Moment", knurrte der Mixer, ging zu einem Telefon, das an der Wand hing und nahm den Hörer ab. Mercer konnte nicht verstehen, was der Mixer sagte.
Einen Augenblick später kehrte er zurück.
Er deutete quer durch den Raum, vorbei an den tanzenden Girls.
"Sehen Sie die Tür?"
"Ja", sagte Mercer.
"Den Flur entlang, dann das erste Zimmer rechts."
Die dunkelhaarige Schönheit zog einen Flunsch, als Mercer an ihr vorbeiging.
Mercer ging quer durch den Raum.
Die Girls räkelten sich im Laserlicht. Die Musik dröhnte dabei stampfend aus den Lautsprechern.
Mercer erreichte die Tür.
Er betrat den Flur.
Vor der Tür zu Ricky Bensons Büro stand ein breitschultriger Gorilla. Der Griff einer Automatik ragte aus seinem Hosenbund heraus.
"Gehen Sie rein, Mercer! Mr. Benson erwartet Sie!", knurrte er.
Der Gorilla öffnete die Tür.
Das Büro war eng und ziemlich ungemütlich. Die Luft war kaum zu atmen. Dicke Schwaden von Zigarrenrauch schwebten über dem Schreibtisch.
Ricky Benson war ein dunkelhaariger Mann in den Dreißigern.
Im rechten Mundwinkel steckte eine lange Havanna.
"Sie haben sich einen ungünstigen Zeitpunkt für einen Besuch ausgesucht, Mercer", sagte Benson. "Ich habe 'ne Menge zu tun..."
"Ich brauche vielleicht nochmal Ihre Hilfe, Ricky."
Ricky Benson lachte.
Dann wurden seine Augen schmal.
"Was ist passiert?"
50
"Gegen Lennox und seinen Komplizen von der T-Gang liegt genug vor, um sie aus dem Verkehr zu ziehen", stellte Mr. McKee am nächsten Morgen fest. Er nippte an seinem Kaffeebecher. "Bis jetzt verweigern die Festgenommenen zwar jede Aussage, aber die Sachbeweise sprechen eine deutliche Sprache. Leider kann ich mich über die Festnahme dieser Crack-Gang so lange nicht richtig freuen, wie ich weiß, dass ein paar Wahnsinnige irgendwo da draußen mit einem Behälter voller Pest-Erreger herumlaufen!"
Unsere Bilanz war deprimierend. Die Auswertung des Beweismaterials, das in den Büroräumen von Parker & Sarrasco beschlagnahmt worden war, hatte bislang keinen Hinweis auf den Verbleib jener mysteriösen Bauteile ergeben, mit denen vermutlich ein ABC-Schutzraum ausgerüstet worden war.
Auf die Identität der beiden Toten aus der Bronx gab es keinerlei Hinweise. Und Sally Hiram hatte sich nicht mehr gemeldet. Welchen Schluss man auch immer daraus ziehen mochte.
Immerhin gab es einen Hinweis aus Florida, New York State.
Es ging um den Wagen, mit dem die Mörder von George Hiram geflohen waren und den sie später im Wald zurückgelassen hatten.
Der County Sheriff war auf eine Tankstelle 20 Meilen nördlich vom Lake Floria gestoßen, wo ein Wagen gleichen Typs aufgefallen war. Von einem der Insassen gab es eine ziemlich genaue Beschreibung. Groß, schlank, dunkelhaarig mit einem Muttermal über der linken Augenbraue.
Orry und Clive wurden beauftragt, die Sache zu überprüfen.
Milo und ich fuhren nach West New York in New Jersey.
Unsere Fahndungsabteilung hatte herausbekommen, dass Sally Hiram dort eine Schwester hatte. Die einzige lebende Verwandte, von der wir etwas wussten.
Sie hieß seit ihrer Hochzeit Ann Gardener und wohnte in einem zehnstöckigen Haus in der Lincoln-Street. Selbst bei diesigem Wetter konnte man von hier aus die Skyline von Manhattan auf der anderen Seite des Hudson sehen.
Ann Gardener wohnte ihm 8.Stock. Zusammen mit ihrem Mann betrieb sie eine Zahnarztpraxis. Praxis und Wohnräume nahmen zusammen beinahe die ganze Etage ein.
Die Gardeners hatten die Praxis heute noch nicht geöffnet.
Sie waren beim Frühstück, als wir an ihrer Wohnungstür klingelten.
"Agent Trevellian und Agent Tucker vom FBI", stellte ich uns vor, als Ann uns die Tür öffnete. Ihr Mann stand ein paar Meter dahinter. Ich hielt Ann meinen Ausweis hin.
"Was wollen Sie von uns?", fragte Mr. Gardener.
Ich wandte mich an Ann. Die Ähnlichkeit war frappierend.
"Wir möchten Ihnen ein paar Fragen über Ihre Schwester stellen", erklärte ich.
Ann wandte sich etwas hilfesuchend zu ihrem Mann herum, rieb dabei die Handinnenflächen nervös aneinander.
"Ich... Wir..." Sie atmete heftig. "Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen", sagte sie. "Aber kommen Sie doch erst einmal herein."
Eine Minute später hatten wir in der Sitzecke des Wohnzimmers Platz genommen.
"Was ist mit Sally?", fragte Ann dann fort.
"Sie ist verschwunden", erklärte ich wahrheitsgemäß.
"Vermutlich wurde sie erst entführt und ist jetzt vor ihren Entführern auf der Flucht." Ich fasste ihr die Situation so knapp wie möglich zusammen. Lediglich eine Tatsache ließ ich aus. Ich erwähnte nicht, dass Sally am Telefon davon gesprochen hatte, dass die AUSERWÄHLTEN Pest-Erreger in der Subway aussetzen wollten.
Ann hörte meinem Bericht mit versteinertem Gesicht zu.
Als ich geendet hatte, seufzte sie hörbar.
"Wissen Sie, ich hatte in letzter Zeit nicht viel Kontakt mit Sally. Sie war irgendwie... entrückt. Verstehen Sie, was ich meine? Vermutlich nicht."
"Seit wann gehörte sie den AUSERWÄHLTEN DER APOKALYPSE an?", fragte ich.
"Vielleicht seit drei Jahren. Sie hat damals noch bei uns gewohnt. Nach dem viel zu frühen Tod unserer Eltern habe ich mich etwas für sie verantwortlich gefühlt... Sie hat mich sogar einmal in dieses Gemeindezentrum mitgenommen, das die AUSERWÄHLTEN unterhalten. Ich weiß nicht, ob es noch immer in der Upper East Side ist. Jedenfalls stieß mich dieses Gerede von der Endzeit und dem blutrünstigen Strafgericht sehr ab."
"Aber Sally hat es fasziniert."
"Ja. Sie entfernte sich immer mehr von uns."
"Kennen Sie Ihren Mann?"
"George? Ja, bei der Hochzeit haben wir ihn kennengelernt. Er wurde ermordet... Ich hatte eigentlich