Gerhard Seidel

Management by Wunder


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ihm damals nur noch drei Monate, und er erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Ein kleines Wunder war sicher auch das, was wir bei unserer letzten Radtour erlebt haben. Eine Woche gutes Wetter, obwohl Regen angesagt war. Das sind die Zufälle und Wunder, von denen ich in diesem Buch schreibe.

      (Erwartungsvoll schauten mich meine Söhne an, es schien sie zu interessieren.)

       Vor ein paar Monaten hatte ich davon gehört, dass, wenn man richtig wünscht, dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde – wobei es aber offensichtlich darauf ankommt, überzeugend und regelgerecht zu wünschen. Also nicht einfach was daherplappern, sondern eine klare und eindeutige Vorstellung, wie es in Zukunft sein soll – genau wie beim Beten.

       Meine erste Reaktion war: Das kann ja gar nicht sein; einfach zu wünschen und dann passiert das, was man will. Doch ich habe es trotzdem ausprobiert, und zu meinem großen Erstaunen, was soll ich euch sagen, hat es meistens funktioniert.

       Es gab eine Menge glücklicher Zufälle in meiner Arbeit, und manchmal geschahen Dinge, das waren echt wunderliche Ereignisse. Es klappte zwar nicht immer mit dem Wünschen – doch ungewöhnlich häufig. Warum das so ist, also warum es oft funktioniert und manchmal nicht, erkläre ich auch in meinem Buch.

       Und jetzt wird es spannend und vielleicht etwas zu kompliziert für euch. Denn warum es Zufälle und Wunder gibt, kann die Quantenphysik teilweise erklären. Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass unsere Welt, so wie wir sie sehen, fühlen und wahrnehmen, eigentlich aus nichts besteht.

      (Die beiden grinsten etwas ungläubig.)

       Ja, wenn man die Dinge immer weiter teilt und die Teilchen von den Teilchen untersucht, dann bleibt am Ende nichts übrig als Informationen und Energie, die in Quanten bzw. Quarks gebunden sind. Diese bilden sogenannte Wahrscheinlichkeitsfelder – und je nachdem, wer sie mit welcher Intention untersucht, reagieren sie unterschiedlich, so sagen die Wissenschaftler. Dadurch können sich die Wahrscheinlichkeitsfelder verändern, wenn auch in einem sehr kleinen System, doch – wie ich schon sagte – das subatomare Universum ist die Grundlage unserer Welt.

       Übrigens: Eines der wichtigsten Lebensgesetze – das Gesetz der Analogie bzw. Entsprechung – lautet: Wie im Kleinen, so auch im Großen. Wie im Mikrokosmos, so im Makrokosmos. Wie im Innen, so im Außen. Wie im Materiellen, so im Immateriellen. So könnte man das auch etwas anders erklären.

      (Max und Felix schüttelten den Kopf und schauten mich ungläubig und verständnislos an.)

       Dass sich durch Beobachten Situationen blitzschnell verändern können, kennt ihr ja. Wenn ihr bei einer Klassenarbeit heimlich abschreibt oder einen Spickzettel benutzt, und der Lehrer schaut von seinem Buch auf, was passiert dann? Richtig, ihr erstarrt mitten in der Bewegung, schaut gelangweilt aus dem Fenster oder tut so, als ob euch was ganz Wichtiges eingefallen ist. Schaut der Beobachter wieder weg, dann macht ihr weiter, ihr blinzelt zum Nachbarn oder lest euren Zettel.

       In den Firmen kennen wir das auch. Da heißt der Beobachter Controller, der ist der Kundschafter der Geschäftsführung, er beobachtet, was so passiert, und sorgt rechtzeitig dafür, dass sich die Verhältnisse in den einzelnen Verantwortungsbereichen so wie geplant und vereinbart verändern, wenn sie nicht mehr mit den Vorstellungen der Führung übereinstimmen. Werden die Entscheidungen nicht beobachtet, kann alles aus dem Ruder laufen und es passieren Dinge, die nicht gewollt sind. Ich will damit sagen, dass schon allein das Beobachten ausreicht, um die Dinge so geschehen zu lassen, wie man es möchte.

       Um es kurz zu machen: Unsere Gedanken sind auch Energien und Informationen und entstehen in unserem Bewusstsein. Mit solchen Ideen und Vorstellungen schaffen wir unsere Realität, egal ob das die Eins oder die Fünf in der Klassenarbeit ist, ob du, Max, nächsten Sonntag deine Oma besuchst oder du, Felix, dich mit Bernd oder Klara anfreundest. Immer bist du derjenige, der die neue Situation erdacht und verursacht hat.

       Treffen – so behaupten zumindest einige Wissenschaftler – unsere konkreten Gedankenwünsche mit diesen subatomaren Wahrscheinlichkeitsfeldern zusammen, dann kann es passieren, dass daraus neue Realitäten bzw. Situationen entstehen. Das Erstaunliche ist: Man muss gar nichts dafür tun – es geschieht von ganz allein, es ist wie ein Wunder. Es ist wie bei eurem Wunschzettel, nur bin ich da das Wahrscheinlichkeitsfeld!

      (Max klopfte mir anerkennend auf die Schulter.)

       Gibt es eine Methode, Wünsche, Zufälle und Wunder zu verursachen? Davon handelt mein Buch. Es soll darüber aufklären, wie man sich etwas wünschen und dafür sorgen kann, dass es passiert – einfach nur so, ohne weiteres eigenes Zutun. Da stellt sich natürlich die Frage: Geschieht es sowieso oder nur deshalb, weil man darum gebeten hat? Wie kann das sein, weil doch von nichts – nichts kommt? Wir erleben doch jeden Tag – in den Unternehmen und auch in der Schule –, dass wir uns kümmern und dafür arbeiten müssen, damit wir Erfolg haben.

       Das mag schon sein, wenn es eben nicht auch die Zufälle und Wunder gäbe. Die funktionieren offensichtlich etwas anders. Hier kommt sehr wohl etwas aus dem Nichts! Sieht zumindest so aus.

       Wie ihr wisst, bin ich Unternehmensberater, und meine Idee ist, ob man diese ungewöhnlichen Möglichkeiten nicht Managern näherbringen kann, damit sie diese Methode in ihrer Führungsarbeit nutzen. Denn soweit ich weiß, fühlt sich niemand in den Unternehmen für die glücklichen Zufälle und hilfreichen Wunder zuständig – was ziemlich erstaunlich ist, weil doch mehr als die Hälfte der Menschen an Wunder glaubt und sie ständig erlebt, wie Umfragen zeigen. Es gibt also eine mysteriöse Ressource, die bisher niemand in den Unternehmen beachtet hat und erst recht nicht nutzt.

       Um eure Frage also zu beantworten: Ich schreibe ein Buch für Manager und will sie davon überzeugen, einmal auszuprobieren, ob es tatsächlich übergeordnete Kräfte gibt, die ihnen dabei helfen, noch besser als bisher ihre unternehmerischen Aufgaben zu bewältigen. Anders formuliert, dass sie mehr als bisher mit zielorientiertem Bewusstsein die unternehmerischen Erfolge verbessern können, ohne sich ständig darum zu kümmern und zu kontrollieren, ob alles so abläuft wie geplant.

      Da meinte Max, der Ältere: „Ich stelle mal eine neue Wunschliste zusammen, dann bringst du mir bei, wie ich ohne zu lernen mein Abitur machen kann, wie ich zu mehr Taschengeld komme und welches Bewusstsein ich haben muss, damit meine Freundin mit mir in den Urlaub fährt.“

      Mein Jüngster meinte: „Papa, kannst du nicht mal in unserer Schule einen Vortrag über Wunder und so was halten? Das wird bestimmt eine Mordsgaudi!“

      Ich hatte das Gefühl, dass sie mich nicht so richtig verstanden hatten, aber es ist ja auch alles sehr unwahrscheinlich, kompliziert und wirr, vor allem für pubertierende Teenager. Meine Hoffnung ist, dass dies bei den Managern anders sein wird.

       2.2 Erfahrungen des Autors

       Nichts ist unnütz – es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

      Wenn man als Autor über Zufälle, Wunder oder unsichtbare Wirkkräfte schreibt, dann wird man sehr schnell in die „Eso-Ecke“ befördert. Einmal davon abgesehen, dass die Esoterik meistens falsch verstanden wird, ist das, was hier vorgestellt wird, nichts Geheimnisvolles, hat nichts mit Esoterik oder New Age zu tun, sondern es sind zu Ende gedachte, neue und mögliche Erfolgsstrategien.

      Schon Albert Einstein meinte, dass man Probleme nicht auf der gleichen Ebene lösen kann, auf der sie existieren. Wenn ich also Zustände (z. B. unternehmerische Verluste) verändern will, dann muss ich mich auf die darüber liegende Bewegungsebene begeben und dafür sorgen, dass sich bei Einnahmen und Ausgaben, bei Kosten und Erträgen etwas positiv verändert. Um auf dieser Ebene etwas zu bewegen, braucht man Potenziale,