Welt versetzt. Wie das Custom House trägt der Sitz von Irlands höchstem Gericht klassizistische Züge, strebt aber mehr in die Höhe. Über einem Zentralbau mit korinthischen Säulen thront eine Dachtrommel mit flacher Kuppel. Von ihm gehen Seitenflügel aus, die vier Höfe einfassen - daher der Name des Gebäudes. Auch die Four Courts wurden im Bürgerkrieg in Schutt und Asche gelegt, in den 1930er-Jahren aber wieder aufgebaut. Die vielen Statuen haben unter Abgasen und saurem Regen sichtbar gelitten.
♦ Die Gerichtsverhandlungen sind in der Regel öffentlich. Prozessiert wird Mo-Fr 11-13 und 14-16 Uhr.
Saint Michan’s Church
Attraktion der 1095 gegründeten, seither vielfach umgebauten Kirche ist ihre düstere Gruft, deren trockene, methanhaltige Luft die ungewöhnliche Eigenschaft hat, Leichname zu konservieren. Ein fußloser „Kreuzritter“, der allerdings „nur“ 300 Jahre alt ist, und drei weitere Leichname liegen offen. In einem anderen Raum stapeln sich die Särge der Grafen von Leitrim, und in einer dritten Gruft liegt hinter hingerichteten Rebellen die Totenmaske des Freiheitskämpfers Theobald Wolfe Tone. Die Gewölbe sind seit dem 19. Jh. eine Publikumsattraktion und haben Bram Stoker zu seinem Dracula-Roman inspiriert. Weniger beachtet wird die schöne Orgel oben in der Kirche - angeblich hat schon Händel hier gespielt, wofür es aber keine Belege gibt. Das aus einem Stück geschnitzte Paneel der Orgelbalustrade zeigt Musikinstrumente der Barockzeit.
♦ März-Okt. Mo-Fr 10-12.30 und 14-16.30, Sa 10-12.30 Uhr. Nov.-Febr. Mo-Fr 12.30-15.30, Sa 10-12.30 Uhr; Eintritt 7 €. Church St.
Smithfield Village
Westlich der Four Courts erblühte die Industriebrache der früheren Jameson-Destillerie zu neuem Leben. Ein Investor überbaute den Block mit einem futuristischen Ensemble schicker Apartmenthäuser und rüstete den alten Schornstein The Chimney zum Aussichtsturm um - da der Fahrstuhl seit geraumer Zeit stillgelegt ist, sind 244 Stufen zu erklimmen (Tickets im Generator Hostel, 5 €). Freitagabends erstrahlt der Platz in besonderem Glanz, dann flammen die Fackeln hoch oben auf den gigantischen Lichtmasten. Reflektierende Segel werfen das Licht von Strahlern an die angrenzenden Hausfassaden.
Die von portugiesischen Arbeitern mit 300.000 Kopfsteinen gepflasterte Freifläche ist am ersten Sonntag im Mai und September Schauplatz des Dubliner Pferdemarktes, des proletarischen Gegenstücks zur Dublin Horse Show. Händler und Käufer sind Bauern aus der Umgebung, Traveller und einfache Leute, oft Jugendliche aus der Nordstadt, die dort mit ihren Tieren inoffizielle Rennen veranstalten.
Old Jameson Distillery
Auf dem Gelände der 1971 geschlossenen und abgerissenen Schnapsfabrik wurde ein Brennerei-Museum installiert. Nach einem einführenden Propagandafilm über den glorreichen Firmengründer John Jameson erfährt man auf einer unterhaltsamen Führung anhand von Repliken mehr über die Stationen der Whiskey-Herstellung, auch eine Probe in der Whiskeybar und ein Souvenirshop gehören selbstverständlich dazu. Und man wird das Gefühl nicht los, gerade auf einer Werbeveranstaltung für Spirituosen zu sein und dafür auch noch bezahlt zu haben.
♦ Führungen: Tägl. 10-17.30 Uhr (Beginn letzte Führung), Fr/Sa bis 19 Uhr. Eintritt mit Degustation ab 20 €. Bow St, Bus Nr. 83 via Westmoreland St; Luas-Station Smithfield. www.tours.jamesonwhiskey.com.
Die Whiskeybar der Old Jameson Distillery
Collins Baracks
Mit 226 Jahren (1701-1997) ununterbrochener militärischer Nutzung beansprucht die Kaserne einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch der für sechs Regimenter geeignete Exerzierplatz ist wegen seiner Größe rekordverdächtig. Einen Teil des weitläufigen Gebäudes hat das National Museum of Decorative Arts & History bezogen. Diese Außenstelle des Nationalmuseums zeigt allerlei Artefakte wie Glaswaren, chinesische Porzellane, Textilien, Musikinstrumente und Möbel. Besonders sehenswert sind die 25 Exponate im Raum Curator’s Choice - die Direktoren der führenden Museen Irlands stellen hier ihre Lieblingsobjekte aus, etwa das Hochzeitsgeschenk Oliver Cromwells an seine Tochter. Out of Storage zeigt eine eklektizistische Sammlung von japanischen Rüstungen bis hin zu Edinson’schen Phonographen, allesamt mithilfe von Touchscreen-Computern erläutert.
♦ Di-Sa 10-17, So/Mo 13-17 Uhr. Eintritt frei. Luas Station Museum. www.museum.ie.
Tierschutz oder Schikane?
„Acht Smithfield-Pferde im Hinterhof gehalten!“ „Smithfield-Pferde für die Schlachter in Frankreich!“ Solche und ähnliche Schlagzeilen der Boulevardpresse haben den Pferdemarkt in Verruf gebracht. Ein neues Gesetz reglementiert die nicht unbedingt artgerechte Pferdehaltung der städtischen Unterschichten und gibt den Behörden die Handhabe, den pittoresken, doch mit dem Image des modernen Dublin kaum zu vereinbarenden Pferdehandel von Smithfield zu unterbinden. Besonders für die Kids aus Finglas wäre dies ein harter Schlag. Dort sind die Ponys mindestens so beliebt wie im vornehmen Foxrock - und werden vielleicht sogar noch mehr umsorgt. Denn die Jugendlichen der Nordstadt bekommen ihre etwa 2500 € teuren Pferde nicht von Papi geschenkt, sondern sparen sich das Geld vom Mund ab oder züchten die Tiere. Nur an genügend Platz zum Ausreiten fehlt es dem örtlichen Ponyclub. Doch die pferdevernarrten Underdogs haben, anders als die Tierschützer, keine Lobby. So darf der früher allsonntägliche Pferdemarkt jetzt nur noch zweimal im Jahr stattfinden. Unterbinden kann man den Pferdehandel kaum - die Deals laufen dann halt anderswo.
Phoenix Park
Der rund 7 km2 große Park im Westen ist die grüne Lunge Dublins. Ursprünglich zu einem Kloster gehörend, wurde er im 17. Jh. als Jagdrevier des englischen Gouverneurs eingezäunt. Bis heute bewohnt eine Herde Hirsche den Park, in dem auch die Häuser des amerikanischen Botschafters und des irischen Präsidenten stehen, beides Bauten aus dem 18. Jh. Obwohl der Phoenixpark auch einen metallenen Phoenix besitzt, der sich auf einer Säule aus den Flammen erhebt, entstand der Name als Verballhornung des gälischen Fionn Uisce, „klares Wasser“. Zum Parkgelände gehören auch die Fifteen Acres, wo sich die Herrschaften früher zu duellieren pflegten und heute harmlosere Spiele wie Kricket, Polo und Fußball zu sehen sind.
1882 erregten die Phoenixpark-Morde die Gemüter der Zeitgenossen, als eine radikale nationalistische Splittergruppe den britischen Irlandminister Lord Cavendish samt seinem Stellvertreter ermordete. Mit gefälschten Briefen versuchte die unionistische Presse, eine Verbindung zwischen den Mördern und der für die Rechte der irischen Bauern kämpfenden Land League zu konstruieren. Doch der Schwindel flog auf und beeinflusste die englische Öffentlichkeit eher im Sinne der irischen Sache.
Nahe dem Park-Street-Eingang ragt der Obelisk zu Ehren des Herzogs von Wellington knapp 63 m in den Himmel. Chronischer Geldmangel verzögerte die Vollendung des 1817 begonnenen Bauwerks bis 1861. Von der auf der Spitze geplanten Reiterstatue blieb die Nachwelt verschont. Dem Herzog war es übrigens zeitlebens eher peinlich, in Dublin geboren und damit irischer - nicht englischer - Abstammung zu sein. Nahe der Phoenix-Säule erinnert ein gewaltiges Kreuz an den Besuch Johannes Pauls II., der hier 1979 vor mehr als einer Million Menschen die