Uli Zeller

Frau Krause macht Pause


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Sie merken, dass Sie gemeinsam Spaß am Singen haben, stimmen Sie doch dieses Lied an. Falls das Singen nicht so beliebt ist, können Sie das Lied vorlesen und den Zuhörer das letzte Wort erraten lassen.

      • Auch Redensarten können Ihrem dementen Zuhörer zu Erfolgserlebnissen verhelfen. Lesen Sie die ersten Worte vor – Ihr Zuhörer rät das Ende mit. Zum Beispiel: „Wer andern eine Grube gräbt, … (fällt selbst hinein).“ Der Zuhörer blüht auf und merkt dabei: Das kann ich ja noch. Ich weiß noch etwas.

      • Noch etwas zum Schluss: Eventuell kann es sinnvoll sein, wenn Sie einen Umschlag um das Buch machen. Denn manchen Zuhörer stört oder irritiert es vielleicht, wenn man ihm aus einem Buch für Menschen „mit Demenz“ vorliest.

Andachten zu Bibelversen

      Ich liege und schlafe ganz mit Frieden;

       denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.

      Psalm 4,9

      Tipp: Diese Andacht ist als Gutenachtgeschichte geeignet. Sie können diesen Bibelvers auf einen Zettel schreiben und neben das Bett des Zuhörers hängen. Als ein festes Ritual können Sie den Vers jeden Abend vorlesen.

      Josip ist heute neu ins Altenheim gezogen. Jetzt ist es Abend geworden und er liegt in seinem Bett. Aber er kann nicht einschlafen. Im Zimmer nebenan ist es laut. Es hört sich an, als wenn jemand Möbel hin und her schieben würde. Josip denkt sich: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht … (gefällt). Er wälzt sich hin und her: „Wenn ich nur schlafen könnte.“

      Das rote Licht über seinem Bett leuchtet. Heute Mittag hatte die Schwester ihm erklärt: „Das ist die Klingel. Wenn Sie etwas brauchen, drücken Sie bitte.“ Josip denkt sich: Schlaf können mir die Schwestern auch nicht bringen. Aber vielleicht probiere ich den roten Knopf doch einmal aus.

      Bald darauf tritt eine junge Schwester mit zwei braunen Zöpfen ein: „Guten Abend. Darf ich mich vorstellen. Ich bin Schwester Agathe.“

      „Schön“, freut sich Josip. „Und ich bin der Neue. Meinen Nachnamen werden Sie nicht aussprechen können. Nennen Sie mich Josip. Ich kann nicht schlafen.“

      Schwester Agathe nickt ihm zu: „Das ist normal, Herr Josip. Sie sind in einer fremden Umgebung. Aber ich möchte Ihnen nicht gleich eine Schlaftablette verpassen. Vielleicht geht es ja auch so.“

      Josip erwidert: „Eine Schlaftablette wollte ich auch gar nicht. Ich dachte nur, vielleicht haben Sie einen guten Ratschlag.“

      Agathes Augen wandern durch das Zimmer. Schließlich entdeckt sie eine Bibel auf dem Nachttisch. Sie sagt: „Meine Mama hat mir früher immer aus der Bibel vorgelesen, wenn ich nicht schlafen konnte.“ Sie nimmt die Bibel in die Hand und blättert darin. „Darf ich Ihnen etwas vorlesen, Herr Josip?“

      „Aber natürlich“, antwortet Josip und faltet die Hände.

      Langsam und betont liest Agathe: „Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet. Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.“

      Sie blättert weiter und sucht nach einer anderen Bibelstelle. Aber dann schaut sie auf das Bett und sieht, dass Herr Josip schon schläft.

      Bibelstelle zum Nachlesen: Psalm 4

      Seht die Vögel unter dem Himmel an:

       Sie säen nicht, sie ernten nicht;

       und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.

      Matthäus 6,26

      Tipp: Diese Geschichte können Sie draußen in der Natur vorlesen, oder wenn Sie gemeinsam vom Fenster aus die Vögel beobachten. Verschiedene Vogelstimmen finden Sie auch im Internet, auf CD oder als App.

      Reinhold saß auf seiner Lieblingsbank. Diese stand im Park unter einem Kastanienbaum. Reinhold hatte gerade Mittagspause. „Wie schön“, freute er sich, als er seine Vesperdose auspackte. Seine Frau Gesine hatte einen kleinen Zettel zu seinem Wurstbrot gelegt. Reinhold freute sich und murmelte zufrieden: „Meine Frau war heute besonders aufmerksam.“

      Er biss in das Brot und kaute gemächlich. Schon öfter hatte seine Frau ihm etwas zum Lesen in die Vesperdose gelegt. Reinhold dachte: Und jedes Mal gelingt ihr eine Überraschung. Mal mit einem netten Wort, mal mit einem kleinen Gedicht – oder einem Bibelvers.

      Beim Essen fielen von Reinholds Brot einige Krümel auf den Boden. Einige Spatzen bemerkten das. Sie flogen herbei und pfiffen: „Tschilp, tschilp.“ Die kleinen Vögel sprangen den Krumen hinterher und pickten um die Wette. Reinhold liebte die Spatzen. Er kannte sie ja auch gut. Wenn er zur Mittagspause in den Park ging, sagte er immer im Büro: „Ich gehe jetzt wieder ins Restaurant zum pfeifenden Spatz.“

      Wenn Reinhold den Spatzen zuschaute, vergaß er stets allen Ärger von der Arbeit. Diese kleinen, schlichten Tiere. Die Spatzen hopsten hinter den Brotkrumen her. Sie neckten einander und wirkten fröhlich. Sorgen schienen sie sich keine zu machen.

      Als Reinhold schließlich sein Essen beendet hatte, murmelte er vor sich hin: „Jetzt bin ich ja mal gespannt, was auf diesem Zettel steht.“

      Er las: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht; und euer himmlischer Vater … (ernährt sie doch).“

      Genau so ist es, dachte sich Reinhold. Jesus hatte sogar betont, wie wenig ein Spatz kostet: „Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Pfennig?“, hatte Jesus einmal gefragt. Und trotzdem versorgt Gott jeden von ihnen. Reinhold dachte: stimmt genau. Noch viel mehr sorgt Gott aber für uns Menschen.

      Daran erinnert Reinhold sich gerne. Nicht nur, wenn er im Restaurant zum pfeifenden Spatz seine Mittagspause macht. Es fällt ihm auch ein, wenn er aus dem Fenster schaut und die Vögel beobachtet: Ja, Gott sorgt für uns!

      Bibelstellen zum Nachlesen:

      Matthäus 6,26; Matthäus 10,29

      Auch bis in euer Alter bin ich derselbe,

       und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet.

      Jesaja 46,4

      Margarethe war in den letzten Jahren etwas schusselig geworden. Es begann damit, dass sie hin und wieder ihre Brille verlegte. Irgendwann begann sie auch, die Tageszeiten zu verwechseln.

      Der Nachbar Herr Schneider beschwerte sich bei der Tochter: „Ihre Mutter lässt nachts um drei Uhr Opernarien laufen. Bei aller Liebe zu Pavarotti – aber doch nicht um diese Uhrzeit.“

      Ein andermal vergaß Margarethe, aus der Straßenbahn auszusteigen. Als der Fahrer dann rief: „Endstation. Bitte alle aussteigen!“, hätte sie fast einen Streit mit ihm angefangen.

      Irgendwann konnte Margarethe nicht mehr alleine wohnen. Also ist sie ins Altenheim umgezogen. Margarethe findet es jetzt gar nicht so schlecht im Heim.

      Der Pfarrer, der für das Haus zuständig ist, hat am Anfang ein schönes Gebet mit ihr gesprochen:

      „Danke, Gott, dass ich leben darf.

      Ich kann vieles nicht mehr.

      Manches habe ich vergessen.

      Trotzdem weiß ich: Du bist da.

      Ich bin jetzt in einer fremden Umgebung.

      Hier wird aber bestens für mich gesorgt.

      Mach mich milde gegenüber dem Personal.

      Gib mir Liebe für die anderen Bewohner.

      Du hast mich noch einmal in einen neuen Lebensabschnitt gestellt.

      Danke, dass du auch hier bei mir bist – an jedem Tag. Amen.“

      Margarethe fand das Gebet sehr schön. Da sie es sich nicht merken konnte, bat