abschalten wollen.
Romantik Hotel Chalet am Kiental · Andechsstr. 4 · 82211 Herrsching am Ammersee Tel. 08152/98 25 70 · www.gourmetchalet.de
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BERG: BÜCHER STATT BROTE
Was haben Lübeck an der Ostsee und Berg am Starnberger See gemein? Beide haben Söhne hervorgebracht, die ihre Geburtsorte literarisch porträtierten und lange als Nestbeschmutzer galten. Und: Sie haben sich mit den Söhnen versöhnt und sind heute stolz auf ihren Thomas Mann und ihren Oskar Maria Graf.
In Berg trägt eine Straße seinen Namen, in Aufkirchen steht ein Denkmal, das den Schriftsteller zeigt. In der kurzen Lederhose und mit Janker natürlich. So ist er auch an der Fassade vom Oskar Maria Graf Stüberl dargestellt, im Inneren erinnern Fotos an den Bäckersohn, der 1894 hier geboren wurde. Die Familie seiner Mutter bewirtschaftete seit Jahrhunderten einen einsamen Hof in Aufkirchen, und Graf nützt den Roman Das Leben meiner Mutter, um die Geschichte des Starnberger Sees weit zurückzuverfolgen. Mit den Augen der Bauern beschreibt er die gravierenden Veränderungen, die im ausgehenden 19. Jahrhundert auch das Leben der kleinen Leute betrafen.
Grafs Lebensweg schien vorgezeichnet: Dorfschule und Bäckerlehre. Doch der Junge entdeckte früh seine Liebe zur Literatur, und ihm die auszuprügeln, wie es der Bruder Max versuchte, misslang. Der 17-Jährige floh nach München, nahm Kontakt zu anarchistischen Kreisen auf und beteiligte sich an der Revolution 1918. Graf war zeitlebens Pazifist und aufrechter Linker. So erregte es ihn zu Recht, dass seine Werke bei der Bücherverbrennung 1933 fehlten. »Verbrennt mich«, schrieb er in der Wiener Arbeiter Zeitung, und sein Freund Bertolt Brecht dichtete: »Tut mir das nicht an! Lasst mich nicht übrig! Habe ich nicht / Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt / Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch: / Verbrennt mich!« Graf erhielt Satisfaktion: Die Deutsche Studentenschaft organisierte für ihn eine Verbrennung seiner Bücher.
Oskar Maria Graf Stüberl · Mo, Mi–So 10–23 Uhr · Grafstr. 9 · 82335 Berg am Starnberger See · Tel. 08151/516 88
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KOCHEL: BIRNEN MIT SCHLAGRAHM
Vorbei die Zeiten, als Sie im Museumscafé trockene Sandwiches und Kaffee bekamen, der nach stundenlangem Intimkontakt zwischen Glaskanne und Wärmeplatte jegliches Aroma verloren hatte. Heute bespielen Spitzengastronomen die Musentempel, und was sie kreieren, ist mehr als nur Knochenbeigabe zum Kunstgenuss.
Warme Holztöne, viel Weiß – das Restaurant & Café Blauer Reiter präsentiert sich modern und schnörkellos. Terrasse, Blick auf Kochelsee und Berge, erlesene Weinkarte, innovative Küche – kein Wunder, dass hier nicht nur Museumsgäste speisen, sondern viele extra zum Essen kommen. Der Wirt muss dem Gast, der nur eine Kleinigkeit will, ebenso gerecht werden wie jenen, die ein Menü wünschen. Wenn Gruppen durchs Museum strömen, wird‘s hektisch, aber das Personal hat das gut im Griff.
Nur der Gast, der nach dem Mahl in die Museumsräume tritt, mag Schwierigkeiten bekommen. So aufs Kulinarische gepolt, kann es passieren, dass man vor einem Bild von Franz Marc aus dem Jahr 1911 steht und denkt: Stillleben. Birnen mit Schlagrahm. Stimmt nicht, es sind Hocken im Schnee. Hocken sehen aus wie Heuhaufen, in deren Mitte Stangen stecken, aber sie bestehen aus Riedgras. Marc hat dieses Motiv immer wieder gemalt, 1910 naturalistisch, 1911 in Rot, Gelb, Grün, den Grundfarben, die er nach langem Ringen als die der »Wesensform« (»ich male überhaupt nur mehr das Allereinfachste«) angemessenen »Wesensfarben« gefunden hatte. Mit diesen Grundfarben arbeiteten auch die Mitglieder der Künstlergruppe »Brücke«, von denen das Museum ebenfalls Werke zeigt.
Farbenlehre, Bilder vergleichen, Parallelen finden – ein bisschen viel für ein Hirn, das nach dem Essen nicht optimal mit Blut versorgt wird. Vielleicht ist es besser, erst ins Museum und dann ins Restaurant zu gehen.
Restaurant & Café Blauer Reiter · Di–So 10–17 Uhr · Franz-Marc-Park 8–10 82431 Kochel am See · Tel. 08851/929 28 60 · www.restaurant-blauerreiter.de
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BRAUNECK, STIE-ALM: ALLES KÄSE
»Wo kommen die Löcher im Käse her?« Mit dieser Frage provoziert ein kleiner Junge in Kurt Tucholskys gleichnamiger Erzählung ein Familiendrama. Keiner kennt die Antwort, die Erwachsenen zerstreiten sich heillos, das Ganze endet mit Privatbeleidigungsklagen, umgestoßenen Testamenten etc.
Heute fragen die Kinder nicht mehr, sie googeln, die Familie bleibt intakt und kann einen Ausflug planen. Ziel: die Stie-Alm auf dem Brauneck mit der höchstgelegenen Käserei Bayerns (1500 m). Die Alm bietet Übernachtungsmöglichkeiten und die sollte man nutzen. Dann können die Kinder in der Früh sehen, wie die Kühe zum Melkstall gehen und müssen nicht googeln, wo die Milch herkommt. Schon beim Frühstück wird klar, dass der hier produzierte Käse keine Löcher hat. Und dass er von ausgezeichneter Qualität ist: 2013 erhielt der Bergkäse von der Stie-Alm auf der »Internationalen Almkäseolympiade« eine »Käseharfe in Gold«. Was eine Käseharfe ist und wie sie eingesetzt wird, erfährt man, wenn man den Käser bei seiner Arbeit beobachtet.
Während die Kühe auf der Alm leben, verarbeitet der Käser die Abendmilch vom Vortag zusammen mit der am Morgen gemolkenen jeden Vormittag auf dem Berg. Sie wird in einem Kupferkessel erhitzt, mit Lab versetzt, einem Gerinnungsmittel, das meist aus dem Kälbermagen stammt. Und nun kommt die Käseharfe zum Einsatz: Mit ihr zerschneidet der Käser die Gallerte, es entsteht der Bruch. Der muss in diesem Fall sehr klein zerstückelt werden, denn der Bergkäse ist ein Hartkäse. Den Bruch hebt man mit einem Käsetuch aus dem Kessel, ein Teil der Molke tropft ab, um sie weiter zu reduzieren, füllt man die Masse in eine Form und setzt eine Presse ein. Der Rest ist Ruhen: Der Käse kommt ins Salzbad und dann in den Reifekeller.
Wie gut ein Käse schmeckt, hängt von der Qualität der Milch, sprich von der Qualität des Grases ab, das die Kühe fressen. Die finden auf der Alm eine reich gedeckte Wiese, dazu noch gute Luft und einen schönen Blick zum Karwendel – glückliche Kühe, preisgekrönter Käse.
Stie-Alm · Latschenkopf 5 · 83661 Lenggries · Tel. 08042/23 36 · www.stie-alm.de
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