Im Jahr 1900 ging ein Anteil an der Schule an Doktor George M. Laughlin über, der eine der Töchter des Alten Doktors Still geheiratet hatte. Dies war ein Glückstag für die Osteopathie, da Laughlin ein Mann von seltener Begabung ist.
Kürzlich unternahm ich eine kleine Reise nach Kirksville und verbrachte zwei glückliche Tage unter Studenten, Professoren und Patienten.
Die School of Osteopathy in Kirksville umfasst inzwischen ein Dutzend oder mehr Gebäude. Es gibt zwei prächtige Ziegelbauten mit Büros, einem Hörsaal und Vortragsräumen sowie etwa fünfzig Zimmern, in denen Behandlungen stattfinden.
Nie geht die Anzahl der Patienten zurück. Täglich finden Sprechstunden statt und der Professor stellt Diagnosen oder gibt der Klasse Vorlesungen und demonstriert die Behandlungen. Jede Art, jeder Stand der von Krankheiten geplagten Menschheit, wie man sie sich nur vorstellen kann, lassen sich antreffen – jung und alt, reich und arm, gelehrt und ungebildet, sie alle kommen zur Behandlung.
Kein Ort der Welt bietet solche Möglichkeiten für das Studium der Heilkunst wie Kirksville.
Verschiedene andere Colleges und Schulen ähnlicher Ausrichtung wurden in verschiedenen Teilen des Landes eröffnet, seit die School vor zwanzig Jahren gegründet wurde. Doch Kirksville ist die Heimat der Osteopathie. Es ist die Heimat von Doktor Andrew Taylor Still, von Doktor Charles E. Still, von Doktor George M. Laughlin und von Doktor George Still, einem sehr begabten Chirurgen und Neffen des Alten Doktors.
Diese vier Männer haben diese Einrichtung aufgebaut, darin geschickt unterstützt durch E. C. Brott als Geschäftsführer.
Emerson sagt, dass jede große Institution der verlängerte Schatten eines Mannes sei. Für die Osteopathieschule in Kirksville trifft das gewiss zu.
Mehr als siebenhundert Studenten besuchen die Schule. Etwa ein Drittel davon sind Frauen. Ich fand es interessant und erfreulich, dass Frauen zumeist zu den besten Studenten der Osteopathie zählen und, in der Regel, den Beruf sehr erfolgreich ausüben.
Frauen sind gute Ärzte. Das große, überströmende Mutterherz ist in der Lage, seine liebevolle Fürsorge auszuweiten und sich um die Nöte einer großen Zahl an Leuten zu sorgen.
Die Osteopathie erhebt nicht den Anspruch, alles darüber zu wissen. Keine Schule der Medizin ist so vollständig im Recht, dass sie es sich leisten könnte, zu behaupten, alle anderen lägen völlig falsch.
Es liegt Gutes auch in anderem, ansonsten könnte es gar nicht existieren. Indem sie dies anerkennt, strebt die Osteopathie danach, jede Idee, jede Gerätschaft, jede Erfindung, die den von Krankheiten betroffenen Menschen dienstbar sein könnten, zu nutzen.
In Kirksville gibt es ein vollständig ausgestattetes chemisches Laboratorium. Die Gerätschaften des Krankenhauses dort sind vermutlich ebenso gut wie auch sonst in Amerika, einschließlich des sachkundigen Personals, um sie zu betreiben, wenn Bedarf dazu besteht.
Natürlich ist die „richtige Anpassung“ die Hauptsache in der Osteopathie und bringt auch, in einer großen Anzahl exemplarischer Fälle, Linderung. Darin liegt das Geheimnis der Osteopathie, wenn es denn überhaupt eines gibt, was natürlich nicht der Fall ist, weil sie allen gehört und jedem, der sie zu verstehen, aufzunehmen und anzuwenden vermag.
Ich habe bemerkt, dass diese Studenten in Kirksville nicht „aufs College geschickt“ worden sind. Sie sind dort aus eigenem Antrieb und freiem Willen hingegangen. Viele von ihnen mussten zweifellos Opfer bringen, um von diesen Ausbildungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, und so nutzen sie ihre Zeit. Faulenzer kommen in Kirksville nicht rein.
Ich hatte das Vergnügen, vor der ganzen Schule zu sprechen, und konnte den wunderbaren und empfänglichen Geist bemerken, den die Studenten besitzen. Sie waren eine sehr gesunde, glückliche, kraftvolle, ernsthafte und gutmütige Gruppe von Männern und Frauen.
In keinem College, an dem ich jemals gesprochen habe – und ich habe in Schulen, Colleges und Universitäten überall in den Vereinigten Staaten, in England, Schottland, Irland und Frankreich vorgetragen –, habe ich jemals eine ernsthaftere, empfänglichere und vernünftigere Gruppe an Studenten erlebt.
Sie sind gut ausgebildet, nicht allein in der Heilkunst, sondern sie sind gleichermaßen belehrt in der Notwendigkeit, auch selbst gesund zu bleiben.
Alles in allem sind Ärzte kein sehr gutes Versicherungsrisiko. Sie neigen dazu, sich übermäßig zu stimulieren, übermäßig zu essen und zu wenig Luft zu holen, und wenn sie nicht durch die Erfordernisse ihrer Arbeit ins Freie getrieben werden, sitzen sie am glühenden Ofen und müssen modrige Bücher und Medizinzeitschriften lesen, die sich dem Geheimnisvollen, Anomalen, Ungewöhnlichen widmen.
Der Osteopath ist ein ziemlich gutmütiger Mensch. Zudem ist er ein hart arbeitender Mensch.
Osteopathie ist nicht allein ein Beruf, sondern auch ein Geschäft. Wenn man den Leuten nutzt und ihnen einen Dienst leistet, sollten sie dafür bezahlen. Wohltätigkeit hat keinen Platz in der Welt der modernen Wirtschaft. Ein Dienst, der nicht bezahlt wird, wird nicht gewürdigt.
Eins ist gewiss: Osteopathie vergiftet nicht, korrumpiert nicht und tötet nicht. Und ich bin überzeugt, dass sie in neunundneunzig von hundert Fällen zu einem positiven Ergebnis führt.
Gelenke zu befreien, übermäßige Spannung zu lösen, vollständige Entspannung herbeizuführen – dies alles bedeutet eine Verbesserung des Blutflusses und infolgedessen eine natürliche Beseitigung der Giftstoffe, welche der Körper angesammelt hat und loswerden sollte. Die aufrechte Position entspricht nicht dem ursprünglichen Plan der Natur. Als der Mensch anfing, auf zwei Beinen zu laufen, schlug er Mutter Natur ein Schnippchen, und sie straft ihn seitdem von Zeit zu Zeit mit einem krummen Rücken.
Uns geht es nur gut, wir sind nur dann glücklich und in der Lage, zu denken, zu arbeiten, zu lieben, duldsam und erfolgreich zu sein, wenn die Wirbelsäule ihre vollkommene Arbeit leisten kann.
Ich stelle fest, dass die Osteopathen nicht davon sprechen, Leute zu „heilen.“ Alles, was ein guter Arzt tun kann, ist es, der Natur zu erlauben, mittels des menschlichen Organismus zu spielen. Es ist die Natur, die heilt.
Wir alle wollen den göttlichen Strom gut übertragen, um einen aufnahmebereiten Geist, ein gastliches Herz zu kultivieren, und wir wollen Körper besitzen, die eine angemessene Bleibe sind für den Heiligen Geist.
Wir sind getränkt in einem Ozean der Intelligenz. Die Welt ist Geist. Der Geist nimmt materielle Gestalt an und eine solche materielle Gestalt ist der menschliche Körper. Die menschliche Seele scheint Teil eines Großen Geistes zu sein, zu einem Teil gewissermaßen abgesondert im einzelnen Körper. Unsere Aufgabe ist es, es dem göttlichen Geist zu ermöglichen, durch uns zu spielen. Daher ist die glückliche, entspannte, freigebige Gemütslage stets die gesunde.
Streift den Druck des Hasses ab, die Verengung der Eifersucht, die Last des Kummers, und bestimmt wird etwas Gutes folgen.
Druck der Knochen auf die Nerven, der Gelenke auf die Arterien – sie behindern den freien Fluss der Körpersäfte.
Die „Manipulationen“ versetzen die Maschine einfach wieder in volle Funktionsfähigkeit, sodass die Natur ihren Weg nehmen und ihre vollkommene Arbeit verrichten kann.
Wir sind Teil der Natur – genau genommen sind wir Natur. Die Natur ist unsere Mutter, und je stärker wir die Natur lieben, desto mehr werden wir sie verstehen, je mehr wir uns mit der Natur bewegen, desto glücklicher und besser werden wir sein.
Die Strafen des Lebens treffen uns für Ungehorsam gegenüber den Gesetzen der Natur. Die Segnungen des Lebens erhalten wir dafür, eins zu sein mit der Universalen Mutter.
Niemand kann erwarten, dass sich die Wissenschaft der Osteopathie in einem einzelnen kleinen Buch wie diesem hier erklären lassen könnte. Was ich versuche, ist, einen allgemeinen Eindruck vom Werk Andrew Taylor Stills und seinen fähigen Helfern zu vermitteln, die seine Ideen weitertragen und erweitern.
Dass diese starken, fähigen, vernünftigen Männer und Frauen die Wissenschaft der Osteopathie bereits über das hinausgeführt