Ralph Raymond Braun

Irland Reiseführer Michael Müller Verlag


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umgebaut 1894 und 1978) dem sonst grauen Cam­pus etwas Farbe. Die Old Library auf der Südseite des Plat­zes wurde 1712-32 in einer stren­ge­ren Formen­sprache gebaut, bei­de sind da­mit die ältesten noch er­hal­te­nen Ge­bäude des Colleges.

      Bevor Sie sich nun um Einlass zum Book of Kells bemühen, gehen Sie noch zum New Square mit dem viktoriani­schen Museum Building, welches das De­partment für Geologie mit seinem Mu­seum beherbergt. Aufwendige Stein­metz­ar­beiten zieren die Fassade, die von den einen als „venezianisch“, von anderen als „neo­byzanti­nisch“ klas­sifiziert wird und die mit ihren Rund­bögen, Halbsäu­len und Zierroset­ten auf jeden Fall ein Blickfang ist. Die Ske­lette zweier Hir­sche bewachen die mit Na­tur­stein aus­gekleidete Ein­gangs-hal­le. Auf der Süd­seite des Hauses glänzt Sphe­re within Sphere, eine aufge­ris­sene, mit Zahnrä­dern gefüllte Rie­sen­kugel. Ihr Schöp­fer, der ital­ie­ni­sche Künst­ler Arnaldo Po­mo­doro, schenkte die 1982 ge­schaf­fene Skulp­tur dem Col­lege.

      Dublin mit Kindern

      Dublins Bevölkerung ist jung, doch ganz so willkommen wie in vie­len südlichen Ländern sind die kleinen Urlauber nicht.

      Spielplätze sind in der Innenstadt rar. Als Er­satz kommen die Parks in Frage, auch man­ches Einkaufszentrum hat eine Spiel­ecke. Hier wird man auch am ehesten Wi­ckel­tische finden.

      Kinderfreundlich geben sich die meisten Ho­tels. Sie bieten Kin­der­bet­ten und or­ga­ni­sie­ren auf Wunsch Babysitter. Einige B&B-Be­sit­zer möchten keine Kids im Haus. Hier fragt man besser vorher nach.

      In vielen gehobenen Restaurants sind Kin­der abends uner­wünscht. Natürlich gibt es auch familienfreundliche Res­tau­rants, die Kin­derstühle, Kinderportionen oder sogar Kin­deranimation ha­ben, wie sonn­tag­nach­mittags das Milano in der Dawson Street.

      Veranstaltungen für Kinder sind mitt­wochs in der Irish Times und im Web unter www.familyfun.ie ge­lis­tet.

      Speziell an Kinder richten sich die An­ge­bo­te des Kinder­kultur­zen­trums Ark in Temp­le Bar. Auch Dublin hat ei­nen Zoo. Kin­derfreundlich ist die Mit­tel­altershow Du­bli­nia, und die Mumien in St Mi­chan’s hinter­las­sen si­cher einen blei­benden Eindruck. In Mala­hide kön­nen Sie das Schloss mit dem his­torischen Spielzimmer der Talbot-Kinder und die Mi­ni­a­tureisenbahn Model Railway besichtigen.

      Auf der Südseite der Old Library ste­hen am Fellows Square Touristen und an­de­re Neu­gierige, die das Book of Kells se­hen wollen, in der War­te­schlan­ge - Zeit ge­nug, um über die Berkeley Lib­rary auf der Ostseite des Platzes zu sin­nie­ren. Paul Ko­ra­leks 1967 gebauter Be­ton­klotz mit seinen gewölbten Fens­tern und Pech­na­sen gilt näm­lich als ein Meis­ter­stück mo­derner Architektur. Für den neueren Stand der Bau­kunst steht die 2002 eröffnete Ussher Library. Trist und kalt wirkt die mit einer Glas­py­ra­mi­de und einem einsamen Baum ak­zen­tu­ier­te Freifläche zur Berke­ley Li­bra­ry hin. Zur Nassau Street hin be­grenzt das von Koraleks Büro 1979 ent­wor­fene Arts Buil­ding den Fellows Square; in ihm ist u. a. die Douglas Hy­de Gallery zu Hau­se. Sie zeigt wech­seln­de Aus­stel­lun­gen mo­derner Kunst. Durch eine Pas­sage im Arts Building kann man das College-Ge­lände zur Nas­sau Street hin ver­lassen.

      ♦ Douglas Hyde Gallery: Mo-Fr 11-18, Do bis 19, Sa 11-16.45 Uhr. Eintritt frei. www.douglashydegallery.com.

      Seit 1801, so will es ein auch nach der iri­schen Unabhängigkeit weiter gülti­ges Ge­setz, hat die Bibliothek des Tri­nity Colleges Anspruch auf ein kosten­lo­ses Exem­p­lar von jedem in Groß­bri­tan­nien oder Irland verlegten Buch. Der Be­stand umfasst etwa 3 Millionen Bän­de, und jedes Jahr kommt ein weiterer Re­galkilometer hinzu. Der 65 m lange Long Room, der Hauptlesesaal der Bi­b­lio­thek, verwahrt die 200.000 wert­voll­sten Werke, also vor allem die hand­ge­schrie­benen Manuskripte und Früh­dru­cke. Er kann zusammen mit dem Book of Kells (siehe unten) be­sichtigt wer­den. Um mehr Platz zu schaf­fen, wurde 1853 ein weiteres Ge­schoss aufgesetzt und spä­ter auch die zu­vor offenen Ar­ka­den zu­ge­maue­rt und ins Gebäude ein­be­zo­gen. Doch die La­ger­mög­lich­kei­ten der Bi­b­lio­thek sind längst er­schöpft, der größ­te Teil des ge­sam­mel­ten Wissens ruht in überall in der Stadt ver­streuten De­pots.

      Highlight der Bibliothek ist das um 800 ent­standene Book of Kells. Von flei­ßi­gen Mön­chen auf der schot­ti­schen In­sel Iona handge­schrie­ben und illus­triert, kam es nach der Zerstörung des dor­ti­gen Klosters durch die Wi­kin­ger nach Ir­land und fand samt den Mön­chen in Kells eine neue Heimat. Seit dem 17. Jh. be­findet es sich im Be­sitz des Trinity Col­lege. Die 340 präch­tig il­lu­minierten Blät­ter mit dem Text der Evangelien wur­den in den 1950er-Jah­ren res­tau­riert und in vier Bänden neu ge­bun­den, von denen zwei in Vitrinen zu bewundern sind. Jeden Monat wer­den eine neue Text- und eine neue Bild­seite aufge­schlagen.

      Da sich an diesen Vitrinen etwa eine hal­be Million Neugierige pro Jahr die Na­se platt drücken und einander kaum Zeit lassen, die Buchseiten en détail zu be­trach­ten, werden zusätzlich wech­seln­de Sei­ten aus weiteren, weni­ger be­rühm­ten, aber kaum weniger präch­ti­gen Hand­schriften ausgestellt, z. B. aus dem Book of Armagh (9. Jh.), dem Book of Dimma (8. Jh.) oder dem Book of Durrow (um 670), Ir­lands äl­tes­tem Ma­nus­kript mit schönen geometrischen Mo­tiven.

      Vor dem Besuch der Originale steht die Dauerausstellung Turning Darkness into Light auf dem Programm. Sie er­klärt Technik und Tradition von Schrift­kunst und Buchmalerei und er­klärt das historische und religiöse Um­feld, in dem die Hand­schriften ent­stan­den.

      ♦ Mo-Sa 8.30 (Okt.-April ab 9.30) bis 17 Uhr, So 9.30 (Okt.-April ab 12) bis 16.30 Uhr. Ein­tritt mit College-Führung 15 €, mit online vor­ge­buch­tem Termin (ohne College-Führung) 11-14 €. www.bookofkells.ie.

      In einem Gebäude auf der Ostseite des als Sportfeld genutzten College Parks ist das Zoologische Institut zu Hause. Nur in den Sommermonaten öffnet es sein kleines Museum für das Pub­li­kum. Zu den Highlights der Samm­lung zählt ein präparierter Riesenalk; die­ser wie die Pinguine flugunfähige und zu Lan­de ziem­lich unbeholfene See­vogel lebte einst an den Gestaden des Nord­at­lan­tiks. Im 19. Jh. wur­de er durch mensch­li­chen Jagd­ei­fer und Sammel­wut aus­ge­rottet. Als wei­tere Kuriosität sei das Ske­lett von „Prince Tommy“ er­wähnt. Der König von Nepal hatte die­sen Ele­fan­ten einst Prinz Alfred, dem zweit­ge­bo­renen Sohn von Königin Vik­to­ria, ge­schenkt. Doch nach­dem das Tier auf einer Zug­fahrt in England sei­nen Wär­ter tot­ge­tram­pelt hatte, wahrte Prinz Al­fred Ab­stand und vermachte sei­nen Ele­fan­ten dem Dub­liner Zoo. Lieb­haber schö­ner Din­ge werden Ge­fallen an den fi­li­gra­nen Mo­dellen von Meerestieren und pflan­zen fin­den, die von der Glas­blä­ser­familie Blasch­ka ge­schaffen wur­d­en - ihr Ge­schick gilt bis heute als un­er­reicht. Zum Ab­schluss des Besuchs kann man sich im Schlund eines Wei­ßen Hais fo­to­gra­fie­ren lassen.

      ♦ Juni-Aug. tägl. 10.30-16 Uhr. Eintritt 3 €. www.tcd.ie/Zoology/museum.