Gerhard Seidel

Management by Wunder


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Ein Bettler saß an der Straßenecke und schaute traurig auf die wenigen Münzen in seiner alten Messingschale vor sich.

       Im stummen Gebet schaute er zum Himmel – wenn kein Wunder geschah, dann musste seine Familie die nächsten zwei Tage hungern. Denn am Wochenende war das Betteln in der Stadt verboten.

       „Alter Mann“, sprach ihn da ein Mensch an, „du dauerst mich, ich möchte dir helfen. Tauschst du mit mir deine Münzen und die Schale gegen dieses Goldstück?“

       Verwundert und dankbar nahm der Bettler das Geschenk an – seine Gebete waren erhört worden.

       Als er nach Hause ging, kam er an dem Geschäft eines Goldschmieds vorbei, in dessen Schaufenster seine angebliche Messingschale für 10 Goldstücke feilgeboten wurde. Doch er sah sie nicht, denn seine Augen waren noch feucht und in Dankbarkeit zum Himmel gerichtet.

       2. Überblick über die einzelnen Kapitel

      Wofür ein Mensch auch beten mag – er betet um Wunder. I. S. Turgenew

      Weil es schwierig war, für dieses Buch eine folgerichtige Gliederung aufzubauen, erschien es mir sinnvoll, dass ich Ihnen zunächst einen Überblick gebe, was Sie erwartet. Dann können Sie schon zu Beginn entscheiden, welchen Lesestoff Sie sich wann „einverleiben“ wollen.

       Als Erstes folgt eine grobe Darstellung: „Um was geht es in diesem Buch?“ Dieser Überblick hilft Ihnen zu erkennen, auf welcher Ebene und in welchem Kontext meine Ausführungen stehen. Um dies zu verdeutlichen, erzähle ich Ihnen als Erstes, wie ich meinen beiden Söhnen „Management by Wunder“ erklärt habe.

       Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, werde ich kurz auf meinen beruflichen Werdegang eingehen und meine Erfahrungen und Ansichten als Unternehmer und Berater erläutern. Denn wer über unsichtbare Wirklichkeiten hinter Unternehmenserfolgen und übergeordnete energetische Prozesse und Wahrscheinlichkeitsfelder in Firmen schreibt und Bewusstseinsveränderungen als Erfolgsstrategie propagiert, wird schnell als esoterischer Spinner abgetan. Das bin ich wahrlich nicht, wie mein beruflicher Werdegang und hoffentlich auch meine Praxisbeispiele in diesem Buch zeigen.

       Wenn Ihnen auf der einen Seite die Sichtweise und Darstellung der möglichen Strategien gegeben wird, muss zwangsläufig auf der anderen Seite der Waagschale die Frage beantwortet werden, für welche Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter diese Handlungsmöglichkeiten sinnvoll und nützlich sind. Kurz: Für wen ist das Buch bestimmt? Wer hat, wenn er seine inneren Wirklichkeiten ändert, wirksame Einflüsse in einem Unternehmen, damit etwas „Unerklärliches“ geschehen kann?

       Und weil das mit den individuellen Sichtweisen und unterschiedlichen Wertungen überhaupt so eine schwierige Sache ist und immer wieder Missverständnisse verursacht, werde ich auch darauf eingehen. Anhand einiger Beispiele möchte ich aufzeigen, warum jeder seine Wahrheiten hat und weshalb alle diese Sichtweisen wahr sind: weil es ganz einfach auf den Standpunkt ankommt, und in diesem Buch berichte ich von meinen Sichtweisen und Wahrheiten.

       Im nächsten Teil werden Sie erfahren, warum das Wünschen nicht so einfach ist. Jeder Wunsch fokussiert unsere innere Haltung nach außen, oft kommen diese Botschaften aber anders an, als sie gemeint sind. Außerdem lernen Sie zu unterscheiden zwischen Wünschen und Zielen, denn nur an Zielen lässt sich, wie bereits erwähnt, „Maß nehmen“, lassen sich also die Maßnahmen ableiten, die erfolgen müssen, um den gewünschten neuen Zustand zu erreichen.

       Warum gibt es überhaupt Zufälle und Wunder – was bedeutet es, Glück zu haben? Es folgt eine kurze Erläuterung dieser Phänomene, die auch eine der Grundlagen meiner Überlegungen in diesem Buch sind. Diese Ausführungen sollen Sie befähigen und überzeugen, die vorgeschlagenen Methoden und Strategien richtig einzuordnen und vor allem, sie auch anzuwenden. Denn die größte Herausforderung, die ich zu lösen habe, ist, Sie dazu zu bewegen, es nicht nur zu wollen, sondern es auch auszuprobieren – es zu tun!

       Danach begeben wir uns auf Spurensuche, um zu klären, ob es schon in anderen Bereichen Zufälle und Wunder gibt. Wir werden gemeinsam untersuchen, warum in einigen „Spielfeldern“ des Lebens solche glücklichen Ereignisse als normal angesehen werden. Können wir aus den Erfahrungen des Betens, dem Praktizieren der sich selbst erfüllenden Prophezeiung oder den unerklärlichen Heilungserfolgen des Placebo-Effekts Erkenntnisse, Grundsätze und Regeln für das „Management by Wunder“ ableiten? Geben sie uns Hinweise darauf, dass es sehr wohl übergeordnete energetische Prozesse gibt, die wir bisher nicht bewusst beachtet haben, die uns jedoch zur Verfügung stehen?

       Im nächsten Abschnitt des Buches will ich die Bestimmungsgrößen unserer eigenen inneren Welt erläutern, weil es wichtig ist, deren Bedeutung und Konsequenz einschätzen zu können. Offensichtlich hat das menschliche Bewusstsein in unserem Leben mehr Bedeutung, als wir erkennen. Was das Bewusstsein an Energie und Informationen „produziert“ und wie dadurch unsere Realitäten entstehen, soll im darauf folgenden Kapitel erklärt werden, und ebenso, welche Schwierigkeiten uns unser Wissen und unsere Überzeugungen beim Beschreiten neuer Wege bereiten, welche Rolle unser Unterbewusstsein spielt und warum unser Verstand und unser Ego uns bei der Anwendung neuer Erkenntnisse, z. B. auch beim Einsatz des „Management by Wunder“, oft einen Strich durch die Rechnung machen.

       Wir beschäftigen uns auch mit der Theorie der langen Weltwirtschaftswellen, die der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff beschrieben hat, und definieren die Innovationskandidaten des 6. Zyklus, die in Zukunft für unsere Gesellschaft und Wirtschaft von Bedeutung sein werden. Wir wechseln zurzeit in den nächsten Zyklus, und dort – so prognostiziert der Wirtschaftstheoretiker und Zukunftsforscher Leo Nefiodow – geht es unter anderem auch um ein vollkommen neues Miteinander in der Gesellschaft, den Unternehmen und der Politik. Psychosoziale Gesundheit, Spiritualität, Lebensqualität, Wohlgefühl und ein störungsfreies soziales Umfeld sind Innovationskandidaten dieser wahrscheinlich 30 bis 50 Jahre andauernden Periode. Zu erfahren, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die unterschiedlichen Ebenen der Unternehmen haben werden, soll Ihnen helfen, den neuen Zyklus in seiner Bedeutung und in seinen möglichen Auswirkungen zu begreifen.

       Wenn es stimmt, dass die Quantenphysik die Naturgesetze unserer „natürlichen“ Welt auf den Kopf stellt und unter Umständen auch erklärt, warum dieses subatomare Universum die Idee des „Management by Wunder“ möglich erscheinen lässt, dann muss zwangsläufig ein Exkurs in diesen wissenschaftlichen Bereich erfolgen. Ziel dieses Kapitels ist es, deutlich zu machen, dass es sehr wohl die Chance für unser Bewusstsein gibt, auf der subatomaren Ebene mithilfe der Wahrscheinlichkeitsfelder unsere inneren Wirklichkeiten und äußeren Realitäten zu verändern – auch wenn die traditionelle Wissenschaft (noch) nicht so weit ist, dies zu bestätigen.

       Managementregeln dienen dazu, einheitliche Führungsmethoden zu praktizieren. Diesem Buch liegt der entscheidungstheoretische Ansatz von Edmund Heinen zugrunde, der die Ansicht vertrat, Betriebswirtschaftslehre sei nichts anderes, als Grundlagen für die richtigen Entscheidungen in den Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Wie die richtigen Entscheidungen für die Anwendung von „Management by Wunder“ vorbereitet und umgesetzt werden, davon handelt dieser Teil des Buches. Es geht mir darum, die Entscheidungskompetenz der Führungsebene um eine weitere Dimension zu erweitern, wobei vor allem der Frage nachgegangen wird, ob die gezielte Intention zur Wunscherfüllung eine konkrete Chance oder nur eine Illusion ist.

       Etwas zu verstehen und zu glauben bedeutet noch nicht, es auch zu tun. Deshalb beschäftigt sich das Buch auch mit dem Phänomen des „Entlernens“ – dem absichtlichen Vergessen unbrauchbarer Erfahrungen, hinderlicher Überzeugungen, die sich – egal aus welchen Gründen – im Bewusstsein eingenistet haben und die Anwendung nicht nur dieser Methode verhindern.

       Ein weiterer Aspekt für ein „managementtaugliches“ Bewusstsein ist die Zukunftskompetenz, also die Fähigkeit von Führungskräften, mögliche Auswirkungen unterschiedlicher Zukunftsszenarien zu antizipieren und sie im Bewusstsein zu verankern,