zerbarsten. In diesem Moment trafen die Fahrzeuge der Highway Patrol ein.
Ich kümmerte mich als erstes um Milo.
„Alles in Ordnung?“, fragte ich und riss ihn hoch.
Er nickte nur und versuchte Luft zu bekommen. Wir stiegen in den Sportwagen, ich setzte zurück, denn mir war klar, dass wir bislang nur den Anfang des Infernos gesehen hatten. Weitere Explosionen folgten. Eine schwarze Rauchsäule, die meilenweit zu sehen sein musste, stieg auf. Ein beißender Geruch verbreitete sich.
Milo rang noch immer nach Atem.
Er hielt sich den Brustkorb. „Das war eine ganz schöne Ladung, die ich da abbekommen habe...“
Einer der Highway Patrol Männer kam an mein Seitenfenster. Ich ließ es herunter und zeigte ihm meine ID-Card.
„Der Fire Service ist verständigt, aber wir müssen mit weiteren Explosionen und Bränden rechnen. Schließlich gibt es hier große Tanks.“
„Wir hängen uns an den Kerl heran!“, kündigt ich an.
„Brauchen Sie keinen Arzt?“
Besonders Milo sah ziemlich ramponiert aus. Seine Kleidung war verschmutzt. Aber das war nicht der springende Punkt schließlich waren wir nicht hier, um einen Schönheitspreis zu gewinnen.
„Alles bestens!“, behauptete Milo, hustete sogleich und strafte sich selbst damit Lügen. Natürlich hatten wir von dem beißenden Rauch einiges abbekommen.
Und vielleicht hätte eine ärztliche Untersuchung an den Tag gebracht, dass Milos Rippen angebrochen waren.
Bei einem großkalibrigen Treffer auf Kevlar war das durchaus nichts Ungewöhnliches.
Aber im Moment war es wichtiger, Robert Dawn zu fassen.
„Ich hoffe, Sie haben die Straßensperren schon aufgebaut!“ sagte ich.
„Wir sind dabei“, erklärte der Highway Patrol Officer. „Kurz vor der ersten Abfahrt nach Bismarck.“
„Haben Sie das über Funk verbreitet?“, fragte ich.
„Irgendwie müssen wir uns ja verständigen.“
„Ich bin überzeugt davon, dass unser Mann das dann mitbekommen hat. Und selbst wenn nicht, kann er sich denken, dass man ihn jetzt nicht durchkommen lässt!“
„Es gibt keine Abfahrt, über die er vorher den Highway verlassen könnte.“
„Und was ist mit irgendwelchen kleineren Straßen oder Wegen, die bis an den Highway heranreichen?“, hakte ich nach.
„Es gibt da tatsächlich eine Stelle“, nickte der Highway Patrol Officer.
26
„Die Praxis ist noch nicht geöffnet“, war die ziemlich genervte Stimme einer Frau durch die Sprechanlage zu hören.
„Agent Clive Caravaggio, FBI. Mein Kollege Agent Medina und ich haben ein paar Fragen an Sie.“
„Jetzt – um diese Zeit?“
„Leider lässt sich das nicht verschieben, Doktor Robinson.“
Wenig später öffnete unseren Kollegen eine Frau von Anfang dreißig die Tür. Es handelte sich um Dr. Deandra Robinson, die Psychiaterin zu der Alexander Jason Clement regelmäßig gegangen war. Sie bewohnte ein Loft in einem Haus in Chelsea, das im Cast Iron Stil gehalten war. Praxis und Privatadresse waren identisch.
Clive zeigte ihr seine ID-Card und sie verengte stark die Augen, als sie sich das Dokument ansah. „Wenn Sie mich in dieser Herrgottsfrühe aus dem Bett werfen, können Sie weder erwarten, dass ich guter Laune bin, noch dass ich schon meine Kontaktlinsen eingesetzt habe!“, murmelte sie.
„Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen“, erwiderte Clive freundlich.
Schließlich hatte sie die Prüfung der Ausweise abgeschlossen und bat die beiden G-men in ihre Wohnung.
„Ich kann Ihnen Kaffee anbieten. Allerdings nur Löslichen.“
„Nein danke“, sagte Clive.
„Wenn Sie mich über Patienten ausfragen wollen, sage ich Ihnen gleich, dass ich sehr viel von der Schweigepflicht halte. Es würde sich mir nämlich niemand anvertrauen, wenn auch nur der Verdacht entstünde, dass ich es damit nicht so ernst nähme.“
„Es geht um Alexander Jason Clement“, unterbrach Orry ihren Redefluss. „Er ist ermordet worden. Wir haben einen Beschluss bei uns, der Sie von der Schweigepflicht entbindet.“
Dr. Deandra Robinson starrte die beiden G-men einen Augenblick lang völlig entgeistert an. Es machte fast den Eindruck, als würde sie erst jetzt richtig wach.
Sie strich sich das dichte, leicht gelockte Haar aus dem Gesicht. Ihre Überraschung schien Clive nicht gespielt zu sein.
„Das wusste ich nicht“, sagte sie. „Ich habe mich nur gewundert, weshalb er gestern nicht zu seinem Termin erschienen ist. Aber auf Mister Clement konnte man sich in dieser Hinsicht nie so richtig verlassen. Er hielt vereinbarte Termine nicht ein und erschien dafür manchmal ohne Anmeldung – was beides für den Ablauf in einer Praxis nicht gerade optimal ist, wie Sie sich wohl denken können.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie schien die Nachricht von Clements Tod erst nach und nach wirklich zu begreifen. „Was ist mit ihm passiert?“
„Er wurde erschossen, über die Hintergründe versuchen wir gerade erst zu ermitteln. Wir vermuten, dass es einen Zusammenhang mit seiner Verwicklung in illegale Wettgeschäfte und Straßenrennen gibt.“
„Ich habe mit Mister Clements Geschäften nichts zu tun!“, versicherte Dr. Robinson.
„Es war nicht unsere Absicht, Sie in irgendeiner Weise zu beschuldigen, Dr. Robinson“, versicherte Clive. „Am Besten Sie sagen uns einfach, auf Grund welchen Problems Mister Clement Sie aufgesucht hat.“
Deandra Robinson atmete tief durch. Während Clive und Orry in dem edlen Ledermobiliar Platz genommen hatten, schien die Psychiaterin einfach nicht die nötige Ruhe finden zu können.
„Ich weiß nicht, wie ich das Ihnen gegenüber formulieren soll, Agent Caravaggio...“
„Am besten kommen Sie direkt zum Punkt. Dann können wir hinterher entscheiden, ob die von Ihnen ausgebreiteten Fakten eine Relevanz für den Fall haben. Aber die psychische Erkrankung eines Mordopfers hat eigentlich immer irgendeine Relevanz für den Fall.“
„Mister Clement war nicht psychisch erkrankt“, stellte Dr. Robinson