Marta Williams

Lautlose Sprache


Скачать книгу

gab. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Ich fand es seltsam und fragte mich, ob es stimmen könnte, aber erzählte trotzdem meinem Freund, was Jenny mir gesendet hatte. Ihm fiel die Kinnlade runter und er sagte mit großen Augen: „Mein Gott, ich glaub’s nicht!“ Und dann bestätigte er, dass sich alles so zugetragen hatte. Auf diese Weise erhielt ich meine erste unumstößliche Bestätigung, dass intuitive Kommunikation etwas Reales ist und ich in der Lage bin, sie zu nutzen.

      Mein Freund wollte nun wissen, worüber die beiden geredet hätten, also fragte ich Jenny. Dieses Mal schickte sie mir ein Bild und Worte. Sie sagte, dass sie das Eichhörnchen vor meinen anderen Katzen gewarnt habe, weil sie hinterhältig und gemein seien und dem Eichhörnchen schaden wollten und dass sie sich auch über die Babys des Eichhörnchens unterhalten hätten. Und dann schickte sie mir noch zwei Bilder - eins davon zeigte Walnüsse und das andere Wäsche, die auf der Leine hing. Diesen Bildern entnahm ich, dass Jenny und das Eichhörnchen auch über Nüsse und Wäsche geredet hatten.

      Nun war der Zeitpunkt gekommen, meine Studien ganz ernsthaft zu betreiben. Ich organisierte eine Übungsgruppe mit anderen Teilnehmern des Seminars, das ich besuchte. Mit jedem Tier, das meinen Weg kreuzte, begann ich ein intuitives Gespräch. Ich fragte in der Wildnis lebende Tiere nach ihren Lebensgewohnheiten und überprüfte ihre Antworten in meinen Fachbüchern. Ich interviewte Hunde im Park und begann dann ein zufälliges Gespräch mit ihren Menschen, um zu hören, ob die Informationen, die ich erhalten hatte, stimmten. Meine Zweifel wurden von vielen ermutigenden Erfahrungen überwogen.

      Eines Tages besuchte ich eine Freundin aus der Umweltbewegung, um mit ihrem Hund zu sprechen. Sie war zwar skeptisch, aber sie war auch neugierig und wollte sehen, was ich kann. Nach einigen unbestimmten Fragen und Antworten schlug sie vor, die Hündin nach ihrer Lieblingsbeschäftigung zu fragen. Sobald ich gefragt hatte, schickte mir die Hündin ein Bild von ihr, wie sie auf einem Stuhl saß und einen lustigen Hut trug, zusammen mit anderen Hunden, die alle Hüte trugen. Sie saßen um einen Tisch herum, auf dem in der Mitte eine große Karottentorte stand.

      Sie können sich vorstellen, wie sehr ich in einen innerlichen Konflikt geriet, ob ich dieser Frau von dem Bild, das ich gesehen hatte, erzählen sollte. Ich wusste, dass ich es mir nicht eingebildet hatte, doch ich hatte auch noch nie von einer Hunde-Geburtstagsparty gehört. Da es mir wichtig war, intuitiv kommunizieren zu können, entschloss ich mich, egal wie es wirkt, das zu erzählen, was ich gesehen hatte, selbst wenn es verrückt klingt - und stellte mich so einer unter vielen Herausforderungen in dieser Arbeit. Ich beschrieb ihr also das Bild und sie sagte: „Oh ja, das stimmt, wir veranstalten jedes Jahr an ihrem Geburtstag eine Party für sie, bei der wir alle ihre Hundefreunde einladen und ihnen eine große Karottentorte geben. Es ist genauso: sie tragen Hüte und sitzen an einem Tisch. - Aber trotzdem bin ich noch immer nicht überzeugt, dass diese Sache funktioniert.“ Auch wenn sie nicht überzeugt war, ich war es umso mehr!

      Ich begann zunächst halbtags als Tierkommunikatorin zu arbeiten, ich hielt Kurse und half Menschen mit ihren Tieren in Einzelsitzungen, und mit der Zeit wurde diese Arbeit zu meiner Hauptbeschäftigung.

      Sobald Menschen die Erfahrung machen, intuitiv mit Tieren zu kommunizieren, verändert sich ihre Wahrnehmung der Welt. Sie sehen in jedem Tier auf der Erde nun ein Individuum, das genauso mit Empfindungsvermögen, mit Gefühlen und Geist ausgestattet ist wie der Mensch. Wenn sie begonnen haben, sich wirklich mit den Tieren auszutauschen, ist es nicht mehr möglich, zu dem Denken zurückzukehren, das Tiere als untergeordnet oder als beschränkt betrachtet.

      Als ich in den 80er Jahren mit der Tierkommunikation begann, wussten nur wenige Menschen, dass es so etwas gab und die Wenigen, die sich damit beschäftigten, wurden spöttisch betrachtet. Heute gibt es Tausende Menschen, die diese Art der Kommunikation erlernen und Millionen haben weltweit davon gehört, sei es in den Nachrichten, in Zeitungen, oder im Fernsehen. Es ermutigt mich zu sehen, wie die Tatsache, dass Tiere ein Empfindungsvermögen haben weitgehend akzeptiert wird, selbst wenn die traditionelle Wissenschaft dies noch immer anzweifelt. Heute brauchen wir viele Menschen, die sich mit großer Bewusstheit für die Erde und die Tiere engagieren.

      2

       INTUITION:

       DIE VERBORGENE BEGABUNG

      Jeder Mensch hat intuitive Fähigkeiten, auch wenn sie den Wenigsten bewusst sind. Im Alltag benutzen wir unsere Intuition eher unbewusst. Doch wir alle können lernen, unsere intuitiven Fähigkeiten bewusst zu kontrollieren. Manchen Menschen genügt schon eine kurze Anleitung, um diese Begabung leicht und schnell zu entwickeln.

      Linda Stine, eine meiner Klientinnen, ist ein typischer Fall. Sie sah die Informationen auf meiner Website, las einige der von mir empfohlenen Bücher und schon gelang es ihr ohne Schwierigkeiten mit ihrem Quarterhorse Wallach Zip intuitiv zu kommunizieren. Von ihr stammt die folgende Geschichte:

      Kurz nachdem ich Zip erworben hatte, verletzte er sich auf der Weide. Er hatte einen Schnitt vom Hufballen zum Fesselgelenk. Nach zwei Wochen war die Wunde gut verheilt und trotzdem lahmte er noch immer. Nach fünf Wochen ließ ich den Tierarzt noch einmal kommen, doch sein einziger Vorschlag war, den Nervenstrang des verletzten Bereichs zu blockieren. Da ich mich dazu nicht entschließen konnte, versuchte ich stattdessen ein Gespräch mit Zip. Ich erzählte ihm, dass ich so gerne wissen würde, wo und warum es ihm weh tue, auch wenn er äußerlich vollkommen gesund wirke. Ich sagte, ich wolle ihm doch nur helfen. Als ich später an seiner Koppel vorbeiging, erhielt ich plötzlich ein sehr klares Bild: Ich sah ihn beim „barrel-racing“*3. Gleichzeitig verspürte ich bei diesem inneren Bild sehr starken Schmerz, große Angst, Frustration und Wut. Insgesamt erhielt ich die Botschaft, dass Zip unsere Beziehung so nicht haben wollte.

      Völlig überwältigt von meinen Gefühlen rief ich laut: „Nein, nein, nein! Es ist mir egal, ob du jemals wieder „barrel-racing“ machen wirst. Ich werde dich niemals schlecht behandeln.“ Dann spürte ich bei ihm Besorgnis und die Angst, mich zu enttäuschen. Er wollte mich nicht soweit aus der Fassung bringen, dass ich wütend auf ihn sei. Ich sagte ihm, es mache mich glücklich, ihn frei und sorglos auf seiner Weide spielen zu sehen - mehr wünschte ich mir nicht von ihm. Sobald ich ihm das gesagt hatte, rannte er den Hügel seiner Weide hinunter, wälzte sich und sprang auf. Dann wieherte er, stieg und galoppierte mit Höchstgeschwindigkeit den Berg hinauf. Seit diesem Tag hat Zip nie mehr gelahmt - und nun arbeiten wir daran herauszufinden, was er wirklich machen will.

      Ich habe von vielen Menschen ähnliche Geschichten gehört und dies führte mich zu der Überzeugung, dass wir alle angeborene intuitive Fähigkeiten besitzen. Doch diese Fähigkeiten werden sehr früh von unseren Lehrern, Eltern und der vorherrschenden kulturellen Prägung unterdrückt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und sie reichen, wie ich glaube, zeitlich weit zurück. In unserer modernen Kultur stehen wir an einem Punkt, an dem die Unterdrückung intuitiver Fähigkeiten zu einer Gewohnheit geworden ist. Andererseits gibt es Menschen wie Linda, die vielleicht bei jemandem aufgewachsen sind, der sie ermutigt hat, ihre Intuition zu gebrauchen.

      Intuition ist eine Funktion der rechten Gehirnhälfte, jener Hälfte also, die mit Kreativität und Gefühl in Verbindung gebracht wird. Sie ist der Gegenpol des auf Logik beruhenden Denkens und kommt aus unserem Inneren, von unserem siebten Sinn. Jeder Mensch, wenn er nicht eine physisch bedingte Beeinträchtigung hat, ist mit diesem angeborenen intuitiven Sinn ausgestattet. Als wir Kinder waren, benutzten wir ihn uneingeschränkt und mit Leichtigkeit. Wir machten uns keine Gedanken, ob etwas unlogisch oder dumm war, wir handelten spontan. Es gelang uns gut, intuitiv Informationen zu empfangen oder mit Tieren zu kommunizieren. Doch als wir heranwuchsen, wurden wir dazu angehalten, uns von unserem Wesenskern abzuspalten und intuitive, nicht auf logischen Erkenntnissen beruhende Informationen kritisch zu hinterfragen oder sie sogar ganz bewusst auszuschließen. Auch als Erwachsene erhalten wir noch intuitive Botschaften und oft handeln wir danach, doch dies findet nur auf einer unbewussten oder halbbewussten Ebene statt.

      Da wir gelernt haben, unsere Intuition so gut zu unterdrücken, taucht sie gewöhnlich nur in einer Krisensituation auf. Eine meiner Klientinnen