John Farndon

Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch


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der technische Fortschritt die Beschränkungen von Land und Demografie überwunden. Malthus sah das nicht vorher. Allerdings klingen heute seine Sorgen wieder an, wenn wir fürchten, die Erdbevölkerung könne die Belastbarkeit der Erde überschreiten – ohne dass neue Technologien dem entgegenstehen. image

       Thomas Malthus

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      Thomas Robert Malthus wurde 1766 in Surrey (England) geboren und von seinem Vater freisinnig erzogen. Die Philosophen David Hume und Jean-Jacques Rousseau waren seine Paten. An der Universität Cambridge wurde Malthus von einem Dissenter betreut, einem religiösen Abweichler, ehe er 1788 zum Priester der Church of England geweiht wurde. Genau wie sein Lehrer ging er Konflikten nicht aus dem Weg. 1798 veröffentlichte er seinen Aufsatz Essay on the Principle of Population (zu Deutsch: Das Bevölkerungsgesetz), der ihn berühmt machen sollte. 1805 ernannte das neue East India College ihn zum Professor für politische Ökonomie. Damit war er vermutlich der erste Ökonom, dem akademische Ehren zuteil wurden. 1834 starb Malthus im Alter von 68 Jahren an einer Herzerkrankung.

       Hauptwerke

      1798 Das Bevölkerungsgesetz

      1815 The Nature of Rent

      1820 Principles of Political Economy

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      UNTERNEHMER ALS BÜNDNIS-PARTNER

      KARTELLE UND ABSPRACHEN

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Märkte und Firmen

      VORDENKER

      Adam Smith (1723–1790)

      FRÜHER

      1290er-Jahre Wenzel II., Herzog von Böhmen, erlässt Gesetze gegen Preisabsprachen unter den Erzhändlern.

      1590er-Jahre Händler aus den Niederlanden bilden ein Kartell und sichern sich so das Monopol für den Gewürzhandel mit Südostasien.

      SPÄTER

      1838 Der französische Ökonom Augustin Cournot beschreibt den Wettbewerb in Oligopolen.

      1864 Der US-Ökonom George Stigler veröffentlicht A Theory of Oligopoly: Er untersucht, wie man erfolgreich Kartelle aufrechterhält.

      1890 In den USA wird ein Antitrustgesetz verabschiedet.

      Wettbewerb ist entscheidend für das Funktionieren der Märkte. Wenn mehrere Hersteller auf einem Markt vertreten sind, treibt das die Produktion an und hält die Preise niedrig. Gibt es dagegen nur einen einzigen Anbieter – einen Monopolisten – kann er seinen Ausstoß beschränken und höhere Preise verlangen.

      Zwischen diesen beiden Extremen bewegt sich das Oligopol, bei dem wenige Anbieter – manchmal nur zwei oder drei – den Markt für ein bestimmtes Produkt dominieren. Für die Verbraucher wäre es gut, wenn sie untereinander konkurrieren würden. Für den Profit der Hersteller ist es aber günstiger, wenn sie kooperieren: Sobald sie sich darauf einigen, einander nicht zu unterbieten, können sie wie ein Monopol handeln und die Marktbedingungen diktieren.

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       Kartellbildung

      Diese Art von Zusammenarbeit zwischen Firmen bezeichnet man als »Kollusion«. Die Festlegung der Preise, die aus solchen Absprachen resultiert, schmälert die Effizienz der Märkte. Adam Smith erkannte zwar die Bedeutung des Eigeninteresses für die freien Märkte, warnte aber auch: »Geschäftsleute des gleichen Gewerbes kommen selten zusammen, ohne dass das Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet oder irgendein Plan ausgeheckt wird, wie man die Preise erhöhen kann.«

      Zusammenarbeit zwischen Herstellern gibt es, seit es Märkte gibt, und in vielen Bereichen bestehen Vereinigungen zum gegenseitigen Vorteil. In den USA wurden solche restriktiven oder monopolistischen Praktiken im 19. Jahrhundert als »Trust« bezeichnet. Heute beschreibt der Begriff »Kartell« eine solche Zusammenarbeit auf nationaler oder internationaler Ebene. Das Wort hat einen negativen Beiklang bekommen.

      Im 20. Jahrhundert versuchten die USA und die EU per Gesetz gegen Preisabsprachen vorzugehen. Doch Kartelle unter den Herstellern bleiben ein Merkmal der Marktwirtschaft. Manchmal geht es nur um eine Vereinbarung über die Höhe des Waschmittelpreises (wie zwischen Unilever und Procter & Gamble 2011 in Europa) – manchmal entsteht aber auch eine internationale Handelsorganisation wie die IATA (International Air Transport Association). Eigentlich sollte die IATA Flugpreise festlegen, was ihr den Vorwurf der Kollusion eintrug. Heute existiert sie immer noch als Repräsentantin der Luftfahrtindustrie. Kartelle können sogar durch Kooperation zwischen Regierungen zustande kommen – wie im Fall der OPEC (Organization of Petroleum Exporting Countries). Sie wurde 1960 gegründet, um die Erdölpreise abzustimmen.

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      British Airways musste 2007 ein Bußgeld von über 300 Mio. Pfund zahlen. Virgin Atlantic hatte zugegeben, dass die beiden Firmen gemeinsam Preissteigerungen ins Auge gefasst hatten.

       Herausforderungen für Kartelle

      Mitglieder eines Kartells können nicht »einfach so« einen Preis festlegen. Sie müssen sich auf Ausstoßmengen verständigen und natürlich auf den Anteil am Profit. Je weniger Mitglieder ein Kartell hat, desto einfacher sind die Verhandlungen.

      Ein weiteres Problem besteht darin sicherzustellen, dass die Angehörigen eines Kartells sich an die Spielregeln halten. Hersteller lassen sich auf die Kollusion ein, weil höhere Preise winken, aber genau darin liegt auch die Schwäche des Arrangements. Einzelne Angehörige des Kartells kommen oft in Versuchung zu »schummeln«, indem sie mehr produzieren und ihre Mitstreiter unterbieten. Dabei handelt es sich um eine Variante des Gefangenendilemmas: Zwei Gefangene sollen entscheiden, ob sie schweigen oder gestehen. Wenn beide schweigen oder beide gestehen, erhalten sie leichte Haftstrafen. Wenn aber nur einer gesteht, kommt er straffrei davon, während sein Kollege eine schwere Strafe erhält. Die beste Strategie für beide ist zu schweigen (das bedeutet die kürzeste Haftstrafe), aber die Versuchung liegt darin, auf die Straffreiheit zu setzen – in der Hoffnung, dass der andere das nicht tut. Die gleichen Strategien gelten für Kartelle: Auch hier ist der Ertrag für alle Beteiligten größer, wenn sie zusammenarbeiten – am größten ist er aber für den einzelnen Mitspieler, der die Regeln bricht.

      In der Praxis geschieht das häufig, besonders wenn die Kontingente ungleich verteilt sind. Die zwölf Mitglieder der OPEC sprechen z. B. regelmäßig Fördermengen und Preise ab, aber kaum jemand hält sich daran. Die kleinen, weniger reichen Mitglieder sehen die Chance, zusätzlichen Profit zu machen, und überschreiten ihre Förderquoten. So entsteht Konkurrenz und die Macht des Kartells insgesamt wird geschwächt. Je mehr Angehörige das Kartell hat, desto größer ist die Gefahr, dass die Absprachen gebrochen werden – und ein Regelbrecher ist bereits genug, um alle zu schwächen.

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      Kartelle können Preise festlegen, indem sie als virtuelles Monopol handeln. Wenn niemand den Verbrauchern einen niedrigeren Preis anbietet, kann ihr Preis deutlich über den Produktionskosten