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Erinnerungen an Andrew Taylor Still


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„John Brown.“ Es war da etwas dem Wesen nach Ähnliches im Gesichtsausdruck dieser beiden Männer – hager, schlicht, ernsthaft, intellektuell, starrsinnig, das hochgekämmte Haar strotzend von einem redlichen Kern.

      Wenn man will, könnte man sie als religiöse Fanatiker bezeichnen. In jedem Fall aber waren es Männer von großer Leistungskraft.

      Und dann, zur gleichen Zeit, sah ich auch ein Bild von Mrs. Martha P. Still, der Mutter von Andrew Taylor Still – eine starke, ernsthafte, edle Frau mit quadratischem Kopf und markantem Kiefer, wie gemacht für einen Mann, der nicht nur den Kampf mit den Elementen, mit Armut und Dummheit aufnehmen, sondern auch einen großen Kampf um die Menschenrechte führen sollte.

      Es ist eine großartige Sache, wenn man wohl geboren wird.

      Andrew Taylor Stills Eltern waren Leute mit Persönlichkeit und mehr. Sie verfügten über Gesundheit, körperliche Kraft, Geisteshaltung.

      Andrew Taylor Still wurde im Jahr achtzehnhundertachtundzwanzig in der Nähe von Jonesboro, Lee County, Virginia geboren.

      Wenn man es auf der Karte sucht, wird man feststellen, dass es in den Blue Ridge Mountains ist, einem Teil des Landes, der selbst heute noch abgelegen von der Zivilisation liegt.

      Diese Bewohner der Berge von Virginia waren von edler Abkunft, und einige dieser Edlen waren von England ausgesandt worden zum Wohle Englands. Diejenigen überlebten, die sich am besten anpassen konnten, und in den Bergen schufen sie sich untereinander ein eigenes Recht.

      Abraham Lincoln war vom selben Schlag – hoch aufgeschossen, schlank, sehnig, knochendürr, besaß er enorme körperliche Kraft und bewegte sich langsam, aber bestimmt auf ein Ziel hin.

      Dies ist im Wesentlichen der Typus des Bergbewohners aus Virginia.

      Abram Still war ein methodistischer Prediger, ein Wanderprediger, dessen Glück darin bestand, sein ganzes Leben im Grenzland der Zivilisation zu leben.

      Ob Andrew Taylor Still nun jemals zur Schule gegangen wäre oder nicht, so wäre er doch ein gebildeter Mann gewesen, und zwar im Sinne eines ausgeglichenen Mannes. Er kannte intuitiv die Gesetze der Gesundheit, und er hatte die Fähigkeit, selbst für sich zu sorgen. Selbsterhaltung ist die erste Regel eines jedes Bergbewohners.

      Doch seine Eltern befürworteten eine schulische Ausbildung. Sie glaubten an Disziplin und gewiss waren sie nicht sparsam im Umgang mit der Rute. Eine der Strafen für schlechte Rechtschreibung bestand darin, auf einem Pferdeschädel sitzen zu müssen. Niemand weiß, wie viele scharfe Kanten ein Pferdeschädel hat, solange er nicht auf einem sitzen musste. Und man sollte bedenken, dass die Zeit der Unterwäsche erst nach der Kindheit von Doktor Still begann. Womöglich war genau dies der Anfang der Wissenschaft der Osteopathie oder der Wissenschaft der richtigen Anpassung von Knochen und Geweben.

      Im Jahr achtzehnhundertsiebenunddreißig wurde Abram Still von der methodistischen Conference als Missionar nach Missouri geschickt. Missionare waren damals Ärzte der Seele wie auch des Körpers.

      Die Bevölkerung bewegte sich entlang paralleler Linien nach Osten oder Westen. Leute aus Virginia zogen nach Tennessee und Kentucky, und dann drangen sie weiter durch den Süden Indianas und von Illinois nach Missouri.

      Abram Still war der erste methodistische Prediger im Nordwesten Missouris. Das Land war noch unerforscht und nicht kartiert und zumeist gab es auch keine Straßen – nur die Pfade entlang der Wege von Wildtieren und Büffeln, auf denen die Indianer in ihren Mokassins stapften.

      Der Prediger baute mit der Hilfe seiner Familie eine Blockhütte im Wald. Und diese Hütte war eine Schule, eine Kirche, eine Arztpraxis und ein Zuhause, bis weitere Gebäude errichtet werden konnten.

      Unten in La Plata gab es eine Schule, die von Rev. Samuel Davidson von der Cumberland Presbyterian Church geleitet wurde. Die Methodisten hielten zwar nicht viel von den Presbyterianern, doch Mrs. Still war entschlossen, ihren Kindern eine vorteilhafte Erziehung zu verschaffen. Deshalb wurde Andrew rasch durch die Wälder dorthin geschickt, all seinen weltlichen Besitz mit einem roten Taschentuch zusammengebunden, zum Zentrum des Lichts und des Lernens.

      Zur großen Überraschung des jungen Andrew stellte sich der presbyterianische Pastor als sehr sanftmütiger, freundlicher und besonnener Mann heraus. Er und seine Frau nahmen den Jungen in ihr Haus auf und behandelten ihn, als wäre er ihr eigener Sohn. Und er seinerseits half ihnen. Er hackte Holz, molk die Kühe, versorgte den Garten, kümmerte sich um die Kinder, kochte, wusch und schruppte. Er war das, was man einen Handlanger nennt. Und natürlich ging er auf die Jagd und zum Angeln. Jeder tat das damals.

      Und so wuchs der Knabe heran an Körper und Geist. Er beobachtete das Wunder der Jahreszeiten, den Zuckerahorn, das Hochwasser, wie es die Brücke mit sich riss, die ersten Frühlingsblumen, die auf der Sonnenseite faulender Baumstämme aus dem Schnee hervorlugten; er sah die Bäume ausschlagen, weiße Hügel gesprenkelt von Kirsch- und Weißdornblüten. Es gab Waschbärenjagden bei Mondlicht, Rehe hinterließen ihre Spuren bei ihren Lecksteinen. Es gab Bären im grünen Mais, die Erntezeit, Schweine-Schlachttage, Frost auf den Kürbissen und auf dem Futter in den Heuhaufen; es gab wilde Truthähne auf den Lichtungen, Erweckungstreffen, Buchstabierwettbewerbe, Diskussionen, Apfelwein, gelegentliche Ladenschlägereien; Scheunen wurden gebaut, Quiltkreise fanden statt, Rinder waren zu zähmen, junge Fohlen zu reiten; Apfelkraut, Schmierseife, eingelegte Schweinsfüße, Räucherschinken, Schweinebauch, geschälte Hickory- und Walnüsse, Waschbärenfelle an der Scheunentür, Winter und der erste Schnee; Spuren der wilden Tiere, die man jagen und verfolgen konnte; Schuhe, die einzufetten, Pferdegeschirre, die zu flicken waren; Vorräte und eben alles, was es im Leben der Pioniere so gab, die Tage vollgepackt, die Nächte dem Schlaf vorbehalten, wobei sich die erschöpfte Natur ausruhte ohne aufzuwachen und der Morgen dann allzu früh kam.

      Andrews Wunsch war es, ein Wanderprediger zu werden wie sein Vater. Doch seine Erfahrungen mit dem guten presbyterianischen Pastor klärten ihn auf, da er so feststellen konnte, dass die Presbyterianer beinahe so gut waren wie die Methodisten. Und später stellte er fest, dass alle Konfessionen sich sehr ähnlich waren; das ist hauptsächlich eine Sache des Temperaments. Ein großer Teil der Arbeit der Wanderprediger bestand darin, den körperlichen Nöten der Leute beizustehen, nicht minder als ihren spirituellen und geistigen. Eigentlich war es noch gar nicht lange her, dass diese drei Lehrberufe noch in einer Person zusammengefallen waren.

      So entschloss sich Andrew, etwa in seinem neunzehnten oder zwanzigsten Lebensjahr, Arzt zu werden. Und deshalb besuchte er eine medizinische Fachhochschule in Kansas City und fing zu gegebener Zeit an, zusammen mit seinem Vater und einem älteren Bruder, der ebenfalls Arzt war, zu praktizieren.

      Er wurde ein Allgemeinmediziner. Um jede Art von Leiden, die des Fleisches Erbteil1 war, kümmerte er sich.

      Rev. Abram Still war aufgrund seiner gewissenhaften Haltung in der Frage der Sklaverei in Schwierigkeiten mit seinen Nachbarn geraten. Die ersten Bewohner der Berge Virginias besaßen keine Schwarzen, vielmehr waren sie eigentlich die ersten Abolitionisten.

      Thomas Jefferson hatte Sklaven, doch in seinem letzten Willen verfügte er, dass alle seine Sklaven mit seinem Tod freigelassen werden sollten. Und jeder, der über das Leben von Thomas Jefferson liest, wird Aussagen finden, die seine Unzufriedenheit mit dieser „Einrichtung“ zum Ausdruck bringen. Thomas Jefferson trug die feine Linie der Bergbewohner in der Anlage seiner eigenen Person. Doch bei ihm mischte sie sich mit dem Plantagenbesitzer, denn er erbte ein großes Anwesen, auf dem sich eine ganze Menge jener düsteren Habe befand.

      Abram Still jedoch hatte nicht dieses Unglück. Andrew Taylor Still war ein Abolitionist aufgrund vorgeburtlicher Anlage. Er nahm es mit der Muttermilch in sich auf.

      Missouri war das große Schlachtfeld für die abolitionistische Idee in den Fünfzigern, und die ganze Familie Still empfand es da als zweckdienlich, von Missouri nach Kansas zu ziehen, um ihre Haut zu retten.

      Der junge Doktor Still praktizierte beinahe im ganzen Kansas-Territorium und geriet so, natürlich, in den Grenzkrieg hinein, der sich um das Jahr achtzehnhundertfünfundfünfzig zu einem Bürgerkrieg entwickelte.

      Banden von Befürwortern und Gegnern der Sklaverei