A. F. Morland

Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis


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schnellte hoch.

      Die ganze Kraft seines gut durchtrainierten Körpers legte er in diese Bewegung. Sein Ziel war die Waffe unter der Lederjacke.

      Aber er war nicht schnell genug.

      Der Mann mit der Baseball-Kappe ahnte Bruce' Vorhaben im voraus. Bruce bekam einen brutalen Tritt in die Magengrube, sackte stöhnend in sich zusammen. Der Mann mit der Baseballkappe drehte die Schalldämpfer-Waffe um, fasste sie am Lauf und schlug zu. Er traf Bruce Levonian genau an der Schläfe. Bruce zuckte zusammen und war dann bewusstlos.

      Der Kahlkopf senkte die Uzi.

      "Bringen wir ihn an einen Ort, an dem wir ungestört sind", schlug er vor. "Ich hoffe, du hast ihn nicht so fertiggemacht, dass er gar nichts mehr von den feinen Spielchen mitkriegt, die ich mit ihm vorhabe..."

      11

      Max O'Flaherty gehörte zu den Namen, die zu Mark 'BigByte' Sorellos Hacker-Clique gehörten und bis zuletzt Kontakt mit dem Ermordeten gehabt hatten. Wir suchten ihn in seiner Souterrain-Wohnung in der Lower Eastside auf.

      Die Räume, die O'Flaherty bewohnte, waren beinahe fensterlos. Das kalte Neonlicht wirkte abweisend. Die Wände waren lediglich verputzt, aber nicht gestrichen.

      Großformatige Kinoplakate von Action-Filmen bedeckten sie teilweise.

      O'Flaherty verdrehte die Augen, als wir ihm unsere Ausweise entgegenstreckten.

      "Was wollt ihr denn hier? Ich bin sauber und verdiene ehrliches Geld!"

      Ich hob die Augenbrauen. "So?"

      "Ich teste Spiele für mehrere Computermagazine."

      "Reich wird man davon aber auch nicht."

      "Nein, aber man bekommt die Spiele umsonst."

      "'BigByte' hat irgendwie den besseren Deal gemacht, oder?"

      Max O'Flaherty, seinerzeit auch unter dem Namen 'SmartMax' in der Szene bekannt, stutzte.

      "Ah, daher weht der Wind..."

      "Wir suchen Sorellos Mörder."

      In der Nähe seiner Computeranlage bot er uns Sitzplätze an. "Wenn ihr was trinken wollt, kann ich euch höchstens Cola Light anbieten..."

      Milo und ich hoben beinahe gleichzeitig die Hände.

      "Danke, wir sind im Dienst", sagte mein Kollege.

      O'Flaherty setzte sich auf einen drehbaren Bürostuhl und schlug die Beine übereinander.

      "Was war die 'große Sache', von der in den Emails die Rede ist, die Sie mit Sorello gewechselt haben?", fragte ich.

      O'Flaherty atmete tief durch. "'BigByte' war immer ein Spinner. Ihm fehlte der Realitätsbezug..."

      "Allerdings hatte er den wohl durchaus, was das Finanzielle angeht!", gab ich zu bedenken.

      "Ja, kann man so sehen..."

      "Sie weichen meiner Frage aus", stellte ich kühl fest.

      "Aber Sie sollten besser so wahrheitsgemäß wie möglich antworten. Mark Sorello starb durch einen hochbezahlen Lohnkiller. Er war offensichtlich in etwas verwickelt, was seine Fähigkeiten bei weitem überstieg... Jedenfalls war es irgendwem verdammt viel wert, 'BigByte' aus dem Weg zu räumen und dafür muss es einen Grund geben. Sollten Sie in dieselbe Sache verwickelt sein, wäre es für Sie besser, wenn Sie jetzt die Karten auf den Tisch legen würden."

      "Bevor Sie vielleicht ebenfalls unerfreulichen Besuch bekommen", ergänzte Milo.

      O'Flahertys Gesicht wurde nachdenklich. Er kratzte sich am Kinn. "Verdammt, 'BigByte' war ein Scheiß-Angeber. Der hat mir eines Tages von einem Plan erzählt, den er die 'große Sache' nannte."

      "Was war das?"

      "Er sprach davon, die Zugangscodes zu den Rechnern des Pentagon zu knacken..."

      Einige Sekunden lang sagten weder Milo noch ich ein Wort.

      Wir wechselten nur einen Blick.

      "Wirklich eine 'große Sache'", murmelte ich.

      "Mark war ganz besessen davon. Ich weiß, dass er es vor Jahren mal probiert, aber nicht geschafft hat. Aber damals hatte das wohl eher sportlichen Charakter."

      "Und jetzt?"

      "Mark war hinter dem Geld her wie der Teufel hinter der arme Seele..."

      "Offenbar mit Erfolg."

      "Kann man wohl sagen."

      "Nun kommen Sie schon, lassen Sie nicht alles aus der Nase ziehen..."

      Max O'Flaherty lehnte sich zurück. "Vor einigen Jahren ist es schonmal ein paar Kollegen aus Hamburg gelungen in die Pentagon-Rechner einzudringen. Aber seitdem ist man dort vorsichtig geworden. Die haben enorm in die Sicherheit investiert."

      Ich hob die Augenbrauen. "Was wollen Sie damit sagen? Dass so etwas heute nicht mehr möglich wäre?"

      Er schüttelte den Kopf. "Nur, dass man mehr Aufwand betreiben und vielleicht ein etwas größeres Genie an den Job heranlassen muss."

      "Und 'BigByte'? War er so ein Genie?"

      "Er wär's gerne gewesen."

      "Aber er hatte nicht das Zeug dazu..."

      "So ist es. Im Grunde war er nur Handlanger von jemand anderem, der sich 'The Virus' nennt. Mark war gut genug dafür, für 'The Virus' den Minenhund zu spielen."

      "Was meinen Sie damit?"

      "Na, er ging für ihn in fremde Systeme hinein, von denen aus 'The Virus' dann weiteroperieren konnte. Wenn Mark Pech gehabt hätte, hätte man so eine Aktion zu ihm zurückverfolgen können und er wäre dafür in den Bau gewandert. Dann gab es natürlich auch kleine 'Aufträge', die Mark selbständig erledigen durfte. In den Rechner einer Krankenversicherung eindringen und bestimmte Daten zu löschen, die jemand nicht gespeichert haben wollte. Oder herausfinden unter welchen Krankheiten jemand leidet... Es gibt verdammt viele Interessenten für solche Informationen."

      "Daher 'BigBytes' Reichtum", schloss Milo.

      O'Flaherty nickte. "Und Sie haben bei so etwas nie mitgemacht?", hakte ich etwas ungläubig nach.

      O'Flaherty hob die Hände. "Mann, sieht das hier aus wie ein Penthouse oder wie ein Kellerloch?"

      "Naja..."

      "Na, also! Ihr kennt doch Marks Penthouse, oder? Was glaubt ihr, was der für ein Schweinegeld dafür bezahlen musste! Ich meine, die Versuchung war schon ziemlich groß, aber ich wusste doch genau, dass ihr Cops mich genau beobachtet und ich bei der nächsten Kleinigkeit am Haken hänge!"

      "Mark Sorello scheint das weniger abgecheckt zu haben."

      "Er war ein Dummkopf. Er hat sich von diesem 'Virus' aussaugen lassen und es nichtmal gemerkt! So sehe ich das!"

      "Wer steckt hinter diesem Namen?"

      "Keine Ahnung. Ich weiß noch nicht einmal, ob es eine einzelne Person oder eine ganze Gruppe ist!"

      "Sie haben Mark Sorello nie danach gefragt?"

      "Er wusste es doch selber nicht. Das war doch der Trick an der Sache. Wenn Mark aufgeflogen wäre, hätte das seine Auftraggeber nichtmal gekratzt. Ich glaube, der Kontakt ging über einen Server in Russland. Der Urheber lässt sich doch nie herausfinden, so korrupt wie die Zustände da sind... Schlau eingefädelt, das muss der Neid den Jungs lassen!"

      Milo fragte: "Seid wann redete Sorello von 'der großen Sache'?"

      "Seit etwa einem Monat. Wir trafen uns bei 'Billy's Bag', das ist ein Billard-Lokal in der 57. Straße. Da hat er mir das erste Mal davon erzählt. Er meinte, er hätte nun bald ausgesorgt. Und er bot mir an, in die Sache mit einzusteigen."

      "Aber