kam mit drei Bierflaschen aus der Laube.
»Die hat Zigarren-Schmidt organisiert.«
»Dann schmecken sie besonders gut.« Axel öffnete eine Flasche mit einer zweiten, indem er sie senkrecht unter dem Kronkorken ansetzte und mit der Hebelwirkung zischend den Verschluss vom Flaschenhals drückte. »Prost meine Herren!«
»Bevor du dich den nicht zu kalkulierenden Untiefen des Alkoholkonsums aussetzt, lieber neuer Kollege, kannst du mir jetzt mal das Fleisch reichen, die Kohlen sind soweit.«
»Jawohl, Genosse Krugmann, wird prompt erledigt.« Die Glut zischte auf und der Rauch, der jetzt aus dem Grill emporstieg, roch würzig und machte Appetit.
*
»Wann können wir anfangen zu essen? Der Salat ist schon fertig.« Karin Krugmann richtete erkundigend den Blick in die Männerrunde, die hin und wieder im Grillrauch verschwanden. »In zwei Minuten sind die ersten Würstchen gut.« erklärte Jürgen Krugmann und klapperte mit der Grillzange. »Dann bringe ich mal einen Teller.« Sie verschwand hinter dem bunten Lamellenvorhang, der die Fliegen abhalten sollte. »Eigentlich müssen wir dir danken Axel, dass wir heute hier zusammen stehen dürfen, denn wenn ich keinen Zement bekommen hätte, dann lägen die Steine noch irgendwo unsortiert auf einem großen Haufen.« Krugmann hob seine Bierflasche in Axels Richtung. »Ich verstehe nur eins nicht. Ich säusele den Damen schon seit Wochen die süßesten Verse ins Ohr, aber zur Abgabe eines Zementsacks konnten sie meine Worte noch nicht überzeugen.«
»Man muss beim Singen aufpassen, dass man den richtigen Ton trifft. Der macht bekanntlich die Musik. Aber jetzt musst du ja gar nicht mehr singen können, denn wenn ich in dieser Richtung was für dich tun kann, dann mache ich das gern.«
»Na warte es mal ab, Frau Müllers Quelle wird auch nicht unendlich sprudeln.« Wieder spürte Axel, dass sich Jürgens Unterton verschärfte, als er von Frau Müller sprach. »Aber wenn es was gibt, denke ich an dich.«
»Danke. Allerdings dürfen wir Christophs Schwiegersohn nicht vergessen, denn der hat mir ja auch mit fachmännischem Rat zur Seite gestanden …« » … und uns die gesamte Fleischration vernichtet und darüber noch eine ganze Flasche Goldkrone ausgekippt.« Christoph Filkert winkte ab und schmunzelte. Axel kam eine Idee. »Bei der Gelegenheit wollte ich dich mal fragen, ob dein Schwiegersohn bei uns auch mauern kann. Wir haben genügend Feldsteine für einen Sockel zusammen.«
»Da kann ich mal mit ihm reden. Ich weiß, dass er hier und da schon seine Baustellen hat. Und wenn ich was herausgefunden habe, dann gebe ich dir bescheid.«
»Die Würstchen sind gut.« Jürgen Krugmann befreite fünf goldbraune Bratwürste aus dem Grillrauch, legte sie auf den bereitstehenden Teller, trug den vollen Teller auf die Terrasse, wünschte lautstark einen Guten Appetit und erntete vielstimmiges Lob.
*
Am Montagmorgen stand Axel in der Umkleidekabine seiner Brigade. Müde und verschlafen zogen sich die Kollegen um. »Wer von euch schweißt für den Eigenbedarf Gartengrills zusammen?« Sekundenlang stand die Frage regungslos im Raum. Angespannte Stille wie bei einem Verhör. Niemand zeigte eine Reaktion. Sollte sich Krugmann vertan haben? Er nahm einen neuen Anlauf. »Ich bräuchte nämlich selber einen.« Axel spürte, wie die Anspannung von seinen Kollegen entwich. »Na, wenn das so ist, Chef, das macht so ziemlich jeder hier.« Genosse Krisch wagte sich aus der Deckung. »Na dann könnt ihr mir einen Gefallen tun.« Genosse Krisch nickte. »Wird umgehend erledigt. Nächste Woche ist der Grill einsatzbereit. Wir hatten schon Angst, dass Sie uns das Schweißen für den privaten Eigenbedarf verbieten wollten.«
*
Nach der Arbeit war Axel sofort in den Garten gefahren, um mit dem Umgraben voranzukommen. Der Boden war vom letzten Regenguss aufgeweicht. Zwar lag die Erde jetzt schwerer auf dem Spaten, aber die Wurzeln ließen sich leichter ausziehen. Axel war in eine Ecke seines Gartenstücks geraten, in dem es sich der Giersch gemütlich gemacht hatte. Er konnte sich über die Jahre hinweg ungestört ausbreiten und das Wurzelgeflecht bis auf anderthalbfache Spatentiefe ausstrecken. Die Arbeit ging langsam voran und jeder Quadratzentimeter musste aufwendig erobert werden. Der Rücken tat ihm weh und an den Händen kündigten sich die ersten Blasen an. Als er aufstand und seinen Buckel durchstreckte, sah er wie ein junger Mann mit welligem schwarzen Haar und einem interessierten Blick in alle Richtungen quietschend die Gartenpforte öffnete und direkt auf ihn zuging.
»Hallo.«
»Hallo.«
»Mein Schwiegervater schickt mich, ich kann was für dich mauern, hat er gesagt.« Er streckte ihm die Hand entgegen, deren raue Beschaffenheit Axel sofort einer schweren Maurertätigkeit zuschrieb. »Freut mich, dass Christoph dran gedacht hat.« Axel ergriff die Maurerhand und fühlte sich, als würde er Schleifpapier anfassen. »Axel Weber, wir sind neu hier und haben den Garten erst vor Kurzem erworben.«
»Freut mich.« Er deutete eine Verbeugung nach fernöstlichem Vorbild an. »Ja, und der alte Filkert ist mein Schwiegervater, eigentlich ein netter Zeitgenosse, er kauft nur immer zu wenig Grillfleisch ein und zu trinken hat er auch niemals ausreichend. Verstehst du, die Zementluft ist so trocken und wenn die sich in der Lunge absetzt …« er winkte ab » … ich darf gar nicht dran denken. Ich bin sowieso dafür, dass jeder Maurer pro Woche mindestens eine Flasche Schluck auf Rezept bekommen müsste. Aber ich weiß nicht, wohin ich mich mit meinem Neuerervorschlag wenden muss.« Mechanisch belächelte er seine Worte und Axel dachte, dass er nicht der Erste war, der diesen Spaß zu hören bekam.
»Schön, dass du gekommen bist, obwohl ich bis auf eine Flasche Selters gar keine Flüssigkeit hier habe.«
»Ich habe ja auch noch nicht mit meiner staubigen Arbeit angefangen. Aber wenn wir schon bei dem Thema sind, mein Schwiegervater hat was von einem Sockel aus Feldsteinen gesagt.«
»Ja ganz richtig. Also hinter diesen Bruchsteinen liegt ein Haufen Feldsteine, die der Vorbesitzer hier liegen gelassen hat. Wahrscheinlich wollte er einen Sockel hochmauern und darauf die Hauswand setzen.« Der Schwiegersohn ging mit prüfendem Blick auf das Fundament zu und ertastete zuerst die Gasbetonsteine. »Hast du die aus dem Betonwerk?«
»Ja, der Mann unserer Sekretärin arbeitet dort.«
»Da kannst du mal sehen, wie weit der Begriff Kombinatsangehöriger zu fassen ist, oder?«
»Na es scheint ja gängige Praxis zu sein, dass die Lieferungen für Freundschaften und Familie inklusive sind.«
»So sieht es aus. Ich hätte dir auch welche besorgen können, über meinen Chef. Der kennt jedes Staubkörnchen auf dem Gelände.«
»Kann der auch Gehwegplatten besorgen?« Er überlegte kurz. »Das ist eher schlecht. Die müssen ausgeliefert werden aber mit den kaputten Bruchsteinen kann man nicht so viel anfangen.« Um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, schüttelte er nochmals mit dem Kopf. »Aber ich halte mal meine Ohren offen, ok?«
»Danke.« Jetzt hatte er den Haufen Feldsteine entdeckt, betastete sie so vorsichtig wie eine Packung rohe Eier und hob einen Stein in die Höhe. »Glatt und schwer. Erste Qualität. Lassen sich gut verarbeiten. Und die lagen hier einfach so rum?«
»Ja, einfach so. Und ich wollte sie erst mit der Schubkarre abtransportieren.«
»Um Gottes willen, weißt du, wie schwierig die zu bekommen sind?«
›Glück gehabt‹ dachte Axel ›wie schon so oft in der letzten Zeit.‹ »Kannst du die für uns als Sockel vermauern?«
»Vom Prinzip schon …« er schob die Unterlippe vor und schien zu rechnen. »Aber fünfzehn bis zwanzig Säcke Zement brauchen wir mindestens dazu. Und die musst du selber besorgen. Mein Chef steht schon oft genug vor dem Silo und verhandelt und verhandelt, wenn er für sich selber was benötigt. Selbst das Argument sozialistischer Aufbau funktioniert nicht mehr so gut.«
»Wohin muss ich mich denn da wenden?«
»Fahre mal zum Hauptlager der BHG. Das ist gleich hinter dem Bahnhof. Dort wird der Zement angeliefert und verteilt.«
»Wenn