fahrigen Geste ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
„Was wollten Sie noch sagen, Miss Marques?“, hakte Clive Caravaggio nach.
Sie hob den Kopf, schien einige Augenblicke lang sehr in sich gekehrt zu sein, bevor sie schließlich sagte: „Er war ein ziemlich seltsamer Typ, müssen Sie wissen. Wir waren nach der Broadway Show noch in einer Bar. Seine Begleiterin hat die ganze Zeit geredet, Jordan dafür kein Wort. Ich hatte fast den Eindruck, dass die beiden sich überhaupt nicht kannten oder die Frau nur über einen Escort-Service engagiert worden war.“ Sie zuckte mit den schmalen Schultern. „Das war nur ein spontaner Eindruck, ich habe keine Ahnung, ob der zutreffend ist.“
„Danke, Ma’am.“
„Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen, Agent Caravaggio.“
Clive nickte. „Das hoffe ich auch.“
„Mag sein, dass das mit Alex und mir etwas unschön auseinander gegangen ist... Es gab da ein paar hässliche Szenen zum Schluss. Ich glaube, ich habe noch ein paar Sachen bei ihm, aber ich hatte mir gedacht, dass es besser ist, sie erst später zu holen, wenn sich die Wogen etwas geglättet haben. Sie verstehen sicher, was ich meine.“
„Klar.“
„Trotzdem will ich, dass alles getan wird, um Alex Mörder zu fassen. Ich bin überzeugt davon das sein Tod irgendetwas mit den Geschäften zu tun hat, auf die er sich eingelassen hat.“
Jetzt mischte sich Orry ein. „So weit reicht unsere Erkenntnis inzwischen auch, Miss Marques. Aber vielleicht kann Mister Jordan uns dazu einiges sagen.“
20
Ray Jordan wurde in die Fahndung eingegeben. Clive und Orry fuhren mit Rotlicht Richtung Central Park West. Gleichzeitig machten sich unsere Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell auf den Weg. Sie waren eigentlich längst auf dem Weg nach Hause, aber Mr McKee hatte sie in einer Bar in der Fifth Avenue per Handy erwischt. Und das war nun einmal ganz in der Nähe des Central Park West.
Mr McKee kümmerte sich unterdessen darum, einen Richter dazu zu bewegen, einer Durchsuchung von Ray Jordans Zimmer zuzustimmen.
Die Beweislage gegen ihn war nicht so stichhaltig, dass man damit rechnen konnte, dass das glatt über die Bühne ging. Es hing etwas davon ab, wie der jeweilige Richter den Begriff dringenden Tatverdacht auslegte.
Aber Ray Jordan war immerhin die letzte Person, von der wir mit Sicherheit wussten, dass sie Alexander Jason Clement noch lebend gesehen hatte. Und das reichte für eine Vorladung allemal aus. Vielleicht auch für mehr. Doch was dies betraf, vertrauten unsere Kollegen ganz darauf, dass Mr McKee dem Richter den Sachverhalt so darstellte, dass diesem die Entscheidung leicht gemacht wurde.
21
Clive und Orry erreichten das Grand Plaza am Central Park West. Jay und Leslie warteten am Eingang auf sie.
„Der Durchsuchungsbeschluss ist da“, erklärte Leslie Morell. „Wir können also loslegen. Josy bringt ihn her.“
„Wir brauchen nicht auf sie zu warten“, sagte Clive und blickte auf die Uhr. Die irischstämmige FBI-Agentin Josy O'Leary musste eigentlich jeden Moment eintreffen, aber der Durchsuchungsbeschluss konnte auch nachgereicht werden.
Clive wandte sich an den Portier und erkundigte sich nach Ray Jordans Zimmernummer.
„Mister Jordan ist heute abgereist“, erklärte dieser zu Clives Überraschung. „Wir haben ihm ein Taxi zum John F. Kennedy Airport kommen lassen.“
Clive legte seine ID-Card auf den Tresen der Rezeption. „Ich hoffe, sein Zimmer wurde nicht bereits gemacht.“
„Leider ja, Sir. Es tut mir leid. Mister Jordan bewohnte die Vier-Zimmer Suite und unser Personal hat die Anweisung, die Räumlichkeiten immer umgehend herzurichten.“
„Wie lange hat Jordan hier gewohnt?“
„Fast zwei Monate.“
Während Clive noch mit dem Portier sprach, griff Orry bereits zum Handy, um das Field Office zu verständigen. Jordans Maschine war wohl schon auf und davon. Aber es war sicherlich hoch interessant zu erfahren, wohin es den Mann gezogen hatte.
Max Carter aus der Fahndungsabteilung brauchte keine Viertelstunde, um das zu ermitteln. Er rief Orry zurück.
„Jordan ist nach Seattle geflogen“, erklärte er gegenüber den Kollegen, die inzwischen durch die soeben eingetroffene Josy O'Leary ergänzt worden waren.
„Also zum Zielpunkt des Northern Cannonball“, stellte Clive fest. „Wir werden die Kollegen des dort zuständigen FBI Field Office verständigen. Und zwar sofort.“ Er sah auf die Uhr. „Die müssten dort sogar noch reguläre Dienstzeit haben!“
Anschließend suchten Clive und die anderen Agenten die Suite auf, in der Ray Jordan die letzten Monate gelebt hatte.
Aber das Personal des Grand Plaza machte seine Arbeit sehr sorgfältig. Nicht einmal den Inhalt eines Papierkorbs konnten die FBI-Agenten noch sicherstellen und nach Hinweisen durchsuchen.
„Scheint so, als kämen wir zu spät“, stellte Clive fest.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Orry. „Ray Jordans Maschine ist in Seattle längst gelandet und dort hat der Kerl jede Möglichkeit