William Garner Sutherland

Das große Sutherland-Kompendium


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den er im Juli 1940 auf der Konferenz de International Society of Sacro-Iliac Technicians in St. Louis, Missouri, hielt.2 Danach kam es zu zahlreichen Anfragen bezüglich einer Ausbildung.

      Als Dr. Sutherland zu unterrichten begann, fing er mit Bereichen an, von denen er glaubte, dass sie seinen Berufskollegen am vertrautesten waren. Dann führte er nach und nach Bereiche seiner Gedanken ein, von denen er wusste, dass sie ihnen neu waren.

      Weil so viele seiner Schriften und Ansprachen lediglich darauf ausgerichtet waren, anderen Menschen seine Gedanken vorzustellen, schrieb Dr. Sutherland für die Wissenschaft der Osteopathie nie ein formelles, alles zusammenfassendes Buch über sein Kraniales Konzept. Viele Artikel schrieben seine Studenten auf der Basis der Erfahrungen, die sie bei der Anwendung seiner Lehre gemacht hatten. Harold Ives Magoun Sr. D.O.stellte einen Text zusammen und gab ihn unter dem Titel Osteopathie in der Schädelsphäre3 heraus. Dieser Text war eine wertvolle Ergänzung zum üblichen Lehrprogramm, weil er eine Änderung im Aufbau der Seminare, nämlich eine Reduzierung ihrer Dauer von zwei Wochen auf fünf Tage, ermöglichte. Im Jahre 1945 verfassten Howard A. Lippincott D.O.und Rebecca C. Lippincott D.O.eine Broschüre: Compression of the Condylar Parts of the Occiput. (Vorträge von den Dres. Howard und Rebecca Lippincott zu diesem Thema sind im vorliegenden Buch enthalten.) Obwohl diese Werke äußerst nützlich waren, sind sie doch nicht Dr. Sutherlands eigene Darstellung.

      Die Veröffentlichung der vorliegenden Vorträge von Dr. Sutherland kommt einer vollständigen Darstellung seines Konzepts und seiner Lehre am nächsten. Sie enthält nicht alles, was er dachte oder lehrte, ist aber die umfassendste uns zur Verfügung stehende Präsentation.

      Bei der Arbeit mit Aufzeichnungen von Vorträgen wird klar, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort. Dies macht eine Art Übersetzung nötig. Während des Prozesses, lesbare Sätze daraus zu machen, wurden seine ausgesprochenen Gedanken mit aller Sorgfalt ausgewählt, um sicherzugehen, dass ihre Bedeutung erhalten blieb. Außerdem habe ich versucht, die Art und Weise, wie Dr. Sutherland die Gedanken seiner Lehre ausdrückte, beizubehalten.

      Der Prozess der Buchveröffentlichung machte auch die Entwicklung einer Einteilung notwendig. Die Themenbereiche in den Skripten wurden in Kapitel aufgeteilt. In einigen Fällen entstanden aufgrund der Natur des Materials Wiederholungen. In anderen Fällen kam es vor, dass Dr. Sutherland über bestimmte Themen keine Vorträge gehalten hat. In diesen Fällen habe ich stattdessen seine Schriften verwendet. An einigen Stellen entstanden inhaltliche Lücken, da die Mitglieder der Vereinigung dazu angehalten waren, diese zu präsentieren. Die Hauptquelle seiner schriftlichen Abhandlungen stellt Einige Gedanken dar, eine Sammlung seiner Schriften zwischen 1914 und 1954.

      Da und dort fehlende Hintergrundinformationen habe ich aus verschiedenen Lehrbüchern ergänzt. In einigen Fällen wurde die anatomische Terminologie und Rechtschreibung der modernen Form angepasst.

      Um die Beschreibung vieler im Buch erwähnter Techniken zu vertiefen, findet sich im Anhang ein Artikel mit dem Titel The Osteopathic Technique of Wm. [sic] G. Sutherland. Dieser von Dr. Howard Lippincott verfasste Beitrag wird mit Erlaubnis der American Academy of Osteopathy abgedruckt. Ich habe auch ein Glossar erarbeitet, um nicht vertraute Fachbegriffe und Begriffe zu definieren, die Dr. Sutherland auf besondere Art verwendete. Die Illustrationen des Textes wurden von Rachel Brooks M.D. konzipiert und von Marcia Williams aus Newton, Massachusetts, gezeichnet.

      Viele glückliche Begebenheiten führten zu der Veröffentlichung dieser Vorträge von Dr. Sutherland: Erstens liefen 1949 und 1950 zwei Tonbandgeräte im Seminarraum mit, zweitens wurden die Aufnahmen aufbewahrt und nach und nach auf Kassetten überspielt und drittens brachten Freunde seine Worte von den Kassetten zu Papier und stellten mir die Aufzeichnungen zur Verfügung.

      Im Herbst 1983 bot mir Dr. Rachel Brooks an, den Text mehrerer Kassetten aufzuschreiben. Der Zustand der Aufnahmen erschwerte die Arbeit, aber ihre Bemühungen ergaben Aufzeichnungen, mit denen man arbeiten konnte. Dann, im Jahre 1984, bot mir Rev. Elyn Maclnnis an, weitere Tonbandaufnahmen schriftlich aufzuzeichnen, und schließlich arbeitete ihr Ehemann, Rev. Peter Maclnnis, auch mit. Am Ende leisteten all diese Freunde fachmännische Hilfe und so lag schließlich der Inhalt aller 27. Tonbänder niedergeschrieben vor.

      Ohne diese Hilfe hätte dieses Projekt nie begonnen und ohne beträchtliche Unterstützung nie zu Ende geführt werden können. Rollin E. Becker D.O.und John H. Harakal D.O.F.A.A.O. standen mit Ratschlägen und Feedback während des gesamten Projekts zur Verfügung. Unterstützung bei einer Vielzahl von technischen Aspekten leisteten James Gronemeyer D.O., Duncan Soule M.D. und Edgar Miller D.O. F.A.A.O. Einige Leute förderten aufgrund ihrer Wertschätzung für das Werk von Dr. Sutherland die Arbeit auch finanziell. Allen voran stellte Swami Chetanananda einen beträchtlichen Betrag für die Herausgabe dieses Werkes zur Verfügung.

      Im Verlauf der Arbeit und nach Vervollständigung sämtlicher Manuskriptentwürfe machten Dr. Harakal und Dr. Brooks ihre durchdachten und kritischen Kommentare. Nach meinem dritten Entwurf übernahm Dr. Rachel Brooks schließlich die wichtige Aufgabe, das Manuskript für den Verlag aufzubereiten. Diese Arbeit bedeutete, für Illustrationen zu sorgen und beim Auffinden und Korrigieren von schwierigen und unklaren Stellen zu helfen. Ich möchte all diesen Leuten danken, die freiwillig so viel von ihrer Zeit geopfert haben.

      Diese Vorträge sind für die Arbeit der Sutherland Cranial Teaching Foundation, Inc. gedacht. Sie stellen kein Lehrbuch dar. Bei Seminaren wird heutzutage das Lehrbuch Osteopathie in der Schädelsphäre von Harold I. Magoun Sr. D.O. F.A.A.O. verwendet. Wir hoffen aber, dass das vorliegende Werk in Dr. Sutherlands eigenen Worten verfasste Buch im Unterricht hilfreich sein wird und den Leser unterstützt, sein Kraniales Konzept in der Wissenschaft der Osteopathie zu verstehen.

      Anne L. Wales D.O.,

       Herausgeberin

      EINFÜHRUNG (WALES)

      Man kann Dr. Sutherlands Gedankengänge innerhalb der Wissenschaft und Anwendung der Osteopathie mitverfolgen von seinen Studententagen an der American School of Osteopathy in Kirksville, Missouri, bis hin zu den letzten Vorträgen, die er auf einem Seminar im Januar 1953, erneut in Kirksville, hielt. Diesen Sachverhalt verdanken wir der Tatsache, dass Mrs. Sutherland eine Biografie ihres Ehemannes schrieb, Mit klugen Fingern, und dass sie seine Aufzeichnungen in einem anderen Buch sammelte, das sie Einige Gedanken nannte.

      Vor diesem so gut dokumentierten Hintergrund kann man erkennen, dass Dr. Sutherland als Arzt und Osteopath das praktizierte, was er gelernt hat. Durch sein Verständnis von Dr. Stills Lehre war er überzeugt, dass Dr. Andrew Taylor Still den lebenden menschlichen Körper als eine Einheit, einen Gesamtorganismus, betrachtete. Er erkannte auch, dass Dr. Still seinen Unterricht auf das beschränkte, was die Studenten seiner Meinung nach im ersten Jahrzehnt der Lehre der Osteopathie erfassen und sinnvoll anwenden konnten. Ebenso erkannte er, dass Dr. Still in seiner Lehre und in seinen Schriften die Saat einer umfassenderen Sichtweise pflanzte. Und natürlich drückte Dr. Still sein Verständnis der Anatomie, des Skelettsystems und des Konzepts der Osteopathie in der Sprache seiner Zeit aus.

      Dr. Sutherland bemerkte oft, dass das Kraniale Konzept nicht seines wäre, sondern das von Dr. Still. Jener hatte behauptet, dass es in einem gesunden, lebenden menschlichen Körper keine Synarthrosen gäbe. Zu jener Zeit glaubte die Mehrheit, dass das Iliosakralgelenk eine Synarthrose und daher unbeweglich sei. In seiner Lehre analysierte Dr. Still nur die Iliosakralgelenke; Dr. Sutherland erkannte jedoch später, dass diese Betrachtungsweise auch auf den knöchernen Schädel angewandt werden konnte.

      Dr. Still sprach oft von einem besonderen Entwurf, der die Bewegung in den Gelenken ermöglichte. Um dies besser darzustellen, waren anatomische Ansichtsexemplare im College ausgestellt. Sie konnten von den Studenten genau studiert werden. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so wäre Dr. Sutherland nie zu dem Augenblick in seinem Leben gelangt, als ihn ein Geistesblitz überfiel und er die Artikulation der Sutura sphenosquamosa als einen Entwurf für Beweglichkeit erkannte, die auf einen Atemmechanismus schließen ließ – ähnlich wie die ‚Kiemen eines Fisches‘. Da er in anatomischen Lehrbüchern gelesen