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Mr McKee, der Chef des FBI Field Office New York, nippte an seinem Kaffee und hielt mit der anderen Hand einen Telefonhörer, als wir sein Büro betraten. Max Carter begleitete uns. Mr McKee nickte uns knapp zu. Außer uns befanden sich noch die Agenten Clive Caravaggio und Orry Medina sowie die Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster im Raum. Normalerweise nutzen wir zwar die in der Bronx gelegenen Labors der Scientific Research Division, deren Hilfe allen New Yorker Polizeieinheiten zusteht, aber wenn es nötig ist, unterstützen wir deren Arbeit durch den Einsatz eigener Erkennungsdienstler, Ballistiker oder anderer wissenschaftlich ausgebildeten Spezialisten.
Mr McKee beendete inzwischen sein Telefongespräch.
„Das war Dr. Claus mit ersten Obduktionsergebnissen. Er ist zwar noch nicht ganz fertig, aber wir können es jetzt wohl als sicher ansehen, dass die Tote zur Serie des Barbiers gehört. Es sind alle Merkmale vorhanden, die auch auf die anderen Opfer zutrafen: Die Opfer wurden zunächst mit K.o.-Tropfen betäubt und anschließend gefesselt. Etwas später wurden sie dann mit einer Drahtschlinge erwürgt und schließlich irgendwo abgeladen.“
An der Wand von Mr Highs Büro hing eine Karte des Großraums New York. Die Fundorte der einzelnen Opfer waren markiert. Die meisten hatte man auf dem Gebiet von Manhattan gefunden. Eine im Lindsay Park, Brooklyn. Gail Montgomery, das erste Opfer war vor sieben Jahren in der Uferzone des Queens Bridge Parks gefunden worden. Wir nahmen an, dass der Täter versucht hatte, die Leiche im East Channel zwischen Franklin D. Roosevelt Island und Long Island City zu versenken, dies aber erstens sehr dilettantisch getan hatte und zweitens vielleicht gestört worden war.
„Viel mehr gibt es im Moment leider noch nicht zu sagen, außer dass die verwendete Drahtschlinge rostig gewesen ist, was ebenfalls für sämtliche Opfer gilt, sodass es wohl ausgeschlossen ist, dass irgendeiner dieser Morde in einem anderen Zusammenhang gesehen werden muss“, fuhr Mr McKee fort. „Allerdings möchte ich noch ein paar Worte in Bezug auf die Tatortabschirmung am Heckscher Playground loswerden.“ Mr McKee wandte sich an Milo und mich. „Das, was ich jetzt sage, ist keine Kritik an Ihnen beiden, schließlich war das Kind schon in den Brunnen gefallen, als Sie am Fundort der Toten eintrafen. Ich hatte vorhin ein eher unfreundliches Gespräch mit Captain Willard Gresky, dem Chief des zuständigen Reviers. Dieser Lieutenant Gerber hat es zugelassen, dass wichtige Details der Ermittlungen an die Medien gegangen sind und sich jetzt jeder Konsument des Kabelfernsehens darüber informieren kann, wenn er will. Beispielsweise wurde die Nachricht über den Ford sofort verbreitet.“
„Und dabei hat Mister Reagan noch nicht einmal den richtigen Typ identifizieren können“, gab Milo zu bedenken.
„Das sehen einige Reporter offenbar anders.“ Mr McKee atmete tief durch. „Ich hoffe, dass so etwas das nächste Mal nicht passiert. Das gibt doch nur Leuten wie diesen Trittbrettfahrern das nötige Material.“
Es gab einen anonymen Anrufer, der von sich behauptete, die Morde begangen zu haben. In den kurzen Statements, die er bei seinen Anrufen von sich gab, bezog er sich allerdings ausschließlich auf den ersten Fall. Tatsächlich schien er auch einiges über Gail Montgomery zu wissen und stammte vielleicht aus ihrem immensen Bekannten- und Kundenkreis.
Aber was die anderen Opfer anging, so bekam er nicht einmal die Namen vollständig auf die Reihe, was bei jemandem, der sich ansonsten so akribisch über zumindest ein Opfer informiert hatte, sehr ungewöhnlich war. Wir nahmen daher an, dass es sich eher um einen Wichtigtuer handelte, der davon träumte, irgendwann einmal einen großen Auftritt in einem Mordprozess zu haben. Dass er sein Leben damit womöglich ruinierte, schien ihm weniger wichtig zu sein, als zumindest einmal im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen und das Interesse einer ganzen Stadt – und später im Prozess vielleicht des ganzen Landes auf sich gerichtet zu wissen.
Leider hatten wir im Rahmen von spektakulären Mordfällen immer wieder mit Menschen zu tun, die uns mit ihren falschen Geständnissen wertvolle Zeit stahlen.
Einstweilen schätzten wir diesen Anrufer als unglaubwürdig ein. Trotzdem waren wir hinter ihm her, da wir annahmen, dass er Gail Montgomery gut gekannt haben musste und von daher vielleicht ein wertvoller Zeuge war.
„Leider war es bisher nur möglich, die Anrufe zu Telefonzellen in Long Island City zurückzuverfolgen“, erklärte Clive Caravaggio. „Wir nehmen daher an, dass der Trittbrettfahrer dort lebt.“
„Gibt es irgendeine Verbindung zwischen Gail Montgomery und Long Island City?“, erkundigte sich Mr McKee.
Clive schüttelte den Kopf. „Nein. Sie hat weder dort gelebt noch gibt es irgendeine andere Verbindung zu dieser Gegend in Queens, die uns momentan bekannt wäre.“
„Ich nehme an, dass es uns im Moment eher weiterbringt, wenn wir uns zu Jack Mancuso, den Lebensgefährten und vermutlich auch Zuhälter von Eileen Genardo kümmern“, schlug ich vor. „Der müsste Eileen eigentlich längst vermissen.“
„Eine Vermisstenanzeige ist aber ihretwegen definitiv nicht eingegangen“, stellte Mr McKee fest. „Aber tun Sie das ruhig, Jesse. Versuchen Sie, Mancuso aufzuspüren.“
11
Zwei Stunden später suchten wir Jack Mancusos Wohnung in der Boerum Street in Brooklyn auf. Das Haus Nummer 21 war ein ehemaliges Lagerhaus, das irgendwann in den Siebzigern in ein Apartmenthaus umgewandelt worden war.
Mir fiel auf, dass die Post von heute noch in Mancusos Brieffach steckte, während alle anderen Bewohner von Nummer 21 ihre