B. das von den Ladies, die nichts anderes zu tun wissen als sich gegenseitig Briefe zu schreiben) und geben ein etwas verzerrtes Bild der Zeit.
♦ Das Haus wird derzeit renoviert, die Ausstellung ist bis 2021/22 nur virtuell unter www.numbertwentynine.ie zu sehen. 29 Fitzwilliam St, d. h. Südostecke des Merrion Square.
Oscar Wilde lümmelt sich im Park des Merrion Square
Saint Stephen’s Green
„Wholie kept for the use of the citizens and others to walk and take the open air“, beschlossen die Stadtväter schon 1635 über den neun Hektar großen Stadtpark und schützten die Grüne Insel vor der Bauspekulation.
Nach einem Zwischenspiel als Arbeitsplatz des Henkers und als ein von einer hohen Mauer geschützter Privatgarten der reichen Anlieger wurde das alte Vermächtnis um 1880 von Arthur Guinness neu belebt, der Stephen’s Green frisch bepflanzte und wieder dem Volk öffnete. Mit einem Teich, schwungvollen Brückchen, Aussichtsterrassen, Blumenrabatten, Springbrunnen, Schwänen und großzügigen Rasenflächen ist der Park an sonnigen Tagen ein beliebter Treffpunkt. Gärtnerisch und bezüglich seiner Architektur mag Stephen’s Green wenig aufregend sein, seinen Reiz verleihen dem Park die Menschen: Rentner auf den sprichwörtlichen Bänken, mal mehr, mal weniger entblößte Jugendliche auf dem Rasen; die mittlere Generation, männlich, vormittags im Geschäftsschritt mit gebundener Krawatte, Jackett und Aktenkoffer, mittags mit gelockertem Schlips und ohne Jackett, in Dokumente oder die Zeitung vertieft; die gleiche Altersgruppe, weiblich, morgens im Kostüm gekonnt auf hohen Absätzen über den Kies stöckelnd, mittags weniger sichtbar - die gleichberechtigte Nutzung des öffentlichen Geländes wird erst von den Ladies im reiferen Alter erreicht, die ihre Hunde ausführen oder ersatzweise Schwäne füttern.
Den Haupteingang an der Ecke zur Grafton Street überspannt der Fusiliers Arch, ein dem römischen Titusbogen nachempfundener Triumphbogen, der an die irischen Gefallenen des Burenkriegs erinnert. Am anderen Ende, dem Eingang von der Leeson Street, plätschert ein kleiner Brunnen „in Dankbarkeit für die Hilfe, die das irische Volk deutschen Kindern nach dem Zweiten Weltkrieg gewährte“, wie der seinerzeitige Bundespräsident Roman Herzog 1997 auf die Gedenkplakette schreiben ließ. Während der deutschen Hungerjahre 1945-48 schickten die Iren Care-Pakete und holten mit der Operation Shamrock sogar einige tausend Kinder für Wochen und Monate auf die Grüne Insel.
Die Nordostfront des Parks, wo früher, bevor der unablässige Autostrom dieses Vergnügen zerstörte, die Dandies und Beaus zu promenieren pflegten, nimmt das Shelbourne Hotel (1857) ein. Hier wurde die irische Verfassung entworfen, gingen Schriftsteller aus und ein wie William Thackeray, Oscar Wilde oder George Moore, der das Hotel gleich zum Schauplatz seines Romans „Ein Drama in Musselin“ machte. Das Geländer von Dublins bester Hoteladresse schmücken Statuen nubischer Prinzessinnen. Das Iveagh House, Nr. 80/81 auf der Südseite, ein weiteres Werk von Richard Cassels, war das Stadtpalais der Guinness-Familie. Heute wird es vom irischen Außenministerium genutzt.
♦ Führungen durch den Park bietet Sa/So 11 Uhr das Little Museum of Dublin an. 15 St Stephen’s Green North, www.littlemuseum.ie.
Newman House /Museum of Literature Ireland
Das Doppelhaus war ab 1853 Sitz der Catholic University of Ireland, also der katholischen Konkurrenz des Trinity College. Benannt ist es nach dem von Rom selig gesprochenen Theologen und Gründungsrektor John Henry Kardinal Newman. Im Newman House studierten unter anderem James Joyce und der spätere Präsident Eamon de Valera. Inzwischen hat die in University College Dublin (UCD) umbenannte Hochschule ihren Campus an den Stadtrand nach Belfield verlegt und richtete stattdessen im Newman House ein Museum für irische Literatur ein. Die in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek konzipierte Ausstellung führt interaktiv von mittelalterlichen Handschriften bis zur Gegenwartsliteratur. Ausgestellt sind etwa die Notizbücher, in denen James Joyce Ideen für seinen Ulysses sammelte.
♦ Di-So 10.30-18, Do bis 19.30 Uhr, Einlass bis 1 Std. vor Schließung. Eintritt 10 €. St Stephen’s Green South. www.moli.ie.
Little Museum of Dublin
Das kleine, doch feine Museum residiert in einem georgianischen Stadthaus auf der Nordseite von St Stephen’s Green. Auf zwei Etagen dokumentiert es mit Alltagsgegenständen, Dokumenten und Fotos die Stadtgeschichte des letzten Jahrhunderts. Auf einem Sofa darf man es sich bequem machen und im ausgelegten Lesestoff blättern. Für Kinder gibt es altes Spielzeug - nicht nur zum Anschauen, sondern zum Anfassen und Spielen. Highlight sind die unterhaltsamen Führungen, die mit Witz und Charme die Ausstellung lebendig werden lassen.
♦ Tägl. 11-17 Uhr. Eintritt mit Führung 10 €. 15 St Stephen’s Green North, www.littlemuseum.ie.
Tara’s Palace / Museum of Childhood
Ein gewisser Sir Neville Wilkinson, Schwiegersohn des 14. Earls of Pembroke, baute im Jahre 1907 für seine Tochter Gwendolen ein fabelhaftes Puppenhaus. Im Wilkinson’schen Garten bot es Elfen und Feen ein standesgemäßes Zuhause, heute ist Titania’s Palace in einem Schloss auf der dänischen Insel Fünen ausgestellt. Ein irischer Antiquitätenhändler, der den Puppenpalast vergeblich zu ersteigern suchte, nahm ihn zum Vorbild und ließ von den besten irischen Modellbauern das Double Tara’s Palace errichten. Im Maßstab 1:12 kopiert das auch nach zwei Jahrzehnten Bauzeit noch unvollendete Modell voll eingerichtete Räume aus den großen georgianischen Schlössern der Insel wie etwa Castletown House. Andere Puppenhäuser und natürlich auch Puppen runden die Ausstellung ab.
♦ Wiedereröffnung für 2021 geplant. 14 St Stephen’s Green North, taraspalace.ie.
Dublin Castle und Liberties
Die Dame Street leitet vom georgianischen Viertel in das Zentrum des alten Stadtkerns um die Burg und die zwei Kathedralen über, in dem die mittelalterlichen Holz- und Lehmhäuser längst neueren Bauten gewichen sind.
Mit „Liberties“ wurde ursprünglich der Besitz der Kirchen und Klöster bezeichnet, der nicht der städtischen Gerichtsbarkeit unterstand. Heute steht dieser Begriff für das Gebiet zwischen den beiden Kathedralen und der Guinness-Brauerei.
Temple Bar
Der Ostteil von Temple Bar lag im Mittelalter außerhalb der Stadtmauer und gehörte zu einem Augustinerkloster. Seit dem frühen 18. Jh. allmählich bebaut, war es lange Zeit ein anrüchiges Viertel der Pubs und Bordelle. In den 1960er-Jahren sollte der heruntergekommene Stadtteil abgerissen und durch einen Busbahnhof ersetzt werden. Doch die Planung verzögerte sich, und Temple Bar überstand so die Zeit der Kahlschlagsanierungen, bis es in den Achtzigern „entdeckt“ und seine nicht immer behutsame Modernisierung eingeleitet wurde. Von einem Viertel der Randgruppen und Subkultur mauserte es sich zu einem modischen Yuppie-Quartier mit allerlei Galerien und Kunstzentren, zu einem Schaufenster moderner, oft preisgekrönter Architektur sowie mit seinen Restaurants, Pubs, Kinos und Bühnen zum Mittelpunkt des Dubliner Nachtlebens, wo weitgehende Videoüberwachung eine niedrige Kriminalitätsrate garantiert. Allerdings