Forum Verlag Herkert GmbH

Friedhöfe 2020


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10: Baumgräber in Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

      Weitere Beispiele

      Im Ostseebad Heiligenhafen (Schleswig-Holstein) bietet der „Ruhewald“ auf dem Gelände des Neuen Friedhofs eine Möglichkeit der Baumbestattung in einem noch relativ jungen Baumbestand. Es werden nur Urnen bestattet, Erinnerungsobjekte können angebracht werden. Zusätzlich erinnert ein kleines Schild an die Verstorbenen.

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      Bild 11: Der „Ruhewald“ in Heiligenhafen (Quelle: Norbert Fischer)

      Es gibt viele weitere Beispiele für Friedhofsareale, die Bestattungen mit Baumsymbolik anbieten: Auf dem Friedhof im schleswig-holsteinischen Mölln gibt es einen sog. „Bestattungsbaum“, um den Aschengrabplätze gruppiert sind. In Unterschleißheim bei München werden seit 2016 große Bäume aus dem öffentlichen Raum, die beispielsweise Baumaßnahmen behindern, auf den städtischen Friedhof verpflanzt und dienen dort Baumbestattungen.

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      Bild 12: Der „Bestattungsbaum“ auf dem Friedhof Mölln (Quelle: Norbert Fischer)

      Die Seebestattung {Seebestattung}

      Eine schon länger bestehende Ausnahme von den gesetzlichen Restriktionen für Naturbestattungen in Deutschland bilden die sog. Seebestattungen (die präziser „Meeresbestattungen“ heißen müssten). Als Urnenbeisetzung im Meer ist sie eine Form der Naturbestattung, für die die grundsätzliche Bestattungspflicht auf Friedhöfen nicht gilt. Das deutsche Feuerbestattungsgesetz von 1934, das die Feuerbestattung der Erdbestattung erstmals allgemein gleichstellte, erlaubte mit behördlicher Genehmigung Ausnahmen von der Beisetzung der Asche auf einem Friedhof – und damit grundsätzlich auch die Seebestattung. Dies galt auf Antrag zunächst für bestimmte, der Seefahrt verbundene Personengruppen. Die Anfänge regulärer Seebestattungen für breitere Bevölkerungskreise in der Bundesrepublik Deutschland stammen aus den 1970er-Jahren. 1975 wurde auf Initiative des Bundesverbandes des Deutschen Bestattungsgewerbes die Deutsche See-Bestattungs-Genossenschaft e. G. (DSBG) mit Sitz in Kiel gegründet. Zwar setzt die Seebestattung nicht in allen Bundesländern, aber i. d. R. eine amtlich-behördliche Genehmigung voraus, um die Entbindung vom Friedhofszwang für Beisetzungen zu erhalten. Faktisch aber ist der rechtliche Zugang zur Seebestattung im frühen 21. Jahrhundert gelockert worden.

      Zunächst erfolgen die übliche Trauerfeier sowie die Verbrennung im Krematorium. Anschließend wird die Asche in die gewünschte Küstenregion überführt, was je nach Entfernung unterschiedlich hohe Kosten mit sich bringt. Zwar sind die Aufwendungen für die Seebestattung zunächst generell höher als bei einer friedhofsgebundenen Aschenbeisetzung, allerdings entfallen die Folgekosten für Erwerb und Pflege einer Grabstätte. Die Seebestattung selbst wird von der Reederei, die vom jeweiligen Bestattungsunternehmen beauftragt wurde, mit einem speziell ausgestatteten Schiff vollzogen. Je nach Heimathafen fahren die einzelnen Schiffe genau markierte Beisetzungsgebiete an. In Deutschland geschieht dies in den meisten Fällen in der Nord- und Ostsee, aber Seebestattungen sind prinzipiell – verbunden mit entsprechend höheren Kosten – auch in anderen Meeren möglich. Um Schifffahrt und Badestrände nicht zu gefährden, wurden behördlicherseits strenge Regeln und Positionen für Seebestattungen festgelegt. Unter anderem dürfen Seebestattungen nur außerhalb der Drei-Meilen-Zone stattfinden. Die verwendeten Urnen müssen sich von selbst im Wasser auflösen.

      Neue Formen der Erinnerungskultur

      Die Seebestattung hat – wie auch andere Varianten der Naturbestattungen – neue Formen der Erinnerungskultur hervorgebracht. Für häufig frequentierte Meeresgebiete, z. B. Kieler Bucht und Lübecker Bucht an der Ostsee sowie Büsum an der Nordsee, werden jährliche Gedenkgottesdienste mit regelmäßigen Gedenkfahrten zum Beisetzungsort angeboten. Hinzu kommen allgemeine Gedenkstätten, die einem bestimmten Seebestattungsgebiet zugedacht sind, jedoch nicht die Namen der Seebestatteten aufführen (z. B. bei Travemünde an der Lübecker Bucht oder in Hooksiel am Jadebusen bei Wilhelmshaven).

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      Bild 13: Die Seebestattungsgedenkstätte in Hooksiel (Quelle: Manfred Sell)

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      Bild 14: Informationstafel der Deutschen See-Bestattungs-Genossenschaft in Büsum (Quelle: Norbert Fischer)

      Darüber hinaus bieten einzelne Friedhöfe die Möglichkeit, die Namen von seebestatteten Personen auf einem Gemeinschaftsdenkmal vermerken zu lassen. Dies ist u. a. in Westerland auf Sylt, auf der Insel Norderney und im Ostseebad Großenbrode möglich. Teilweise werden dabei auch die Koordinaten des Bestattungsortes auf See verzeichnet.

      Eine besondere Gedenkstätte für Seebestattungen mit namentlichen Kennzeichnungen wurde im Jahr 2011 von der Stadt Wilhelmshaven (Jadebusen/Nordsee) auf dem Rüstringer Berg eingeweiht. Unter dem Namen „Seefrieden“ besteht sie aus Holzstelen, die auf Messingtafeln die Namen der Seebestatteten mit den Geburts- und Sterbedaten sowie die Koordinaten des Seebestattungsorts tragen.

      Allgemein ist die Seebestattung ein wichtiges Beispiel für das zunehmende Auseinanderfallen von Bestattung einerseits, Gedenken andererseits.

      Weitere Formen der Naturbestattung auf Friedhöfen

      Auf vielen Friedhöfen gibt es auch jenseits von „Ruhewald“ und „Baumgrab“ unterschiedliche Formen der Naturbestattung.

      Wildblumenwiese

      Ausdrücklich ökologisch orientiert ist die 2009 auf dem Neuen Teil des Friedhofs Ahrensburg (Schleswig-Holstein) eingeweihte „Wildblumenwiese“. Es handelt sich um ein 2 ha großes, von der evangelischen Kirchengemeinde verwaltetes Areal. Es diente zunächst in seinen Randbereichen, später auf weiteren Flächen als Aschenbeisetzungsanlage. Auch Baumbestattungen sind in diesem Bereich möglich.

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      Bild 15: Die „Wildblumenwiese“ auf dem Neuen Teil des Friedhofs Ahrensburg (Quelle: Norbert Fischer)

      Naturfriedhof {Naturfriedhof}

      Die Auflösung klassischer Friedhofsstrukturen gilt auch für den sog. Naturfriedhof „Garten des Friedens“ in Fürstenzell bei Passau, der an ein Krematorium angeschlossen ist. Abgegrenzte Grabstätten sind nicht mehr zu erkennen. Vielmehr sind vielfältig gestaltete Erinnerungsorte in eine weitgehend naturbelassene, nach geomantischen Prinzipien gestaltete Landschaft eingefügt.

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      Bild 16: Der Naturfriedhof in Fürstenzell (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 17: Der Naturfriedhof in Fürstenzell (Quelle: Norbert Fischer)

      Weinberg-Friedhof

      Seit 2017 werden Bestattungen im sog. Weinberg-Friedhof Bad Neuenahr-Ahrweiler angeboten. Inzwischen ist die fränkische Gemeinde Nordheim am Main mit einem vergleichbaren Angebot hinzugekommen.

      Fluss-, Berg- oder Almbestattungen

      Weitere Varianten der Naturbestattung, wie Fluss-, Berg- oder Almbestattungen, sind in Deutschland aus gesetzlichen Gründen nicht möglich. In Österreich werden Bergbestattungen von einem privaten Unternehmen in Werfenweng (Salzburg) angeboten. Im Bundesland Niederösterreich werden Flussbestattungen in der Donau praktiziert. Wie bei anderen Formen der Naturbestattung wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt.

      Fazit

      Im Übrigen zeigt sich der genannte Trend zu naturnahen Bestattungsformen auch in der Friedhofsgestaltung allgemein. Teile größerer Anlagen – wie der sog. „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof