Hügelgräber in unserer Gegend, während die Angehörigen der Jüngeren Bronzezeit ihre Toten vorwiegend in Flachgräbern bestatteten. Beide Kulturen führten ausschließlich Brandbestattungen durch. Die Hügelgräber in der Dahlener Heide erhielten zudem rundum einen Kranz großer Felsbrocken. Eine Gruppe von 17 Hügelgräbern befindet sich in der Nähe von Bucha südwestlich des Lattenberges. Im Schmannewitzer Gebiet um Dahlequelle und Jägereiche sind ebenso einige Hügelgräber noch erkennbar. Besonders markant sind die 46 Hügelgräber im „Ramschen Holz“ zwischen Ochsensaal und Forstbaumschule. Es gibt aber auch noch einige andere Stellen in der Dahlener Heide, an denen eine Häufung von Hügelgräbern zu verzeichnen ist.
Urne mit Resten von Leichenbrand, Lausitzer Typus (gefunden bei Bucha)
Hügelgrab im Ramschen Holz, Mittlere Bronzezeit (14. Jh. v.u.Z.)
Die Hügelgräber im Ramschen Holz
Hervorragend erhaltene Keramiken aus der mittleren Bronzezeit (gefunden in der Dahlener Heide)
In beiden Kulturen, der Mittleren wie auch der Jüngeren Bronzezeit, wurde Ackerbau und Weidewirtschaft betrieben, wobei hier vor allem die sogenannte Waldweide eine Rolle spielte. Aber auch die Herstellung von Werkzeugen aus Stein war in dieser Epoche trotz Bronzeherstellung noch weit verbreitet.
Sogenanntes Flachbeil aus Bronze
(Heimatmuseum Dahlen)
Steinbeil aus der jüngeren Bronzezeit, hier hergestellt.
(Heimatmuseum Dahlen)
Im Heimatmuseum von Dahlen haben wir 3500 Jahre alte Steinbeile, welche im Ortsteil Schwarzer Kater gefunden wurden. Das Material dieser Beile besteht aus Gestein aus unserer Gegend. Daher kann man annehmen, dass sie auch hier angefertigt wurden. Wenn man sich die Bohrungen in den Beilen einmal genauer betrachtet, kommt man nicht umhin zu vermuten, dass es zu jener Zeit Spezialisten für dieses Handwerk gegeben haben muss. Die Bohrlöcher wurden mit sehr großem Geschick mittels Kernbohrtechnik angefertigt. Hierzu wurde auf die zu bohrende Stelle als Bohrmittel Quarzsand und Wasser aufgebracht und darauf ein hohler Holzstab oder auch ein Röhrenknochen gedreht. Es versteht sich, dass dies eine sehr langwierige Arbeit war, und ein solches Werkzeug für die Menschen der damaligen Zeit entsprechend wertvoll gewesen sein musste. Ob unsere Vorfahren diese Fertigkeiten selbst entwickelt haben oder ob man sie aus dem Mittelmeerraum übernommen hat, lässt sich heute nicht mehr klären. In Ägypten wendete man zur selben Zeit diese Methode des Lochbohrens beim Bau von Tempeln an. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, auch das Rad wurde mehrfach erfunden.
Wie bereits erwähnt, war diese Kultur die erste, die in unserem Gebiet flächendeckend siedelte. So ist es auch nicht außergewöhnlich, dass wir unmittelbar im Stadtgebiet von Dahlen eine Fundstelle einer Besiedlung aus der Jüngeren Bronzezeit haben. Dieser Ort befand sich auf dem nach Süden abfallenden Hang des Weinberges zwischen Jugendherberge und Eigenheimsiedlung. 1996 führte man dort eine archäologische Grabung durch, wobei eine Fläche von insgesamt 1,9 ha dokumentiert wurde. Hierbei kam einiges Interessante zu Tage.
Überblick über den nördlichen Teil des Grabungsgeländes
Im Nordteil der Ausgrabung wurden drei komplette Hausgrundrisse gefunden. Es handelt sich um rechteckige (ca. 8,6 m x 5,9 m) Häuser mit einer kreisförmigen Kochgrube aus der Jungbronzezeit (zwischen 1000 u. 800 v. Chr.). Die Datierung wurde anhand von Scherbenfunden in den Häusern vorgenommen. Dabei fand man 6 verschiedene Dekors aus der Bronzezeit (zum Beispiel Randscherben mit Daumen und Holzstäbchenabdruck). Weiterhin wurden mehrere Lehmgruben mit Feuerstelle (kleine Brandgruben) lokalisiert, die jedoch als Wohnraum zu klein erscheinen. Sie haben vermutlich als Arbeitsstelle gedient. Was hier angefertigt oder verarbeitet wurde, konnte allerdings nicht festgestellt werden. Des Weiteren entdeckte man im nördlichen Teil der Ausgrabung mindestens 10 kastenförmige Gruben mit einem Querschnitt von etwa 1 m x 0,50 m x 0,80 m, die zahlreiche Scherben enthielten. In einer Grube lag ein großer Stein von etwa 0,50 m Durchmesser. Von Fachleuten werden solche Befunde in der Regel als Erdsilos bzw. Vorratsgruben interpretiert. In ihnen standen zum Beispiel mit Getreide gefüllte Gefäße. Man geht davon aus, dass die Gruben mit Holz oder Bast abgedeckt waren, wobei ein Stein als Gewicht darauf gelegt wurde, der so zusätzlich noch für eine bessere Abdichtung der Grube sorgte. Auf Grund des gesamten Befundes der Ausgrabung kann man davon ausgehen, dass sich auf dem Dahlener Weinberg eine gut strukturierte kleine bronzezeitliche Siedlung befunden hat. Vergleichbare Funde, wie die der Dahlener Ausgrabung sind relativ selten, sodass die hiesige Ausgrabung schon etwas Besonderes darstellt. Sie ist eine der ganz wenigen Fundstellen im Gebiet der Lausitzer Kultur, in der außer Siedlungsgruben auch komplette Hausgrundrisse nachgewiesen wurden.
Rekonstruktion der bronzezeitlichen Siedlung von Dahlen. Wie hoch die Häuser waren, ob sie Fenster besaßen und aus welchem Material diese waren, muss offen bleiben
(Zeichnung B. Richter).
Warum diese Siedlung letztlich wieder aufgegeben wurde, konnte nicht geklärt werden. Ein kriegerisches Ereignis scheint allerdings nicht in Frage zu kommen, da keine Brandrückstände von den Häusern gefunden wurden. Diese sind offensichtlich im Laufe der Zeit von selbst verfallen. Denkbar ist eine Klimaveränderung als Ursache für den Wegzug der hiesigen Bewohner. Nachgewiesen ist, dass die bronzezeitliche Bevölkerung aus der Dahlener Heide, ebenso wie aus der Dübener Heide, am Ende der Bronzezeit abgewandert ist. Die Menschen sind vermutlich in die Niederungen der Elbe oder anderer Flüsse gezogen.
An den noch verbliebenen bzw. den neuen Siedlungsplätzen der Bronzezeitlichen Kultur zeigte sich ab etwa 750 vor der Zeitenwende, dass deren Bewohner eine neue Technologie übernommen hatten. Es handelt sich hierbei um die Herstellung und Verarbeitung von Eisen. Es ist die Kultur der „Frühen Eisenzeit“, die sogenannte „Billendorfer Kultur“, benannt nach einer Fundstelle dieser Kultur, die im jetzigen Polen liegt. Die Billendorfer Kultur steht in direkter Nachfolge der Lausitzer Kultur. Damit handelt es sich um die gleiche Bevölkerung bzw. die direkten Nachfahren der Angehörigen der Lausitzer Kultur. Ihre bevorzugten Siedlungsplätze waren vor allem in der Lausitz sowie beiderseits der Elbe.
Im 6. und 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende zeigten sich wiederum bevölkerungspolitische Veränderungen, die auf äußere Einflüsse hinweisen. Diesmal jedoch kam die Zuwanderung nicht – wie zumeist – aus dem Südosten, sondern aus dem Nordwesten. Damit sind es aber auch gänzlich andere Volksstämme, die in unser Gebiet einwanderten. Es handelte sich um Angehörige der „Jastorfkultur“ (benannt nach einer Fundstelle südlich von Hamburg) die man zu den germanischen Volksstämmen zählt. Bei ihnen spricht man auch von den sogenannten „Elbgermanen“. Von ihnen wurde bisher eine starke Besiedlung beiderseits von Elbe und Mulde nachgewiesen. Was unsere Gegend betrifft, so fand man westlich von Cavertitz eine Urne dieser Kultur. Südlich und östlich von Oschatz wurden ebenso Siedlungen dieser germanischen Stämme lokalisiert. Zum Schutz ihrer Gemeinschaft errichteten die Angehörigen dieser Kultur oft mächtige Festungsanlagen, welche meist auf günstig gelegenen Berghöhen lagen und in der Regel aus Erdwällen, Gräben und Palisaden bestanden. Diese Wallanlagen waren so