Katharina Ziegelbauer

Mit Yin und Yang im Wechsel


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das Frauen ab 40 unterstützen, inspirieren und vernetzen möchte.

       Wie kam es zur Gründung von »Lemondays«?

      Als mir mit Anfang vierzig von meiner Gynäkologin verkündet wurde, dass ich mitten im Klimakterium stecke, war ich geschockt. Ich hatte noch nicht damit gerechnet und kannte mich mit dem Thema nicht aus. Also suchte ich im Netz nach Antworten. Was ich fand, schockierte mich noch mehr, als dass es mir half. Also begann ich selbst über die Wechseljahre zu schreiben: Meine Gedanken und Gefühle und all das, was ich inzwischen über diese Phase gelernt hatte.

       Schlafstörungen, Blasenschwäche, schlechte Laune – unter einigen typischen Beschwerden haben Sie selbst gelitten. Welche natürlichen Methoden haben geholfen?

      Drei Dinge haben mir sehr geholfen: das Wissen um die natürlichen Vorgänge in meinem Körper, die eigene Einstellung zu meinem Körper in diesem großen hormonellen Umbruch sowie die Reflexion meiner Essgewohnheiten.

       Haben Sie bestimmte Gewohnheiten geändert oder Nahrungsmittel weggelassen, um Beschwerden positiv zu beeinflussen?

      Ernährung kann fast alle klimakterischen Erscheinungen beeinflussen. Da ich selbst Ernährungsberaterin bin, stehen meine Essgewohnheiten stets auf dem Prüfstand. Je besser ich meinen Körper versorge, um so besser kann er hormonelle Schwankungen ausgleichen. Zucker und Weißmehl wirken bei mir kontraproduktiv: Sie verstärken Beschwerden, habe ich festgestellt. Je »cleaner« mein Essen ist, desto besser tut es meinem Körper.

       Was sind denn die häufigsten Fragen der »Lemonistas«?

      Die meisten Frauen finden zu uns, wenn sie am Anfang des Wechsels stehen. Da ist die Verunsicherung oft groß, was wohl alles auf sie zukommt. Sie wollen verstehen, was passiert, aber auch bestätigt haben, dass diese Veränderungen normal sind, dass also – in den allermeisten Fällen – kein Grund zur Sorge besteht. Und natürlich sind unsere Leserinnen dankbar für alltagstaugliche Tipps zur Linderung der Beschwerden.

       Wie denken Sie über den Zusammenhang zwischen der Rolle der alternden Frau in unserer Gesellschaft und den Wechseljahrbeschwerden?

      Älterwerden macht vielen Menschen Angst. Wohl deshalb, weil in unserer Gesellschaft alte Menschen scheinbar immer weniger respektiert werden. Die Wechseljahre sind ein großer Einschnitt: Viele Frauen werden sich erstmals der Endlichkeit des Lebens bewusst. Früher blieben Frauen nach der Menopause nicht mehr viele Lebensjahre. Dieses Bild existiert noch in vielen Köpfen – obwohl wir heute fast in der Mitte des Lebens durch die Wechseljahre gehen! Ich denke, das hat einen großen Einfluss auf die Beschwerden. Wie bei vielen Krankheiten, kann aber eine positive Einstellung den Körper hier unterstützen.

       Haben Sie Nahrungsergänzungsmittel ausprobiert, und wenn ja: Welche haben geholfen?

      Ich lasse mein Blut regelmäßig auf Vitamin- und Mineralstoffgehalt testen. Bei einem schweren Mangel nehme ich Ergänzungspräparate wie Eisen oder Magnesium. Allerdings nur so lange, bis der Mangel behoben ist. Man kann einen grundsätzlich gesunden Körper über die Nahrung ausreichend versorgen, daher bin ich gegen die vorbeugende Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.

       Was beeinflusst den Verlauf der Wechseljahre am ungünstigsten?

      Stress hat eine enorme Auswirkung: Wenn der Körper ständig mentale und körperliche Anspannung ausbalanciert, hat er wenig Kraftreserven, um die natürliche Hormonumstellung zu bewältigen. Deshalb tut es sicher gut, einen Gang zurückzuschalten. Viele Leserinnen berichten auch, dass sie besser schlafen und weniger Hitzewallungen haben, wenn sie sich vegetarisch oder vegan ernähren. – Allerdings nicht »irgendwie«, sondern auf der Grundlage von frischem Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten. Bei mir haben Zucker und Weißmehlprodukte die Beschwerden verstärkt. Ebenso Alkohol und Nikotin.

       2.

      Was passiert mit meinem Körper?

      Wir haben »mit den Hormonen zu tun« und erleben einen »zweiten Frühling«: So unterschiedlich blicken West und Ost auf die Wechseljahre.

      In der Schulmedizin werden die Veränderungen in den Wechseljahren (»Klimakterium«) auf die Veränderungen des Hormonhaushalts zurückgeführt: Östrogen und Progesteron nehmen ab, woraus alle möglichen Beschwerden entstehen können.

      Diese Veränderungen des weiblichen Hormonspiegels sind aber nicht als linearer Prozess zu verstehen. Sie gleichen vielmehr einer Achterbahnfahrt, die bei jeder Frau unterschiedlich verläuft. Die ersten Anzeichen sind meistens Unregelmäßigkeiten der Menstruation sowie Veränderungen der Blutungsstärke selbst; zusätzlich kommt es auch noch zu Brustspannungen und Stimmungsschwankungen.

      Die Hormonveränderungen beginnen bei den meisten Frauen Mitte der 40 und führen um den 52. Geburtstag herum zum endgültigen Ausbleiben der Monatsblutung. Dieser Zeitpunkt heißt Menopause; die Jahre davor werden als Prämenopause bezeichnet.

      Die Jahre nach der Menopause nennt man Postmenopause. In dieser Zeit wird für viele Frauen auch Osteoporose zu einem Thema. Denn durch das Sinken des Östrogenspiegels nimmt auch die Knochendichte ab.

      Interessanterweise haben Frauen im asiatischen Raum kaum Probleme in den Wechseljahren. Wenn es wirklich so wäre, dass allein die Hormone an den Beschwerden schuld sind – wie ist das bei den Asiatinnen? Die Erklärung der Beschwerden durch den gesunkenen Hormonspiegel wäre dann nicht nachvollziehbar. Es müssen also andere Faktoren eine Rolle spielen: Ernährung, Lebensstil – sowie die Rolle, die dem Alter von der jeweiligen Gesellschaft beigemessen wird.

      Feststellen lässt sich der Zeitpunkt der Menopause erst im Nachhinein: wenn ein ganzes Jahr lang keine Blutung aufgetreten ist.

      Genau darum soll es in diesem Buch gehen: Wie müssen wir unsere Ernährung und unseren Lebensstil ändern, damit wir die Jahre ab Mitte 40 genießen und dabei unser volles Potenzial ausschöpfen können? Und wie können wir an unserer Einstellung arbeiten, an unseren Glaubenssätzen und Vorstellungen, die wir über das Alter haben? Das erscheint mir ein weitaus sinnvollerer Weg zu sein, als eine Hormonersatztherapie zu machen.

      In China bringt man dem Alter sehr viel mehr Achtung entgegen, es gilt als erstrebenswerte und schöne Zeit im Leben.

      Außerdem unterstützt ein solcher Weg die Eigenverantwortung und damit das Gefühl, für das eigene Wohlbefinden selbst etwas tun zu können. Das wiederum stärkt das Selbstwertgefühl und die allgemeine Zufriedenheit. Dennoch ist mir wichtig zu betonen, dass bei sehr starken Beschwerden auch eine Hormontherapie empfehlenswert sein kann. In so einem Fall informieren Sie sich bitte umfassend, bevor Sie Ihre Entscheidung treffen.

       Alex Broll im Interview: Als Heilpraktikerin und Health Coach informiert sie auf alexbroll.com u. a. zum Thema Hormone.

       Was spricht gegen die konventionelle Hormonersatztherapie?

      Da die Schulmedizin Frauen nach den Wechseljahren als »Hormonmangelwesen« betrachtet, werden hormonähnlich wirkende synthetische Arzneistoffe oder hoch dosierte bioidentische Hormone eingesetzt. Weil diese aber nicht der physiologischen