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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941


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Bielefeld: 1 Trier: 21 Osnabrück: 18

      Die Aktion ist noch nicht beendet. Es wird fortlaufend über weitere Festnahmen berichtet. Die exterritorialen Angehörigen des Königsberger sowjetrussischen Konsulats trafen am Spätnachmittag des 23.6.41 in einer Stärke von 29 Personen in Berlin ein und wurden unter Bewachung bei der SU-Botschaft abgeliefert. Dagegen ist die Anzahl der festgenommenen Kommunisten im Reiche und in den besetzten Gebieten bisher gering.1 Im Reichsgebiet wurden 18 und im Bereich des Beauftragten des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD in Brüssel 238 Kommunisten festgenommen. Allgemein wird berichtet, daß zu Festnahmen von ehemaligen Kommunisten bisher kein Anlaß vorliegt.

      Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Krakau meldet, daß die Widerstandsbewegung im Generalgouvernement bisher nicht besonders in Erscheinung getreten ist. Die Stimmung der polnischen Bevölkerung sei nach den Kampfhandlungen zuverläßlich [sic]. Die sogenannte besitzende Schicht begrüßt es, daß Rußland angegriffen wurde, da sie hofft, daß unter dem deutschen Regime ihr Eigentum erhalten bleibt. Im sowjetrussischen Teil des ehemaligen polnischen Staates sind sämtliche ehemaligen polnischen Beamten und Angehörige der Intelligenz nach Sibirien verschickt worden. Im übrigen wird im Generalgouvernement die Meinung vertreten, daß es zwecklos sei, sich noch weiter politisch zu betätigen. Allgemein wird unter der Bevölkerung der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß bei Abrücken der deutschen Truppen nach der SU eine bessere Ernährungslage im Generalgouvernement eintreten wird. In der jetzigen Zeit wird die Ernährungslage als äusserst schlecht geschildert.

      II.) Militärische Aktionen:

      Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lublin meldet, daß in seinem Grenzbereich noch heftig gekämpft wird. Die sowjetrussische Luftwaffe flog verschiedentlich in den Dienstbereich ein und warf eine geringe Anzahl von Bomben ab. Die Eisenbahnbrücke über den Bug bei Brest wurde am Morgen des 22.6.41 durch deutschen Stoßtrupp unbeschädigt in Besitz genommen. Laufend werden Eisenbahnzüge, Lastwagen und Panzer über die Brücke transportiert. In Brest fanden Straßenkämpfe statt. In der Zitadelle wird noch hart gekämpft. Vielfach haben die Sowjetrussen Mongolen als Baumschützen eingesetzt, durch deren Tätigkeit eine Anzahl deutscher Soldaten durch Kopfschüsse getötet wurde. Im Grenzbereich des Kommandeurs Lublin werden ständig von der Wehrmacht Zivilgefangene vom russischen Grenzgebiet als Flüchtlinge den Grenzorganen übergeben. Auch finden sich an der Grenze Ukrainer ein, die vorläufig im deutschen Interessengebiet untergebracht werden. Mehrere NKWD-Gebäude wurden von der Grenzpolizei des Bereichs Lublin durchsucht und dabei wertvolles Material sichergestellt. Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Krakau bestätigt die am gestrigen Tage gemeldete hohe Abschuß- und Zerstörungszahl sowjetrussischer Flugzeuge. Insgesamt seien bisher 109 sowjetrussische Einflüge erfolgt. Die Flugplätze Bessarabiens ständen unter Wasser. Die Sowjetrussen funken unverschlüsselt. Der Pruth wurde an allen Stellen überschritten. Der Vormarsch auf Bograd ist im Gange. Ren ist besetzt. Die sowjetrussischen Grenzschutztruppen (NKWD) sind zum großen Teil in Gefangenschaft geraten. Z. Zt. unternehmen die Sowjetrussen starke Gegenstöße, um Brückenköpfe des Bug wiederzugewinnen.

      gez. Müller

      Verteiler:

      Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei

      Chef der Sicherheitspolizei und des SD

      Alle ämter des RSHA

      Gruppe IV E

      Referat IV E 5

      IV-Geschäftsstelle (3 Stück)

      Sonderakte „UdSSR“ IV A l d

       Aus: BAB, R 58/214

      1 Bereits 4 Tage vor dem Unternehmen „Barbarossa“ war eine verschärfte Repression der Kommunisten eingefordert worden; Runderlaß CdS v. 18.6.1941: Bekämpfung der kommunistischen Bewegung, RGVA, 500–4–36.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 25. Juni 1941
Amt IV – IV A 1

       Ereignismeldung UdSSR Nr. 4

      I.) Politische übersicht:

      1.) Im Reich:

      Verschiedene Staatspolizei(leit)stellen berichten, daß besondere Maßnahmen gegen ehemalige kommunistische Funktionäre nicht erforderlich waren. Entweder verbüßen solche Funktionäre ihre Strafen oder befinden sich nach Entlassung aus der Strafhaft in Schutzhaft. Die auf Grund der vorbeugenden Maßnahmen festgenommenen ehemaligen Kommunisten sind nach eingehender Prüfung z. T. wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sie sich nach Entlassung aus der Straf- bezw. Schutzhaft in keiner Weise im staatsabträglichen Sinne betätigt haben, und sie zum großen Teil alle in langjährigen festen Arbeitsverhältnissen stehen. Durch Beitritt zu den Organisationen der NSDAP, DAF und NSV haben sie zu erkennen gegeben, daß sie sich von der komm. Irrlehre freigemacht haben. Auch führten die Erhebungen bei den Arbeitgebern, die diese ehemaligen Kommunisten gut beurteilen, zu der Feststellung, daß durch eine evtl. Festnahme infolge des bestehenden Arbeitermangels erhebliche Schwierigkeiten bei Erledigung wirtschaftlich wichtiger Aufträge erwachsen würden.

      2.) Im Generalgouvernement:

      Die Stimmung unter den Juden des Generalgouvernements ist infolge Angst vor Fliegerangriffen sehr gedrückt. Die Juden rechnen mit einer Niederlage der Sowjet-Union. Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Lublin meldet, daß von seinem Grenzposten Wlodawa in der Dienststelle des NKWD in Tosaschwka eine große Anzahl nachrichtendienstlichen Materials sichergestellt wurde. Darunter befinden sich etwa 150 Pers.-Akten von NKWD-Agenten mit Lichtbildern.

      3.) In den übrigen besetzten Gebieten:

      Holland:

      Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Den Haag berichtet, daß die Stimmung unter den festgenommenen Sowjetrussen durch den Ausbruch des Krieges erschüttert sei. Man wäre durch den Krieg mit Deutschland völlig überrascht worden, zumal man geglaubt habe, daß eine Zusammenschließung nationalsozialistischer und bolschewistIscher Ideen durchaus möglich sei.

      Dänemark:

      Die Aktion gegen die Kommunisten in Dänemark ist im wesentlichen abgeschlossen. Die Gebäude der KPD in Kopenhagen und die Räume der verschiedenen Bezirks- und Unterbezirksleitungen und Ortsgruppen einschließlich der kommunistischen Presse sind in ganz Dänemark polizeilich geschlossen worden. Das vorgefundene überaus umfangreiche Material ist polizeilich sichergestellt. Die führenden dänischen Kommunisten und sämtlIche deutschen Kommunisten sind in Haft genommen worden. Damit ist jede Tätigkeit des Kommunismus in Dänemark praktisch lahmgelegt. Ein ausdrückliches Verbot der Partei und ein Verbot jeder kommunistischen Betätigung in Dänemark wird voraussichtlich von der Regierung demnächst erlassen werden.

      Besetztes jugoslawisches Gebiet:

      Durch den Kriegsausbruch ist eine starke kommunistische Propagandatätigkeit in Serbien zu verzeichnen. Die Bevölkerung, besonders in Belgrad, ist weit über die Hälfte sowjetfreundlich eingestellt. Es finden auffallend zahlreiche gruppenweise Besprechungen der Kommunisten in Lokalen statt. Nach Ansicht des Pol.Präs. Jowamowitsch (Belgrad) herrschte am 22.6.41 fast die gleiche Stimmung wie am 27.3.41, an dem Tage des Simovic-Putsches.1 Durch die Belgrader Polizei wurden in der Nacht vom 23. zum 24.6.41 49 Kommunisten, darunter 11 Postbeamte und 2 Polizeibeamte festgenommen. Vorsorglich ist eine erhöhte Alarmbereitschaft der serbischen Polizei und der deutschen Truppen sowie die verschärfte überwachung wichtiger Gebäude angeordnet worden.

      II.) Militärische Aktionen:

      Der Vormarsch unserer Truppen geht zügig vorwärts. Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD im Generalgouvernement meldet, daß die schwachen russischen Grenzwachtruppen sich in Form eines Heckenschützenkrieges verteidigten, was unliebsame deutsche