der Kreisverwaltung konfrontiert, zu denen in der Regel kurzfristige Meldungen zu erfolgen hatten. Dazu gehörte selbst die scheinbar lapidare Antwort des Bürgermeisters Haase an den Landrat vom 4. Juni 1940, die „keine Juden in der Gemeinde“ vermeldete. Ob die Benennung von Sprachkundigen als Dolmetscher und Übersetzer im Dezember 1940, von denen einzelne Panitzscher Englisch, Polnisch, Französisch, Spanisch und Neugriechisch beherrschten, tatsächlich zum Einsatz für kriegswichtige Aufgaben führte, ist nicht überliefert. Im November 1941 musste die Bronzeglocke der Volksschule Panitzsch mit einem Gewicht von 35 kg abgenommen und der Metallsammlung zugeführt werden. Sogar eine Arrestzelle für entwichene Kriegsgefangene und Ausländer war im Juli 1942 einzurichten. Polnische Zwangsarbeiter arbeiteten nicht nur auf dem Rittergut Cunnersdorf oder beim Gutsbesitzer Achilles in Panitzsch, sondern bei mehreren anderen Bauern und Gärtnern im Ort. Im Panitzscher Betriebsteil der Mechanischen Weberei Altstadt GmbH, Filiale Panitzsch, waren Griechen beschäftigt, in der Obstverwertung Engelhardt zeitweise englische Kriegsgefangene.
Für die Errichtung von mehreren Behelfsheimen und von 30 „Volkswohnungen“ hatte die Gemeinde schon 1940 ca. 10.000 Quadratmeter Fläche am ehemaligen Sportplatz erworben.
Standardisierte Zeichnung für den Bau eines Behelfsheims.
Das Panitzscher Gemeindegebiet mit dem Gelände der Trabrennbahn und den umliegenden Feldern wurde in den 1930er Jahren von verschiedenen Flak-Einheiten und Truppenteilen der Wehrmacht zu Übungen genutzt. In diesen Zeiten mussten die Ackergeräte sowie das Vieh entfernt werden. Nicht selten kam es durch die Truppenübungen zu Vieh- und Flurschäden. Im Januar und September 1940 verursachte die Flakgruppe Leipzig N 24 in der Trabrennbahngaststätte Schäden durch die Belegung mit einer Flak-Abteilung in der Gemeinde Panitzsch sowie durch Aufschüttungen und Ausschachtungen einschließlich Bunkerbau, Bau von Geschützstellungen und zwei bis drei Meter tiefen Unterständen und Gräben. Die Grundstückseigentümer bzw. Pächter der Trabrennbahn und des Gartenbaubetriebes Sommerfelder Str. 83 b stellten erhebliche Schadenersatzansprüche. Noch 1944 fanden Übungsschießen der Flakartillerie um Taucha und Panitzsch ohne die sonst übliche Absperrung des Schussgebietes statt. Der Leipziger Polizeipräsident und der Landrat in Leipzig forderten lediglich, dass die „Bevölkerung … sich selbst bewusst verhalten“ sollte. Die Besatzungen der in Panitzsch in der Nähe der Rennbahn und am Ortseingang in der Borsdorfer Straße stationierten Flakscheinwerferstellungen wurden Anfang April 1945 nach Leipzig abgezogen.
Strenge Regeln galten für die Verdunklungsmaßnahmen während der Zeit der zahlreichen Fliegeralarme. Allerdings hatten die Gemeinde bzw. der Ortspolizist immer wieder Verstöße zu ahnden. Auf die Anzeigen des Luftschutzwarts Paul Fritzsche wegen fehlender oder ungenügender Verdunklung folgten meist Geldstrafen. Bei dem schweren Luftangriff der britischen Luftwaffe gegen Leipzig am 20. Oktober 1943 wurde neben Borsdorf ebenso Panitzsch um 20.35 Uhr schwer getroffen. Die Verbände überquerten aus östlicher Richtung kommend Panitzsch, Engelsdorf und Sommerfeld Richtung Leipzig. Bomben fielen vor allem auf das Gelände der Obstverwertung Engelhard, wo ein Gebäudetotalschaden entstand. An verschiedenen Stellen im Ort traten Brände in Stallungen und Scheunen in insgesamt elf weiteren Grundstücken, darunter an der Windmühle, auf.
Mehrere Gebäude in der damaligen Adolf-Hitler-Straße (Neue Straße) wiesen leichte Schäden an Fenstern und Türen auf, andere erlitten schwere Schäden v. a. an den Dächern, so dass innerhalb des Ortes Umquartierungen erforderlich waren. In Panitzsch fanden zur gleichen Zeit Ausgebombte, vor allem aus Leipzig und Berlin, zeitweise ein neues Dach über dem Kopf. Bei den weiteren Luftangriffen auf Leipzig verzeichneten die Einwohner in Panitzsch trotz der zahlreichen Überflüge meist nur geringe Schäden. Im Jahr 1944 wurde nur das Verwaltungsgebäude der Trabrennbahn schwer getroffen. Waren Brandstellen bekämpft, leistete die Freiwillige Feuerwehr Löschhilfe im Umland und unterstützte vor allem die Leipziger Ostwache.
Siegel/Wappen der Gemeinde Panitzsch, vor 1945.
Mit einem Appell am 12. November 1944 in Panitzsch fand die Verpflichtung der Volkssturmmänner aus Althen, Hirschfeld und Panitzsch auf den Adolf Hitler statt. Im Februar 1945 wurden Volkssturmmänner teilweise in die Feuerwehrbereitschaften sowie die Werkfeuerwehren eingegliedert. Im Zweiten Weltkrieg ließen 72 von 287 zum Kriegsdienst Verpflichtete Panitzscher an verschiedenen Frontabschnitten ihr Leben für das im Frühjahr 1945 untergehende „Tausendjährige Reich“. Ebenso wie die Gemeinden im Umland wurde Panitzsch Mitte April 1945 von amerikanischen Truppen besetzt. Zunächst leitete Paul Graupner kommissarisch ab 1. Mai 1945 die Gemeindeverwaltung, bis Franz Rudolph (KPD) als erster Bürgermeister nach dem Krieg eingesetzt wurde. Rudolph, der am 10. August 1900 in Panitzsch geboren wurde, saß aufgrund seiner Tätigkeit als politischer Leiter der KPD während der NS-Zeit 53 Wochen in Leipzig und Sachsenburg/Sa. in Haft.
Lebenslauf von Franz Rudolph, 03.11.1945.
Die Gemeinde Panitzsch unterstand der Amtshauptmannschaft Leipzig. 1939 wurde die Amtshauptmannschaft Leipzig in Landkreis Leipzig umbenannt. Der Landkreis Leipzig bestand bis zur Verwaltungsreform im Juli 1952 in der DDR fort und ging dann in den Kreis Leipzig-Land im Bezirk Leipzig über.
Nachkriegszeit und Alltag in der DDR
Die schwierige Versorgungslage nach dem Kriegsende brachte viele Reglementierungen mit sich. Der Leipziger Landrat forderte im Auftrag der amerikanischen bzw. ab Anfang Juli 1945 der sowjetischen Besatzungsmacht die Bürgermeister ständig zur Berichterstattung auf. Abgefragt wurden NSDAP-Mitgliedschaften, der Stand der Entnazifizierungsverfahren, der Aufenthalt von ausländischen Arbeitskräften sowie von ehemaligen SS- und Wehrmachtsangehörigen oder der Durchzug von Flüchtlingen und Vertriebenen. Anders als für Borsdorf, wo eine Reihe von Augenzeugenberichten und Niederschriften für diesen Zeitraum vorliegen, ließen sich für Panitzsch nur fragmentarische Daten ermitteln. Am 25. April 1945 wies die amerikanische Militärregierung die Bürgermeister des Landkreises an, sämtliche Waffen und Munition abzuliefern und zu ermitteln, ob sich deutsche Soldaten in Zivil oder Uniform im Gebiet aufhielten. Den Orten, die sich den Anweisungen der Besatzungsmacht widersetzen sollten, wurde „Gewalt durch Artilleriefeuer“ angedroht. Ende April und Anfang Mai 1945 lieferten die Panitzscher mehrere Waffen, darunter Revolver und Jagdgewehre mit einer erheblichen Menge Munition ab.
Die Frage der allgemeinen Sicherheit spielte in den ersten Nachkriegswochen eine nicht unerhebliche Rolle. Oft war eine geregelte Bewirtschaftung der Felder und Höfe in den damals in Panitzsch erfassten 28 Bauernwirtschaften kaum möglich oder rentabel. Häufig kam es zu Felddiebstählen, Plünderungen oder Überfällen. Nicht nur die hungernden Leipziger, sondern auch ehemalige Zwangsarbeiter aus den Lagern in Leipzig und Umgebung überfielen Bauerngehöfte und deren Insassen. Nicht selten kam es dabei zu Verletzten oder zu Todesfällen wie auf dem Universitätsgut Cunnersdorf, wo im April 1945 der Verwalter bei einem nächtlichen Überfall durch polnische Fremdarbeiter ums Leben kam. Noch im Frühjahr 1947 verpflichtete ein von den Gemeindeverordneten erlassenes Ortsgesetz alle im Ort ansässigen arbeitsfähigen Männer zwischen 18 und 60 Jahren zu „Nachtwachen zum Schutz der Ernte und des Eigentums gegen Diebstahl“.
Aus heutiger Sicht lässt sich kaum mehr nachvollziehen, wie die alltägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln oder Heizmaterialien sichergestellt werden konnte. Genauso schwierig war die Zuweisung und Lieferung von Fensterglas, Dachpappe, Zement oder Baukalk. Die Baumaterialien wurden zur Reparatur oder zum Wiederaufbau der luftkriegsgeschädigten Einfamilienhäuser, insbesondere in der Neuen Straße, sowie zur Errichtung von Notwohnungen oder Behelfsheimen dringend benötigt. Selbst wenn man einen Bezugsschein durch den Landrat des Kreises Leipzig erhielt, war nicht immer sofort ein Kauf der begehrten Materialien möglich.
Die Sozialkommission der Gemeindeverordneten entschied bis in die 1950er Jahre über die Vergabe von Unterstützungen in schweren Erkrankungsfällen, zahlte Schulentlassungsbeihilfen, verteilte Braunkohlenkontingente sowie Lebensmittelzusatzkarten