Cedric Balmore

Fürchte den Killer: Sieben Action Krimis


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bat mich um etwas, das zumindest in dieser Form eigentlich gar nicht zum offiziellen Leistungskatalog meiner Berufszunft gehört, aber...“

      „...Mister Clement hat sicher gut dafür bezahlt.“

      „Ja, das hat er“, nickte Dr. Robinson. „Wie gesagt, er selbst hatte kein Problem. Er wollte von mir eine psychologische Beratung haben - aber dabei ging es nicht um seine Probleme, sondern um die Einschätzung von dritten.“

      „Dritte?“, hakte Clive nach und wechselte mit Orry einen fragenden Blick.

      „Ich weiß nicht, wer diese Personen in Wirklichkeit waren. Clement hat mir nur Eigenschaften genannt, die zusammengenommen Profile seiner Freunde, Geschäftspartner und so weiter ergaben. Er wollte wissen, wie sie wahrscheinlich in bestimmten Situationen reagieren würden, auf wen er sich verlassen könnte und wie man bestimmte Verhaltensweisen von ihnen interpretieren könnte.“

      „Es ist das erste Mal, dass ich so was höre“, stellte Clive fest.

      „Mister Clement habe ich nie analysiert - aber aus den Gesprächen mit ihm bekam doch das Bild eines sehr akribischen Mannes, der stets bemüht ist, auf alle Eventualitäten gut vorbereitet zu sein.“

      „Krankhaft?“, fragte Clive.

      „Sie meinen im Sinne eines Kontrollzwangs? Die Übergänge sind fließend, Agent Caravaggio. Vielleicht überprüfen Sie zweimal oder dreimal, ob Ihr Wagen oder Ihre Wohnungstür abgeschlossen sind. Leiden Sie schon an einer Zwangserkrankung? Wahrscheinlich nicht. Aber jemand, der diese Dinge fünfzigmal überprüft sehr wahrscheinlich ja. Irgendwo dazwischen ist eine Grenze.“

      „Hatte Mister Clement sie überschritten – Ihrer Einschätzung nach?“

      „Nein, das würde ich noch nicht so stark beurteilen. Eher würde ich von einem stark ausgeprägten Charakterzug sprechen, bedingt durch starke Verunsicherungen in der Kindheit. Vielleicht war seine Muter Trinkerin und ihr Verhalten daher schwer einschätzbar – irgendetwas in der Art.“

      „Aber darüber haben Sie gesprochen?“

      Sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein, denn schließlich habe ich ihn nicht behandelt.“

      „Von wie vielen Personen wurde Profile erstellt?“, lautete Clives nächste Frage.

      „Etwa sechzig oder siebzig.“

      „Wir bräuchten sämtliche Unterlagen, die es darüber gibt, Dr. Robinson.“

      „Aber Ihnen ist schon bewusst, dass keines dieser Profile einen Klarnamen enthält.“

      „Ja.“

      Orry mischte sich jetzt in das Gespräch ein. Er zog ein Foto von Ray Jordan aus der Innentasche seines Jacketts. „Dies ist der Mann, der Mister Clement nachweislich zuletzt lebend gesehen hat. Wir fahnden nach ihm. Ich nehme nicht an, dass Sie ihm mal begegnet sind.“

      Sie sah sich das Bild an und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Unsere Bekanntschaftskreise haben nicht die geringste Überschneidung. Ich achte immer sehr stark darauf, Berufliches und Privates nicht zu vermischen, wenn Sie verstehen was ich meine. Sonst kommt unsereins im Handumdrehen in Teufels Küche.“

      „Hat eines der Profile, dass Sie erstellten, Ähnlichkeiten mit diesem Mann?“, hakte Orry nach.

      Sie sah sich das Foto aus der Tiefgarage in der Avenue B noch einmal eingehend an und nickte. „Ja, das ist leicht. Das Profil hat den Namen ‚Billy’. Billy trägt nach Clements Angaben dauernd diese Handschuhe. Das sind Autofahrer-Handschuhe, die verhindern sollen, dass man durch Handschweiß vom Lenkrad abrutscht. Eine biedere Erscheinung, die gerne Rennfahrer oder etwas ähnlich Unkonventionelles geworden wäre. Ich weiß noch genau, dass ich Mister Clement geraten habe, diesem Mann nicht zu trauen.“

      27

      Anderthalb Stunden später saßen zwanzig Mitarbeiter aus dem Innendienst des FBI Field Office New York daran, die Profile auszuwerten, die Dr. Robinson in Clements Auftrag erstellt hatte. Die aufgeführten Eigenschaften der mit Tarnnamen versehenen Personen wurden mit den Eigenschaften der uns bekannten Personen abgeglichen, die in irgendeiner Form für das FBI aktenkundig waren und gleichzeitig eine Verbindung entweder zu Clement, den Scarbucchi-Brüdern oder Ray Jordan aufwiesen.

      Es dauerte eine Stunde bis der erste interessante Treffer dabei herauskam.

      Mr McKee versammelte die an diesem Fall arbeitenden G-men in seinem Besprechungszimmer.

      Max Carter projizierte mit Hilfe eines Beamers das Bild eines hageren Vierzigjährigen mit hoher Stirn an die Wand.

      Mr McKee hob die Augenbrauen. „Wer ist das, Max?“

      „Eric Pittkin aus Philadelphia. Gilt als skrupelloser Geldwäschekönig und hat mehreren Mafia-Syndikaten dabei geholfen, ihre Milliarden weiß zu waschen. Hatte Kontakte zu den Scarbucchi-Brüdern. War mehrfach wegen des Verdachts der Verabredung zum Mord angeklagt, aber das Ganze kam über die Anhörung vor der Grand Jury nie hinaus, weil sich die Zeugen auf wundersame Weise plötzlich nicht mehr erinnern konnten.“

      „Das Übliche“, meinte Mr McKee. „Zeugen werden unter Druck gesetzt und die Justiz ist machtlos.“

      „Übrigens wird einer dieser Morde Robert Dawn zugeschrieben“, stellte Max fest.

      „Eine feine Gesellschaft ist das“, stieß Clive daraufhin verächtlich hervor.

      In diesem Augenblick klingelte das Telefon auf Mr McKee Schreibtisch.

      Der Chef des Field Office hob ab und meldete sich.

      „Das ist für Sie Max.“

      Max Carter stand auf und nahm den Hörer entgegen und sagte zweimal kurz hintereinander „Ja!“ und anschließend ein knappes „Danke.“

      Dann wandte er sich an Mr McKee. „Das war Auskunft des Flughafens in Philadelphia, auf die ich dringend gewartet habe. Ich hatte veranlasst, den Ruf hierher weiter zu leiten.“

      „Betrifft die Auskunft zufällig auch Eric Pittkin?“, hakte Mr McKee nach.

      „Mister Pittkin ist vor vier Tagen nach Seattle geflogen“, antwortete Max.