erste historische Datum: Der Friedensschluss am Halys (585 v. Chr.)
Eine Sonnenfinsternis – als göttliches Zeichen gedeutet – veranlasst die Könige der Meder und Lyder zur friedlichen Beilegung ihres Konflikts.
Nur noch schemenhaft wird heute eines der frühesten Großreiche des Alten Orients erkennbar, das kurzlebige Staatswesen der iranischen Meder, das dem Imperium der Achämeniden den Weg bereitete. Ihr Werden und Vergehen ist lediglich bei griechischen Historikern (v. a. von Herodot, dem „Vater der Geschichte“) überliefert. Archäologische Spuren haben sie dagegen nicht hinterlassen; auch von der einst viel bewunderten Hauptstadt Ekbatana (j. Hamadan) mit ihrem siebenfachen Mauerring blieb nichts erhalten. Ursprünglich siedelten die „Mada“ im Nordwesten von Iran; angeblich hatten sie sich unter einem gewissen Deiokes von der Herrschaft der Assyrer gelöst. Aber erst mit dessen Enkel Kyaxares (Havachštra) stieg das junge Staatswesen zur Großmacht auf; in seiner (nach zweifelhafter Überlieferung) vierzigjährigen Herrschaft (623 – 584 v. Chr.) schuf der König eine schlagkräftige Armee. Daher konnte er die Angriffe der (gleichfalls iranischen) Skythen abwehren sowie große Teile von Persien und Urartu (Armenien) unterwerfen. Im Bund mit Babylon vernichtete er das geschwächte Reich der Assyrer; 614 v. Chr. fiel Assur, zwei Jahre später Ninive.
Bei seinem weiteren Vordringen nach Westen stieß Kyaxares auf das Lyderreich, das der sagenumwobene König Gyges3 im 7. Jh. v. Chr. gegründet hatte. Zielstrebig weiteten dessen Nachfolger ihre Macht auf Bithynien und die Griechenstädte an der Westküste Kleinasiens aus (lediglich Milet, damals die größte Polis der Hellenen, konnte seine Unabhängigkeit bewahren), im Osten bis an den Halys (j. Kızıl Irmak). Unter der Regierung des Alyattes (607?–560 v. Chr.) erreichte Lydien den Gipfel seiner Macht und kulturellen Blüte; davon kündet noch heute der Grabhügel des Königs im Norden der Residenzstadt Sardes. Hier fertigten kunstsinnige Handwerker herrliche Textilien sowie Arbeiten aus Gold und Elfenbein. Delphi und andere griechische Heiligtümer wurden mit reichen Stiftungen geehrt. Zukunftsweisend war die Erfindung der Münzprägung, die durch den Goldreichtum des Landes ermöglicht wurde und v. a. die Anwerbung von Söldnern erleichterte.
Göttliches Zeichen erzwingt Frieden
Nach fünfjährigem, wechselvollen Krieg kam es zu einer weiteren Schlacht (diese wird meist nach dem Ergebnis der Friedensverhandlungen am Halys lokalisiert). Während des Kampfes trat – durch Thales von Milet vorhergesagt – eine vollkommene Sonnenfinsternis ein; daher ist dieses Gefecht das erste Ereignis der Geschichte, das auf den Tag genau datiert werden kann (28. 5. 585 v. Chr.).4 Angesichts des „himmlischen“ Zeichens von tiefem Schrecken erfüllt, schlossen die verfeindeten Herrscher Frieden. Als Vermittler wirkten der Fürst von Kilikien sowie Nebukadnezar II. von Babylon – der uns als Nabuchodonosor aus dem Alten Testament geläufig ist, mehr noch durch seine großartigen Bauten (j. im Pergamonmuseum zu Berlin). Fortan bildete der Halys die Grenze zwischen beiden Staaten; die Heirat des medischen Thronfolgers Astyages mit einer Tochter des Alyattes besiegelte den Vertrag. Dem Bräutigam war das Glück jedoch ebenso wenig beschieden wie dem Sohn des Lyderkönigs, dem durch seinen ungeheuren Reichtum sprichwörtlichen Kroisos; beide erlagen der Macht des achämenidischen Reichsgründers Kyros. Den Medern blieb immerhin die Ehre, dass sie auch nach ihrer Niederlage hinter den stammverwandten Persern als das zweite Volk des Imperiums galten.
Anmerkungen
Die Datierung der Schlacht sowie des Friedensvertrages ist umstritten.
Die neue Residenz Ramses’ II. lag im Nildelta und war der Ausgangspunkt für die Feldzüge nach Syrien; hier befand sich auch das Hauptquartier des gefürchteten Streitwagenkorps. Der Palast (500 x 400 m) war aus Schlammziegeln errichtet, die Mauern mit farbigen Kacheln überzogen. Später diente der Komplex als Steinbruch für die neue Hauptstadt Tanis; der Ort geriet in Vergessenheit. Inzwischen konnte er beim heutigen Tell ed-Dab’a-Qantir lokalisiert werden; hier graben die Wissenschaftler des Roemer-Pelizaeus-Museums Hildesheim.
Angeblich besaß er einen Ring, mit dessen Hilfe er sich unsichtbar machen konnte (vgl. das Drama von F. Hebbel).
Wenig plausibel sind Datierungen auf andere Sonnenfinsternisse dieser Epoche.
KLASSISCHES ALTERTUM
Förmlicher Vertrag oder „Gentlemen’s Agreement“?: Der „Kallias-Frieden“ (um 450 v. Chr.?)
Der schon in der Antike in seiner Historizität umstrittene Vertrag beendet die Epoche der Perserkriege und leitet die Blütezeit Athens unter der maßvollen Herrschaft des Perikles ein.
Seit der Unterwerfung des Lyderreiches durch Kyros d. Gr. unterstanden auch die Griechenstädte Kleinasiens der persischen Herrschaft. Obwohl diese keineswegs hart auf ihnen lastete und sie zudem eine wirtschaftliche Blüte erlebten, erhoben sie sich im Ionischen Aufstand gegen Dareios d. Gr. (522 – 486 v. Chr.). Ihr Freiheitskampf endete jedoch in einer Katastrophe; Milet, die größte und reichste der hellenischen Städte, wurde erbarmungslos zerstört. Ein persischer Rachefeldzug gegen Athen und Eretria, die den stammverwandten Ioniern zu Hilfe gekommen waren, scheiterte in der Niederlage von Marathon (490 v. Chr.). Zehn Jahre später unternahm Xerxes I. – der Sohn und Nachfolger des Dareios – einen groß angelegten Feldzug zur Unterwerfung ganz Griechenlands; er endete in den Schlachten bei Salamis und Plataiai mit einem vollständigen Fiasko (480/79 v. Chr.).
Nun drangen die Griechen siegreich in Kleinasien vor und befreiten die dortigen Städte von der Herrschaft der „Barbaren“; am Eurymedon (nahe dem heutigen Antalya) erfocht der athenische Feldherr Kimon – der Sohn des Miltiades, der bei Marathon das Kommando geführt hatte – an einem Tag einen glänzenden Sieg über Flotte und Heer der Perser (468 v. Chr.). Seine Erfolge vollendeten das Werk des Themistokles, der einst durch den Aufbau einer attischen Seemacht die Abwehr der Invasion ermöglicht hatte. Athen wurde zur Vormacht in Griechenland, zahlreiche Poleis – v. a. auf den Inseln der Ägäis und in Kleinasien – schlossen sich unter seiner Führung im Attischen Seebund zusammen. Dennoch fiel Kimon – wie alle bedeutenden Politiker und Militärs in Athen – beim stets wankelmütigen Volk in Ungnade und wurde ostrakisiert. Eine schwere Krise zwang jedoch die Mitbürger, den erfahrenen Heerführer zurückzuberufen; auf einem erneuten Feldzug gegen das Achämenidenreich starb er während der Belagerung von Kition (auf Zypern). Nach seinem Tod errangen die Athener einen glänzenden Doppelsieg beim (zyprischen) Salamis (450 v. Chr.).
Was aber folgte nun? Der militärische Konflikt zwischen Griechen und Persern wurde zweifellos beendet; in welcher Form dies jedoch geschah, bleibt fraglich. Zu den schwierigsten und langwierigsten Kontroversen der antiken Geschichte zählt der „Kallias-Frieden“, benannt nach dem Schwager Kimons, dem reichsten Bürger von Athen, der mit Artaxerxes I. in dessen Residenz Susa Verhandlungen führte. Dabei könnte es zum Abschluss eines Friedensvertrages gekommen sein. Dies war allerdings schon im Altertum umstritten; sowohl eine Abschrift des Abkommens als auch eine Inschriftenstele mit seinem Text wurden gezeigt, von anderen Historikern jedoch als Fälschungen verworfen. Die jahrtausendealte Streitfrage kann hier nicht entschieden werden; das sollte den Spezialisten für diese Epoche überlassen bleiben. Auch die Datierung des Vertrages schwankt erheblich; mitunter wird er nach dem Sieg am Eurymedon angesetzt, dann wiederum nach dem Zypernfeldzug und der Doppelschlacht bei Salamis.