interessieren könne.
Der freundliche Herr Schlenter stellte sich als PERRY RHODAN-Fan vor, der zugleich in der Musikbranche tätig sei. Er habe eine wagemutige Idee, und er frage sich, ob man auf dieser Basis nicht zusammenarbeiten könne. Bevor er mir aber diese Idee genauer skizzieren konnte, plauderten wir über dies und jenes.
Wir stellten fest, dass wir gemeinsame Bekannte in Hannover hatten, dass wir uns beide für Musik interessierten und dass ich teilweise Veranstaltungsorte in seiner Heimatstadt besucht hatte, die er ebenfalls sehr gut kannte. So entwickelte sich sehr schnell ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Gespräch. Wir blieben aber beim ›Sie‹, der freundliche Herr Schlenter und ich; ab welchem Termin wir zum ›Du‹ wechselten, ist mir leider nicht mehr in Erinnerung.
Nach einigem Geplänkel kamen wir zum Kern der Sache. Schlenter erzählte mir, er sei unter anderem für einen gewissen Christopher Franke tätig. Mir sagte das leider nichts, was daher kam, dass ich mich nicht so sehr mit amerikanischen Fernsehserien beschäftigte. Sonst hätte ich den Namen sicher bereits im Abspann von Serien wie BABYLON 5 gesehen.
Schlenter erzählte mir, dass der Mann in den 70er Jahren bei der Band Tangerine Dream gespielt habe. Mit dieser Auskunft konnte ich eher etwas anfangen: Ich war nie ein Fan dieser Band, aber ich kannte sie selbstverständlich, und ich wusste, dass Tangerine Dream mit ihrer Mischung aus ›Kraut-Rock‹ und ›Space-Rock‹ in den 70er Jahren eine gewisse Popularität im In- und Ausland errungen hatte.
Seit Jahren sei Christopher Franke, so erläuterte mir Schlenter, nun aber in Hollywood ein erfolgreicher Komponist für Kino- und Fernsehfilme, dessen CD-Produktionen weltweit zu kaufen seien. Für diesen Komponisten und dessen kleine Plattenfirma Sonic Images sei Schlenter der Vertreter für den deutschsprachigen Markt. Christopher Franke wolle eine ›Hommage an PERRY RHODAN‹ komponieren.
Das alles hörte sich jetzt sehr interessant an. Was ich sofort gut fand: Schlenter hatte vorher recherchiert. Er wusste nicht nur bestens darüber Bescheid, wer im Verlag für welche Aufgaben zuständig war, sondern er wusste ebenso, welche PERRY RHODAN-Rechte vergeben waren.
Zu jener Zeit lagen die Filmrechte für eine PERRY RHODAN-Verfilmung bei der Firma des bekannten Produzenten Bernd Eichinger. Mit diesem sei Christopher Franke persönlich bekannt, und von ihm wisse er, dass man am Thema PERRY RHODAN arbeite.
Frankes Fernziel war, für den großen PERRY RHODAN-Kinofilm den Soundtrack zu komponieren, eine opulente Filmmusik, wie er sie schon für anderen Produktionen geliefert hatte. Jetzt gehe es ihm aber vor allem darum, einen Einstieg in das Thema zu finden. Die Serie werde doch in diesem Jahr 1996 immerhin 35 Jahre alt, und da biete sich doch diese offizielle ›Hommage‹ an. Er dachte gewissermaßen an eine Sammlung von Stücken, die einzelne Episoden der Serie in ein neues musikalisches Umfeld stellen würde. Man könne sogar so etwas wie eine ›Weltraumoper‹ publizieren, denn das würde zu PERRY RHODAN als einer großen Space-Opera gut passen.
Der freundliche Herr Schlenter und ich unterhielten uns lange und ausführlich. Danach setzte ich mich an meinen Computer und schrieb eine Gesprächsnotiz, die ich mit einem alten Nadeldrucker aufs Papier brachte. Diese Notiz ging an die Verlagsleitung, die sich mit solchen Lizenzen beschäftigte. (Zu jener Zeit war es undenkbar, dass jemand aus der Redaktion sich selbständig mit Lizenzpartnern unterhielt oder gar Verträge vorbereitete.)
Dort blieb sie in der Folge einige Wochen, weil sich niemand so richtig zuständig fühlte, während Peter Schlenter und ich gelegentlich telefonierten. Dabei kam irgendwann das ›Du‹, wir unterhielten uns auch über private Dinge, und der Kontakt wurde ein wenig enger. Aus dem Projekt wurde aber nichts, und so vergingen die Wochen. Dann wurde Eckhard Schwettmann eingestellt und baute die Marketing-Abteilung für PERRY RHODAN auf …
Es dauerte dennoch einige Monate, bis dann [am 29.] November 1996 die CD ›PAX TERRA‹ in den Handel kam, praktischerweise pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Sie wurde ein kleiner Erfolg, gefiel vor allem vielen PERRY RHODAN-Fans und trug dazu bei, dass ›PAX TERRA‹ für Jahre das musikalische Bild der Serie prägte. Aber den Anfang vergaß ich nie – jenes Telefonat mit dem freundlichen Herrn Schlenter aus Hannover … «
»PAX TERRA« erfreut sich auch 25 Jahre nach seinem Erscheinen bei den Fans anhaltender Beliebtheit (wir hören das selbst auch gerne), schließlich sind die als CD längst vergriffenen Titel im Internet abrufbar. Das Auftaktstück »Bridge to Eternity« wurde zur Veranstaltungshymne des GarchingCons von 1998 und des PR-WeltCons in Mainz im Dezember 1999.
Zwar hat es den Eichinger-Film nie gegeben (weshalb Christopher Franke auch nie den Soundtrack dazu schreiben konnte), doch hat die für PERRY RHODAN komponierte Musik zumindest ihre Spuren in der Fernsehserie hinterlassen: Der Anfang von »Bridge to Eternity« wurde als Titelmusik für die 1998 ausgestrahlte fünfte und letzte Staffel von BABYLON 5 verwendet.
»Bridge to Eternity« wurde im Dezember noch einmal separat als »Shape-Maxi-CD« mit einem Gucky-Motiv von Swen Papenbrock veröffentlicht; enthalten waren ein »Single Cut« mit einer Länge von 3:23 Minuten sowie die Vollversion (6:58 Minuten).
Ad Astra, Ju-Pitter!
Am 28. April verstarb Peter Griese, langjähriger PERRY RHODAN- und ATLAN-Teamautor (dort zweitweise auch als Exposé-Autor tätig) und Koordinator der Risszeichnungen. In PR 1814 erschien nachstehender Nachruf:
Nachruf
Peter Griese
22. Juni 1938 – 28. April 1996
Es fällt schwer, diesen Schlag in Worte zu fassen. In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1996 ist Peter Griese in Bad Ems an Herzversagen gestorben.
Peter Griese hatte sich in letzter Zeit verstärkt um die PERRY RHODAN-Serie bemüht. Ihm oblag die Gestaltung des PERRY RHODAN-Reports, er schrieb Woche für Woche den PERRY RHODAN-Computer, und er koordinierte die Arbeit der Risszeichner. Er war ein beliebter Kollege, und er war bei den Lesern und deren Treffen ein gern gesehener Gast.
Die Schriftstellerei packte Peter Griese, 1938 in Frankfurt/Main geboren, schon früh: Als Schüler verfasste er erste Wildwest-Romane. Anfang der fünfziger Jahre stieß er auf die Science Fiction6; diese begleitete ihn während seiner beruflichen Laufbahn zum Diplom-Ingenieur im Fachbereich Elektrotechnik.
Zur PERRY RHODAN-Serie kam Peter Griese schon früh. Zuerst verfolgte er die Serie als Leser, dann als Fan-Autor, der erste Geschichten auf der Leserkontaktseite veröffentlichte. Im Frühjahr 1977 folgten der erste Roman für die Reihe TERRA ASTRA sowie weitere Romane und Kurzgeschichten, es kamen die ersten PERRY RHODAN-Taschenbücher, und im Jahr 1980 lieferte Peter Griese mit »Mission der Flibustier« (Band 963) seinen Einstieg bei PERRY RHODAN selbst. Bekannt wurde Peter auch durch seine jahrelange Exposé-Arbeit für die ATLAN-Serie.
Peter liebte es, in seinen Romanen ungewöhnliche Personen vorzustellen: vom »Computermenschen« bis hin zur Darstellung des Alaska Saedelaere in der aktuellen PERRY RHODAN-Heftserie. Gerade diese Figur war Peter in letzter Zeit sehr ans Herz gewachsen, so sehr, dass ihm das Exposé-Team dafür eine eigene Handlungsebene gab.
Humor und viele bizarre Ideen zeichneten Peters Arbeit aus, seine menschliche Art wurde von Fans und Kollegen gleichermaßen geschätzt.
Deshalb wollen wir Peter Griese so in Erinnerung behalten, wie er war: ein lieber Freund, ein guter Autor und ein Mensch, den wir lange in unseren Herzen bewahren möchten.
Das Aus für die Planetenromane bei Heyne
Der »Heyne-Overkill« bei den Nachauflagen der PLANETENROMANE (s. Chronik 3, S. 634) hatte mit dazu beigetragen, dass der PR-Taschenbuchmarkt übersättigt war.
Insofern litten auch die PLANETENROMANE des Jahres 1996 unter dem Überangebot des Vorjahres, was sich in sinkenden Verkaufszahlen äußerte. Den Anfang machte Manfred Weinland mit »Der Moloch«, der von einem einsamen Prospektor des 12. Jahrhunderts NGZ handelt.7 Dann schickte Hubert Haensel in »Testflug« terranische Raumfahrer in die Zukunft eines Paralleluniversums. Der bis dahin nur aufmerksamen Lesern von ATLAN-Blauband-Vorworten als Kneifel-Rechercheur bekannte Rainer Castor lieferte mit »Für Arkons Ehre« ein