Vorwort
Wilhelm Rudnigger war ein Sprachkünstler. Als solcher ruft er sich – auch – über drei Jahrzehnte nach seinem Tod – immer wieder in Erinnerung. Seine Mundartgedichte sind zeitgemäß und werden es auch bleiben, solange man Dialekt spricht. Für mich ist er wahrer Meister im Erzählen von Geschichten, die er – oftmals als bekannte Witze aufgeschnappt – in unverwechselbare Reimformen gegossen hat, um sie so für die Nachwelt aufzubewahren.
Der augenzwinkernde Schelm wechselt sich mit dem „Erdenker“ von Wortspielen ab, der diese Spiele manchmal gekonnt skurril betreibt – dahinter liegt immer reife Weisheit.
Hinter der Person Wilhelm Rudnigger verbirgt sich ein genialer Beobachter, der sein Ohr stets ganz nahe an den Menschen hatte, der ihre alltäglichen Gespräche und Erzählungen in sich aufnahm, um sie ihnen später wieder zurückzugeben. Über dieses besondere Geschenk dürfen wir uns auch heute noch freuen. Und weil es in seinen Geschichten immer „menschelt“, werden sie unvergessen bleiben.
Selbst in nur vier gereimten Zeilen gelang es ihm, eine vollständige Geschichte zu erzählen, die klare Wahrheit mit Witz zu verbinden vermag („Ohne Wiederkehr“). Das klingt so einfach und ist so schwer. Die legendären „Blumengebete“ einerseits, humorvolle Kurzszenen, Mundartgedichte oder Paradoxa andererseits lassen es nicht zu, dass man Wilhelm Rudnigger in eine Schublade stecken kann, zu vielseitig war sein Schaffen.
Es ist tröstlich, dass ein so begnadeter Künstler seine Begabung niederschrieb – durch diesen Sammelband weilt er weiter in unserer Mitte …
Oskar (Ossi) Huber
Orthographie
Da Brucknputzpepe, a anfacher Bursch,
der sagt zu sein Freund, dem Schlapfnschupfschursch:
„Du, Schurschl, paß auf! I hab a Idee!
In da Freizeit, da langweiln mir bade uns eh –
mir bestelln uns a Gwehr, mir wern nit lang wartn,
und schiaßn dann Scheibm bei uns zhaus im Gartn!“
„A prima Idee!“ sagt da Schursch zu sein Freund –
worauf sie schon bade beim Briafschreibn seind.
„Wir bestellen hiermit zum Sport ein Gewehr …“
Da Pepe halt inne und denkt hin und her.
„Gewehr …? Du, schreibt ma´s, du waßt es ja eh –
mit an reinen E oder mit Umlaut-Ä?“
Da Schursch sagt: „Mit Umlaut! Hurch nur: Gewärr!“
Da Pepe sinniert und übalegt sich´s ganz schwer,
dann sagt er: „Das Umlaut, i laß es doch bleibm!
I man, i wer´s liaba mit reinem E schreibm!“
Da Schursch aber kämpft (fast wia mit´n Messer):
„Na! Umlaut-Ä schreib; werst sehgn, das is besser!“
Und so streitn de zwa wegn dem Wörtlan „Gewehr“
zwa volle Stundn lang hin und her.
Drauf mant da Seppl, nach de zwa Stundn:
„I hab hiatz a bessare Lösung gfunden!
Anstatt dem, Gewehr’, da schreib i, Flinte’!“
Schon taucht er sei Feder hinein in die Tinte
und sagt: „Waßt, ,Flinte’, das waß i genau,
schreibt ma garantiert mit an Vogl-Vau!“
Länge und Höhe
Da Brucknputzpepe lahnt a Later zan Haus
und packt aus an Packtlan a Maßbandle aus.
Ganz untn bei der Later, da heftet der Mann
den Maßbandlanfang mit an Reißnagl an.
Dann steigt er von Sprossn zu Sprossn empor –
an Reißnagl, an zweitn, holt er oben hervor
und heftet das Maßband aufn Laterspitz an …
Da Schlapfnschupfschurschl kummt hiatz grad heran
und sagt dann zum Pepe: „Was machst denn da, Sepp?“ –
„Die Later miß i ab, das siehgst doch, du Tepp!“
„Klar siehg i´s! Aber, waßt du, du machst das extrem!
Leg die Later aufn Bodn, dann geht´s Messn bequem!“
Da Brucknputzpepe denkt kurz amol nach,
dann sagt er zum Schurschl: „Geh, mach mi nit schwach!
Leg i die Later aufn Bodn, hab i di Länge wohl gwiß,
aber i möcht ja wissen, wia hoch daß sie is!“
Kane Leut
Da Brucknputzpepe war a Wal bei der Post
und hat durt die Freudn und Leidn auskost …
Auf