Andreas Weis

Hoffnung, das Tor zwischen Verstand und Herz - Liebe, der Schlüssel des Verzeihens


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wünsche dir die Kraft, dass du dir und anderen verzeihen kannst.

      Ich wünsche dir den Segen der allumfassenden Kraft des Geistes und das alles aus seiner Hand kommt.

      Ich gebe dir den Segen eines liebenden Vaters, den Segen eines guten Freundes, den Segen deiner Ahnen und Urahnen.

      Möge die Welt um dich herum farbig und schön, mild und sanftmütig sein.

      Mögest du in dunklen Tagen stets ein Licht in dir tragen, gespeist aus deiner Liebe zu dir.

      Möge Liebe deine Kraft sein, Frieden dein Begleiter, Geduld dein Lehrer und Hoffnung dein Weg zu den Herzen.

       Lehre mich lieben

      Vater lehre mich lieben,

      lehre mich lieben, die mir schaden wollen.

      Lehre mich lieben, die mir feindlich gesinnt.

      Lehre mich lieben, die Schwächen der anderen.

      Lehre mich lieben, all ihr Tun.

      Lehre mich lieben und verzeihen,

      dass die Früchte der Liebe in mir können gedeihen.

      Gib zum lieben mir Geduld.

      Gib zum lieben mir die Kraft.

      Gib zum lieben mir das Verstehen,

      still zu sein und um Segen für alle zu flehen.

      Gib mir Kraft zu tragen, all ihre Schwächen,

      lass mich nicht daran zerbrechen.

      Gib mir Mut, für mich einzustehen,

      die Weisheit mir, zu unterscheiden,

      um an deiner Hand zu bleiben.

      Gib mir Kraft zu allen Dingen,

      weil ich weiß, ich kann nichts erzwingen,

      da alles ist in deiner Macht.

      Lerne Demut mir und Verzeihen,

      dass die Früchte können gedeihen,

      in meinem und in allen Herzen,

      damit vergehen, die Weltenschmerzen.

       U.M.W. 2016

       Verloren und wiedergefunden

      Wir haben uns als Geschwister auseinander gelebt. Haben als Kinder nie so richtig Familiengemeinschaft erfahren. Wir waren oft isoliert von der Welt draußen, die so schlecht und böse war. Haben nie Vertrauen gelernt. Unsere Eltern hatten ihr Vertrauen verloren, Enttäuschungen erlebt, weil sie geglaubt hatten und vertrauten. Sie konnten uns nicht schützen und sie gaben sich die Schuld dafür, glaubten versagt zu haben. Hilfe bekamen sie nicht, weil weggeschaut wurde, aus Scham. Sie konnten uns nur das geben, was sie selber von ihren Eltern bekommen hatten. Sie konnten uns nur wenig Liebe geben, weil sie selbst selten Liebe erfahren hatten. Mit Angst sind sie aufgewachsen, sind verlassen und betrogen worden. Wie sollten sie uns da lehren, was Familie sein ausmacht. Sie waren oftmals verständnislos oder ungerecht, hart und manchmal kalt. Doch tief in ihren Herzen brannte die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, nach Anerkennung.

      Meine Mutter rauchte ihre Einsamkeit und ihren Schmerz weg. Als Kind kam sie mir vor, wie ein feuerspuckender Drache. Mein Vater ertränkte seinen Schmerz im Alkohol, doch der Schmerz kam wieder zurück und Scham und Schuld vermehrten sich in ihm. Sie versuchten uns Vier zu versorgen, ins Leben zu stellen, mit den Mitteln, die sie hatten. Sie taten ihr Möglichstes. Als wir Jugendliche wurden, kamen die Kämpfe auf. Wir wurden auf unseren Platz verwiesen. „Solange ihr eure Füße …“, diesen Spruch kennt wohl fast jeder. Oder: „Ihr habt keine Ahnung vom Leben, werdet erst einmal Erwachsen.“ Protest führte zum Streit, zur Ungerechtigkeit, zur Demütigung. Er, unser Vater, wollte uns im Grunde genommen vor unseren eigenen Fehlern schützen und machte selbst viele Fehler. Mutter litt und duldete, verachtete ihn, er schämte sich und verachtete sich selbst.

      Beide haben uns geprägt und wir Geschwister sind uns oftmals selbst nicht grün gewesen. Jeder ging irgendwann seine eigenen Wege, wir gründeten unsere eigenen Familien und isolierten uns voneinander. In unregelmäßigen Abständen haben wir uns getroffen, niemals gemeinschaftlich, stets einzeln. Wir hatten uns kaum was zu sagen, nichts über das wir reden konnten und wollten. Nur belangloses Zeug. Keiner wollte sich dem anderen wirklich öffnen, Alkohol machte uns locker und führte regelmäßig zum Streit. Zuletzt hatten wir über Jahre keinen Kontakt. Auf der Beerdigung unserer Mutter war Kälte, keine Trauer. Weinen, da standen wir drüber. So wie über alle Gefühlsäußerungen. Als unser Vater starb, genau das Gleiche, nur noch unpersönlicher. Wir alle haben ihnen nicht verziehen, haben sie innerlich angeklagt und ihnen die Schuld gegeben, warum wir so waren, wie wir waren. Ja, wir haben es uns leicht gemacht. Nie wirklich hingeschaut. Sie verurteilt, anstatt Fragen zu stellen. Ich war der einzige, der irgendwann eine Therapie machte, über lange Zeit. Erst als ich lernte die Biographie meiner Eltern zu verstehen, begann auch mein Verstehen und mein Verständnis für uns Brüder. Doch noch immer waren Begegnungen nicht möglich. Zu einem Bruder hatte ich sporadisch losen Kontakt. Als wir ins Rentenalter kamen, wurde mal angerufen. Kurz mal belanglos geredet. Manchmal über früher. Dann kam nach und nach der Schock für mich. Erst starb mein ältester Bruder. Vorher hatte er in kurzen Abständen seine Frau und seine Tochter verloren. Nur sein Sohn lebt heute noch. Wir konnten uns nicht von ihm verabschieden. Selbst eine Trauerfeier gab es nicht. Der Grund lag in unserer Familie. Alles Dinge, die wir von Generation zu Generation vererben. Dann ein Jahr später starb mein jüngster Bruder. Auch von ihm konnten wir uns nicht verabschieden und zur Trauerfeier wurden wir nicht eingeladen. Er hatte uns als seine Familie abgeschrieben. Hatte uns vor seiner Frau verschwiegen, vielleicht aus Scham. Drei Monate später, starb mein letzter Bruder, er ist ein Jahr nach mir geboren. Ich konnte mich von ihm verabschieden, dafür bin ich meiner Schwägerin dankbar. Sie versuchte Familie zu leben, was ihr so gut es ging gelang. Sie bat mich, die Trauerfeier für meinen Bruder zu halten. Ja, ich hielt sie und im Stillen auch für meine beiden anderen Brüder. Im Sterben und im Tod fanden wir wieder zueinander. Das macht traurig, gibt mir aber auch Hoffnung für meine Familie und für meine Kinder, zu denen ich kaum Kontakt habe. Meine Frau bekräftigt mich immer wieder mit den Worten, sie werden eines Tages kommen. Ich vertraue darauf und wenn es erst geschieht im Sterben oder im Tode. Das Halten der Trauerfeier war für mich etwas Besonderes. Ja, ich bin stolz darauf, dieses für meine Brüder und auch für mich getan zu haben. Hier konnte ich ihnen ganz nah sein und aus meinem Herzen ihnen danken, dass sie meine Brüder waren. Wir hatten, wenn ich mich heute an unsere Kindheit erinnere, trotz allem, eine schöne Kindheit auf unsere Art und Weise. So, wie unsere Eltern sie uns geben konnten.

      Heute erinnere ich mich viel mehr an die schönen, lustigen Begebenheiten. Milde lässt Versöhnung zu und lässt uns alles mit anderen Augen betrachten. Milde macht das Herz weit und den Geist reich und die Seele weich, sodass Liebe und wahre Begegnung geschehen kann, hier und drüben. Die Trauerfeier wurde für mich und für alle Trauernden, die die Worte ver standen und mitfühlten, etwas Besonderes. Es war an diesem Tag strahlender, blauer Himmel, trotz niedriger Temperaturen, und ein wunderschönes, wärmendes Licht der Sonne. Langsam gingen wir in kleiner Formation hinter den Urnenträgern zum Grab. Still war es, ab und zu ein Seufzen. Ich bot meiner Schwägerin meinen Arm zum Halt, welchen sie dankbar annahm. Schweigend ging die kleine Trauergemeinschaft zur letzten Ruhestätte des Verstorbenen. An meinem Arm meine Schwägerin, ihr die Hand tröstend haltend. Ich hatte ihr das nie gesagt, sie ist meine Lieblingsschwägerin, mit ihr hatte ich mich immer gut verstanden. Am Grab sprach ich noch einige kurze Worte und ein Gebet. Dann nahmen wir Abschied von ihm, ein jeder mit letzten Worten aus dem Herzen. Ein Geheimnis, das nun jeder für sich hat, letzte, persönliche, intime Worte, schweigend in Gedanken gesprochen. Nun ließ jeder einen schwarzen Luftballon fliegen, nacheinander. Der Wind trug die Ballons schnell nach oben und brachte sie in eine kreative Formation, so als wenn ein Schwarm Zugvögel, ihre Richtung wissend, in ihre Heimat fliegt. Der Wind trug die Ballons fort und sie wurden immer kleiner, sahen wie schwarze Punkte aus, wie Sternbilder an einem nächtlichen Himmel. Sie flogen, bis sie