wird in München uraufgeführt.
UM 1572
Der spanische Komponist Tomás Luis de Victoria schreibt seine erste Sammlung von Motetten in Rom.
UM 1580–1590
William Byrd komponiert Great Service für Staatsanlässe in der königlichen Chapel Royal des Hampton Court Palace.
UM 1585
Der venezianische Komponist Giovanni Bassano veröffentlicht Ricercate, passaggi et cadentie, eine Sammlung von Stücken zum Üben von Verzierungen.
UM 1600
Thomas Weelkes schreibt O Care, thou wilt despatch me als Teil seiner berühmten Sammlung von Madrigalen.
1584
Giovanni Pierluigi da Palestrina komponiert das Canticum canticorum, eine Sammlung von Motetten, die auf dem biblischen Hohelied basieren.
1597
Der italienische Organist Giovanni Gabrieli nutzt die Dynamik von laut und leise in Sonata pian’ e forte.
1604
John Dowlands Lachrimae nutzt Dissonanz zur Erzeugung einer melancholischen Atmosphäre.
Die kulturelle Epoche der Renaissance begann in Italien bereits im 14. Jahrhundert, doch in der Musik machte sie sich erst einige Zeit später bemerkbar. Ihre Anfänge nahm die Renaissancemusik am Hof Philipps des Guten von Burgund (1396–1467). Die dortigen Komponisten waren von franko-flämischer Geburt, jedoch Kosmopoliten im Geiste. Inspiriert von der mehrstimmigen Ars nova, die er in Italien gehört hatte, fand Guillaume Dufay, der Pionier der franko-flämischen Schule, einen Weg, mit dem musikalischen Stil des Mittelalters zu brechen und die Renaissancemusik einzuleiten.
Eine von Dufays Innovationen war die Cantus-firmus-Technik, bei der eine festgelegte einstimmige Melodie von mehreren Stimmen umspielt wurde. Dem Trend der Renaissance zur Säkularisierung folgend, begann Dufay, weltliche Melodien als Grundlage für seine Messen zu verwenden, die von ausdrucksstarker Mehrstimmigkeit geprägt waren. Auch andere Komponisten am burgundischen Hof, darunter Gilles Binchois, Johannes Ockeghem und einer der besten Komponisten der frühen Renaissance, Josquin Desprez, beschränkten sich nicht auf Musik für liturgische Zwecke, sondern schufen auch weltliche Motetten und Chansons.
Zeitenwende
Die franko-flämische Schule dominierte die Musik der frühen Renaissance bis ins 16. Jahrhundert, als sich dramatische Veränderungen abzeichneten. Die Allmacht der mittelalterlichen katholischen Kirche wurde zunehmend infrage gestellt. 1517 löste Martin Luther die Reformation aus, und ein Großteil Nordeuropas konvertierte zur protestantischen Kirche. Diese bevorzugte für ihre Messen einfache Choräle und Melodien, die nicht von einem Chor, sondern von der Gemeinde gesungen wurden und die Grundlage einer eigenen deutschen Musiktradition bildeten.
Die Reaktion der katholischen Welt auf die Reformation war die Gegenreformation, in deren Rahmen die katholische Kirche einige ihrer Praktiken überdachte und reformierte. Unter anderem stand die Musik für den Gottesdienst auf dem Prüfstand. Viele katholische Geistliche waren mit dem Trend zu komplexen, mehrstimmigen Arrangements nicht einverstanden, weil der Text dadurch nicht mehr zu verstehen war. Die Komponisten wurden zu stilistischer Mäßigung angehalten und gingen deshalb zu einer einfacheren Mehrstimmigkeit über. Sie vermieden die manchmal dissonanten Harmonien, wie sie in mehrstimmiger Musik auftreten können, und legten wieder mehr Wert auf das Hervorheben der Texte. Dieser klarere und lieblichere Stil kennzeichnet die sogenannte Hochrenaissance in der Musik.
Zu den ersten Vertretern dieses neuen Musikstils gehörte Giovanni Pierluigi da Palestrina, der viele Motetten und Messen für die Kirchen in Rom schrieb. Schon bald reisten Komponisten aus ganz Europa nach Italien, um den neuen Klang zu erleben und ihn von dort in ihre Heimat zu bringen. In England wurde er beispielsweise von Thomas Tallis und William Bird übernommen.
Instrumentalmusik
Nicht nur die Kirchenmusik war dabei, sich zu verändern. Ende des 14. Jahrhunderts gab es aufgrund der Pest keine fahrenden Sänger mehr. Sie sammelten sich stattdessen an den Adelshöfen, wo sie Lieder und Instrumentalmusik für Tänze und offizielle Anlässe, wie zum Beispiel den Antritt eines neuen Dogen in Venedig, zum Besten gaben.
In der zunehmend säkularisierten Gesellschaft wurde Instrumentalmusik nicht mehr nur an den Höfen, sondern auch von einer immer gebildeteren Mittelschicht geschätzt. Dadurch entstand eine Nachfrage nach Musik, die man zu Hause spielen konnte, entweder in Ensembles mit Violen und Blockflöten oder auf Soloinstrumenten wie dem Cembalo. Dank der Entwicklung der mechanischen Drucktechnik waren Notenblätter überall verfügbar, und der neue Stil breitete sich in Europa aus. Madrigale für kleine Gesangsgruppen wurden besonders in Italien und England zu einer beliebten Form der häuslichen Unterhaltung.
Ende des 16. Jahrhunderts experimentierten Komponisten jedoch schon mit anderen Formen, und die Werke des Venezianers Giovanni Gabrieli kündeten bereits von einem ganz neuen Stil. Die letzten großen Kompositionen im Renaissancestil waren Officium defunctorum von Tomás Luis de Victoria und Lachrimae von John Dowland, die einen gebührenden Abschluss dieser Ära bildeten.
KEIN EINZIGES MUSIKSTÜCK DER LETZTEN VIERZIG JAHRE … IST ES WERT, GEHÖRT ZU WERDEN
MISSA L’HOMME ARMÉ (UM 1460), GUILLAUME DUFAY
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Neue Harmonien
FRÜHER
1430 Der Engländer Leonel Power komponiert Alma redemptoris mater, die wohl erste Messe mit klar identifizierbarem Cantus firmus (dt. »feststehender Gesang«) als Basis ihrer melodischen Struktur.
1430 John Dunstable oder Leonel Power schreiben Rex seculorum als Cantus-firmus-Messe im englischen Stil.
SPÄTER
1570 Der Italiener Giovanni Palestrina veröffentlicht eine fünfstimmige Messe zur Melodie von L’Homme armé.
1999 Der walisische Komponist Karl Jenkins bettet das Volkslied L’Homme armé in den ersten und letzten Satz seiner Messe The Armed Man ein.
Mit dem Wirken des franko-flämischen Komponisten Guillaume Dufay beginnt die Musik eine für heutige Ohren vertrautere Tonalität anzunehmen. Bis dahin waren die Komponisten der antiken Harmonielehre des griechischen Philosophen und Mathematikers Pythagoras gefolgt, die auf der »perfekten« Konsonanz von Oktaven, Quarten und Quinten basiert. Dufays Innovation bestand in der Verwendung von Akkorden, die die Terz der Tonleiter enthalten ( mi in der Solmisation, nach do und re). Vorher hatte man Terzintervalle als eher dissonant wahrgenommen und selten eingesetzt.
Weltliche Klänge in der Kirche
Dufay gebrauchte in seinen Messen häufig die Cantus-firmus-Technik, bei der ein Stück um eine bestehende Melodie, etwa einen Choral, aufgebaut wurde. Bei L’Homme armé wählte Dufay ein beliebtes französisches Volkslied mit markanter Melodie, die sich gut für die Umspielung mit mehreren Stimmen eignete. Englischen Musikern folgend, die die Terzenharmonik bereits nutzten, lässt Dufay seine Musik vom lieblichen, vollen Klang des Intervalls tragen. Dies erweiterte die