war, passiv oder anders aktiv, in jedem Fall jedoch vor uns verborgen in der Schale der materiellen Natur. Der Geist, der sich hier in einem Körper manifestiert, muss von Anfang an im Ganzen der Materie und in jedem Knoten, jeder Bildung und in jedem Partikel der Materie involviert sein; Leben, Mental und was immer über dem Mental ist, das müssen latente, inaktive oder verhüllt aktive Kräfte in allen materiellen Energieprozessen sein. Die einzige Alternative wäre, die beiden Seiten unseres Wesens durch die scharfe Sankhya-Spaltung auseinanderzutreiben; dies wäre jedoch eine zu starke Trennung von Geist und Natur. Die Natur wäre träge und mechanisch, aber sie würde sich an ihr Werk machen, in Tätigkeit versetzt durch einen auf sie ausgeübten Druck des Geistes. Geist wäre Sein, bewusst und in seiner eigenen Essenz frei von der Naturtätigkeit, würde aber in der Erscheinungsform sein Bewusstsein tatsächlich oder scheinbar verändern als Antwort auf eine Reaktion der Natur. Das eine würde die Bewegungen der aktiven Macht reflektieren, das andere würde ihre Tätigkeiten mit dem Bewusstsein des seines selbst bewussten unsterblichen Seins erleuchten. In diesem Fall hätte die evolutionäre wissenschaftliche Auffassung eine Berechtigung, nach der die Natur ein weitläufiger Energiemechanismus ist und Leben, Mental und natürliche Seelentätigkeit ihre Stufenleiter von Entwicklungsprozessen. Unser Bewusstsein wäre dann nur eine lichtvolle Übersetzung der selbstgetriebenen, rastlosen mechanischen Tätigkeit in für die Erfahrung zugängliche Zeichen des zustimmenden spirituellen Zeugen. Aber die lähmende Schwierigkeit bei dieser Vorstellung ist der ganz entgegengesetzte Charakter unserer eigenen höchsten Erkenntnis; denn schließlich, und da die Energie der universalen Kraft die Steigungen ihrer eigenen Möglichkeiten überwindet, wird die Natur immer offenkundiger eine Macht des Geistes und ihr ganzer Mechanismus nur zu Formen seiner erfinderischen Meisterschaft. Die Kraft der Flamme kann von der Flamme nicht getrennt werden; wo die Flamme ist, ist die Kraft, und wo die Kraft ist, ist das feurige Prinzip. Wir müssen zur Vorstellung eines Geistes zurückkehren, der im Universum gegenwärtig ist, und wenn der Prozess seiner Werke der Macht und seiner Erscheinungsformen in Evolutionsstufen verläuft, drängt sich die Notwendigkeit einer vorangegangenen Involution auf.
Dieser Geist in allem ist nicht von Anfang an sichtbar, sondern verrät sich im zunehmenden Licht der Manifestation. Wir sehen, wie die komprimierten Mächte der Natur, befreit von ihrer ursprünglichen Involution, in leidenschaftlichem Schaffen allmählich die Geheimnisse ihrer unendlichen Fähigkeit offenbaren und anfangen, einen Druck auf sich selbst und auf das tragende untere Prinzip auszuüben, um dessen niedrigere Strömung, von der sie gezwungenermaßen abhängen, einem höheren, ihrer Eigenart gemäßen Wirken zu unterwerfen und in der Größe ihrer sich selbst offenbarenden Ausarbeitungen ihre eigene Größe zu fühlen. Das Leben bemächtigt sich der Materie und haucht ihr die zahllosen Formen seiner überreichen Schöpferkraft ein: seine subtilen, wechselnden Muster, seine Geburts-, Todes- und Wachstumsbegeisterung, sein Ergriffensein von der Handlung und ihrem Echo, seinen Willen zu einer immer komplexeren Ordnung des Erlebens, seine bebende, heraustastende Suche nach der Bewusstwerdung seiner Freude, seines Schmerzes, seines verstehenden Tatensturms; das Mental ergreift das Leben, um es zu einem Instrument für die Wunder des Willens und der Intelligenz zu machen, die Seele besitzt das Mental und hebt es durch die Anziehungskraft des Schönen und Guten, der Weisheit und Größe in die Freude eines noch nicht ganz hervorgetretenen idealen höchsten Daseins; und in dieser ganzen wunderbaren Bewegung und diesen emporklimmenden Größen setzt jeder Schritt seinen Fuß auf eine höhere Sprosse und eröffnet einen klareren, weiteren und volleren Horizont und Ausblick auf den stets geheimen und stets sich selbst manifestierenden Geist in allem. Das auf die physische Evolution gerichtete Auge hat nur den Anblick einer mechanischen Größe und Subtilität der Schöpfung; die Evolution des sich dem Mental öffnenden Lebens, die Evolution des Mentals, das sich der Seele seines eigenen Lichtes und Wirkens öffnet, die Evolution der Seele aus den begrenzten Mächten des Mentals heraus in den strahlenden Glanz der Unendlichkeiten des spirituellen Seins, das sind die bedeutsameren Dinge, sie erschließen uns größere und subtilere Bereiche des sich selbst enthüllenden Geheimnisses. Die physische Evolution ist nur ein äußeres Zeichen, sie ist die immer komplexer und subtiler werdende Entwicklung einer tragenden Struktur, die wachsende äußere metrische Gestalt, dazu ersonnen, die aufsteigenden Intonationen der spirituellen Harmonie zu stützen. Die spirituelle Bedeutung trifft uns in dem Maße, wie die Töne anschwellen; doch erst, wenn wir ganz oben auf der Leiter angelangt sind, sind wir dem vollen Sinn dessen gewachsen, wozu alle diese ersten formalen Metren als äußere Konturen, als Grundriss oder Rohentwurf gemacht wurden. Das Leben selbst ist nur ein buntes Medium, die physische Geburt eine praktische Einrichtung für die immer größer werdenden Geburten des Geistes.
Der spirituelle Evolutionsprozess ist also in gewissem Sinne eine Schöpfung, aber eine Selbst-Erschaffung, nicht ein Erschaffen von etwas, das noch nie da war, sondern ein Ans-Licht-Bringen von etwas, das im Sein enthalten war. Das Sanskrit-Wort für Schöpfung bedeutet ein Herauslösen, Herauslassen in das Wirken der Natur. Die Upanishad verwendet in einer eindrucksvollen Metapher das Bild der Spinne, die ihr Netz aus sich selbst hervorbringt und das Gebilde erschafft, in dem sie ihren Posten bezieht. Dieses Bild wird in der alten Schrift nicht auf die Evolution der Dinge aus der Materie angewendet, sondern auf das uranfängliche Ans-Licht-Bringen des zeitlichen Werdens aus der ewigen Unendlichkeit; die Materie selbst und das materielle Universum sind letztlich ein solches Netz oder gar nur ein Teil davon, aus dem spirituellen Sein des Unendlichen ans Licht gebracht. Dieselbe Wahrheit, dasselbe Gesetz gilt für alles, was wir vom Auftauchen der Dinge aus der Involution in der materiellen Energie sehen. Wir könnten hier beinahe von einer doppelten Evolution sprechen. Eine dem Unendlichen innewohnende Kraft fördert aus ihm ewig ihre Struktur des Wirkens in einem Universum zutage, dessen unterste Stufe auf einer Involution aller Mächte des Geistes ruht, die ihrerseits nichtbewusst in die selbstvergessene Leidenschaft des Formens und Bauens jener Kraft absorbiert sind. Daraus folgt der Aufstieg und die fortschreitende Befreiung von einer Kraft nach der anderen, bis der selbstenthüllte und durch Wissen und Meisterschaft seiner Werke befreite Geist wieder die ewige Fülle seines Seins in Besitz nimmt, worin er dann die vielfältigen Herrlichkeiten seiner Natur vereint, umfasst und hält. Auf jeden Fall erscheint der spirituelle Prozess, von dem unsere menschliche Geburt ein Schritt und unser Leben ein Teil ist, als das Ans-Licht-Bringen einer Größe,asya mahimanam, die geheim, innewohnend und in sich selbst gefangen, versunken in Form und Wirken der Dinge ist. Unser universales Handeln bildet eine Evolution ab, das Entrollen einer mannigfaltigen Macht, die in der rohen Kompliziertheit der Materie versammelt und eingerollt liegt. Der nach oben führende Fortschritt aufeinanderfolgender Geburten ist ein Aufstieg ins Erwachen und ein immer größer werdendes Licht eines Bewusstseins, das in die erste hermetische Schlafkammer der ewigen Energie eingeschlossen ist.
Eine Parallele dazu haben wir in der yogischen Erfahrung der Kundalini, der ewigen Kraft, die zusammengerollt am Grund des Körpers ganz zuunterst liegt, im Gefäß oder der Kammer, muladhara, Sockel, Erdzentrum des physischen Nervensystems. Dort schlummert sie, eingerollt wie eine Python, vollgefüllt mit allem, was sie in ihrem Wesen angehäuft hält, doch wenn sie vom frei dahineilenden Atem, vom Strom des Lebens getroffen wird, der nach ihr auf die Suche geht, erwacht sie und steigt flammend die Sprossen des Rückgrats empor und sprengt ein Zentrum nach dem anderen der involvierten dynamischen Geheimnisse des Bewusstseins, bis sie zuoberst den Geist findet, sich ihm anschließt und eins mit ihm wird. So geht sie von einer Involution in Nichtbewusstheit durch eine Reihe aufgehender Herrlichkeiten ihrer Kräfte in das größte ewige Überbewusstsein des Geistes ein. Einer ebensolchen Bahn folgt diese geheimnisvolle, sich entwickelnde Natur in der Welt um uns. Nichtbewusstes Sein ist nicht so sehr ein Mutterboden als eine Kammer materialisierter Energie, in welcher alle Kräfte des Geistes konzentriert sind; sie sind da, aber sie arbeiten unter den Bedingungen der materiellen Energie, involviert, wie wir sagen, und daher augenscheinlich nicht als sie selbst, denn sie sind in eine Wirkensweise übergegangen, die unterhalb ihrer eigenen normalen Stufe liegt, wo die charakteristischen Merkmale, an denen wir sie erkennen und zu kennen glauben, von einer geringeren, unentdeckten Wirkenskraft unterdrückt werden. In dem Maße, wie die Natur die Stufenleiter emporsteigt, befreit sie sie in ihre erkennbaren Energiestufen und erschließt die Funktionen, durch die sie sich und ihre Größe fühlen können.