waren für die noch unbekannte Person (immerhin 29 wollten den Anwalt als den Mörder sehen).
Gegen Ende sollten die Leser Vorschläge einreichen für das Finale, die Idee von Wolfgang Britz (Lhoreda gegen Lhoreda) ging in das Schlusskapitel ein.
Alles in allem war das eine sehr aufwendig gemachte Sache, die der neuen PERRY RHODAN-Homepage zu einem guten Start verhalf.
Peter Terrid sei Dank.
Post von Clark Darlton
In der SOL 6 (April 1997) verkündete Klaus N. Frick auf S. 45 in der Rubrik »PERRY RHODAN News«:
»Die PERRY RHODAN-Redaktion hat vor kurzem einen Brief von Walter Ernsting alias Clark Darlton erhalten, der schon seit längerer Zeit nicht mehr in Irland lebt. ›Mein Heim in Irland vermisse ich auch, aber ich werde nie mehr dorthin zurück können‹, schreibt Walter, der sich derzeit im österreichischen Exil aufhält. Immerhin hat sich der einzig wahre und echte ›Ritter der Mohrrübe‹ sehr darüber gefreut, dass ihm die Fans des Hamburger PERRY RHODAN-Stammtisches Abaton einen selbstgebastelten Zellaktivator geschickt haben. ›Ich hoffe, er beeinflusst mein weiteres Befinden recht positiv‹, schreibt Walter – und das hoffen wir natürlich auch.
Über Briefe von Walter freue ich mich immer ganz besonders, auch seine Anrufe sind immer Anlass zur Freude; es ist einfach schön, dass ein ›Alt-Autor‹, der die deutsche Science Fiction geprägt hat wie kaum ein anderer, auch heute noch Anteil am weiteren Verlauf der PERRY RHODAN-Serie nimmt.
Leider wird’s wohl nie wieder einen ›neuen‹ Roman von Walter geben. Immerhin kann ich den PERRY RHODAN-Lesern etwas ›anderes‹ von ihm ankündigen: Für Band 1876 (da beginnt im Prinzip ja wenn nicht gerade ein neuer Zyklus, dann doch ein neuer Handlungsabschnitt in der größten Science-Fiction-Serie der Welt) hat Walter eine Art Grußwort verfasst. Darin geht er übrigens auch auf seinen Gesundheitszustand ein; da haben sich ja viele Fans in letzter Zeit Sorgen gemacht. Also: Wartet Band 1876 ab, dort erfahrt ihr mehr.«
In diesem Grußwort schrieb Walter Ernsting:
»Liebe Perry Rhodan-Freunde,
seit 1994 war ich genau sechsmal Gast in diversen Krankenhäusern und bin nun dabei, den Geheimnissen meiner Krankheit trotz unterschiedlichster Diagnosen und Behandlungsmethoden der jeweiligen Ärzte auf die Spur zu kommen. Darum geht es mir hin und wieder etwas besser, so wie heute, mitten im Februar nach einem verdösten Karneval.
Seit ich krank bin, komme ich auch endlich dazu, in aller Ruhe den neusten PERRY zu lesen, und darf erfreut feststellen, dass es in der Handlung auch ohne uns ›alte Hasen‹ flott und ideenreich weitergeht. Ich sagte ja schon immer: Junge Hasen sind klasse!
Der gerade neu beginnende Zyklus ab Band 1876 wird, da bin ich sicher, keinen von uns enttäuschen, auch wenn die vorangegangenen 76 Bände schon echte Höhepunkte brachten.
Ich persönlich hege auch die heimliche Hoffnung, dass mal jemand so mutig ist, meinen geliebten Mausbiber Gucky aus seinem Schmollwinkel zu holen, sonst platzt uns der arme Ilt noch vor unterdrücktem Tatendrang – trotz Zellaktivator. Der wäre dann futsch …
Ich grüße alle Leser der Serie, alle Freunde von PERRY RHODAN sehr herzlich und bin mit meinen besten Wünschen für jeden von euch immer noch
Euer alter Clark Darlton
oder auch manchmal Walter Ernsting.«
Grüße vom Sternenbiest
Bereits auf den PR-Tagen in Sinzig im September 1996 hatte Klaus N. Frick eine neue Buchreihe mit Kriminalromanen im PR-Milieu angekündigt: die SPACE THRILLER. Die Planungen dafür hatten bereits 1996 nach der Einstellung der PLANETENROMANE bei Heyne begonnen. Rückblickend veröffentlichte Klaus N. Frick in seiner Online-Kolumne »Der Redakteur erinnert sich« vom 23. Oktober 2020 Auszüge aus einem internen Arbeitspapier:
»›Grundlegend gilt hier: abgeschlossene Hardcover-Bände mit klar definiertem Hintergrund, die bei einem Umfang von 240 Seiten rund 16,90 Mark kosten werden. Geplant wird eine Auflage von 10.000 Exemplaren, vier Titel pro Jahr sollen erscheinen, die ersten zwei bereits im Frühjahr 1997. Die ersten Romane sind bereits in Arbeit.‹
Ich war sehr optimistisch, was diese neue Reihe anging, und wollte bewusst mit den bisherigen Regeln für Heftromane brechen: ›Zielgruppe sind Erwachsene. Die Romane sollen sich vor allem in puncto Gestaltung an amerikanischen Thrillern orientieren und inhaltlich die Leser ansprechen, die sich durch sogenannte SF-Filme aktueller Machart unterhalten lassen. Sex und Gewalt sind kein Tabu.‹
Meine Gedanken dazu, welche Autoren welche Romane schreiben sollten, waren ebenfalls eindeutig: ›Als Autoren sollten bisherige Teamautoren wie Robert Feldhoff, Peter Terrid und Hubert Haensel zum Zug kommen, dazu Taschenbuch-Autoren wie Uwe Anton und Konrad Schaef sowie team-fremde gute Schreiber wie Frank Böhmert, Hans-Joachim Alpers und Thomas Ziegler.‹«
In der SOL 6 vom April 1997 wurde der Redakteur dann auf S. 10 auch für die Öffentlichkeit deutlicher:
»Nach anderthalb Jahren Vorarbeit ist es im April 1997 endlich so weit: Die ersten zwei SPACE THRILLER kommen auf den Markt, ein Roman von Robert Feldhoff und ein Roman von Peter Terrid. Mit dieser neuen Reihe betritt die PERRY RHODAN-Redaktion absolutes Neuland. In jeglicher Hinsicht. Schließlich beabsichtigen wir damit, eine Art ›neue‹ Richtung nicht nur innerhalb der PERRY RHODAN-Serie und ihrem Umfeld einzuschlagen: Eine Vermischung aus Science Fiction und ›modernem‹ Thriller halte ich ›auch so‹ für interessant genug. Die Themen dafür liegen buchstäblich auf der Straße: Wirtschaftskriminalität, Gentechnologie (die spielt im SPACE THRILLER von H.G. Francis eine wichtige Rolle), Mord und Totschlag in der Zukunft, Verwicklungen in Agentenkämpfe und das Ringen um Einflusssphären.«
PERRY RHODAN für »Erwachsene« also? Durchaus.
Und so kamen im selben Monat die beiden erwähnten Romane auf den Markt: zweihundertfünfzig Seiten starke Hardcover in einem schwarzen Umschlag mit düsteren Computergrafiken als Titelbildern. Diese wurden von Alexander Vlcek, dem Sohn des Teamautors Ernst Vlcek, erstellt.
Robert Feldhoffs Auftaktroman trug den Titel »Grüße vom Sternenbiest«. Und es war schon schwerer Tobak, was der Autor da präsentierte: eine düstere Welt, zwielichtige Charakter ohne durchgängige positive Identifikationsmerkmale – da schlug der »Thriller«-Aspekt voll durch. Wohl gerade, weil die Atmosphäre des Romans dem PERRY RODAN-Leser so fremd und gewöhnungsbedürftig vorkam, wurde »Grüße vom Sternenbiest« im Folgejahr mit dem Literaturpreis des Science Fiction Clubs Deutschland (SFCD) ausgezeichnet.
Essay
LAUDATIO anlässlich der Vergabe des SFCD-Literaturpreises 1998
an Robert Feldhoff für den Roman »Grüße vom Sternenbiest«
Als an einem sonnigen Tag im 49. Jahrhundert ein vierjähriges Kind aus einem Fenster im zehnten Stock eines Wohnhauses stürzt, ist der Agent Sholter Roog18 des Terranischen Ligadienstes sicher, dass es sich um keinen gewöhnlichen Unfall handelt. Denn in der modernen Metropole dürfte so etwas nicht mehr möglich sein. Der technische Fortschritt hat längst auch in die einfachsten Wohnungen Einzug gehalten, und natürlich sind alle Fenster elektronisch gegen solche Abstürze abgesichert. Wie also konnte mitten in Terrania, der Hauptstadt eines gigantischen Sternenreiches, ein solches Unglück passieren?
Sholter Roog will diese Frage klären, selbst wenn ihm eine unerfahrene Kollegin an die Seite gestellt wird, denn er vermutet mehr hinter diesem vermeintlichen Unfall. Und im Laufe der Ermittlungen zeigt sich, dass sein Gespür richtig war …
Robert Feldhoff führt den Leser in eine scheinbar perfekt organisierte Zukunft, in der infolge des unglaublichen Fortschritts beinahe alles technisch machbar ist. Der Mensch hat den Weltraum erobert, das Energieproblem gelöst und die Arbeitslosigkeit besiegt. Und doch ist es kein Paradies, denn die Lebewesen, die Menschen und Extraterrestrier, konnten mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Eine lebenswerte Zukunft ist nicht allein von der Technik abhängig. Der Mensch (oder der Außerirdische) selbst müsste sich ändern. Und der Autor zeigt auf, wie seine Protagonisten daran scheitern.