Peter Schmidt

Rundgang nur mit Korb


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nur sechs habt, hält das Dach auch.« Also hatte er die Bodenplatte und einen fast vollständigen Dachstuhl. Und der Raum dazwischen würde sich auch noch irgendwie füllen lassen.

      »Hast du deinen Grill schon gemauert?«

      »Ich fange in dieser Woche an.«

      »Wenn du Hilfe brauchst, dann sage einfach Bescheid. Ich bin sowieso da und kämpfe mit dem Unkraut.«

      *

      »Gerda, wir können die Holzbalken als Dachauflage benutzen und woher wir den größten Teil der Materialien bekommen, hat mir Krugmann auch schon verraten.«

      »Ich halte davon immer noch nicht sonderlich viel. Aber lass´ uns nicht heute Abend darüber sprechen.« Er sah in ihre müden aber zufriedenen Augen. »Wie war es denn im Kindergarten?«

      »Ich sollte gleich dableiben und für drei Stunden aushelfen.«

      »Das ist doch super.«

      »Und Jana kann ich auch gleich dort anmelden. So kann ich sie früh hinbringen und gleich dort bleiben.«

      »Und wann sollst du wieder hinkommen?«

      »Morgen früh. Und so wie es aussieht bis zum Ende der Woche immer vormittags.«

      »Macht es Spaß?« Sie lächelte stolz: »Ja, aber es ist ungewohnt. Zu Hause habe ich zwei Kinder zu betreuen und im Kindergarten laufen gleich fünfzehn um mich herum und rufen ständig: ›Frau Weber hier und Frau Weber da‹ aber der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier.«

      »Und wie sind die Kollegen?«

      »Nett und sehr hilfsbereit. Die Leiterin ist so Mitte fünfzig und sehr ruhig. Sie sagt kein Wort mehr als nötig. Aber die Kinder mögen sie gern. Sie leitet das Frauenturnen am Donnerstagabend. Das findet immer in der Turnhalle statt, in der Heiko Schulsport hat.«

      »Dann gehst du also donnerstags jetzt immer aus und lässt uns drei allein?«

      »Aber doch nur für zwei Stunden. Und außerdem hat die moderne Frau von heute auch schon mehr Ansprüche und die Gleichstellung ermöglicht es ihr, diesen Bedürfnissen auch nachzugehen.«

      »Das war doch Spaß. Und eigentlich freue ich mich ja darüber, dass du unter Leute kommst.«

      »Ich weiß und ich bin dir ja auch nicht böse. Aber um mich sorgenfrei dem Sport hingeben zu können, könntest du mir heute gleich mal beweisen, dass du die Kinder ins Bett bekommst, mit Heiko die Schultasche packst und seine Brote schmierst.«

      »Wo sind denn die Kinder?«

      »Noch auf dem Spielplatz, aber sie kommen gleich hoch.«

      *

      »Papa, Papa ich gehe morgen mit Mama in einen anderen Kindergarten. Da ist Mama nämlich Erzieherin.«

      »Ich habe schon gehört. Und darfst du dann auch mit ihr nach Hause gehen oder musst du noch Mittagsschlaf machen?«

      »Mama hat gesagt, wenn ich mich mit den neuen Kindern vertrage, kann ich auch zu Hause Mittagsschlaf machen.«

      »Das ist ja schön, kleines Fräulein, aber trotzdem geht es jetzt erst einmal ab in die Badewanne.«

      »Kommt Heiko auch mit, denn sonst ist es immer so langweilig.«

      »Da kommt er schon. Und wie war es bei dir in der Schule?«

      »Die Pausenmilch war sauer und wir durften die dann nicht weitertrinken.«

      »Aber saure Milch schmeckt doch sowieso nicht. Stefan hat gesagt, die schmeckt, wie wenn man in eine Zitrone beißt.« Heiko und Jana lachten und planschten im Badewasser. »Wenn ihr was braucht, dann ruft einfach.«

      »Geht in Ordnung Käpt´n.« rief Heiko im Ton des folgsamen Schiffsjungen, den er neulich in einem Piratenfilm gesehen hatte. Er würgte das Gekicher ab, indem er die Badezimmertür schloss. Gerda wartete auf dem Flur. »Heiko nimmt zwei Stullen mit Käse in die Schule. Die Brotbüchse liegt in seinem Schulranzen.«

      Eine halbe Stunde später hatte er die Kinder abgetrocknet, ihnen das Abendbrot zubereitet, abgeräumt, Jana ins Bett gebracht und saß jetzt mit Heiko vor seinem Schulschrank. »Was habt ihr morgen für Fächer?«

      »Zwei Stunden Mathematik, eine Stunde Deutsch und in der vierten Stunde Heimatkunde.«

      »Wo hast du deine Bücher?«

      »Hier liegen sie.«

      »Und deine Hefte?«

      »Die habe ich schon eingepackt.«

      »Hast du für morgen Hausaufgaben auf?«

      »Wir mussten zehnmal das ›G‹ schreiben und eine Seite in der Fibel lesen.«

      »Hast du alles gemacht?«

      »Ja.«

      »Na dann ab in die Tasche mit deinen Büchern und husch ins Bett.«

      »Mama fragt mich immer noch mal ab, was in der Fibel stand.«

      »Das machen wir dann am Donnerstag. Da haben wir viel Zeit zusammen.« Unter der Aufsicht von Gerda verließ er das Kinderzimmer und ging in die Küche. »Jetzt noch abwaschen und dann habe ich meinen Dienst für heute erledigt.«

      »Mit Bravour erledigt.« ergänzte Gerda.

      »Mama.« Janas Stimme drang durch die geschlossene Kinderzimmertür in die Küche. »Was hast du denn?«

      »Kann ich mir noch ein Gute-Nacht-Lied singen?«

      »Ja, aber nur eins und dann schläfst du, versprochen?«

      »Versprochen. Gute Nacht.«

      »Gute Nacht mein Schatz.« Axel spülte die Gläser vom Abendbrot, Gerda trocknete ab. Dabei lauschten sie dem Gute-Nacht-Lied ihrer Tochter:

      »Kommt ein kleiner Teddybär aus dem Spielzeuglande her …«

      *

      »Guten Morgen Axel.«

      »Guten Morgen Jürgen.« Sie kamen gleichzeitig auf dem Parkplatz an. Kannst du mir am Donnerstag mal eine Stunde helfen, die Steine für den Grill abzubürsten?«

      »Am Donnerstag ist schlecht. Ich muss auf die Kinder aufpassen, weil Gerda am Donnerstagabend jetzt zum Frauenturnen gehen will.«

      »Ach das ist ja ein Ding. Karin geht da auch immer hin.«

      »Die Leiterin ist ihre Chefin im Kindergarten.«

      »Ja, Isolde Richter.«

      »Ich weiß nicht, ob sie so heißt, aber Gerda versteht sich gut mit ihr.«

      »Arbeitet deine Frau jetzt im Kindergarten?«

      »Erst einmal nur stundenweise, aber sie freut sich, mal rauszukommen.«

      »Das klingt doch immer besser bei euch. Kannst du denn dann am Wochenende mal eine Stunde für mich opfern?«

      »Ich denke, das lässt sich einrichten, wenn wir bei der Einweihung des Grills einen Platz in der ersten Reihe bekommen.«

      »Ich bin ziemlich sicher, dass wir euch diesen Wunsch erfüllen können. Ich habe übrigens mit Karin gesprochen. Die kennt noch jemanden, der in dem Betrieb arbeitet, wo die Gasbetonsteine hergestellt werden.«

      »Kann sie dort mal für uns nachfragen?«

      »Ich denke, dass du das selber machen kannst. Es ist nämlich der Mann von Frau Dechsler, der Sekretärin vom Genossen Liedke.«

      »Unsere Frau Petersohn?«

      »Ja, versuche mal dein Glück.«

      »Das werde ich tun.«

      *

      Das Büro von Frau Petersohn lag gleich neben dem Dienstzimmer des Kombinatsleiters Liedke. Hier war es ruhig und der helle Gang strahlte mehr Gemütlichkeit aus als die verstaubten Werkhallen. Ein