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die ihm einbläut: Schimmelwurst und Pelzkäse, das geht gar nicht!

      Denn einst bei einem opulenten Frühstück mit lauter angelaufenen Leckereien zerrte er das Prachtexemplar eines Restes Bierschinken aus der Wurstdose, der uns freundlich und in allen Farben schillernd anstrahlte und den Anschein vermittelte, als stecke eindeutig Leben in diesem prähistorischen Stück. Selbst mein Herr und Meister beäugte das Relikt etwas argwöhnisch. Und vielleicht hätte ich ja einfach die Klappe halten sollen und so tun, als hätte ich nicht auch das eindeutige Zeugnis von Verwesung erspäht. Und vielleicht hätte er es ja klammheimlich entsorgt. Aber da auch ich ein Mensch bin, der nur schlecht seine Meinung für sich behalten kann, röchelte ich entsetzt: „Du willst doch nicht etwa …?“

      Und er brummelte gutmütig: „Ach wat. Dat is’ noch top in Oadnung. Nur ’n bisschen anjeloofn.“

      Genüsslich und unerschrocken belegte er sein Brötchen mit dem Glibberkram. Während des Verzehrs gab er dann kauend zu: „Na ja, schmeckt ’n bisschen komisch, aba …“

      „Aber was?“, hakte ich hoffnungsvoll nach. Und mit der Erfahrenheit eines ganz, ganz armen Menschen ließ er mich an seiner Weisheit teilhaben: „Det is bezaahlt …“

      Eine Stunde später traf ich ihn im Wohnzimmer an, wo er sich normalerweise hinter seiner Zeitung verschanzt. Diesmal stand die Zeitung jedoch nicht vor seinem Gesicht wie ein Abwehrschild, diesmal lag sie auf seinen Knien. Und Herr Glaubert stierte gedankenverloren ins Nichts …

      „Ick weeß nich’“, nuschelte er, als er meiner gewahr wurde. „Mia is’ so koomisch …“

      Und tatsächlich! Sein leidend Antlitz zeigte sich grün und gelb verfärbt, um Kinn und Mundpartie war es aschfahl. Auf seiner Stirn hockte eine ansehnliche Schicht Schweiß.

      Postwendend huschte ich ins Schlafzimmer und begann eine Notfalltasche zu packen; Zahnbürste, Waschlappen, Rasierzeug, Schlafanzug, Leibwäsche, Papiere, also alles, was man im Krankenhaus so braucht. Dann baute ich mich, bewaffnet mit Autoschlüssel und Tasche, vor ihm auf.

      „Los, steh auf! Wir fahren!“

      Wie aus einem Traum erwachend, stierte er mich an. Mittlerweile rann ihm der Schweiß übers Gesicht. „Wo willst’n hin?“

      „Na, ins Krankenhaus“, rief ich. „Du hast eindeutig eine Lebensmittelvergiftung!“

      Er rappelte sich langsam hoch, eindeutig auf weichen Beinen, und linste mich von der Seite her an.

      „Quatsch Krank’nhaus. Ick setz mich jetz’ uffs Fahrrad und dreh erst ma’ ’ne oad’ntliche Runde. Denn wird dat schon wieda. Un’ wenn nich’, nehm’ ick ’ne ordentliche Ladung Glaubersalz. Det feift durch. Krank’nhaus … Pah!“

      Zu meinem hellen Entsetzen machte er das dann auch. Ich für meinen Teil fuhr heim nach Piepshausen, da es für mich an der Zeit war. Auf der Strecke habe ich ihn noch überholt, wie er da mit grimmiger, wächserner Visage auf seinem Drahtesel saß und in die Pedalen trat und mir etwas wackelig hinterher winkte.

      Den Rest des Tages wartete ich zu Hause auf einen Anruf entweder von der Polizei („Wir haben ihn halb tot im Straßengraben gefunden …“) oder vom Krankenhaus.

      Abends um acht kam dieser Anruf dann auch, allerdings von Herrn Dat-Jeht-Doch-Noch persönlich. Meine besorgte Nachfrage um sein Wohlergehen quittierte er mit einer flapsigen Gegenfrage.

      „Warum? Wieso? Wat soll mia ’n fehl’n?“

      Worauf hin er mir das Wunder seiner Genesung lapidar erklärte: er sei an die 20 Kilometer geradelt, habe dann ein bisschen Bauchkneipen gekriegt, habe nach etwa 30 Kilometern ordentlich pupsen müssen, sei dann heim gefahren, habe schön zu Abend gegessen, sei nun auf dem Klo gewesen mit anständigem Stuhlgang, wie sich das gehört, und warum ich mich bloß so anstellen würde.

      Wissen Sie, ich verstehe das einfach nicht. Wenn es Spitz auf Knopf geht, steigt er auf sein Fahrrad und radelt einfach alles weg! In den Kerl kann man reinstecken, was man will, er verwertet alles. Selbst das schlimmste Gift wird von seinem Organismus noch in seine einzelnen Moleküle zerlegt, durch den Wolf gedreht und in seine Atome zerkleinert, bis alles auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden ist. Das Sprichwort Bloß-Nix-Verkommen-Lassen hat bei ihm Bestand! Das war schon immer so, daran wird sich nichts ändern, basta! Alle anderen hängen schlussendlich über der Kloschüssel oder am Tropf, er hängt auf seinem Drahtesel und verdaut auf Teufel komm raus!

      Und so machen wir halt weiter wie bisher. Ich bringe meinen eigenen Kram zu essen mit, und er schnibbelt weg und wischt ab und bürstet runter und schmiert drum herum. Denn dat jeht allet noch! Det JEHT NOCH!

      Und somit schließt sich der moralische Kreis dieser Geschicht. Möchten Sie zu seinem sozialen Umfeld gehören? Und ab und zu zum Essen von ihm eingeladen werden?

      Ich sag’s Ihnen: Wenn Ihnen Leben und Gesundheit wichtig sind, dann lieber nicht …

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