Roog ist ein Zyniker, menschlich gesehen ein Schwein, und zudem zeigt er eine »überdurchschnittliche Gewaltbereitschaft«:
»Die Zahl seiner Opfer (…) wuchs auf 13 Personen. In der Personalakte machte sich so etwas schlecht. Wenn er es irgendwie schaffte, heil aus der Sache herauszukommen, hatte er die Kritik schon im Ohr: Kein ›Hände hoch, ich schieße!‹, kein ›Ihr seid alle festgenommen!‹« (S. 212)
Robert Feldhoff wagt das Experiment und schildert uns keinen strahlenden, aalglatten Sympathieträger, der sich als einziger Gerechter gegen das Böse behauptet; kein hartes, aber herzliches Raubein, das zum Ende hin doch noch sein weiches Herz offenbart. Sholter erkennt zwar letztendlich seine Situation und seine emotionalen Defizite, doch er ist unfähig, etwas daran oder an sich zu ändern, und Hilfe erhält er keine. Und ausgerechnet dieser Agent wird zusammen mit seiner ehrgeizigen, aber unerfahrenen Kollegin in diesem spannenden Thriller von Robert Feldhoff zum Helden, der die Welt vor der Vernichtung rettet.
»Grüße vom Sternenbiest« ist ein gekonnt erzählter und geschickt konstruierter Krimi. Angesiedelt im 49. Jahrhundert des PERRY RHODAN-Universums lebt dieser Roman von seinen interessanten und ausgiebig charakterisierten Figuren, aber auch von der schnellen und actionbetonten Erzählweise. Hier agieren Menschen und keine eindimensionalen Klischees.
Der Sprachstil des Autoren hebt sich in diesem Buch von dem der PERRY RHODAN-Heftserie ab. Hier finden wir keine glattgebügelten und um jeden Preis ausgewogenen Satzgebilde. Hier werden auch Sex und Gewalt nicht ausgeklammert. Robert Feldhoff vermeidet jedoch, sie sinnentleert zum Mittelpunkt der Geschichte zu machen. Sie sind Teil einer raffinierten Konstruktion, die den Leser vor allem auch durch ihre pfiffigen Wendungen bei Laune hält.
Als »Bonbon« für RHODAN-Stammleser hält der Autor zudem einige gelungene Verweise bereit. So bezieht sich die Identität des »Sternenbiestes« auf einen seiner bizarrsten Charaktere innerhalb der Serie.
Man kann Robert Feldhoffs »Grüße vom Sternenbiest« lieben oder hassen – gleichgültig lässt es einen auf keinen Fall. Für diese Leistung gebührt Robert Feldhoff nach Meinung des Literaturpreiskomitees der SFCD-Literaturpreis 1998 in der Sparte Roman.
Florian Breitsameter und Ulrich Bettermann
Während der Anspruch der Redaktion, der Serie neue Leserschichten zu erschließen (wofür auch der Verzicht auf die bekannten Hauptpersonen sprach), insbesondere durch die Würdigung des ansonsten sehr PR-kritischen SFCD erreicht wurde, traf der Roman in der Fangemeine auf ein eher gespaltenes Echo. Insbesondere gestandene »Voltzianer«19 waren entsetzt über die Abkehr vom idyllischen Terra, auf dem Voltz ja in PR 1000 das Verbrechen vollkommen abgeschafft hatte. Manchen war auch einfach der Kontrast zu den »gefälliger« und »positiver« geschriebenen Heftromanen (die Serie präsentiert sich ja in der Regel als eine Art positiver Utopie) zu harsch. Der reinen literarischen Qualität von »Grüße vom Sternenbiest« tut dies indes keinen Abbruch – aber für viele Stammleser war das schon schwere Kost.
Gleichzeitig mit Feldhoffs Roman wurde Peter Terrids »Eine Welt für Mörder« ausgeliefert. Terrid griff das Thema der dezentralen Wohnung auf, also eines Wohnsitzes, dessen durch Transmitter verbundene Zimmer in verschiedenen Gegenden oder sogar auf anderen Planeten liegen konnten. In der SF-Literatur ist das durchaus nichts Neues (z. B. bei Larry Niven oder Dan Simmons), aber für PERRY RHODAN war dies ein durchaus neuer und konsequenter Umgang mit der verfügbaren Technik. Die titelgebende »Welt der Mörder« war der Planetoid Folsom, der das Thema des Strafplaneten oder -mondes, ebenfalls ein in der SF-Literatur beliebtes Motiv, aufnahm. Dorthin führte die Ermittlerin Shona Mentzow eine Reihe brutaler Morde auf der Erde, wozu sie nicht zuletzt in eine virtuelle Welt eindringen musste. Dies ist ein immer wieder aufgegriffenes Thema bei Terrid, der ja auch gerne mit weiblichen Hauptfiguren arbeitete.
Im Oktober erschienen die anderen beiden Bände: »Geheimprojekt Biothek« von H.G. Francis und »Mauern der Macht« von Konrad Schaef.
Francis befasste sich mit Biochips und Machtintrigen innerhalb eines privaten Konzerns, handelte also die weiter oben von Klaus N. Frick angekündigte Wirtschaftskriminalität ab. Konrad Schaef setzte seinen bereits aus den PLANETENROMANEN bekannten Agenten Petjar Yulal ein. Die Hauptperson war allerdings der an sich als dienstunfähig geltende TLD-Agent Bron Keijze, den der Autor in einem Spionagefall ermitteln ließ. Ganz klassisch konnte sich Keijze am Ende gegen einen früheren Kollegen durchsetzen, der auf die »andere Seite« gewechselt war.
Nach diesen vier Romanen war dann aber schon Schluss mit der Reihe. Ein Grund dafür war, dass es nur wenige Autoren gab, die in der Lage waren, einen Spannungsbogen (nach eigenem Exposé) über einen Roman aufrechtzuerhalten, der deutlich länger als ein PLANETENROMAN war.20 Und zudem wollte sich bei den in der Produktion eher teuren Büchern nicht der erwartete finanzielle Erfolg einstellen. Ein interessantes Experiment waren die SPACE THRILLER allemal.
Seit 2016 sind die SPACE THRILLER in elektronischer Form (die neuen Titelbilder erstellte Lothar Bauer) und seit 2018 auch als Book-on-Demand erhältlich.
Zwei Computerspiele, die Fragen hinterlassen
»Oh nein, bitte keine Fragen nach dem Computerspiel …«, vermerkte Robert Simon von der Firma Fantasy Productions im Interview in der SOL 3 (1996, S. 15), bei dem es eigentlich um das Sammelkartenspiel (s. S. 58) ging, auf eine entsprechende Frage von Klaus Bollhöfener. Gemeint war »Operation Eastside«, nach langen Geburtswehen 1997 auf der LKS von PR 1876 in einer einseitigen Vorstellung beworben.
Das fertige Produkt erwies sich als rundenbasiertes Erforschungs- und Handelsspiel für Windows-PCs. Angesiedelt war es in der Zeit der PR-Bände 150 bis 199, also während des Zyklus »Das Zweite Imperium«. Man schlüpfte als Spieler in die Rolle eines von sechs Völkern: Terraner, Arkoniden, Akonen, Aras, Springer oder Topsider. Allen war gemein, dass sie sich bemühten, die Eastside der Galaxis zu besiedeln. Erschwert wurde dies alles durch die Jülziish bzw. Blues, die eine unerfreuliche Tendenz aufwiesen, die neu gegründeten Kolonien in ihrem Herrschaftsbereich anzugreifen. Man konnte allein gegen den Computer oder mit fünf anderen Personen zusammen im Netzwerk (in einem LAN, also miteinander verbunden Computern, nicht über das Internet) spielen. Zur musikalischen Untermalung dienten Teile von »PAX TERRA« – jene, bei denen nicht gesungen wurde, denn die verorteten die Lieder direkt im Thoregon-Zyklus.
Die Spielprämisse klingt vage nach PERRY RHODAN, aber an Topsider-Kolonien in der Eastside können wir uns nun beim besten Willen nicht erinnern. Auch nicht an die im Spiel möglichen interplanetaren Transmitternetze, die grundsätzlich allen Völkern zur Verfügung standen. Oder daran, dass die Aras Kugelraumer mit diversen Instrumenten als Außenaufbauten benutzten. Die Raumschiffe der anderen Völker waren allerdings serienkorrekt wiedergegeben, wobei sich die Kugelraumer der Terraner und Arkoniden einzig durch ihre Farbe (rötlich versus bläulich) unterschieden.
Immerhin waren die Blues angemessen ins Spiel eingebaut: Beim ersten Auftreten wegen der Molkex-Panzerung unbesiegbar, stand den Spielern danach eine fünfteilige Forschungsaktion zur Verfügung, an deren Ende man mit den Anti-Molkex-Bomben eine funktionierende Waffe zur Verfügung hatte, die sich im Spiel zwar grafisch unauffällig, aber zumindest effektiv auswirkte.
Alles in allem wirkte das Spiel wie eines der zu diesem Zeitpunkt handelsüblichen Strategiespiele mit aufgepropftem PR-Bezug. Dies bestätigt auch Robert Simon im oben zitierten Interview: »Die ursprüngliche Version ging von einer möglichst tiefen Anbindung an den PR-Hintergrund aus, das heißt, die engine, also das Spielsystem, sollte an den Background angepasst werden – so wie wir das beim Sammelkartenspiel machen. Beim neuen Spiel ist es genau andersherum: Es gab einen Entwurf für ein strategisches Spiel, und der wird jetzt in das PR-Universum eingebaut.«
Und so urteilt die Perrypedia21: »Eine Vorkenntnis der PERRY RHODAN-Heftserie ist weder nötig noch hilfreich, um ›Perry Rhodan – Operation Eastside‹ zu spielen. Einige wenige Äußerlichkeiten sind dem Perryversum entnommen …. Die Blues werden immer vom Computer gespielt, da sie durch ihre Molkex-Panzerung eine Sonderstellung einnehmen. Die Erwähnung von Schreckwürmern und Hornschrecken ist rein dekorativ.«
Es gab noch ein zweites Spiel in diesem Jahr, nämlich das Grafik-Adventure »Die Brücke