telefonierte dauernd mit seinem Vater …1
Als wir in Gmunden ankamen, war es schon dunkel. Wir fuhren nicht in die Stadt, sondern auf einen Berg, wo in einer gemütlichen Kneipe ein Fest auf uns wartete. „Kneipe“ war natürlich gleich wieder ein Fehler …
Schauspieler und die Leute vom Team, die beim Dreh der ersten Jahresfolgen waren, begrüßten mich herzlich. Spät in der Nacht oder besser früh am Morgen fuhren wir zurück in die Stadt. Inzwischen regnete es und es war nebelig.
Im Landhotel Grünberg hatte die freundliche Wirtin stundenlang auf mich gewartet. Ein Glaserl Wein zur Begrüßung. „Willkommen in Gmunden!“
Ein Zimmer mit Seeblick. Als ich das Fenster öffnete, sah ich außer Regen, Nacht und Nebel NICHTS.
Ein paar Stunden später wachte ich auf, die Sonne strahlte. Ich trat ans Fenster und mein Herz blieb fast stehen: Der See, das Schloss! Die Stadt in hellem Licht. Und das seltsame Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein …
Ich glaube an so etwas nicht – das können Sie mir glauben!
Aber mein Lieblingswort später bei den Dreharbeiten war UNGLAUBLICH.
Bei diesem ersten Besuch gab es Vorbesprechungen, Motive mussten festgelegt werden – ich lernte das Studio und die Außenschauplätze kennen.
Der Szenenbildner wollte einige Bilder verlegt haben: Von der Straße ans Ufer. Das gefiel mir gut. Er war froh und meinte: „Dann kommt das Boot an, fährt im Gras …“ Verstand ich nicht. Wieso sollte ein Boot im Gras fahren? „Weil es gut aussieht!“ Großes Gelächter, als ich fragte, was da gut aussehen soll – ein Boot fährt auf dem Rasen … Später beim Drehen riefen die Lichtbuben natürlich dauernd: „Gleich fährt das Boot im Gras!“
Da wusste ich längst, dass Kreis gemeint ist. Denn als ich mit meinem Kameramann und unseren beiden Assistenten nach Gmunden kam, schenkte man uns Wörterbücher „Österreich für Anfänger“ …
Es war der frühe Sommer 2001. Die Schönheit der Landschaft, die anmutige Stadt – vor allem aber die freundlichen Menschen: Unglaublich! Schnell fühlte ich mich hier zu Hause. Schnell waren alle, die mit der Serie „Schlosshotel Orth“ zu tun hatten, eine große Familie geworden. Schnell fand man Freunde in Gmunden, liebte die vielen Restaurants, das gute Essen und den guten Wein. (10 Kilo mehr waren nach dem Abschiedsfest das Ergebnis …)
Da Berlin zu weit weg war, blieben wir an den Wochenenden hier. Erkundeten die Landschaft, stiegen auf Berge, machten Ausflüge zu den vielen Sehenswürdigkeiten. Bald war meine Berliner Truppe überall bekannt.
Ich fuhr nach jeder abgedrehten Episode sämtliche ortsfremden Schauspieler auf den Gmundnerberg. Seht euch diesen Traunstein an! Diesen See! Diese Stadt!
Ein Jahr später durfte ich wiederkommen. Es lag noch Schnee. Der Winter war zu lang. So erlebte ich in Gmunden jede Jahreszeit. Sammelte alles, was ich über Land und Leute lesen konnte. Sagen und Märchen.
Im 2. Jahr wohnte ich in einem Haus am See. „Mein See. Mein Traunstein. Mein Gmunden.“ Es war genauso schön wie im Jahr davor. Nur gab es nicht mehr solche „Geldmassen“ 2, denn inzwischen zahlte man mit Euro.
Wieder in Berlin, begann ich, dieses Buch zu schreiben. Als es fertig war, kam eine schlechte Nachricht: Es geht nicht weiter. Die Serie wird eingestellt.
Schwerer Abschied. Das Manuskript verschwand in der Schublade.
Heuer feiern wir in Gmunden Jubiläum: Vor 20 Jahren begannen die Dreharbeiten und die Ausstrahlung der Serie „Schlosshotel Orth“.
Und das Buch ist da. UNGLAUBLICH!
1. Es regnet viel im Salzkammergut. Auch bei Dreharbeiten …
„Scheißwedda elendigs!“, rief der Darsteller des Portiers Schimek mit seiner kräftigen Stimme. „Heit kaun se’s wieda, da Nöwi hengt tiaf owa, und d Sunn is auf Urlaub.“
Auf diese Bemerkung kam ebenso laut die Frage: „Wat hatter jesaacht, eh?“ Keine Antwort.
„Eh – kann det eena übasetzen?! Ick hab nur Urlaub vaschtanden“, brüllte ein mittelalterlicher Mensch, der langes, schütteres Haar hatte, das ihm klatschnass am Kopf klebte. Er konnte keine Mützen leiden, gab dies natürlich nicht zu, sondern behauptete, dass er jeglichem Wetter etwas abgewinnen könne. „Man tut jut, det Beste draus su machen.“
Er war sicher der Einzige im Team, der gute Laune zu haben schien. Gerade versuchte er vergeblich, die Kamera, die mit Plastikplanen verhüllt war, zusätzlich durch einen Schirm zu schützen.
Wie der Mann richtig hieß, wusste wohl niemand. Er wurde nur Bingo genannt, war Kamera-Assistent und kam aus Potsdam. Dort spricht man den schlimmsten Berliner Dialekt, das können Sie mir glauben.
Bingo rief: „Eh, ick hab wat jefragt! Hört mia keena?!“
Nun mussten einige doch lachen, trotz des andauernden, gleichmäßig heftigen Regens. Eine andere Antwort bekam Bingo nicht. Wenn im Moment geredet wurde, dann über dieses fürchterliche Sauwetter. Wie ging das noch: Im Salzkammergut, da kammer gut lustig sein! Aber doch nicht, wenn man ständig durchnässt ist. Und das mitten im Hochsommer.
Nicht nur die vielen herrlichen Blumen ringsum ließen seit Tagen die Köpfe hängen. Die Touristen saßen in ihren Hotels oder Pensionen herum und malten sich voller Sehnsucht aus, wie wunderbar jetzt eine Bergwanderung wäre oder eine Bootsfahrt.
Wir befinden uns nämlich in einer der schönsten Gegenden der Welt. Märchenerzähler müssen es wissen, denn sie sind weit herumgekommen. Sogar ich, die ich zu den Newcomern als Märchenerzählerin gehöre.
Also: Sie können es mir ruhig glauben!
Dieses Fleckchen Erde hier ist von faszinierender Schönheit. Viele berühmte Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart haben sich darüber ausgelassen. Solche Beschreibungen können nachgelesen werden. Doch man muss selbst hin, um diese Schönheit zu erleben.
Fliegen Sie hin, fahren Sie hin, radeln Sie oder machen Sie sich sonst wie auf die Socken!
Dann werden Sie eine Stadt kennenlernen, in der man sich gleich zu Hause fühlt. Eine Stadt, die in hellem Licht erscheint, pastellfarben aus der Ferne: Gmunden. Gelegen an einem klaren, sehr tiefen See, dem Traunsee. Die alten Römer nannten ihn „lacus felix“, den glücklichen See. Ich verstehe, dass sie guten Grund dazu hatten.
Aus dem glücklichen See steigt ein mächtiger Berg auf. Der Traunstein. Er ist schon fast eine Stunde lang in der Ferne zu sehen, wenn man sich auf der Autobahn von Wien aus nähert. Auch durchs Zugfenster kann man ihn immer wieder erblicken. Kommt man von der anderen Seite, also aus Richtung Salzburg, hat man bereits den malerischen Mondsee und andere liebliche Gegenden hinter sich gelassen. Sicher, es ist überall schön hier. Doch wenn man den mächtigen Traunstein vor Augen hat, möchte man gar nicht mehr wegschauen!
Dieser Berg wird Wächter des Salzkammergutes genannt. Er ist jedoch viel mehr. Aus ihm fließt ein klares, reines Wasser, das die Stadt und ihre Umgebung versorgt.
Aber auch ein großes, bisher streng gehütetes Geheimnis, verbirgt sich in seinem Inneren. Davon werden Sie bald Genaueres hören.
Angekommen in Gmunden, kann man die ersten hohen Gebirgszüge der Alpen mit ihren schneebedeckten Gipfeln bestaunen. Das Dachsteinmassiv und das Höllengebirge. Es gibt große Eishöhlen in den Bergen, und viele verborgene Schätze.
Wir werden noch manches über die wunderbare Landschaft, über diese schöne Stadt und ihre freundlichen Bewohner erfahren. Doch erinnern wir uns weiter an jenen Tag, der Anfang einer ganz und gar unglaublichen Geschichte sein sollte, die sich am Traunsee in Gmunden zutrug …
Wie manch einer vielleicht weiß, drehte man hier seit Jahren die bekannte Fernsehserie „Schlosshotel Orth“.
In eben dieser spielte den Portier Schimek der aus Oberösterreich stammende,