Fay Ellison

Experiment Ella


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Verdammt, er würde sich doch durch diese Sexdrogen nicht beeinflussen lassen, oder etwa doch? Da müsste schon etwas anderes passieren. Wenn er sie sich nackt vorstellte vielleicht, aber nur der betörende Geruch von Flieder beförderte sein Gehirn eigentlich nicht umgehend in seinen Schwanz. Ja, sie war schön. Aber eine Frau musste ihn normalerweise auf mehr als eine Art ansprechen. Jedenfalls, bevor er sich und alles andere vergaß. Ihm müsste es momentan einzig und allein darum gehen, von hier zu verschwinden. Wenn es einen Weg gab, dann fand er ihn. Und ob Ella nun in diesen Plan passte oder nicht, er würde sie nicht einfach zurücklassen. „Wir werden einen Weg hier raus finden“, flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sie langsam zurück auf die Füße stellte. Sie schwankte noch ein wenig, als er sie losließ. Und obwohl es nicht in seine Pläne passte, musste er sich eingestehen, dass sich sein Beschützerinstinkt regte. Wenn er sie jetzt damit überfuhr, in einem Zimmer untergebracht werden zu wollen, könnte sie auf eine von zwei Arten reagieren: Entweder sie wurde zickig, weil sie ihn für einen schwanzgesteuerten Macho hielt, der an nichts anderes dachte, als es ihr ordentlich zu besorgen. Oder sie hatte sich darüber selbst schon den Kopf zerbrochen und wusste, dass sie nur so eine Chance hatten, einen Plan auszuhecken. Sauers Hüsteln riet ihm, eine Entscheidung zu treffen. Fest sah er Ella in die Augen.

      „Sie haben recht. Wenn Ella nichts dagegen einzuwenden hat, könnten wir schon heute unser gemeinsames Schlafquartier beziehen.“

      Das wilde Funkeln in ihren Augen war ihm nicht entgangen. Entweder brach gleich eine Tirade los oder sie spielte sein Spielchen mit. Gebe Gott, dass sie wirklich einen so klugen Kopf hatte, wie Sauer immer wieder beteuerte. Er sah, wie sie schluckte und ihn fixierte. Dann nickte sie, straffte die Schultern und sagte: „Ich kann es kaum erwarten.“

      Wow, eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, aber das machte die ganze Sache um einiges leichter. Er legte den Arm um ihre Taille und spürte im gleichen Augenblick, wie sie sich versteifte. Okay, vielleicht war das jetzt etwas dreist von ihm, aber letztendlich kam es nur darauf an, dass Sauer getäuscht wurde. Und so, wie er dessen geifernden Blick interpretierte, hatte er den Köder geschluckt.

      „Gut, ich will dem jungen Glück nicht im Wege stehen. Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass ihr es nicht einmal ein paar Tage abwarten könnt.“ Sauer machte eine einladende Handbewegung in Richtung Aufzug.

      Dem kleinen Scheißer würde er früher oder später einen Strich durch die Rechnung machen. Ja, er hatte einen Menschen mit besonderen Gaben in die Welt gesetzt, aber machte nun den Fehler, seine Schöpfungen zu unterschätzen. Eigentlich hätte er ihm mehr Grips zugetraut. Wenn man so etwas wie das hier durchzieht, müsste man auf alles gefasst sein. John würde ihm die Hölle auf Erden bereiten und entweder persönlich Sauers kleine vertrocknete Nüsse den Eichhörnchen zum Fraß vorwerfen oder jemand anderen damit beauftragen. John war in der Stimmung, ihn gleich hier an den Eiern zu packen, wusste aber, dass er diese Aktion vertagen musste. Er nahm den Arm von Ellas Rücken und reichte ihr die Hand. Sie war kalt und zitterte leicht. Nur wenige Minuten trennten sie von ihrem Ziel und auch ihm war mulmig zu Mute. Was, wenn er sich doch nicht so im Griff hatte wie er es sich immer einzureden versuchte? Was, wenn Sexdrogen ihn wirklich zu einem vor Geilheit sabbernden Macho mutieren ließen? Allein der Gedanke, dass er heute Nacht nur wenige Zentimeter von ihr entfernt lag, machte ihn unruhig. Allerdings mussten sie Sauer ein glaubhaftes Schauspiel liefern. Irgendwie brauchte er jetzt eine Dusche, um den Kopf frei zu bekommen. Das war sowieso die einzige Möglichkeit, die sie hatten, um ungestört zu reden. Er spekulierte darauf, dass Sauer alles verwanzt und mit Kameras bestückt hatte. Seine Augen und Ohren wären allgegenwärtig. Es war eine Herausforderung, aber so etwas war eine willkommene Abwechslung zu dem eintönigen Wandangestarre der vergangenen Tage. Denn nach jeder Gegenwehr hatte man ihm Vergünstigungen wie Bücher, Fernsehen und Radio gestrichen. Am Ende lag er in einem kleinen Raum mit einem Klo und einer harten Pritsche. Vermutlich hatte eine Zelle der hiesigen Polizei dafür die Vorlage geliefert. Es fehlte nur noch die Klappe, unter der sie das Essen durchschoben. Alles war besser als dorthin zurückzukehren. Da wurde man nach kürzester Zeit bekloppt und begann Selbstgespräche. Eine Gänsehaut überzog seinen Rücken. Dann doch lieber mit einer heißen Frau das Bett teilen. Die süße Folter wollte er gern auf sich nehmen.

      Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und er zusammenzuckte, stellte er fest, dass sie allein waren. Sie drehte sich zu ihm um, doch bevor sie auch nur einen Satz sagen konnte, verschloss er ihr den Mund mit einem Kuss. Dieser hatte jedoch nichts Leidenschaftliches und diente einzig und allein dem Zweck, dass sie nichts Falsches sagen konnte. Kurz sah er sich um und sondierte die Lage. Das Bad musste sich hinter der nächsten Tür befinden. Er drängte sie in diese Richtung und hielt sie dabei so eng umschlungen, dass sie keine Wahl hatte, als sich weiter von ihm küssen zu lassen. Er wusste, wenn er sie freigab, konnte er sich warm anziehen. Sie versuchte sich aus seinem festen Griff zu entwinden, aber das konnte er auf keinen Fall riskieren.

      Aua, das kleine Biest biss ihm in die Lippe. Kurz darauf schmeckte John das Blut auf seiner Zunge. Da war endlich die ersehnte Duschkabine. In voller Montur schob er sie darunter und mit einer schnellen Bewegung setzte er das Wasser in Gang. Anschließend ließ er ihre Handgelenke los und gab ihren Mund frei.

      „Spinnst du?“ Sie schnappte nach Luft.

      Er hielt den Zeigefinger vor den Mund und sah kurz zur Decke, an der ein weiteres Kameraauge zu sehen war. Er hoffte, dass es schnell vom Kondenswasser beschlug und unscharfe Bilder lieferte, verlassen wollte er sich aber nicht darauf. Vorsichtig näherte er sich Ella erneut, legte seinen Kopf dicht neben ihren Hals und tat so, als würde er sie küssen. „Bevor du mir den Kopf abreißt, dieser Ort ist der einzige, der uns die Möglichkeit zum Reden bietet.“ Er griff um sie herum und öffnete ihren Reißverschluss. „Wir müssen eine glaubwürdige Show liefern, sonst trennen sie uns und eine gemeinsame Flucht wird aussichtslos. Nicke, wenn du einverstanden bist.“

      Langsam neigte sie den Kopf vor und zurück, blieb aber steif und kam ihm nicht entgegen. Vermutlich hatte sie Angst, er könnte sie wirklich in der Dusche vögeln. Irgendwie machte ihn das wütend. „Verdammt, könntest du so tun, als würdest du mitmachen?“, zischte er.

      „Tschuldigung, dass ich mich nicht gleich von dir vernaschen lasse“, entgegnete sie, legte ihre Arme um seinen Oberkörper und zog das Hemd aus seiner Hose.

      Ging doch. Okay, it‘s Showtime. Er streifte ihr die Träger von den Armen. Die Locken lösten sich aus ihrer Hochsteckfrisur und er zog nach und nach die Spangen aus ihrem Haar, bis sich ein Schleier über ihren Rücken ausbreitete. Sie hatte Mühe, ihm das Hemd über den Kopf zu zerren, weil sie die Knöpfe der Manschetten nicht geöffnet hatte. Nun war er gefangen. Er riss an den Ärmeln, bis der nasse Stoff nachgab und außerhalb der Duschwanne landete. Als ihre Zähne sich in seinen Hals gruben, zuckte er zusammen.

      „Hey, bist du ein Vampir?“ War sie sauer auf ihn? So sehr er sich dagegen wappnete, sie machte ihn scharf wie Peperoni. Als dann auch noch ihre Fingernägel über seinen Rücken kratzten, war er kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ihr Spaß machte, ihn zu foltern. Vermutlich war das die Revanche für den Kuss und die unfreiwillige Dusche. Je mehr er sich einredete, gegen derartige Berührungen gefeit zu sein, umso wackliger wurde seine Selbstbeherrschung. Spätestens, wenn sie die Knöpfe seiner Hose öffnete, wüsste sie, dass es ihn nicht kalt ließ. Er stellte den Brausekopf so ein, dass sie beide nicht mehr zu ertrinken drohten. Als sie ihren Mund an sein Ohr legte, musste er die Luft anhalten.

      „Ich hoffe, du bist zufrieden mit diesem Theaterstück. Und denk gar nicht daran, deinen … also, behalt ihn bei dir, sonst kann ich nicht garantieren, dass er anschließend noch funktionstüchtig ist. Ist das klar?“

      Er nickte. „Keine Angst, ich kann mich zusammenreißen.“

      „Also, wie ist dein Plan? Und helfe dir Gott, wenn du keinen hast.“

      In diesem Moment rutschte das Kleid bis zu den Knöcheln und gab einen ungehinderten Blick auf ihren Körper frei. Gerade eben hatte er einen Gedanken, der Sauer gut ins Konzept passen würde. Er musste grinsen und schlucken, denn das, was er da zu sehen bekam, war heiß und brachte sein Kopfkino auf Hochtouren. Die Bilder überschlugen sich förmlich und ließen ihn stöhnen. Am liebsten wäre er sofort aus