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Panitzsch


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in den 1950er Jahren entstanden in Panitzsch verschiedene soziale Einrichtungen, die besonders die Berufstätigkeit der Frauen erleichtern sollten. Am 31. Mai 1953 eröffnete die Gemeinde in der Borsdorfer Straße in einer umgebauten Tischlerwerkstatt einen Kindergarten, in dem zwei Kindergärtnerinnen und eine zusätzliche Beschäftigte bis zu 30 Kinder betreuten. Seit 1957 konnten in der Kinderkrippe der Gemeinde 20 Kleinkinder in den Räumen des ehemaligen „Cafés zur Mühle“ betreut werden. Die Konsumverkaufsstelle befand sich zunächst in der Hauptstraße in verschiedenen Gebäuden, ehe schließlich 1974 der Neubau an der Parthe in der Borsdorfer Straße (heute Sitz der Firma Abt Pumpentechnik) öffnete.

      Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung im Ort hatten die beiden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Am 15. November 1952 wurde durch wenige Einzel- und Neubauern zunächst eine LPG Typ I gebildet. Diese bildete sich nach dem Beitritt fast aller Einzelbauern 1957 in eine LPG Typ III um und erhielt den Namen „Dr. Margarete Blank“. Damit war die Gemeinde außer den Obstbauern vollgenossenschaftlich organisiert. Mitte der 1960er Jahre zählte die LPG über 80 Mitglieder und bewirtschaftete rund 530 Hektar Fläche. Der Viehbestand der LPG wies neben Pferden insbesondere Kühe, Rinder und Schweine sowie Hühner auf. Mit zunehmender Technisierung verringerte sich der Pferdebestand im Laufe der Jahre. Neben der Arbeit in der LPG betrieben die Mitglieder zum Teil umfangreiche Hauswirtschaften und hielten privat Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen oder Pferde.

       Hier befand sich die 1974 neu errichte Konsumverkaufsstelle.

      1958 schlossen sich sieben Obstbaubetriebe mit einer Fläche von 36 Hektar als LPG Typ I „Prof. Dr. Friedrich“ zusammen und betrieben vorrangig Obstbau, produzierten aber daneben Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse. Abgeliefert wurden außerdem Milch und Eier. 1974 zählte diese LPG jedoch nur noch drei Mitglieder, die 17,4 Hektar Land bewirtschafteten. Drei andere Obstbauern arbeiteten zu dieser Zeit auf einer Fläche von 33 Hektar wieder als private Obstbaubetriebe.

      Dass es den Vertretern der örtlichen Staatsmacht nicht immer gelang, alle Panitzscher Bewohner an den Ort zu binden, zeigte sich 1956. In diesem Jahr genehmigte der Rat des Kreises Leipzig den Bewohnern der Borsdorfer Straße 22 bis 34 die Ausgliederung aus dem Gemeindeverband Panitzsch und den Wechsel in die Gemeinde Borsdorf. Durch die unmittelbaren Randlage der Grundstücke an der Gemeindegrenze zu Borsdorf und der Entfernung von einer halben Stunde Fußweg, entlang am freien Feld, vom eigentlichen Panitzscher Ortskern fühlten sich die Bewohner stärker an Borsdorf gebunden und wollten ihren Kindern darüber hinaus den langen Fußweg nach Panitzsch ersparen. Diesen Argumenten hatten die Panitzscher Gemeindevertreter nichts entgegenzusetzen und der Landkreis stimmte der Neuordnung zu.

      Später führte das ungenügende Wohnungsangebot in Panitzsch dazu, dass es immer schwieriger wurde, Fachkräfte im Ort dauerhaft anzusiedeln. Im Gegenteil, die LPG verlor oftmals gute Arbeitskräfte, weil andere Gemeinden oder Betriebe besseren oder überhaupt einen Wohnraum anboten oder in den 1980er Jahren den Eigenheimbau mit Hilfe der dortigen LPG stärker unterstützten. Darüber hinaus bestanden vor allem in der LPG „Dr. Margarete Blank“ vermutlich nicht nur ideologische Probleme, wie es in Berichten der SED-Kreisleitung Leipzig-Land in den 1970er Jahren heißt. Viel schwerer wogen die wirtschaftlichen Misserfolge in der Tierzucht, vor allem bei Rindern, aber ebenso im Pflanzenbau.

      Daneben galt es, Versorgungsengpässen bei Dienstleistungen und Konsumgütern zu begegnen und die jährlichen „Ernteschlachten“ zu schlagen. Trotzdem gab es im Ort viele gemeinschaftliche Initiativen zur Verbesserung der aus heutiger Sicht oft bescheiden anmutenden Lebensverhältnisse. Davon zeugen die zahlreichen Einsätze im Rahmen des „Nationalen Aufbauwerks“ (NAW) sowie den späteren „Subbotniks“ mit unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden wie beim Bau des Sportplatzes, des Sportlerheims und der Parkbühne Anfang der 1960er Jahre. Im Ort wurden entlang der Parthe Bäume gepflanzt, Grünflächen gestaltet und Parkbänke aufgestellt wie am Kirchberg. 1966 begannen die Renovierungsarbeiten an den bis dahin nicht mehr genutzten Gebäuden der Trabrennbahn.

       Festplakette zur 700-Jahrfeier 1967.

      Die Vorbereitung des Festprogramms „700 Jahre Panitzsch 1267 – 1967“ vereinte die Panitzscher Einwohner bei vielfältigen Aktivitäten. Das Festkomitee leitete das Ratsmitglied Karl Herbst, der gemeinsam mit einem Autorenteam die vom Rat der Gemeinde publizierte Chronik verfasste. Die Festwoche vom 26. Mai bis zum 3. Juni 1967 bot den Panitzschern und ihren Gästen bei der Festsitzung des Gemeinderates am 4. Juni 1967, dem Festumzug, bei verschiedenen kulturellen Darbietungen auf der Parkbühne, einem Volks- und Heimatliederabend, einem Volkssportfest sowie dem DDR-offenen Springreitturnier auf dem Gelände der Trabrennbahn ein vielfältiges Programm. Höhepunkte waren sicher der Auftritt des Schlagersängers Frank Schöbel sowie der Sommernachtsball als Festabschluss. Am Tag des Festumzuges, dem 27. Mai, konnten die Gäste Panitzsch mit Sonderbussen ab Leipzig-Paunsdorf und Leipzig-Thekla erreichen.

      Bis zum Ende der DDR 1990 blieb Panitzsch ein Dorf mit ca. 1.000 Einwohnern, bestehend aus einem Dorfkern mit vielen charakteristischen Hofanlagen, neuerer Wohnbebauung Richtung Borsdorf an der Kreisstraße 22, dem Ortsteil Cunnersdorf, der Dreiecksiedlung sowie der Parksiedlung an der Kriekauer Straße, die vorwiegend von Erholungssuchenden an den Wochenenden genutzt wurde.

      Die am 17. Mai 1990 in Kraft getretene neue Kommunalverfassung ermöglichte die Wiedereinführung der kommunalen Selbstverwaltung in den Städten und Gemeinden auf dem Gebiet der DDR. Auf der Grundlage des „Gesetzes über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise“ von 1990 fanden am 6. Mai 1990 die ersten freien Kommunalwahlen in der DDR statt. In Panitzsch erhielten 15 Gemeindevertreter, unter ihnen Mitglieder der SPD und der CDU, das Vertrauen der Wahlberechtigten. Ende Mai 1990 trat der neue Bürgermeister Lothar Perschmann sein Amt an und übernahm die Leitung der Panitzscher Gemeindeverwaltung. Diese befand sich seit 1978 in dem von der Gemeinde errichteten Mehrzweckgebäude Am Rain 5 (heute Kindergarten) und bestand nur aus fünf hauptamtlich Beschäftigten: dem Bürgermeister, einem Stellvertreter und drei weiteren Mitarbeitern.

      Auf der ersten Einwohnerversammlung am 13. September 1990 im Saal des Gasthofes standen die künftigen Bauvorhaben in Panitzsch, zu denen der Ausbau der Trabrennbahn zum Freizeitcenter sowie die Sicherung des Schulstandortes gehörten, im Mittelpunkt der Diskussionen. Die nach einer kurzen Bauplanung und Bauzeit am 20. August 1993 eingeweihte Grundschule „Dr. Margarete Blank“ bietet mit ihrer hellen und freundlich gestalteten Einrichtung, besonders dem überdachten Mittelbau (der Aula/des Atriums) vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Ausstellungen, Schulkonzerte und -feiern und wird oft für größere Veranstaltungen der Gemeinde wie Einwohnerversammlungen oder als Wahllokal genutzt.

       Plan der Gemeinde Panitzsch, Stand Mai 1992.

      In den folgenden Jahren beschäftigte sich der Gemeinderat in seinen meist öffentlichen Sitzungen, die in der Regel einmal im Monat stattfanden, mit folgende Themen: Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohnraum, Erstellung von Bebauungsplänen, Untersuchungen zur Erhaltung und Gestaltung des Dorfkerns, Haushalts- und Finanzierungsfragen, Gebührenerhebung wie beispielsweise für die Betreuung in den Kindereinrichtungen, Grundstücksverkäufe für Eigenheime und Wohnbebauung, Ansiedlung von Gewerbe, Straßenbau mit einer Grunderneuerung der bis dahin meist noch einfach ausgebauten Straßen im Ort. Darüber hinaus wurden in den 1990er Jahren im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) Arbeiten am Friedhof bzw. dem Pfarrgelände (Wiedererrichtung der Mauern) ausgeführt. Über den Zweckverband Parthenaue erfolgte die Renaturierung der Parthe. Vor allem im Rahmen privater Initiativen nutzen mehr als 40 Panitzscher Fördergelder für Außensanierungen sowie grundlegende Innensanierungen an ihren Gebäuden. Langsam verbesserte sich das Erscheinungsbild der Gemeinde. Bereits im November 1992 belegte Panitzsch im Wettbewerb des Kreises „Unser Dorf soll schöner werden“ den 2. Preis und wurde durch