schreibung ihrer eigenen Sprache (s. Kap. 3). Das sprachliche Material (Textfragmente auf Keramik und wenige Münzlegenden) ist allerdings so spärlich, dass eine eindeutige Identifizierung des Elymischen als indoeuropäisch nicht gesichert ist. Vielleicht gehört das Elymische zum Kreis der nicht-indoeuropäischen (altmediterranen) Sprachen Italiens.
Schon im Verlauf des 4. Jahrhunderts v. Chr. wurden die Elymer hellenisiert und gaben ihre eigene Sprache zugunsten des Griechischen auf. In einer sekundären Akkulturationsphase