am Quesnel See befand. Die „Cariboo Automobil Company“, die mit einem 40-Ps Rumbler die Fahrt von Ashcroft nach Soda Creek in vierzehn Stunden offerierte, war äußerst kurzlebig und am Ende, als Auto und Firma während der zweiten Fahrt in der Nähe des 141 Meilen Hauses ihren Geist endgültig aufgaben. Dennoch war das Auto nicht mehr aufzuhalten, und auch B.X, deren Postkutschendienst noch voll funktionierte, hielt 1910 die Zeit für gekommen, zwei „Wintons“ für je 1.500 Dollar in Seattle anzuschaffen. Auf der Rechnung standen aber auch einige Extras, um sie den rauen Verhältnissen im Norden anzupassen: 75 $ für eine Frontscheibe, das Doppelte für Frontlampen, 75 $ für die ebenfalls mit Kerosin betriebenen Parkleuchten und 50 $ für eine Hupe. Im Preis inbegriffen waren bis Saisonende auch die beiden Fahrer, die gleichzeitig als Mechaniker fungierten und am 5.8.1910 mit den gelb-rot lackierten Autos ihr Ziel Soda Creek erstmals erreichten. Hacke, Schaufel, Ersatzteile, zwei Reifen, und bis zu achtzehn Schläuche gehörten zum Standard-Handgepäck ihrer Kutscher. Sechs weitere Autos kamen kurzfristig hinzu. Als eines der geschäftstüchtigsten Jahre auf der Cariboo Road bezeichneten Chronisten 1913, indem 188 Fuhrwerke, in der Regel mit ein oder zwei Anhängern und von sechs bis zwölf Tieren gezogen, gemeinsam mit „Wintons“ und Postkutschen, Ashcroft verlassen haben.
Als moderne Automobiltechnik Einzug hielt, verließen „BX“ und die „Stagecoaches“ die Szenerie. 1928 bot die „I.T.Company“ mit fünf Studebakers zwischen Ashcroft und Williams Lake dreimal pro Woche Personenverkehr an und erweiterte diese Linie kurz darauf bis Quesnel und Prince George. In den 1940er Jahren wurde der Service weiter ausgebaut und auch ab Vancouver angeboten. Das heute weltbekannte Greyhound Zeichen erschien auf der Cariboo Wagenroad erstmals 1943, als „I.T.“ aufgekauft worden war. Und im „Greyhound-Bus“ lässt sich diese Straße auch heute noch befahren, äußerst bequem und auf dem Asphaltband des Highways 97. Von dem Schlamm, den tiefen Spurrillen, den geschundenen Männern und Kreaturen, die sich in seinen Pioniertagen hier entlangquälten, oder den harten Schicksalen rechts und links dieser Straße, werden die meisten seiner modernen Passanten noch nie etwas gehört haben. Woher auch, denn die meisten sind Touristen, und die Zeit des „Wilden Westens“ ist längst Geschichte, wie auch die der Nuggets, die nicht mehr gefunden werden. Die moderne Goldsuche findet heute in großen, tiefen Gruben statt, wie man sie in Nordamerika aus Montana oder Nevada kennt. 2002 kostete dort die Produktion einer einzigen Unze 200 $, 400 $ brachte ihr Verkauf, und neun Jahre später wurden diese reichlich 31,1 Gramm 999er Feingold an der Börse bereits mit mehr als 1.000 Euro gehandelt. Dass beim Abbau auch irreparable Schäden zurückbleiben, weil Gift in Flüsse gelangt, Grundwasser abgesenkt wird oder gigantischen Krater entstehen, deren Rückfüllung zu teuer ist und sich in giftige Seen verwandeln, scheint uns Menschen wenig zu stören. Das glänzende Metall betört auch im 21. Jahrhundert noch immer unsere Sinne.
Barker Ville – lebendige Goldgräberzeit
Ins Chilcotin
Chilcotin ist die Gegend westlich vom Cariboo und bedeutet „Leute des Blauen Wassers“. Es ist ein Land von beeindruckender Schönheit. Mit Flüssen, Hunderten von Seen und fantastischen Felsformationen. Eisfelder und alpine Wiesen stehen im Kontrast mit Tälern und Grasland. Grizzlys, Caribous, Elche, Bergziegen, Bighorn-Schafe und Rehe sind hier zu Hause. Neben vielen Vogelarten gibt es auch die mit Motoren, denn Buschflugzeuge sind unerlässlich und verkehren hier so selbstverständlich, wie andernorts die Taxis, zwar teurer als diese, aber wesentlich günstiger als in Europa. Es ist auch ein Land, das von Cowboys beherrscht wird, die hier ihre Rinder züchten. Die Charaktere sind freundlich, voller Geschichten und Lebensfreude.
Die Straße, die als Nummer zwanzig ampellos über 460 Kilometer westwärts bis zu Bella Coolas Fährhafen zieht, galt lange als eine äußerst raue, nervenzehrende Piste, die so manche Panne verursachte. Heute ist sie, bis auf die 50 Kilometer im Tweedsmuir Park, asphaltiert, mehr oder weniger eben und gut befahrbar. Im Schutzgebiet schlängelt sie sich vom 1.524 Meter hohen Heckman-Pass auf teils einspuriger Fahrbahn und manchmal schlechtem Schotter mit 18 Prozent Gefälle hinunter ins Atnarkotal. Einige Ausweichstellen für den Gegenverkehr sind zwar vorhanden, Begrenzungen oder Leitplanken an Felswänden oder tiefen Schluchten gibt es jedoch nicht. Acht Jahre später war dieser Straßenabschnitt weiter verbessert, doch hat das Wort „langsam“ noch immer Priorität. Unterwegs gibt es zahlreiche Seen, kleine Frühstückspensionen, Freizeiteinrichtungen, Campingplätze, Tour-Veranstalter, ein paar Läden in den kleinen Ortschaften, Raststellen und Lodges. Einige davon sind anfahrbar, andere liegen in der Wildnis und sind nur mit dem Buschflieger zu erreichen. Ab und zu trifft man auf eine Ranch, auch auf längst verfallene. Am Wegesrand grüßt die alte Zeit mit den berühmten historischen „Russel-Fences“, nagellosen Koppelzäunen, die als Symbol dieser Region im Zickzackkurs ihres Weges ziehen. Heute wird in den kleinen Ortschaften mit Tankstelle, Restaurant und „Store“ fast alles angeboten, was im weiten Rund tagtäglich gebraucht wird, von Bohnen bis zum Sarg; fünfzig Zentimeter lange Nägel, Marmelade, Bücher, Regenkleidung, Pflugschare, Hemden oder Ersatzteile für Maschinen. Sofern die Lebensmittel nicht in großvolumigen Behältern abgepackt sind, schaufelt man sie persönlich aus einem Fass oder Sack in kleinere Gebinde. „Groß“ ist hier nicht nur ein typisch nordamerikanisches Merkmal, sondern die Anwesen der Rancher liegen oft viele Meilen vom kleinen Ort entfernt, so dass in größeren Abständen eingekauft werden muss, und dann natürlich nicht nur kiloweise. Einige dieser Ortschaften, die Ausgangspunkte zu Seen, Lodges und Freizeiteinrichtungen im Hinterland sind, bieten mit Wasserflugzeugen oder Heli-Hicking auch schnelle Verbindungen zum Endziel. Auch das Pferd hat hier noch einen wichtigen Platz, denn mit ihm lässt sich auch eine Landschaft erschließen, die weglos und schwer ist und auch weite Distanzen ermöglicht. In Lodges kann der Tourist auch nur einige Stunden oder wenige Tage ausreiten, bei geführten Trailritten aber auch mehrere Wochen unterwegs sein. Angesteuert wird dieser Landstrich über Williams Lake oder die Fähre in Bella Coola, die sich zu Port Hardy auf Vancouver Island auf den schönen Weg macht. Die großartige Natur und ihre Einsamkeit tun gut, denn in unserer hektischen Welt werden Frieden und Ruhe zu unserem größten Gut. Vielfalt ist ebenfalls gegeben, mit trockenen Landstrichen, Canyons, Wasserfällen, verschneiten Bergen oder temporärem Regenwald. Die Flüsse Bella Coola und Dean gelten als große Lachsgewässer, und die weißen Pelikane kommen alljährlich nach Anahim Lake, wie die Grizzlys im September zum Fischen an die Ufer des Atnarko Rivers. Schließlich ist da auch noch der „Tweedsmuir Park“ mit seinen bunten Regenbogenbergen.
In Williams Lake biegen wir an der Kreuzung mit der „97“ auf die „20“ ab und begeben uns auf Neuland. Der blaue Himmel passt auch dazu, denn er schürt unsere Entdeckerfreuden und Neugierigkeit. Nach drei Kilometern sind wir bereits am Abbieger nach Dog Creek und der Gang Ranch – der Asphalt wird dort schon in Springhouse zu Schotter – und klettern weiter mit der „20“ aus Williams Lake heraus in höheres Gebiet, das sich mit Wäldern, Hügeln und Grasland zeigt, auf denen sich hier und dort Rinder und Pferde tummeln. Danach fällt der Blick linker Hand auf das Chimney Valley und, reichlich zwanzig Kilometer hinter der Stadtkreuzung, auf die schön gelegene Chilcotin Bridge, die uns auf das zwischen den Rockies und den gewaltigen Küstengebirgen liegende Chilcotin Hochland hinüberbringt. Die große stählerne Bogenkonstruktion, die die Fahrbahn der fotogenen Brücke trägt und an gleicher Stelle 1961 das Original der Sheep Creek Bridge von 1904 ablöste, setzt dabei gleichzeitig über das steinige Bett des Fraser Rivers hinweg, der sich hier seinen Weg durch leicht bewaldete Hügel sucht. Die rechts und links neben der ansteigenden Straße vorbeiziehenden Hügel, die dringend auf Regen warten, begleiten uns zum natürlichen Grasland der „Beachers Prairie, die oben am Berg beginnt, weiter westlich dem Wald mehr Platz einräumt und zu Riske Creek endet. Auf diesem Plateau wachsen Salbei, Ried- Quecken- und Weizengras, Feigendisteln und ähnlich Unbekanntes. Sie gibt auch Vögeln und Säugern, darunter Adler und Dickhornschafen, eine Heimat. Ehe man diesen Ort erreicht erscheint in der Ferne der „Canadian Coast Guard Tower“. Obwohl weit weg von der Küste, ist sein Name dennoch Programm, denn der Turm gehört zum Navigationssystem der Schiffe und Tanker, die entlang der Küste von British Columbia von Alaska nach Seattle unterwegs sind. Mit einer Reichweite von viertausend Kilometern hilft er die Schiffspositionen zu errechnen,