hatte. Als ich schließlich erkannte, warum er mit schmerzverzerrtem Blick sich krümmte, zog ich die Notbremse. Laut kreischend gab es einen heftigen Ruck und die Bahn stand. Alles flog nach vorne und schrie. Als sich das Chaos legte, erforschte der Straßenbahnfahrer die Ursache. Ich kam nicht umhin, mich zu melden. Meine Personalien wurden notiert und natürlich die von S., der als Verursacher der Notbremsung eingestuft wurde, weil er nach Ertönen des Abfahrsignals noch eingestiegen sei, sonst hätte er nicht eingeklemmt sein können. Die Schuldfrage war endlich geklärt, und die Bahn setzte ihre Fahrt fort, die Strafe sollte auf dem Postweg zugestellt werden. An einen vernünftigen Rapport war nun nicht mehr zu denken, sondern S. fragte nur noch entnervt, Probleme habt ihr in S. doch nicht, und wenn dir etwas einfällt, rufst du mich morgen an, ich mache dann das Protokoll fertig. Die Straßenbahn hielt vor dem Bahnhof, jeder rannte zu seinem Zug, S. sah während der Fahrt seinem Strafmandat entgegen, ich fluchte auf der langen Rückfahrt vor mich hin über diese sinnlose Fahrt und wurde erst wieder froh, als ich mir vorstellte, dass nach diesem Erlebnis auch dem hartgesottensten Bürokraten vorerst die Lust auf derlei Abfragespielchen vergangen sein und ich bis zur nächsten Reise wohl eine längere Pause haben würde. Dennoch, die nächste „wichtige Dienstreise“ kam planmäßig.
Gedanken eines Schichtarbeiters
Du hast es gut!
Liegst lieblich im Bett.
Mich packt die Wut,
G’rad’ jetzt muss ich weg!
Die Straßen ganz leer
Man fühlt sich allein,
Und weit ist’s nicht mehr:
Hier muss ich hinein.
Geblendet vom Licht
Hellwach durch den Lärm,
Das ist meine Schicht,
Wie bist du mir fern!
Ich geh durch die Räume
Vergleich’ Parameter,
Verblichen die Träume
Verschoben auf später.
Es dampft und es brodelt,
Es riecht, es ist heiss,
Die Maschine laut jodelt,
Der Zucker schneeweiß.
Jetzt endlich die Pause,
Man sitzt und man lacht
Und denkt an zu Hause,
An die Liebste bei Nacht.
Doch bald naht der Morgen
Die Schicht ist vorbei,
Weg sind alle Sorgen,
Die Seele ist frei.
Allein dann im Bette
Du längst aus dem Haus,
Es gilt jede Wette,
Du kommst, ich muss raus.
Wie schön wär das Leben
Könnt nur frönen der Lust,
Zum Glück naht der Schlaf
Und befreit mich vom Frust.
Und im Traum wird vollbracht
Wozu sonst keine Zeit,
Bis du weckst mich ganz sacht:
Es ist wieder so weit!
So vergeht Woche für Woche
Unwiederbringlich die Zeit,
Und wofür ich maloche
Ist von mir ganz weit.
Tatsache
Selbst die allergrößte Mauer
Hält langfristig und auf Dauer
Die Eingesperrten nicht auf,
Zu ändern ihres Lebens Lauf!
Wirklich auf das falsche Pferd gesetzt?
Deutschlands Zukunft liegt im Osten,
Darum scheuet keine Kosten!
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