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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941


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1935–1941, in: GWU 41(1990), S. 337–351; Wolfram Wette: Die propagandistische Begleitmusik zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, in: Ueberschär/ders.: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, S. 45–65; ders.: Der 22. Juni 1941 und die NS-Propaganda, in: Schafranek/ Streibel: 22. Juni 1941, S. 75–85; Peter Longerich: Joseph Goebbels. Biographie, München 2010, S. 469ff.

      8 Zur Einschätzung der Bedrohungssituation durch die jüdische Bevölkerung: Ben-Cion Pinchuk: Sovietisation and the Jewish response to Nazi policies of mass murder, in: Norman Davies/Antony Polonsky (Hrsg.): Jews in Eastern Poland and the USSR, 1939–46, New York 1991, S. 124–137. Der Widerspruch zwischen Angst vor den „Sowjetrussen“ einerseits, „Sympathie für die Sowjetunion“ andererseits veranschaulicht das in Sipo u. SD vorherrschende Judenbild mit seinen in der Beteiligung an der „Judenpolitik“ im Reich u. in den besetzten Gebieten eingeübten Klischees; vgl. Michael Wildt: Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. Eine Dokumentation, München 1995, S. 48ff., 61ff.; ders.: Generation des Unbedingten, S. 230–239; Jeffrey Herf: The „Jewish War“: Goebbels and the Anti-Semitic Campaigns of the Nazi Propaganda Ministry, in: HGS 19(2005), S. 51–80; ders.: The Jewish Enemy. Nazi Propaganda during World War II and the Holocaust, Cambridge/Mass.-London 2006.

      9 Obwohl die Vichy-Regierung die KP im unbesetzten Frankreich verboten hatte, war die KP Belgiens aus außenpolitischen Erwägungen, da man Verstimmungen mit der UdSSR zu vermeiden gedachte, „auf Wunsch des Reichssicherheitshauptamtes noch nicht aufgelöst worden“, Militärverwaltung an OB West v. 2.9.1941, BA-MA, RW 36/v.12. Eine kommunistische Betätigung wurde zum Stichtag 25.8.1941 unter Todesstrafe gestellt; vgl. Wolfram Weber: Die innere Sicherheit im besetzten Belgien und Nordfrankreich 1940–1944. Ein Beitrag zur Geschichte der Besatzungsverwaltungen, Düsseldorf 1978, S. 64f.

      10 Trotz dieser Verhaftungsaktion erhöhte sich jetzt der Widerstand gegen die Besatzungsmacht, wie die Abwehrstelle Belgien am 4.8.1941 in einem Bericht zur dortigen Stimmungslage nach „Barbarossa“ festhielt. Mittelfristig beförderte der Schlag gegen die KP Belgiens sogar den Zusammenschluß eines gesamtnationalen Widerstands; vgl. Ludwig Nestler (Hrsg.): Die faschistische Okkupationspolitik in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, Berlin 1990, S. 68 f.

      11 Heinrich Himmler (1900–1945); grundlegend jetzt: Longerich: Heinrich Himmler; vgl. Richard Breitman: Der Architekt der „Endlösung“: Himmler und die Vernichtung der europäischen Juden, Paderborn u.a. 1996; Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42.

      12 Reinhard Heydrich (1904–1942); vgl. Edouard Calic: Reinhard Heydrich. Schlüsselfigur des Dritten Reichs, Düsseldorf 1982; Günther Deschner: Reinhard Heydrich. Statthalter der totalen Macht, Frankfurt/M.-Berlin 1987; Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen, München 2005; wichtig jetzt: Edouard Husson: Heydrich et la Solution Finale, Paris 2008.

      13 Heinrich Müller, geb. 1900, 1917 Kriegsfreiwilliger, seit April 1918 Pilot Westfront, 1919 entlassen als Unteroffizier, seitdem Polizeidirektion München, 1929 Polizeisekretär, 1933 Kriminalinspektor Bayerische Politische Polizei, April 1934 SS, seitdem Gestapa, Juni 1934 als Stubaf. Leiter Abt. II (Innerpolitische Angelegenheiten), 1937 Staf., ORR u. KR, Juni 1939 Reichskriminaldirektor, seit Sept. 1939 Amtschef IV des RSHA, 1941 Gruf. u. Generallt. der Polizei, Anfang Mai 1945 wahrscheinlich in Berlin gefallen; Erlaß Gestapa v. 30.6.1936, BAB, R 58/239; BAB, BDC, SSO Heinrich Müller; BA-ZA, ZR 759/14; zu seinem Tod: BAL, B 162/3233–3237; Andreas Seeger: „Gestapo-Müller“. Die Karriere eines Schreibtischtäters, Berlin 1996.

Reichssicherheitshauptamt Berlin, den 23. Juni 1941
Amt IV – IV A 1

       Ereignismeldungen UdSSR Nr. 2

      I.) Politische übersicht:

      1) Im Reich:

      Im Bereich der Stapo Tilsit wurden in Suwalki 114 Personen, die seit langem im Verdacht stehen, Angehörige der Widerstandsorganisation zu sein, und 18 gefährliche Elemente unter polnischen und weißrussischen Zivilarbeitern festgenommen. Es wird aus dem gleIchen Stapobereich berichtet, daß die Wehrmacht zahlreiche, bei dem Einmarsch auf sowjetrussischem Gebiet festgenommene Personen an die Sicherheitsorgane der Grenze und an den Zoll überstellt, die sie jedoch auf höheren Befehl wieder auf sowjetrussisches Gebiet zurückgeschoben haben. Durch zahlreiche Fliegerangriffe und Alarme wird der Dienstbetrieb im Ostpreußenbereich sehr gestört. Der Fernsprech- und Fernschreibverkehr wurde infolge eines Bombentreffers auf das Elektrizitätswerk völlig unterbrochen. Z. Zt. wird der Dienstbetrieb notdürftig aufrechterhalten. Die Festnahmen der nicht territorialen sowjetrussischen Staatsangehörigen im Reichsgebiet gehen weiter. Eine genaue übersicht über die Anzahl der Festgenommenen wird am 24.6. gegeben.

      II.) Militärische Aktionen:

      Nach Meldung des FA1 sind bisher 1775 russische Flugzeuge zerstört worden. Davon 1480 am Boden und der Rest bei Luftkämpfen vernichtet. 35 eigene Flugzeuge werden bisher vermißt. Der San und der Bug sind überall überschritten. Die Panzer stehen bisher 70 km auf sowjetrussischem Boden, während die Infanterie bis etwa 46 km weit vorgedrungen ist. Am 23.6.41 sind sowjetrussische Truppen in kleineren Einheiten etwa 3 1/2 km südlich von Dubienka im Bereich des Kommandeurs Lublin auf deutsches Interessengebiet durchgestoßen. Dort befindliche schwache deutsche Truppen haben sich zurückgezogen, da sie sich nicht länger verteidigen konnten. Unter der Zivilbevölkerung gab es eine Reihe Tote. Dubienka selbst wurde heute früh von 12 russischen Flugzeugen bombardiert. Der Kommandeur Krakau meldet, daß das Haus des Grenzkommissariats Deutsch-Przemysl durch feindliche Granateinwirkung zerstört wurde. Alle Beamten sind unversehrt. Geheimakten in Sicherheit. Przemysl wird z. Zt. noch heftig beschossen. Ein von den Russen entsandter Spion wurde festgenommen.

      I. V. gez. Müller

      Verteiler:

      Der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei

      Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD

      An alle ämter des RSHA

      Sonderakte „UdSSR“ bei IV A l d

       Aus: BAB, R 58/214

      1 Forschungsamt des RLM.

Reichssicherheitshauptamt Berlin, den 24. Juni 1941
Amt IV – IV A 1

       Ereignismeldung UdSSR Nr. 3

      I.) Politische übersicht:

      Im Verlauf der Aktion gegen die sowjetrussischen Staatsangehörigen wurden nach vorläufigen Meldungen der Stapostellen und der Befehlshaber sowie der Kommandeure in den besetzten Gebieten 906 Sowjetrussen festgenommen. Davon entfielen auf:

Berlin: 603 Dortmund: 1 Hannover: 3 Karlsruhe: 12
Düsseldorf: 70 Bremen: 16 Danzig: 1 Regensburg: 3
Dresden: 17 Stuttgart: 7 Leipzig: 6 Weimar: 1
Graz: 1 Metz: 2 Reichenberg: 1 Oslo: 6
Hamburg: 15 Warschau: 20 Oppeln: 1 Brünn: 6
Breslau: 5 Prag: 38 Posen: 1
Köln: