kleines Kreuz aus Rotgold blitzte dort auf. Darüber befand sich ein tätowierter Adler mit gespreizten Schwingen.
„Das wurde aber auch höchste Zeit, Norman“, knurrte Sonny Ricone.
Der Mann, der Norman genannt worden war, grinste und begann damit, den Schalldämpfer abzuschrauben.
Anschließend wog er ihn in der Linken und meinte grinsend: „Ich konnte dieses verdammte Ding nicht finden!“
„Mann, das ist nicht witzig! Ich dachte schon, du tauchst gar nicht mehr auf.“ Sonny Ricone trat auf den am Boden liegenden Mann zu und drehte ihn mit dem Fuß herum.
„Ich habe doch gesagt, dass Jack Mancuso es sich nicht so einfach gefallen lassen wird, dass Eileen zu uns gewechselt ist“, meinte der Portier.
„Wie auch immer!“, presste Sonny Ricone zwischen den Zähnen hindurch. Er wandte sich an Norman. „Sorg dafür, dass dieses Stück Dreck auf Nimmerwiedersehen verschwindet.“
„In Ordnung.“
6
An diesem klaren, kalten Morgen holte ich meinen Kollegen Milo Tucker wie gewöhnlich an der bekannten Ecke ab. Er hatte sich inzwischen die Finger rot gefroren.
„Hast du keine Handschuhe, Milo?“
„Ich sollte mir wohl schleunigst welche besorgen, Jesse.“ Er rieb sich die Hände und schnallte sich an, während ich bereits losfuhr. „Zum Glück können wir uns gleich ja wohl auf einen Becher mit Mandys berühmtem Kaffee freuen!“
„Tut mir leid, daraus wird nichts.“
Er sah mich erstaunt an. „Wieso? Was ist los?“
„Schlechte Nachrichten, Mister McKee hat uns vorhin angerufen. Wir müssen zu einem Tatort.“
„Wo?“
„Liegt direkt auf dem Weg. Auf dem Heckscher Playground wurde von Joggern eine Leiche gefunden, die in unsere Serie passt.“
Zurzeit hatten wir es mit einer Serie von Prostituiertenmorden zu tun. Die Opfer waren mit einer Drahtschlinge erwürgt und kahl rasiert worden, weswegen der Täter in den Medien inzwischen den Beinamen „Barbier“ bekommen hatte. Die Tote vom Heckscher Playground war die Nummer sechs dieser Serie, deren erster Fall bereits sieben Jahre zurücklag. Anfangs hatte man natürlich noch nicht erkennen können, dass es sich um einen Serientäter handeln musste. Inzwischen war das aber unstrittig.
Nachdem der Barbier innerhalb eines halben Jahres gleich drei Mal zugeschlagen hatte, war das FBI Field Office mit dem Fall beauftragt worden.
Wir fuhren die Columbus Avenue Richtung Süden, bogen an der West 70th Street nach links bis zur spanisch-portugiesischen Synagoge. Anschließend ging es auf dem Central Park West weiter bis zur Holy Trinity Lutheran Church. Gegenüber befand sich die Einfahrt zur Transverse Road No.1, die quer durch den Central Park führte, sich beim Zoo teilte und dann in der Fifth Avenue mündete.
Auf der linken Seite der Transverse Road No. 1 lag eine Wiese mit der Bezeichnung ‚The Sheep Medeaw’, rechts der Heckscher Playground.
Zahlreiche Einsatzfahrzeuge der City Police und der Scientific Research Division waren bereits da und zeigten uns, wohin wir uns halten musste. Ein uniformierter Kollege wollte uns am Fundort der Leiche vorbeilotsen.
Ich hielt mit dem Sportwagen an, ließ das Fenster hinunter und zeigte ihm meinen Ausweis.
„Trevellian, FBI. Wir werden hier erwartet.“
„Fahren Sie noch ein Stück weiter und parken Sie links auf dem Rasen. Dann bleibt Platz genug für den Durchgangsverkehr.“
„Wirklich links?“
„Die rechte Seite sehen sich die Kollegen der SRD genauestens an.“
„In Ordnung.“
Ich fuhr also weiter.
Eine Reihe von Fahrzeugen säumte die linke Seite der Transverse Road No. 1. Schließlich fanden wir einen Platz, wo wir den Sportwagen abstellen konnten.
Anschließend liefen wir zum Heckscher Playground.
Spielgeräte, Sandkästen und Sitzbänke waren hier zu finden.
Ein breitschultriger Afroamerikaner Mitte fünfzig begrüßte uns. Er trug einen Knebelbart.
„Matt Gerber, Police Lieutenant bei der Homicide Squad“, stellte er sich vor.
„Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker.“
„Die Tote wurde dort drüben, bei den Sträuchern neben dem Karussell gefunden. Wir können von Glück sagen, dass um diese Zeit noch keine Kinder zum Spielen hier sind!“
„Wer hat sie gefunden?“, fragte ich.
„Ein Jogger. Paul Davis, 44, Börsenmakler, hat eine Wohnung der Fifth Avenue und bezahlt dafür wahrscheinlich mehr, als ich im Monat verdiene.“ Lieutenant Gerber verzog das Gesicht. „Wir haben die Personalien aufgenommen. Wenn Sie noch mit ihm sprechen wollen... Es sind ja nur ein paar Minuten von hier bis zu seiner Adresse.“
„Mal sehen.“
Matt Gerber führte uns zum Karussell.
Die Stelle, wo die Tote in den Büschen gelegen hatte, war markiert. Die Leiche selbst befand sich bereits im Wagen des Gerichtsmediziners.
„Die äußerlich erkennbaren Tatumstände sprechen dafür, dass Sie zur Serie des ‚Barbiers’ gehört“, erklärte Matt Gerber. „Male am Hals deuten auf einen Draht als Tatwaffe hin. Außerdem hat man ihr sehr sorgfältig die Haare abrasiert.“
„Wurde sie vergewaltigt?“
„Dr. Claus meint nein. Aber genau können wir das natürlich erst nach der Obduktion ausschließen. Allerdings ist sie wohl gefesselt worden. Vermutlich mit handelsüblichen Kabelbindern.“
Einer der anderen Beamten der City Police, die an diesem Leichenfundort Dienst taten, trat auf uns zu und wandte sich an Gerber. „Wir haben alles abgesucht. Die Schuhe sind nicht zu finden.“
„Danke, Sergeant“, nickte Gerber.
„Was hat es mit den Schuhen auf sich?“, erkundigte sich Milo.
„Ganz einfach: Sie fehlen“, gab Gerber kurz und knapp Auskunft. „Sie hatte übrigens keinerlei Papiere bei sich. Wir wissen nicht, wer sie ist.“
Unsere Innendienstler würden das früher oder später herausfinden. Man konnte von der Toten Fingerabdrücke