zwischen dem Menschen (Mikrokosmos) und dem Universum (Makrokosmos). Analog zur Lehre der Elemente, die den ganzen Kosmos einschloss, schufen sie die Lehre der Säfte (Humoralpathologie) im menschlichen Organismus, die, wie sie dachten, die vier Elemente der Natur widerspiegelten. Die vier grundlegenden Säfte waren Blut (Luft), gelbe Galle (Feuer), Schleim (Wasser) und schwarze Galle (Erde).
Der Gelehrte und Okkultist der Renaissance Agrippa von Nettesheim schrieb in seinem berühmten Buch De occulta Philosophia, „die Knochen ähneln der Erde, das Fleisch der Luft, der Lebensgeist dem Feuer.”4 Dies kennzeichnet auch menschliche Qualitäten: Erde sind langsame und sichere Bewegungen, Wasser Furchtsamkeit, Trägheit und Nachlässigkeit bei der Arbeit, Luft Fröhlichkeit und ein freundliches Wesen und Feuer ein aufbrausendes, schnelles und zorniges Temperament. Die ganze Philosophie des Menschen, einschließlich seiner Wesensart, seines Aussehens und seiner Lebensweise, wurde durch dieselben Elemente bestimmt, die die Grundlagen des Universums bildeten.
Die Elemente
„Die Elemente sind deshalb das erste von allen Dingen, und alle Dinge bestehen aus ihnen oder stimmen mit ihnen überein, und sie sind in allen Dingen und verbreiten ihre Tugenden durch alle Dinge.”5
Einer der ersten Philosophen, die die Elemente identifizierten und unterschieden, war Empedokles. Er erklärte die Welt der Materie als aus vier Grundprinzipien bestehend: Erde, Luft, Feuer und Wasser, neben den zwei Hauptkräften Harmonie und Missklang. Er verglich die vier Elemente auch mit den vier Hauptgottheiten des griechischen Pantheons: Zeus (Luft), Hera (Erde), Hades (Feuer) und Nestis (Wasser). Die antike Philosophie versuchte jedem Element auch bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben. Ein Jahrhundert bevor Empedokles seine Theorie vorstellte, unterschied Anaximander, ein anderer griechischer Denker, die heiße/kalte und trockene/feuchte Qualität in allen Dingen der Natur. Es war jedoch Aristoteles, der diese Theorie weiterentwickelte, indem er eine Einflussanalyse der Elemente entsprechend ihrer gegensätzlichen Qualitäten lieferte:
Element | Qualität |
Erde | kalt und trocken |
Wasser | kalt und feucht |
Luft | heiß und feucht |
Feuer | heiß und trocken |
Aristoteles erklärte, dass zwar jedes Element zwei Hauptqualitäten teilt, aber eine immer vorherrscht. Und deshalb ist Erde hauptsächlich trocken, Wasser kalt, Luft feucht und Feuer heiß. Die heiße und kalte Qualität sind aktiv, die trockene und die feuchte sind passiv. Die aktiven Qualitäten werden mit Energie gleichgesetzt, die passiven mit der Materie. Erde und Wasser sind schwer und weiblich. Feuer und Luft sind leicht und männlich. Alle Dinge existieren als Resultat der Polarisierung und Fluß der vier Elemente.
Eine andere Analyse der Elemente schloss ihre Korrespondenzen mit den Planeten ein. Erde wurde mit Saturn assoziiert, Wasser mit Venus oder Mond, Luft mit Jupiter und Feuer mit Mars. Man dachte auch, dass die Planeten die elementaren Qualitäten beeinflussten:
Planet | Qualität |
Saturn | kalt und trocken |
Jupiter | heiß und feucht |
Mars | heiß und trocken (extrem) |
Sonne | heiß und trocken (gemäßigt) |
Venus | kalt und feucht (extrem) |
Merkur | heiß mit heiß, kalt mit kalt usw. |
Mond | kalt und feucht (gemäßigt) |
Die Verbindung zwischen den Elementen und den Planeten wies jedem Element ein bestimmtes Zeichen des Tierkreises zu. Die Astrologen unterteilten die zwölf Tierkreiszeichen in vier Gruppen, die jeweils die Qualitäten des ihnen zugewiesenen Elements repräsentierten. Deshalb gab es eine Triade der Erde, bestehend aus Stier, Jungfrau und Steinbock, eine Triade des Wassers, bestehend aus Fische, Krebs und Skorpion, eine Triade der Luft, bestehend aus Wassermann, Zwillinge und Waage, die Triade des Feuers, bestehend aus Widder, Löwe und Schütze.
Nach Aristoteles sind die gegensätzlichen Qualitäten der Elemente der Schlüssel zum Verständnis der Prozesse in der Natur. Das Heiße trennt und macht die Dinge subtil und leicht. Das Kalte bindet, vermischt Dinge miteinander und macht sie grob und schwer. Die feuchte Qualität wird mit Flexibilität, Veränderlichkeit und Ausdehnung assoziiert. Trockenheit ist die Qualität der Starre. Sie definiert Formen und Begrenzungen und wird mit Festigkeit und Struktur assoziiert. In der folgenden Aufstellung finden sich die nach unterschiedlichen Philosophien gemeinsamen Qualtiäten:
Erde wird durch die kalte – bindende und trockene – starre Qualität definiert und ist deshalb das festeste Element. Sie schafft die Basis für die anderen Elemente und definiert eine Struktur, in der sich alles Leben manifestieren kann. Sie ist das Zentrum der Existenz, weil sie den festen Boden für alle lebenden Dinge bildet. Xenophanes und seine Anhänger betrachteten die Erde als das Urelement, das Grundprinzip aller Dinge.
Wasser erlaubt den Dingen wegen seiner feuchten Qualität Gestalt anzunehmen, zu schmelzen und sich auszudehnen. Feuchtigkeit hindert die Trockenheit am Zerbröseln und zugleich hindert Trockenheit die Feuchtigkeit am Zerfließen. Wasser breitet sich aus, versickert in die Umgebung, dringt in alle Dinge ein und versorgt sie mit Feuchtigkeit, die essentiell für das Leben ist. Für Thales von Milet war Wasser das Urelement. Nach ihm stammt alles aus dem Wasser und besteht aus Wasser. Diese Ansicht, findet sich in vielen Mythologien, wie der chinesischen, der vedischen oder der sumerischen.
Luft macht Dinge leicht, flüchtig und fähig zum Aufstieg in höhere Sphären. Anaximenes hielt sie statt Wasser oder Erde für die wahre Essenz aller Dinge, das Urelement. Ihre vorherrschende Qualität ist Feuchtigkeit, die sie sich ausdehnen und aktiv ausbreiten lässt. Zusammen mit dem Feuer ist Luft das aktive Element, der Atem des Lebens in allen Kreaturen. Sie ist der Wind, der die Natur belebt, der Blitz als Zeichen der Götter, und der Raum für alle Bewegung und Lebensprozesse. Sie wird oft durch das Licht charakterisiert, den Geruch der Natur, den Flug der Vögel und das Prinzip der Schöpfung.
Feuer verfeinert, raffiniert und verbindet Dinge. Es durchdringt und trennt. Seine Kraft ist sowohl schöpferisch (es spendet Wärme) als auch zerstörerisch (es verbrennt alles). Es überwindet die Kälte von Erde und Wasser und bewahrt deshalb die Harmonie zwischen den Elementen. Feuer war das Urelement in der Philosophie des Heraklit – es war das Agens der Transformation, das dynamische Prinzip der Veränderung in der gesamten Natur. Heraklit glaubte an die Wandlungsfähigkeit der gesamten Natur, in der es keinen Anfang und kein Ende gibt und die Dinge beständig durch das Feuer in einem Kreislauf fließen und sich verändern: Die Welt löst sich im Feuer auf und erschafft sich erneut aus dem Feuer. „Die Welt, eine Wesenheit aus allem, wurde weder von Göttern noch von Menschen erschaffen, sondern war, ist und wird ewig lebendiges Feuer sein, das regelmäßig entzündet und regelmäßig ausgelöscht wird.”6
Die Elemente bilden auch den lebenden Organismus. Erde waren die Knochen von Menschen und Tieren, die Luft das Fleisch, Feuer der Lebensgeist und Wasser die Säfte. Genauso die