hervorbrachte. Die Clayborne Farm der Hankock-Familie galt nach wie vor zu den wichtigsten Zuchtstätten Amerikas, während E. P. Taylors kanadischer Windfields Farm, die heute nicht mehr existiert, der Jahrhundertbeschäler Northern Dancer zu danken war.
Auch William Woodward, lange Jahre Chairman beim Amerikanischen Jockey Club, war mit der Claiborne Farm verbunden, denn er besaß kein eigenes Land und stationierte seine Stuten zu Claiborne. Dort zog er 1927 den Triple Crown-Sieger Gallant Fox, und von diesem 1932 Omaha, der „die Dreifache“ ebenfalls gewann.
Für Greentree waren drei verschiedene Besitzer verantwortlich. Den Anfang machte 1920 Mrs. Payne Whitney, deren Twenty Grand 1931 für sie das erste Kentucky-Derby gewann, und sich anschließend auch die Belmont Stakes sicherte. Das gleiche Doppel gelang 1942 auch dem Equipoise-Hengst Shut Out, der die Farben von Helen Hay Whitney trug.
Vater-Sohn Kombination: Omaha gewann die Dreifache Krone Amerikas 1935, sein Vater Gallant Fox 1930 (Foto: Courtesy of Keeneland Library)
Im dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begannen so hochkarätige Namen wie Marcel Boussac, der Aga Khan oder Lord Derby zu dominieren, während in Amerika die gegen Ende des Jahrhunderts zusammengebrochene Calumet Farm das Nonplusultra war, und auch die Phippses erfolgreich agierten. Die Calumet Farm, die William Monroe Wright als Trabergestüt ins Leben rief und sein Sohn Warren zu einem übermächtigen Vollblutimperium formte, ging durch betrügerische Aktivitäten bankrott. Auf dem Land entstand ein neues Gestüt, das den gleichen Namen benutzt, einer Investment-Gesellschaft gehört und an einen Betreiber verpachtet wurde, dessen Pferde jedoch in anderen Farben als den ursprünglichen laufen. Auch die Zucht von Marcel Boussac, dessen Farben 13 Derbysieger trugen (einer davon zu Epsom), und der sechsmal den Prix de l’Arc de Triomphe gewann, ist nicht mehr existent. Sein riesiges Textilimperium geriet in jenen Jahren in finanzielle Schwierigkeiten, und die Insolvenz war nicht mehr aufzuhalten. Von ihm gezogene Pferde wie Pharis, Tourbillon, Djebel oder Corrida – gewaltige Meilensteine in der Geschichte der französischen Zucht – werden sein Andenken jedoch für immer bewahren, und das Blut aus seiner Herde pulsiert heute in der Zucht des Aga Khan ebenfalls weiter.
Die Geschichte der Earls of Derby und des Stanley House Studs der Familie ist eine lange und begann mit dem 5. Earl of Derby, der dem Sport bereits im 16. Jahrhundert verbunden war. Edward Stanley, 1962 geboren und der 19. Earl of Derby, unterhält nur noch eine kleine Zucht, doch sorgte die 2001 geborene Klassestute Ouija Board (Cape Cross) als Dreibis Fünfjährige im Rennstall mit mehr als sechs Millionen US Dollar Gewinnsumme für Furore. 2011 fohlte sie den Galileo-Sohn Australia, der als Jährling bei Tattersalls im Oktober für 525.000 Guineas in den Besitz des irischen Coolmore Studs wechselte, und als Dreijähriger die Derbys zu England und Irland gewann, als auch rund 2,6 Millionen Euro, ehe er 2015 als Stallion in Irland aufgestellt wurde.
Die Rennsportgeschichte der Aga Khan-Familie startete im 19. Jahrhundert in Indien, während die Grundlage für die heutige Zucht durch die Ankäufe gelegt wurde, die Sultan Aga Khan III in den 1920er Jahren in England tätigte. Die von Persien nach Indien gekommene Familie hatte bereits seit 1820 in Indien prominente Rennställe, als auch bestes arabisches Blut in deren Boxen. Rennen wurden dort bereits im 18. Jahrhundert gelaufen, und als erster offizieller Nachweis gilt ein Meeting zu Madras aus dem Jahr 1795. Mitte des 19. Jahrhunderts, als die neue Rennbahn Byculia 1856 zu Bombay eröffnet wurde, war auch der Aga Khan I bereits mit 16 Pferden dabei und gewann ein Jahr später mit Shah Rukh zu Mysore den wichtigen Rahjah’s Cup. Als der amtierende Aga Khan 1881 starb, erbte sein ältester Sohn Aqa Ali Shah als Aga Khan II den Titel, doch beendete eine Lungenentzündung dessen Leben schon vier Jahre später. Damit wurde der damals achtjährige Enkel zum Titelaspiranten als Aga Khan III, dessen 1911 geborener Sohn Prinz Aly Khan, 1958 bis 1960 pakistanischer Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, ebenfalls schöne Rennerfolge erzielte. Der Prinz, der 1949 die amerikanische Schauspielerin Rita Hayworth geheiratet hatte, und dessen ältester Sohn, Karim al-Husseini als Aga Khan IV der heutige religiöse Führer von etwa 20 Millionen ismailitischen Nizariten in 25 Ländern ist, kam bereits 1960 bei einem tödlichen Autounfall ums Leben.
Zucht und Rennstall des jüngsten Nachfolgers, H. H. Aga Khan IV, sind längst ein weltweiter Begriff. Für ihn gewann Zarkava (2005; Zamindar), in sieben Rennen – fünf davon auf höchstem Gruppenparkett – ungeschlagen, den Prix de l’Arc de Triomphe 2008. Ein Jahr später dominierten die Vertreter dieser Zucht an den beiden „Arc-Meetingstagen“ in sieben Gruppenrennen, von denen fünf den Status „Eins“ trugen. Nur der Arc-Sieger selbst, Sea The Stars, gehörte nicht dem Aga Khan, doch hielt er anschließend auf seinem irischen Gestüt als Beschäler Einzug. Bis 2016 trug auch der Epsom Derby-Sieger fünfmal die berühmten grün-roten Farben für den Aga Khan IV ins Ziel. Einmal mehr war er in dieser Zeit auch im Irish Derby erfolgreich, und im Prix du Jockey Club, dem Französischen Derby, standen bis dahin sechs Erfolge zu Buche. In England legte der von Michael Stoute in Newmarket trainierte Great Nephew-Sohn Shergar 1981 bei seinem Derbysieg einen Zehn-Längen-Rekord hin, gewann auch das irische Pendant, wurde als Deckhengst für zehn Millionen Pfund syndikatisiert und, im Februar 1983, in Irland aus dem Gestüt gekidnapt. Seither fehlt von ihm jede Spur. Für die hypologische Nachfolge in der Familie ist auch schon gesorgt, denn der Tochter, H. H. Prinzessin Zahra Aga Khan, wird nachgesagt, dass sie längst außergewöhnlich gute Vollblutkenntnisse besitzt.
Etwas später als der Großvater dieses religiösen Führers, des Aga Khan III, stiegen die Geschwister Mrs. Henry Carnegie Phipps und deren Bruder Ogden Mills in den Rennsport ein, als sie 1926 von ihrem Freund und Nachbar zu Long Island, Harry Payne Whitney, zehn Jährlinge für ihren Wheatley Stable genannten Rennstall erwarben. Was später in die Zucht ging, genoss Gastrecht auf der Claiborne Farm. Zu den besten Pferden, die die „Phippses“ zogen, gehören so bekannte Namen wie Seabiscuit (1933), der spätere achtfache Champion-Beschäler Bold Ruler (1954), dessen Söhne Bold Bidder (1962) und What A Pleasure (1965), oder der zwei Jahre ältere Tom Fool-Hengst Buckpasser.
Neben einigen der alten, etablierten Zuchten – Aga Khan, Lord Derby, Gainesway Farm oder die Royal Studs sind Stichworte – blieb es auch neueren Unternehmungen vorbehalten, zum Gesamtpool der Gene dieser Rasse weiter beizutragen, und den Vollblüter hinüber in das 21. Jahrhundert zu begleiten, in dem er längst ein globaler Vertreter geworden ist. So Francoise Dupre, Jan-Luc Lagardere, Nelson Bunker Hunt, Robert Sangster, die Familien Head, Wertheimer und Wildenstein, die japanischen Brüder Katsumi, Teruya und Haruya Yoshida, die zwischen 2010 und 2014 etwa 100 Millionen US-Dollar für Zuchtstuten aus den USA und Europa ausgegeben haben, um sie mit ihren „kosmopolitischen“ Hengsten zu paaren. Auch das Irish National Stud, dass die Tradition von Hall Walker fortführt, und das in Neuseeland 1976 etablierte Cambridge Stud sind dabei zu nennen. Nach den überragenden Cambridge-Beschälern Sir Tristram und dessen Sohn Zabeel scheint Sir Patrick Hogan nun an dem Montjeu-Sohn und ehemaligem Champion-Sprinter Tavistock (2005), der in Australien unter Lord Davistock registriert ist, erneut einen hervorragenden Stallion zur Hand zu haben. Zumindest zeigten die ersten Jahrgänge, dass er „klassischen“ Gruppe-I-Nachwuchs zeugen kann. So gewann sein 2011 in Neuseeland gezogener Sohn Werther im März 2015 in Hongkong das mit 18 Millionen HK$ dotierte Hongkong Derby (Vierjährige; 2000 m), und einen Monat später mit dem Queen Elizabeth II Cup (2000 m) ein weiteres Gruppe-I-Rennen, das mit 20 Millionen (etwa 2,3 Millionen €) versehen war.
Neben anderen jüngeren Auslands-Zuchten mischen auch deutsche Züchter international mit, die sich in der Nachkriegszeit etablierten und neben dem ältesten deutschen Privatgestüt Schlenderhahn (1869) eine äußerst wertvolle Bereicherung sind. Und ähnlich, wie bei der 1937 geborenen Wunderstute Schwarzgold, in der sich das Blut der rheinischen Zuchtstätte mit dem der „zweiten deutschen Vollblut-Institution“, Graditz, verband – ihr Vater war der große Graditzer Stallion Alchimist (1930) – war „der Preusse“ auch an Gestüt Fährhofs Derbysieger und sechsfachem Champion- Beschäler Surumu beteiligt, denn Alchimist (Herold) war dessen Urgroßvater. Diese neue Zuchtstätte wurde 1960 von Walter J. Jacobs, der mit Warmblütern begonnen hatte, gegründet und schnell an die Spitze geführt. Zur Familie gehört auch das englische Newsells Park Stud, das Klaus J. Jacobs ab 2000 erfolgreich formte, und das heute, unter der Regie von Dr. Andreas Jacobs,