ausführt, schafft er vielleicht eine Stecknadel am Tag. Aber wenn der Vorgang aufgeteilt wird und jeder auf nur einen Herstellungsschritt spezialisiert ist, lassen sich viele Stecknadeln am Tag herstellen. Smith kam zu dem Schluss: »Sobald die Teilung der Arbeit in einem Gewerbe möglich ist, führt sie zu einer entsprechenden Steigerung der Produktivität.«
In einem Lager ist die Arbeit z. B. meist auf einen Manager sowie mehrere Packer, Bestandsaufnehmer, Buchhalter, Vertriebsdisponenten, IT-Mitarbeiter und Kraftfahrer verteilt.
Der Wachstumsmotor
Smith war nicht der Erste, der den Wert der Arbeitsteilung erkannte. Bereits 2200 Jahre vor Smith vertrat Platon die Ansicht, ein Staat brauche Spezialisten wie beispielsweise Bauern und Bauarbeiter. Der islamische Philosoph Al-Ghazali (1058–1111) machte darauf aufmerksam, dass an der Herstellung eines Brotlaibs mehr als 1000 Arbeiter beteiligt seien, wenn man alle Schritte berücksichtige – vom Jäten des Unkrauts auf den Feldern über die Weizenernte bis hin zum Bäcker.
Viele frühe Denker stellten eine Verbindung zwischen der Arbeitsteilung und dem Wachstum der Städte und Märkte her. Bahnbrechend an Smiths Idee war, dass er die Arbeitsteilung als Wachstumsmotor ins Zentrum des Wirtschaftssystems stellte. Je spezialisierter die Arbeitskräfte und Firmen, desto größer das Wachstum des Marktes und desto höher die Rentabilität.
Ein notwendiges Übel
Karl Marx erkannte zwar die Bedeutung dieser Idee, betrachtete die Arbeitsteilung aber als eine vorübergehende Erscheinung – ein notwendiges Übel. Spezialisierung führe zur Entfremdung und verdamme die Arbeiter zur Existenz einer Maschine mit immer derselben Aufgabe. Er unterschied zwischen technischer Arbeitsteilung – etwa den verschiedenen Aufgaben beim Hausbau – und gesellschaftlicher Arbeitsteilung, die von Macht- und Statushierarchien erzwungen werde.
Heute ist Arbeitsteilung in den meisten Firmen selbstverständlich. Viele Unternehmen lagern Aufgaben, die zuvor von eigenen Mitarbeitern ausgeführt wurden, ins Ausland aus, wo Arbeitskräfte billiger sind – eine neue, internationale Dimension der Arbeitsteilung.
»… jede Erweiterung der persönlichen Arbeitsgemeinschaft für alle, die sich ihr anschließen, [ist] von Vorteil.«
Ludwig von Mises
Rein amerikanische Arbeitsplätze?
Wenn Menschen, die in der Industrie arbeiten, sich Gedanken über die Leistungsfähigkeit ihrer heimischen Wirtschaft und die Situation am Arbeitsmarkt machen, drängen sie oft die Verbraucher dazu, heimische Erzeugnisse zu kaufen. Aber das ist gar nicht so einfach – denn die Arbeitsteilung findet heute weltweit statt. Betrachten wir als Beispiel die US-amerikanische Firma Apple: Man könnte meinen, wer ein iPhone kauft, trägt zur Sicherung von Arbeitsplätzen in den USA bei. Tatsächlich finden beim iPhone aber nur Entwicklung und Marketing überwiegend in den USA statt.
Die iPhones selbst werden in China montiert, die Teile kommen aus Südkorea, Japan, Deutschland und sechs weiteren Ländern. Das iPhone ist ein wirklich globales Produkt, an dessen Herstellung wohl Zehntausende Menschen beteiligt sind.
Arbeiter am Fließband in China bauen Computerprozessoren. Die Komponenten stammen aus neun verschiedenen Ländern.
DAS BEVÖLKERUNGSWACHSTUM VERHINDERT DIE ENTWICKLUNG VON WOHLSTAND
DEMOGRAFIE UND ÖKONOMIE
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Wachstum und Entwicklung
VORDENKER
Thomas Malthus (1766–1834)
FRÜHER
17. Jh. Im Merkantilismus gilt eine zahlreiche Bevölkerung als gut für die Wirtschaft.
1785 Der französische Philosoph Marquis de Condorcet plädiert für soziale Reformen.
1793 Der englische Philosoph William Godwin setzt sich für eine Umverteilung der nationalen Ressourcen ein.
SPÄTER
1870er-Jahre Karl Marx greift Malthus an und bezeichnet ihn als einen reaktionären Verteidiger des Status quo.
1968 Der US-Ökologe Garrett Hardin warnt in seinem Aufsatz Die Tragik der Allmende vor den Gefahren der Überbevölkerung.
Im 18. Jahrhundert dachten aufgeklärte Denker über soziale und wirtschaftliche Reformen nach, um die Lebenssituation der Menschen zu verbessern. In dieser optimistischen Umgebung erhob der britische Ökonom Thomas Malthus seine pessimistische Stimme. Er glaubte, das Bevölkerungswachstum verurteile die Gesellschaft zur Armut. Seine Theorie lautete: Der Sexualtrieb ist die Ursache für ein immer schnelleres Anwachsen der Bevölkerung. Die Nahrungsmittelproduktion kann wegen des Gesetzes der abnehmenden Erträge nicht mithalten, weil immer mehr Menschen auf derselben Fläche immer weniger zuätzliche Erträge erwirtschaften können. Das Ungleichgewicht zwischen der Zahl der Menschen und dem Nahrungsmittelangebot wächst also laufend.
Die Überlebenden eines Erdbebens in Pakistan erhalten Nahrungsmittel. Malthus war gegen solche Hilfen – die Armen bekämen dann nur mehr Kinder.
Doch es gibt eine Gegenkraft. Hunger und Krankheiten, verursacht durch schlechte Ernährung, führen zu höherer Sterblichkeit und halten das Ungleichgewicht in Grenzen. So sinkt die Geburtenrate wieder, das Land wird weniger ausgebeutet und der Lebensstandard steigt.
Die Bevölkerungsfalle
Veränderungen in der Geburten- und Sterberate lassen die Bevölkerung jedoch nicht lange von einem höheren Lebensstandard profitieren. Wird durch einen Glücksfall neues Land entdeckt, erhält die Nahrungsmittelproduktion einen einmaligen Schub und es gibt mehr zu essen. Die Menschen sind gesünder, die Sterberate sinkt und es werden mehr Kinder geboren. Das führt zu erneutem Bevölkerungswachstum. Die Nahrungsmittelproduktion kann nicht Schritt halten und die Wirtschaft fällt wieder auf einen niedrigen Lebensstandard zurück. Das ist die Bevölkerungsfalle: Ein höherer Lebensstandard wird langfristig immer wieder durch das Bevölkerungswachstum verhindert.
Malthus’ Vision war die wirtschaftliche Stagnation: Die Bevölkerung schlägt sich mühsam durch und ihr Wachstum ist durch Hunger und Krankheiten begrenzt. Doch dieses Modell einer Wirtschaft von Bauern, die mit einfachen Werkzeugen eine begrenzte Landfläche bearbeiten, war bereits Anfang des 18. Jahrhunderts veraltet. Neue Methoden erlaubten es, mit der gleichen Menge Land und Arbeit mehr Nahrungsmittel zu produzieren. Neue Maschinen und Fabriken ermöglichten die Produktion von mehr Gütern pro Arbeiter. Der technologische Fortschritt brachte wachsenden Bevölkerungsgruppen einen immer höheren Lebensstandard. Im Jahr 2000 lebten in Großbritannien dreimal so viele Menschen