lass es beiläufig klingen. Ich hab Hunger.«
Die Frau kam hinter dem Tresen hervor und steuerte auf sie zu. »So schnell wieder hier, Schätzchen?«
Gwen nickte.
»Magst wohl die Küche?«
Gwen nickte wieder.
»Was kann ich euch bringen, Kinder?«
»Von allem ein bisschen«, sagte Gwen.
»Kommt sofort.« Sie wandte sich Stoner zu. »Und du?«
»Nur Kaffee und Hörnchen, bitte.«
»Gibt frische Bratkartoffeln.«
»Na gut, ich probiere sie.«
»Ich brate dir ein knuspriges Ei dazu.«
»In Ordnung.«
»Und Fleischpudding ist im Angebot.«
»Davon auch ein bisschen.«
Die Frau sah Gwen an und zwinkerte. »Sie ist ziemlich wählerisch, was?«
Gwen sah hoch, lächelte und senkte den Kopf rasch wieder.
»Die Frage ist«, meinte die Frau, »soll ich weitermachen oder aufhören, bevor ich durch bin.«
»Was kommt denn als Nächstes?«, fragte Stoner.
»Pfannkuchen.«
»Hören Sie lieber auf.«
Sie sah zu, wie die Frau zwei Tassen Kaffee eingoss und sich am Herd zu schaffen machte. Gwen saß mit im Schoss gefalteten Händen da wie eine Dame.
»Fehlt dir was?«, erkundigte sich Stoner.
»Nein«, murmelte Gwen.
»Betest du?«
»Nein, in Gottes Namen, ich bete nicht.«
Stoner ließ das unkommentiert. »Du, die sieht mir ganz so aus, als ob sie den Dorfklatsch in- und auswendig kennt. Das hier könnte unser erster richtiger Treffer sein.«
»Dann bleib eben am Ball, aber bitte leise, okay?« Gwen umarmte ihre Kaffeetasse und starrte hinein.
Irgendetwas entschieden Seltsames geht hier vor. »Gwen, hab ich dich geärgert?«
»Natürlich nicht.«
Am Tresen saßen zwei Männer Ellbogen an Ellbogen und sahen verfroren aus.
»Hummerpreise abgestürzt«, sagte der eine. »Drei fünfzig fürs Pfund unten in Boston.«
»Verdammte Großhändler«, brummte der andere. »Im Inland verkaufen sie’s zu sechs neunundneunzig. Macht mich echt stinkig.«
»Bin mit dem Mafioso-Typ neulich rumgefahren. Weißt schon, der aus Gloucester.«
Der andere Mann grunzte. »Gibst dich ja mit feinen Herren ab.«
»Jammerte rum, von wegen was allein der Sprit kostet, das Zeug auf den Markt zu karren. Mein Boot läuft ja auch nicht mit Luft.«
»Meins läuft mit Pisse.«
»Von wegen«, warf die Frau ein. »Deins läuft mit schlechter Laune.« Sie füllte ihre Tassen nach. »Iss lieber deinen Teller leer, Virge. Sieht sonst aus, als hättest du keine Selbstachtung.«
»Mieser Kaffee, Delia«, sagte der andere.
»Genau wie die Kundschaft.«
»Die Frau will wissen, wann du rumkommst.«
Sie steckte vier Scheiben Brot in den Toaster. »So? Und wer, glaubst du, kümmert sich um den Laden hier, wenn ich Sozialhelferin spiele wie ’ne untätige reiche Gutsbesitzermadam?«
»Wollte, du würdest rumkommen, ’s hat sie schlimm erwischt, so ’ne Art Kindbettfieber.«
»Ja, weil du sie ewig schwängerst. Kannst du nicht was Besseres mit deinen Nächten anfangen? Die Leute reden schon.«
»Nicht meine Schuld. Gott hat mich so gemacht. Wollte wirklich, du würdest rumkommen.«
»Ich hab zu tun, Frank. Siehst du mich hier vielleicht rumsitzen und fernsehen oder den Pudel mit Schokolade füttern?«
»Hol dir doch ’n Mädel dazu«, sagte der Mann namens Virge. »Wirst ja auch nicht jünger.«
»Und du wirst ja auch nicht spendabler in Sachen Trinkgeld.«
»Heb ich mir auf. An dem Tag, wo ich von dir ’ne vernünftige Tasse Kaffee kriege, führ ich dich zum Altar.«
Delia bellte ein raues Lachen. »Bevor ausgerechnet ’n windiger Hund wie du mich dazu kriegt, Kompromisse zu machen, wird’s eher von unten nach oben regnen.«
»Wenn du so sehr auf Knete aus bist«, sagte Frank zu Delia, »solltest du dich an die Schattenhain-Truppe halten.«
Stoners Kopf ruckte hoch.
Delia schnaubte verächtlich.
»Du kochst allemal gut genug für den Verein da«, fügte er hinzu.
»Von wegen«, mischte sich Virge wieder ein. »Die leben in Saus und Braus da oben.«
»Seit wann bist du denn so gut informiert?«, fragte Frank.
Virge zuckte die Achseln. »Ich komm eben viel rum.«
Delia sah ihn scharf an. »Lass dich nicht mit der Bande ein, Virge. Das gibt nur Ärger. Sag’s ihm, Frank.«
»Nur Ärger«, bekräftigte Frank.
Virge ließ seine Fingerknochen knacken. »Was glaubt ihr, worauf sie aus sind?«
»Schleppnetzfischen«, brummte Delia und hieb ein Ei in die Pfanne, »und damit solltest du dich zufriedengeben.«
»An der Stelle is’ nix mit Schleppnetzfischen«, meinte Virge beharrlich. »Die Strömung da is’ launischer als ’ne New Yorker Hure.«
»Über die bist du wohl auch gut informiert«, grummelte Frank.
»Heute is’ jedenfalls Neumond. Da werden sie rausfahren.«
»Nicht heute«, widersprach Frank. »Es gibt Nebel, so dick wie Möwenscheiße.«
Stoner stupste mit ihrer Stiefelspitze an Gwens Knöchel.
»Jungs, steckt gefälligst eure Nasen in eure eigenen Mülleimer«, sagte Delia streng. Sie riss eine Seite von ihrem Bestellblock. »Ihr wollt doch nicht, dass euch dasselbe passiert wie Dan.«
Virge rutschte vom Barhocker, schielte auf seine Rechnung und packte zwei Dollar und ein paar Münzen auf den Tresen.
»Armes Schwein. Dan war ’n verdammt netter alter Sack.« Er zerrte sich am Ohrläppchen. »Hätte nie gedacht, dass er sich auf See volllaufen lässt. Verrückter Hund.«
»Wenn du dieses Ammenmärchen wirklich glaubst«, sagte Delia, »werd ich dir noch ’n schickes Grundstück mit Meerblick auf Cape Cod verkaufen.«
»Hast du das gehört?«, flüsterte Stoner Gwen zu.
Gwen antwortete nicht. Sie starrte Delia an und schien in Trance gefallen zu sein.
Virge gähnte und kratzte sich am Kinn. »Man sieht sich, Delia. Sag mir Bescheid, wenn du dich dazu durchgerungen hast, mal die verdammte Kaffeekanne abzuwaschen.«
»Das werd ich nicht. Die besseren Dinge dieser Welt wär’n an dich doch nur verschwendet, Virge.« Sie drehte sich zum Grill und schlug den Fleischpudding zusammen.
Frank schlurfte zur Tür.
Als Virge an ihrem Tisch vorbeikam, blieb er stehen und rückte seine grünschwarze Öljacke zurecht. »Morgen, Mädels. Auf Urlaub hier?«
»Eh …«, sagte Stoner.
»Lässt du wohl meine Kundschaft in Ruhe, du geiler alter