Walter G. Pfaus

Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis


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hatte gefunden, wonach ich suchte.

      Deutlich war zu sehen, wie Jack Mancuso seine Wohnung verließ. Anschließend sah man ihn im Flur, im Lift und schließlich in der Eingangshalle von Haus Nummer 21.

      „War es das, was Sie suchten?“, fragte Jamison.

      Ich nickte. „Ich brauche die gesamten Aufzeichnungen der letzen Zeit auf einem Datenträger.“

      „Wir zeichnen nur zwei Wochen auf und löschen dann die Speicher.“

      „Dann eben die Daten dieses Zeitraums.“

      „Ich sitze Wochen daran, Ihnen das auf DVDs zu brennen.“

      Ich schüttelte den Kopf. „Nein, brennen Sie mir nur diese Sequenz auf DVD. Für den Rest schicke ich Ihnen einen unserer Spezialisten her, der alles auf eine mobile Festplatte speichert.“

      Jamison wirkte erleichtert.

      „In Ordnung.“

      „Und dann möchte ich noch wissen, wer von Ihren Leuten während der Zeit des Systemausfalls Dienst hatte.“

      Jamison zögerte. „Ich möchte niemanden in Schwierigkeiten bringen“, meinte er. „Sehen Sie, ich bin noch nicht lange dabei und ziemlich froh diesen Job bekommen zu haben.“

      „Sie werden Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie keine Aussage machen“, hielt ich ihm entgegen und zeigte ihm zwei Fotos von Eileen Genardo. Eines zeigte sie bei ihrer letzten Verhaftung, noch etwas jünger und vor allem lebendig und mit vollem Haar.

      Das andere war am Fundort der Leiche auf dem Heckscher Playground aufgenommen worden.

      Jamison sah sich vor allem das zweite Bild an.

      „Diese Frau wohnte bei Jack Mancuso, auch wenn Sie vielleicht Schwierigkeiten haben, sie wieder zu erkennen. Uns geht es darum herauszufinden, wer sie getötet und so zugerichtet hat. Sie hieß Eileen Genardo und arbeitete als Callgirl.“

      „Der Barbier...“, murmelte Jamison. „Ich habe davon gehört. Aber wieso glauben Sie, dass der Einbruch in Mister Mancusos Wohnung damit zu tun hat?“

      „Das wissen wir nicht“, widersprach ich. „Aber Tatsache ist, dass Jack Mancuso ein wichtiger Zeuge ist und in so fern liegt uns sehr daran, ihn so schnell wie möglich zu finden und alles, was mit Mancuso zu tun hat, hat auch zunächst einmal mit diesem Fall zu tun.“

      Jamison atmete tief durch.

      „Unser Kollege Dan McGregor hatte hier Dienst, als es zum Systemausfall kam“, gab er mir schließlich Auskunft. „Ich schreibe Ihnen die Adresse auf.“

      „War McGregor allein hier?“

      „Ja. Eine Doppelbesetzung wäre zwar wünschenswert, aber dazu ist unser Haus zu klein.“

      13

      In der Zwischenzeit trafen unsere Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster ein, um in der Wohnung von Jack Mancuso nach Spuren der Einbrecher zu suchen. Mr McKee berichtete uns am Telefon, dass er erhebliche Schwierigkeiten beim Erwirken eines Durchsuchungsbeschlusses gehabt hatte.

      Dass wir die Wohnung betreten hatten, war angesichts der Umstände rechtens. Aber die Umstände des Einbruchs waren noch längst nicht klar – ebenso wenig, ob ein Zusammenhang zur Mordserie des Barbiers bestand.

      Etwas anders hätte der Fall ausgesehen, wenn Jack Mancuso vermisst gemeldet oder umgebracht worden wäre.

      Aber dafür gab es bis jetzt nur vage Anhaltspunkte, die sich zudem auch anders interpretieren ließen.

      Mr McKee gelang es allerdings, die Justiz von der Notwendigkeit der Untersuchungen zu überzeugen.

      Während Sam und Mell in Mancusos Wohnung alles genauestens unter die Lupe nahmen, suchten wir die Adresse des Wachmannes auf, der während der Zeit des Systemausfalls der Überwachungsanlage Dienst gehabt hatte.

      Dan McGregor bewohnte mit seiner Familie die dritte Etage eines Mietshauses mit Brownstone-Fassade in Williamsburg.

      Mrs McGregor öffnete uns.

      Wir hielten ihr unsere ID-Cards entgegen.

      „Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir möchten gerne mit Ihrem Mann sprechen!“

      Mrs McGregor war eine dunkelhaarige Frau in den Dreißigern. Sie trug einen etwa zweijährigen Jungen auf dem Arm, der uns neugierig musterte.

      „Worum geht es denn?“, fragte sie.

      „Das werden wir Ihrem Mann schon persönlich sagen müssen!“, entgegnete Milo und kam mir damit um einen Bruchteil einer Sekunde zuvor.

      Mrs McGregor führte uns ins Wohnzimmer und bot uns einen Platz auf der Ledergarnitur an, die den gesamten Raum sehr eng erscheinen ließ.

      Mrs McGregor verschwand einen Augenblick lang in einem Nachbarraum. Den Jungen behielt sie dabei die ganze Zeit über auf dem Arm.

      Wenig später kehrte sie zurück.

      „Mein Mann kommt gleich. Möchten Sie einen Drink?“

      „Nein danke“, entschied ich für meinen Partner und mich, was Milo mit einem bedauernden Blick quittierte.

      „Sie sind im Dienst, nicht wahr? Tut mir leid, daran hatte ich nicht gedacht“, sagte Mrs McGregor. „Mein Mann hat bis gerade noch geschlafen, da er heute Nachtschicht hatte“, fuhr sie fort.

      In diesem Augenblick trat ein großer, breitschultriger Mann in Jeans und T-Shirt ins Zimmer.

      „Dan McGregor?“, fragte ich.

      Er nickte.

      „Meine Frau sagte, Sie wollen mich sprechen.“

      Er verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hielt ihm den Dienstausweis entgegen. „In die Wohnung von Jack Mancuso wurde eingebrochen. Vermutlich genau in der Zeitspanne, in der es einen Totalausfall des Sicherheitssystems gab.“

      „Na, und? Das ist bedauerlich, aber so etwas passiert nun mal.“

      „Der oder die Einbrecher waren im Besitz von Mancusos Chip Card. Möglicherweise lebt der Wohnungsinhaber gar nicht mehr“, ergänzte Milo „Ich weiß nicht, ob Sie wirklich gerne in so etwas hineingezogen werden wollen oder uns besser gleich die Wahrheit sagen.“

      „Wovon reden Sie?“, fauchte McGregor.

      „Wir nehmen an, dass Sie den Ausfall des Überwachungssystems ausgelöst haben“, äußerte ich meine Überzeugung. „So groß können die