Jahren und der Ernennung von James Weatherby als Sekretär, wurden Kontrolle, Disziplin und Entwicklung des Rennsports eingeleitet. Bis jedoch so hervorragende Rennsport-Administratoren wie Charles Bunbury, der den Anfang machte, Lord George Bentinck, der ihm folgte, und der famose Admiral Rous, der mit 13 zur Marine ging, 1820 in den Jockey Club gewählt wurde und diesem ab 1836 als Steward und Handicapper diente, für „Ordnung“ gesorgt hatten, sollte es noch fast ein Jahrhundert dauern. Henry John Rous (1795 – 1877), dessen Vater, der Earl of Stradbroke, ein kleines Gestüt in Suffolk besaß und 1815 mit Tigris die 2000 Guineas gewann, war dabei die Schlüsselfigur. Der Galopprennsport war sein Leben, das er ab 1836 ganz in dessen Dienst stellte. Und während seiner Zeit als Steward des Jockey Clubs war Rous der dominierende Mann in diesem Sport. 1850 veröffentlichte er „The laws and practice of horseracing“, und ein Jahr später die „Altersgewichts-Skala“. Diese setzt den altersbedingten Entwicklungsstand der Pferde mit den jeweils zu absolvierenden Renndistanzen in Beziehung, gilt im Wesentlichen auch noch heute und findet ihren Niederschlag im Deutschen Generalausgleich ebenfalls wieder. Er war die führende Autorität in administrativen Fragen des Galopprennsports, führte wichtige Reformen durch und gilt als der letzte und größte „Diktator“ des britischen Galopprennsports. Sein Wort galt 25 Jahre lang als Gesetz. Er war gewissermaßen das Bindeglied zwischen den „rauen Zuständen“, die Anfang des 19. Jahrhunderts herrschten, und dem bestens organisierten Sport von heute. Zu seinem 25-jährigen Jubiläum ehrten ihn seine Freunde u. a. auch mit einem 128 cm großen Leuchter, auf dessen Spitze Rous in Admiralsuniform thront. Während die Säule von vier griechischen Göttinnen umgeben wird, die Gerechtigkeit, Weißheit, Courage und Navigation verkörpern, wird die viereckige Plattform von sechs Pferd und zwei Fohlen geziert. Diese Trophäe, die neun Lichtern Platz bietet und das Leben dieses Mannes widerspiegelt, ist ein Meisterwerk der Silberschmiedekunst und im Horseracing Museum zu Newmarket als Leihgabe des Jockey Clubs ausgestellt.
Im Laufe der Zeit veränderten sich auch die Aufgaben des Jockey Clubs, dessen Mitglieder traditionell aristokratischer Abstammung waren, um den Sport zu modernisieren. 1993 übernahm der BHB (British Horseracing Board) vom Jockey Club für einige Jahre die Aufgaben, die mit der Organisation und Promotion des Sports zu tun hatten, um dessen kommerzielle Stellung zu stärken, während die „Autorität“ beim Jockey Club verblieb. 2007 erfolgte dann die letzte Umstrukturierung, wobei die neue Organisation BHA (British Horseracing Authority) den Galopprennsport leitet, reguliert und überwacht, sodass der Jockey Club formal seine Verbindung als „regulierendes“ Organ beendete. Zu Ihm gehören heute 15 Galopprennbahnen, darunter Aintree, Cheltenham, Epsom, Haydock Park, Kempton Park, Newmarket July Course und die Rowley Mile, Sandonwn Park und sieben weitere, etwas „kleinere“ Bahnen. Auch das National Gestüt und etwa 5.000 Acker Trainingsgelände in Newmarket und Lambourn gilt es zu managen.
Rous Candelabrum (Foto: reproduced by permission of the Jockey Club UK)
Ab 1727 gab es neben den silbernen Ehrenpreisen auch Geldpreise, und zu den Rennen wurden immer mehr die jüngeren Pferde zugelassen. Damit wurden auch gleichzeitig die Deckhengste bekannter, sodass Züchter davon ebenfalls profitierten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann auch die Etablierung der „Classics“, um die Dreijährigen auf Herz und Nieren zu prüfen. Bis dahin lief diese Altersgruppe nur selten, weil sich die Rennen größtenteils an sechsjährige und ältere Pferde richteten, und über weite Distanzen führten. Gleichzeitig waren auch „Stechen“ geläufig, um einen Sieger zu ermitteln, sodass dieser beim gleichen Meeting durchaus viermal antreten musste.
In England kamen somit einige Dinge zusammen, die Grundlage für die Rasse Vollblut legten: Ein einheimischer Stutenbestand, der sich bereits auf einer gewissen „veredelten“ Ebene befand, die Vererbungskraft einzelner orientalischer Hengste, und die Zucht nach Leistung. Der Zielpfosten auf der Rennbahn entscheidet über Sieg oder Niederlage, und damit für stetige Auslese. Und das Rennsystem, Stein auf Stein aufgebaut, stetig verbessert und schließlich ausgefeilt, sorgte mit seiner Naturtreue für eine korrekte Aufgabenstellung, um den Stand der Zucht über alle Jahrgänge und Distanzen zu prüfen und den Vollblüter seinem Ideal näherzubringen. Natürlich ist die „administrative Seite“ die eine, die züchterischen Vorgänge die andere. Und diese sind wesentlich komplizierter, denn bei der Vererbung folgt die Natur nach wie vor ihren eigenen Geheimnissen.
Die Administratoren fuhren jedoch fort: 1709 hatte der Rennkalender seine Premiere, der jedes Rennen mit allen Einzelheiten und den gezeigten Leistungen der beteiligten Pferde im Detail festhielt. 1773 startete auch das erste Generelle Gestütsbuch mit seinen Nachweisen, das 1793 – mit etwa 100 Stuten und 100 Hengsten – erstmals herausgegeben wurde. Damit bekam die Zucht ein System für die Auslese in die Hand und konnte zunächst erst die Leistung und das Pedigree betrachten, und danach, wie bisher auch, das Pferd selbst.
Als erstes der „Klassiks“ entstanden 1776 die ST. LEDGER STAKES, in denen dreijährige Hengste und Stuten über zwei Meilen zu Doncaster an den Start gingen. Unter seinem heutigen Namen lief das Rennen aber erst zwei Jahre später, nachdem der Mitbegründer Lord Rockingham – seine Stute Alabaculia wurde 1976 die erste Siegerin des neuen Rennens – vorgeschlagen hatte, diese Prüfung nach einem anderen Enthusiasten der ersten Stunde, Colonel Anthony St. Ledger, zu benennen. 1816 erhielt das St. Ledger seine letzte Korrektur, die Verkürzung auf 2.800 Meter. Ab 1779 wurde ausgetragen, was Edward Smith Stanley, der 12. Earl of Derby, und seine Freunde in dessen Landhaus „Oaks“ beschlossen hatten: Ein Rennen für dreijährige Stuten über 2.400 Meter, das nach dem Haus des Lords benannt wurde, THE OAKS. Die erste Siegerin hieß Bridget und trug die Farben des Earls. Danach wurde ein weiteres Rennen über 1.600 Meter kreiert, in dem dreijährige Hengste und Stuten startberechtigt waren, und das 1784 auf 2.400 Meter verlängert wurde. Als es um den Namen ging, sollen Sir Charles Bunbury und Lord Derby eine Münze geworfen haben, wobei Sir Charles verlor, doch war es sein Florizel-Sohn Diomed, der 1780 das erste DERBY gewann und dafür die „Einsatzgelder“ von 1.065 Guineas und 15 Schillings kassierte. Die beiden übrigen klassischen Rennen für die Dreijährigen folgten erst 1809 und 1814, und beide wurden und werden über die Rowley Mile zu Newmarket gelaufen. Den Anfang machten die 2000 Guineas Stakes für Hengste und Stuten 1809, während die 1000 GUINEAS Stakes den Stuten vorbehalten waren und fünf Jahre später folgten. Ihre Namensgebung war einfach, sie entsprach der damaligen Höhe der Dotierungen.
Das wichtigste von allen Rennen ist nach wie vor das Derby, auch wenn es heute von vielen internationalen Rennen in der Preishöhe übertroffen wird, denn es ist der eigentliche Höhepunkt in der Laufbahn eines Rennpferdes. Ein Derbysieger ist ein Derbysieger, und wenn er zu Epsom vor den Toren Londons gewonnen hat, dann ist er ein ganz besonderes Pferd. Oft wird das Derby auch als „das Blaue Band des Turfs“ bezeichnet. Diese Bezeichnung geht auf eine Diskussion von Lord George Bentink mit einem seiner Gesprächspartner zurück, bei dem Bentink den Wert des Derbys erklärte. Damals hat er, so die Überlieferung, den Wert des Rennens mit dem höchsten Orden Englands, dem Hosenbandorden, verglichen, und dessen Farbe ist blau. Und inzwischen bedient sich auch der Fußball längst mit dem Namen des englischen Lords immer dann, wenn zwei Erzrivalen oder Spitzenmannschaften aufeinander treffen. Dass, wäre die Münze damals bei der Namensgebung auf die andere Seite gefallen, ein Fußball-Derby heute ebenfalls ein „Bunburry“ wäre, werden die Fußballbosse ebenso wenig wissen, wie sie das Wort „Derby“ erklären können …
Etwas ganz anderes als die klassischen Rennen sind die bereits 1791 eingeführten Handicaps, die sich von jenem züchterisch idealen Prinzip zwar absolut entfernten, jedoch aus wirtschaftlicher Notwendigkeit eingeführt werden mussten. In Handicaps – eines der bekanntesten ist der mit mehreren Millionen dotierte Melbourne Cup über 3.200 Meter – werden die schlechteren Pferde durch leichtere Reitergewichte begünstigt, damit sie die gleichen Chancen erhalten wie die besseren. Und wenn der Handicapper eine perfekte Arbeit abliefert, dann müssten alle Starter eines solchen Rennens im „toten“ Rennen einkommen, also alle Sieger sein. Aber der Erfolg in einem Rennen hängt eben nicht nur von dem zu tragendem Gewicht ab, sondern auch von der Reitweise, der Tagesform, der eventuellen Verbesserung eines jüngeren Pferdes von Rennen zu Rennen, den Bodenverhältnissen, des Rennverlaufs und ähnlichen Faktoren, die stets mit von der Partie sind. Für den Wetter